Portfoliodidaktik Praktische Anregungen, Übungen und Beispiele für die Lehrerbildung Cerstin Henning, Meike Kricke
Inhaltsverzeichnis Inhalt Seite Vorwort von Prof. Dr. Thomas Häcker 1 Vorwort der Autorinnen 4 Teil I Portfolioarbeit in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung ein theoretischer Überblick 1. Portfolio was ist das? 8 1.1 Definition 10 1.2 Lehr-Lern-Verständnis 10 1.2.1 Welche Arten von Portfolios gibt es? 11 1.2.2 Portfolios in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung 12 1.3 Auf dem Weg zu einer Portfoliodidaktik 17 1.4 Mein Weg zur Portfoliodidaktik 19 2. Portfolioarbeit was bringt das? 21 2.1 Stärkung der Reflexionskompetenz 21 2.2 Selbststeuerung in der beruflichen Professionalisierung 23 2.3 Erfahrung der Selbstwirksamkeit durch Ressourcenorientierung 23 2.4 Empowerment in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung 25 2.5 Nachhaltigkeit durch Verschriftlichung und Vorsatzbildung 25 2.6 Entwicklung des Professionellen Selbstkonzeptes 26 3. Portfolioarbeit wie geht das? 30 3.1 Gelingensbedingungen 30 3.2 Phasen der Portfolioarbeit 34 3.3 Was heißt eigentlich Reflektieren? 37 3.4 Reflexionsmethoden im Portfolio 46 3.5 Portfolios in meiner Arbeit als Ausbilderin bzw. Ausbilder 61 Teil II Meileinsteine der Portfolioarbeit Praktische Bausteine zur Gestaltung 4. Portfolioarbeit in der universitären Bildung 70 4.1 Rahmenbedingungen schaffen 71 4.1.1 Das Portfolio in die univerisäre Ausbildung einbetten 71 4.1.2 Gliederung eines Portfolios konzipieren 73 4.2 Einführung von Portfolios in der universitären Lehramtsausbildung 75
4.2.1 Portfolioarbeit für Studierende einführen: Wie? 77 4.2.2 Kooperation in Lernteams 83 4.3 Begleitung der Portfolioarbeit 87 4.3.1 Analoge Methoden für Ihre Seminargestaltungen 88 4.4 Standardbasierte Portfolioarbeit 93 4.4.1 Der rote faden einer Portfolioarbeit: Arbeiten am Professionellen Selbstkonzept 95 4.4.2 Arbeiten an persönlichen Zielen 104 4.4.3 Reflexionsanker setzen 106 4.4.4 Theorie-Praxis-Verknüpfung innerhalb der Praxisphasenbegleitung 113 4.5 Portfoliogespräche 116 4.5.1 Portfoliobasierte Feedback-Gespräche 117 4.5.2 Präsentation und Gespräche im Rahmen eines Portfoliotages 121 4.6 Logbuch: Wichtigste Erkenntnisse und persönliche Vorsätze 122 5. Portfolioarbeit im Vorbereitungsdienst 125 5.1 Rahmenbedinungen schaffen 126 5.2 Ideen für die Gestaltung der Portfolioeinführung im Vorbereitungsdienst 130 5.3 Begleitung der Portfolioarbeit im Vorbereitungsdienst 136 5.3.1 Ausbildungsbegleitende Arbeit mit Logbucheinträgen 136 5.3.2 Analoge Portfolioübungen zur Schärfung des Professionellen Selbstkonzeptes 142 5.3.3 Standardbasierte Reflexionsangebote 152 5.4 Portfoliobasierte Gespräche 154 5.4.1 Portfoliobasierter Austausch in Lerngemeinschaften 155 5.4.2 Portfoliogespräch 162 5.4.3 Portfoliowerkstatt 166 5.4.4 Gespräche zum Professionellen Selbstkonzept 170 5.5 Selbstreflexion: Meine wichtigsten Erkenntnisse & persönlichen Vorsätze 173 6. Portfolioarbeit in der Berufseingangsphase 175 6.1 Portfolios zur eigenen Weiterentwicklung nutzen 175 6.2 Portfolioübungen für die tägliche Berufspraxis 177 6.3 Ausblick 184 Literaturverzeichnis 186 Über die Autorinnen 196
8 Portfolio was ist das? 1 Portfolio was ist das? Überblick Im ersten Kapitel definieren wir zunächst, was genau unter dem Begriff Portfolio zu verstehen ist und welches Lehr-Lern- Verständnis damit verknüpft ist. Nachdem verschiedene Arten und Einsatzmöglichkeiten von Portfolios skizziert sind, gehen wir konkret auf den Portfolioeinsatz innerhalb der Lehrerinnen- und Lehrerbildung ein. Das Kapitel schließt mit unserem Verständnis einer Portfoliodidaktik. Im Folgenden finden Sie ein WEG-Portfolio (Selbstreflexion 1), mit dessen Hilfe Sie Ihren Weg durch dieses Kapitel gestalten und dokumentieren können. Drucken Sie es sich aus oder bearbeiten Sie es hier im Buch. Diese Portfolioübung, eine Adaption der KWL-Tabelle aus dem kooperativen Lernen 1, ermöglicht die Aktivierung von Vorwissen, die Strukturierung von Lernbedürfnissen und die Dokumentation von individuell als lernenswert bzw. behaltenswert erfahrenen Erkenntnissen. Die KWL-Tabelle ist ein grafischer Organizer, der von Donna Ogle entwickelt wurde (Ogle 1986). In den Kategorien know, want-to-know und learned werden die Schülerinnen und Schüler angehalten, sich über ihr Vorwissen (know) Gedanken zu machen, eigenen Lern- bzw. Wissensbedarf zu identifizieren (wantto-know) und am Ende eine persönliche Bilanz (learned) zu ziehen. Diese schülerorientierte und schüleraktivierende Methode eignet sich insbesondere zur aktiven Auseinandersetzung mit einem Text und zur individuellen Förderung von Lesekompetenz. 1 Vgl. im Überblick z. B.: Green/Green (2005): Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium. Das Trainingsbuch. Seelze-Velber: Kallmeyer.
Portfolio was ist das? 9 Selbstreflexion 1: WEG-Portfolio Teil 1 Nehmen Sie sich einen kurzen Augenblick und denken Sie über Ihre Erfahrungen bzw. Ihr Wissen über Portfolios in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung nach. Notieren Sie anschließend kurz in den ersten beiden Spalten:... das weiß ich bereits;... das möchte ich erfahren. Behalten Sie diese Notizen mindestens bis zum Ende des Kapitels, dann können Sie sie noch einmal zur Selbstvergewisserung und Vorsatzbildung nutzen. W E das weiß ich bereits das möchte ich erfahren das habe ich gelernt G
10 Portfolio was ist das? 1.1 Definition Was ist ein Portfolio? Der Begriff Portfolio kommt aus dem Lateinischen (portare: tragen; folium: Blatt). Zunächst ist darunter eine Art Sammelmappe zu verstehen, in der Materialien für verschiedene Zwecke gesammelt werden (vgl. Kricke/Reich 2013, S. 17). Im Zuge eines Definitionsversuches verweist Häcker (2007, S. 127) auf Paulson et al. (1991, S. 60): Ein Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung von Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der/des Lernenden auf einem oder mehreren Gebieten zeigt. Die Sammlung muss die Beteiligung der/des Lernenden an der Auswahl der Inhalte, der Kriterien für die Auswahl, der Festlegung der Beurteilungskriterien sowie Hinweise auf die Selbstreflexion der/des Lernenden einschließen. (übersetzt von Häcker 2007, S. 127) Allgemein lässt sich weiter zur Struktur von Portfolios ergänzen, dass es häufig einen öffentlichen und einen privaten Teil gibt (vgl. Reich 2009, S. 90 f.). Im privaten Teil werden ganz individuelle Materialien gesammelt. Der öffentliche Bereich ist in der Regel vorstrukturiert und besteht aus Materialien, die für bestimmte Personen transparent gemacht werden sollen und dem gemeinsamen Austausch dienen. 1.2 Lehr-Lern-Verständnis Zieht man die zuvor genannte Portfolio-Definition (vgl. Häcker 2007) heran, wird deutlich, dass sich dahinter ein verändertes Lehr-Lern-Verständnis verbirgt: Die Lernenden verfolgen nicht vorgegebene, sondern eigene Zielsetzungen, und dokumentieren sowie reflektieren ihren subjektiven Lernprozess. Dabei kann die Arbeit an einem Portfolio zu einer individuellen Lernkultur beitragen. Es geht um einen stetigen Dialog, um Partizipation und das Empowering aller Beteiligten. Der Dialog ermöglicht ein gemeinsames Aushandeln, das Transparenz schafft und zur Förderung intrinsischer Motivation führen kann (vgl. z. B. Deci/Ryan 1993). Granberg (2010) betont, dass das Portfolio-Konzept besonders gut zu einem konstruktivistisch geprägten Lernverständnis passt. Wird es zielführend eingesetzt, kann es dabei als ein Motor für eine andere Lern-Lehr-Kultur (Häcker/Winter 2009, S. 228) agieren. Abgestimmt auf die Ziele, die mit Portfolioarbeit gefördert werden können, kann eine Veränderung im Lehr-Lern- Verständnis einhergehen: