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Transkript:

Hans Walser Mathematik 1 für Naturwissenschaften Modul 112 Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung ii Inhalt 1 Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung... 1 1.1 Beispiele... 1 1.2 Allgemeiner Fall... 2 1.2.1 Erster Fall: zwei reelle Lösungen... 3 1.2.2 Zweiter Fall: eine reelle Lösung... 4 1.2.3 Dritter Fall: keine reelle Lösung... 6 1.2.4 Dritter Fall: komplexe Bearbeitung... 6 2 Physikalische Anwendungen... 8 2.1 Das Federpendel... 8 2.1.1 Beispiel... 9 2.2 Gedämpfte Schwingung... 10 2.2.1 Bremswirkung durch Luftreibung... 10 2.2.2 Stoßdämpfer... 11 3 Zusammenfassung... 12 3.1 Lineare homogene Differenzialgleichung zweiter Ordnung... 12 3.2 Physikalische Anwendungen... 12 Modul 112 für die Lehrveranstaltung Mathematik 1 für Naturwissenschaften Winter 2002/03 Probeausgabe Winter 2003/04 Ergänzungen, Fehlerkorrekturen, neue Moduleinteilung Winter 2004/05 Technische Überarbeitung Winter 2005/06 Geändertes Layout. Fehlerkorrekturen Winter 2006/07 MathType Herbst 2007 Geändertes Layout. Kleine Ergänzung. Fehlerkorrekturen Herbst 2009 Fehlerkorrektur Herbst 2013 Ergänzung und Straffung last modified: 23. September 2013 Hans Walser Mathematisches Institut, Rheinsprung 21, 4051 Basel www.walser-h-m.ch/hans

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 1 1 Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 1.1 Beispiele Beispiel 1 Differenzialgleichung: y Lösung: Kontrolle: ( t) = 0 y( t) = At + B Beispiel 2 Differenzialgleichung: y ( t) = Lösung: Kontrolle: y( t) = Ae t + Be t

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 2 Beispiel 3 Differenzialgleichung: y Lösung: Kontrolle: ( t) = y( t) = sin( t) oder y( t) = cos( t), allgemein: y( t) = Asin( t) + Bcos( t) Bemerkung Wir haben zwei Konstanten, A und B. Wir werden sehen, dass wir deshalb auch zwei Anfangsbedingungen benötigen, zum Beispiel y 0 y 0 und. 1.2 Allgemeiner Fall Wir untersuchen die homogene lineare Differenzialgleichung zweiter Ordnung: a y + b y + cy = 0 Versuch: y = e λt. Durch Einsetzen in die Differenzialgleichung erhalten wir: soll a y + b y + cy = aλ 2 e λt + bλe λt + ce λt = e λt ( aλ 2 + bλ + c) = 0 Wegen e λt 0 ist dies nur möglich, wenn der Klammerausdruck ( aλ 2 + bλ + c) Null wird. Wir erhalten die so genannte charakteristische Gleichung: aλ 2 + bλ + c = 0 Diese quadratische Gleichung hat entweder zwei verschiedene reelle Lösungen oder eine reelle (Doppel-)Lösung oder keine reelle Lösungen (sondern zwei konjugiert komplexe Lösungen). Für den dritten Fall erinnern wir uns an die Eulersche Formel: e iϕ = cos( ϕ) + i sin( ϕ)

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 3 In diesem Fall werden also die Funktionen cos und sin zur Lösung führen. Wir haben diesen Fall schon im Beispiel mit den Luchsen und Hasen angetroffen. Wir werden nun die drei Fälle systematisch untersuchen. 1.2.1 Erster Fall: zwei reelle Lösungen Es sei a y + b y + cy = 0 mit b 2 4ac > 0. Die charakteristische Gleichung aλ 2 + bλ + c = 0 hat die beiden Lösungen: λ 1 = b+ b2 4ac und λ 2 = b b2 4ac Für die Differenzialgleichung a y + b y + cy = 0 erhalten wir die allgemeine Lösung: Kontrolle: y( t) = Ae λ 1t + Be λ 2 t 1.2.1.1 Beispiel Differenzialgleichung: 2 y 10 y + 12y = 0 Anfangsbedingungen: y 0 Wir erhalten: = 7 und y ( 0) = 19

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 4 Also: y( t) = 5e 3t + 2e 2t 100 80 60 40 20-1 -0.5 0 0 0.5 1 Lösungskurve y( t) = 5e 3t + 2e 2t, Kontrolle der Anfangsbedingungen 1.2.2 Zweiter Fall: eine reelle Lösung Es sei a y + b y + cy = 0 mit b 2 4ac = 0. Die charakteristische Gleichung aλ 2 + bλ + c = 0 hat die Lösung: λ 0 = b Für die Differenzialgleichung a y + b y + cy = 0 erhalten wir die allgemeine Lösung: Kontrolle: y( t) = ( At + B)e λ 0t

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 5 1.2.2.1 Beispiel Differenzialgleichung: 3 y 30 y + 75y = 0 Anfangsbedingungen: y 0 Wir erhalten: = 3 und y ( 0) = 13 Also: y( t) = ( 2t + 3)e 5t 250 200 150 100 50-2 -1.5-1 -0.5 0 0.5 1 1.5 Lösungskurve y( t) = ( 2t + 3)e 5t

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 6 1.2.3 Dritter Fall: keine reelle Lösung Es sei a y + b y + cy = 0 mit b 2 4ac < 0. Die charakteristische Gleichung aλ 2 + bλ + c = 0 hat keine reelle Lösung. Wir erinnern uns an den Sonderfall y = y, also y + y = 0 mit der charakteristischen Gleichung λ 2 + 1 = 0, welche nur die beiden komplexen Lösungen λ = ±i hat. Andererseits fanden wir für diesen Sonderfall die Lösung = Asin( t) + Bcos( t). Dies macht für den allgemeinen Fall a y + b y + cy = 0 mit b 2 4ac < 0 folgende Lösung plausibel: (der Ausdruck unter der Wurzel ist nun posi- Wir definieren: ρ = b und ω = tiv!) 4ac b2 Damit erhalten wir für die Differenzialgleichung a y + b y + cy = 0 folgende allgemeine Lösung: = e ρt Asin( ωt) + Bcos( ωt) Die Kontrolle ist ziemlich aufwändig und wird der geduldigen Leserin / dem geduldigen Leser anheim gestellt. 1.2.4 Dritter Fall: komplexe Bearbeitung Die charakteristische Gleichung aλ 2 + bλ + c = 0 hat die beiden Lösungen λ 1 = b+ b2 4ac und λ 2 = b b2 4ac Da die Radikanden negativ sind, haben wir keine reellen Lösungen. Mit unseren Definitionen ρ = b und ω = gen: 4ac b2 erhalten wir die beiden konjugiert komplexen Lösun- λ 1 = ρ + iω und λ 2 = ρ iω Wir schreiben nun die allgemeine Lösung der Differenzialgleichung in der Form: y( t) = ( C + id)e λ 1t + ( C id)e λ 2 t Die aus den reellen Zahlen C und D zusammengesetzten Koeffizienten C + id und C id sind ebenfalls konjugiert komplex. Damit erreichen wir, dass die Lösungsfunktion reell wird. Wir haben nun: y( t) = ( C + id)e ( ρ+iω )t + ( C id)e ( ρ iω )t y( t) = ( C + id)e ρt e iωt + ( C id)e ρt e iωt = e ρt C + id e iωt + ( C id )e iωt

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 7 Die eckige Klammer bearbeiten wir separat. Zunächst ist auf Grund der Eulerschen Formel: ( C + id)e iωt + ( C id )e iωt cos( ωt) + i sin( ωt) = C + id + C id cos( ωt ) + i sin( ωt ) Da der Kosinus eine gerade und der Sinus eine ungerade Funktion ist, erhalten wir: ( + i sin( ωt) ) + ( C id) cos( ωt ) + i sin( ωt ) cos( ωt) + i sin( ωt) cos( ωt) i sin( ωt) ( C + id) cos ωt = C + id Ausmultiplizieren und Vereinfachen ergibt: ( C + id) cos ωt C cos ωt = +C cos ωt = 2C cos ωt Somit erhalten wir: + C id ( + i sin( ωt) ) + ( C id) cos( ωt) i sin( ωt) + Ci sin( ωt) + id cos( ωt) Dsin ( ωt ) Ci sin( ωt) id cos( ωt) Dsin( ωt) 2Dsin( ωt) = e ρt 2C cos( ωt) 2Dsin( ωt) Das hat dieselbe Form wie unsere oben angegeben Lösung: = e ρt Asin( ωt) + Bcos( ωt) 1.2.4.1 Beispiel Differenzialgleichung: 32 y 8 y + 113y = 0 Anfangsbedingungen: y 0 Wir erhalten: = 3 und y ( 0) = 3 2

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 8 Wir erhalten (mit Umrechnung auf eine einzige Schwingung): = e 1 8 t sin 15 8 t ( 3cos( 15 8 t )) = e 1 8 t 10 sin( 15 t + arctan ( 3 ) 8 ) 10 8 6 4 2-10-8-6-4-20 0-2 -4-6 -8-10 2 4 6 8 10 Lösungskurve ( 3cos( 15 8 t )) = 10 e 1 8 t sin( 15 t + arctan ( 3 ) 8 ) = e 1 8 t sin 15 8 t 2 Physikalische Anwendungen 2.1 Das Federpendel Bei einem Federpendel sei y( t) die Auslenkung aus der Ruhelage nach oben. Die rücktreibende Kraft der Feder ist proportional zur Auslenkung. Somit gilt die Differenzialgleichung: m Masse In welchem Fall sind wir? y t Beschleunigung = k m y = ky m y + ky = 0 Federkonstante Auslenkung Wir sind im dritten Fall mit:

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 9 ρ = 0 und ω = Wir erhalten eine Schwingung von der Form: 2.1.1 Beispiel Daten: m = 0.15 kg k = 42 N m = 42 kg s 2 Anfangsbedingungen: y( 0) = 0.0354 m y ( 0) = 0.4 m s = e 0 Asin =1 Wir erhalten nach einiger Rechnung: 4mk 2m = k m k ( m ) t + Bcos k ( m ) t y( t) = 0.0239sin( 16.7332t) + 0.0354 cos( 16.7332t) 0.04 0.02 t -0.5 0.5-0.02-0.04 Bemerkungen dazu: Federpendel Diese Schwingungsfunktion kann durch eine einzige Sinus- oder Kosinusfunktion geschrieben werden, zum Beispiel als Sinusfunktion: y( t) = 0.0427sin( 16.7332t + 0.9769) In dieser Darstellung tritt eine Phasenverschiebung auf; dies ist der Nachteil. Der Vorteil ist, dass wir die Amplitude direkt ablesen können. Die Frequenz 16.7332 ist die Kreisfrequenz ω ; sie misst den Winkel (im Bogenmaß) pro Sekunde. Zwischen dieser Kreisfrequenz und der gewöhnlichen Frequenz f (Anzahl Schwingungen pro Sekunde) gilt die Beziehung: ω = 2π f

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 10 In unserem Beispiel gilt: Frequenz f = ω 2π = 2.66317 1 s Periodenlänge (Wellenlänge) T = 2π ω = 0.37549 s 2.2 Gedämpfte Schwingung Die Bremswirkung durch die Reibung, zum Beispiel die Luftreibung, ist proportional zur Geschwindigkeit. Wir erhalten somit die erweiterte Differentialgleichung: m Masse y t Beschleunigung = k Federkonstante Auslenkung m y = ky ρ y m y + ρ y + ky = 0 ρ Reibungskoeffizient y t Geschwindigkeit Für die weitere Untersuchung ist wesentlich, ob b 2 4ac = ρ 2 4mk größer, gleich oder kleiner als Null ist. Je nach Größe des Reibungskoeffizienten ergibt sich somit ein unterschiedliches Verhalten. Bemerkung: Wir haben nun den Buchstaben ρ in zwei verschiedenen Bedeutungen: Im physikalischen Kontext ist ρ der Reibungskoeffizient. Im mathematischen Kontext ist ρ = b. 2.2.1 Bremswirkung durch Luftreibung Beispiel: m = 0.15 kg ρ = 0.1 kg s k = 42 N m = 42 kg s 2 Anfangsbedingungen: Hier ist: y( 0) = 0.0354 m y ( 0) = 0.4 m s b 2 4ac = ρ 2 4mk = 25.19 < 0 Wir sind also im dritten Fall (gedämpfte Schwingung).

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 11 Für y( t) erhalten wir nach einiger Rechnung: = e 1 3 t 0.02459sin( 16.7299t) + 0.0354 cos( 16.7299t) Dies kann wiederum so umgeformt werden, dass die Schwingung direkt sichtbar wird. Wir erhalten: = e 1 3 t Dämpfung 0.04237 sin 16.7299t + 0.9514 Schwingung 0.04 0.02 2 4 6 8 10-0.02 t 2.2.2 Stoßdämpfer -0.04 Dämpfung durch Luftreibung Bei einem Stoßdämpfer ist die Reibung groß und daher b 2 4ac = ρ 2 4mk > 0. Wir sind also im ersten Fall mit zwei reellen Lösungen der charakteristischen Gleichung. Die beiden Lösungen sind: λ 1 = ρ+ ρ2 4mk 2m und λ 2 = ρ ρ2 4mk 2m Für die Differenzialgleichung m y + ρ y + ky = 0 erhalten wir die allgemeine Lösung: Beispiel: m = 0.15 kg ρ = 6 kg s k = 42 kg s 2 Anfangsbedingungen: = 0 m = 0.4 m s y 0 y 0 Stoß aus Ruhelage Mit einiger Rechnung erhalten wir: y( t) = Ae λ 1t + Be λ 2 t

Hans Walser: Modul 112, Lineare Differenzialgleichungen zweiter Ordnung 12 y( t) = 0.01826e 9.04554t 0.01826e 30.95445t 0.008 0.006 0.004 0.002.1 0.1 0.2 0.3 0.4-0.002 t Stoßdämpfer 3 Zusammenfassung 3.1 Lineare homogene Differenzialgleichung zweiter Ordnung a y + b y + cy = 0 Ansatz y = e λt gibt charakteristische Gleichung aλ 2 + bλ + c = 0 Erster Fall: zwei reelle Lösungen λ 1 = b+ b2 4ac, λ 2 = b b2 4ac y( t) = Ae λ 1t + Be λ 2 t Zweiter Fall: eine reelle Lösung λ 0 = b y( t) = ( At + B)e λ 0t Dritter Fall: keine reelle Lösung. Wir setzen ρ = b und ω = = e ρt Asin( ωt) + Bcos( ωt) 4ac b2 3.2 Physikalische Anwendungen Pendel, Schwingungsvorgänge, Stoßdämpfer Federpendel: erster Fall Gedämpfte Schwingung, Reibung: alle drei Fälle möglich.