Research Institute of Organic Agriculture Forschungsinstitut für biologischen Landbau Institut de recherche de l agriculture biologique Analyse der aktuellen Trends: Faktoren, die die Entwicklungen im Ökolandbau beeinflussen Dr. Matthias Stolze
Faktoren für Entwicklung: Öko-Betriebe & Fläche 2000-2011 Öko-Flächenprämien Unterstützung für Bio-Organisationen Aktions Plan Unterstützung für erneuerbare Energien (EEG) Differenz zwischen Förderung von ökolog. und konv. Betrieben Verlässlichkeit und Kontinuität der Öko-Landbau Politik Angenommene Profitability von Öko-Betrieben Druck auf konventionelle Betriebe zu Veränderungen Haltung der Bauern gegenüber dem ökolg. Landbau Möglichkeit der Bio-Vermarktung DE AT DK UK IT CZ n.i. n.i. Quelle: Stolze und Jahrl 2011 2
Entwicklung des Gewinns plus Personalaufwand je AK Quelle: Sanders 2015 3
Faktoren, die die Umstellungsentscheidung beeinflussen wenn der Kopf nicht umstellt, dann bringt das Geld auch nichts Quelle: Home et al. 2014 4
Faktoren, die die Umstellung beeinflussen Produktionstechnik Öko-Förderung Absatz Risikobereitschaft Landwirt Unabhängigkeit & Selbstbestimmung Richtlinien Akzeptanz & Anerkennung Selbstverständnis Informationsverarbeitung Preise Soziale Faktoren Quelle: Home et al. 2014 5
Probleme und Hindernisse für die Betriebsentwicklung: Sicht v. Öko-Bauern 2009 Sanders et al. 2012
Unsicherheit / Risikobereitschaft irgendwie verlässt man so den sicheren Hafen und im Bio-Landbau muss man einfach immer voraus sein Finanzielle Verluste während der Umstellungszeit Verlust von etablierten Absatzkanälen höheren Arbeitsbelastung, insbesondere Handarbeit Quelle: Home et al. 2014 7
Unsicherheit / Risikobereitschaft Besonders klar zeigte sich, dass eine Umstellung die Landwirte stark verunsicherte, da es ihnen schwer fiel, sich auf etwas Neues, Ungewohntes einzulassen Dem beugten sie durch intensive Vorbereitung vor, die oft mehrere Jahre dauerte. Außerdem versuchten sie die Unsicherheiten beispielsweise finanzieller Art durch genaue Berechnungen kalkulierbar zu machen. Bio-Bauern berichten aber auch, dass die Umstellung einfacher war als erwartet Quelle: Home et al. 2014 8
Akzeptanz und Anerkennung...ich hatte mit meinen Nachbarn und Kollegen ein gutes Verhältnis und sie kannten mich und ich erfuhr auch, dass sie mich als Bio-Bauer noch schätzen Akzeptanz und Anerkennung durch Kollegen und Verbraucher = Motivation und Bestätigung für richtiges Handeln Intensive Beobachtung durch Nachbarn empfanden einige Landwirte als unangenehm Negative und positive Beispiele haben motivierende bzw. hemmende Wirkung Akzeptanz von benachbarten Bauern ist heute weniger wichtig als früher Toleranz gegenüber Fehlern von Bauern steigt: Fehler und Misserfolge werden als eine Chance zum Lernen angesehen Lehrgeld Quelle: Home et al. 2014 9
Unabhängigkeit und Selbstbestimmung Ich möchte nicht Landknecht von Monsanto und Syngenta sein Keine Abhängigkeit von Saatgut- und Pflanzenschutzindustrie Von großen Marktakteuren Mehr Möglichkeiten in der Vermarktung (Bauern haben Vermarktung aus den Händen gegeben) Quelle: Home et al. 2014 10
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Unabhängigkeit und Selbstbestimmung die Richtlinien sind nicht das Hauptproblem bei der Umstellung, aber ich glaube schon, man muss überlegen, wie man im Biolandbau die Kontrolle so weiterentwickelt, dass sie nicht zum Hinderungsgrund für Bio wird Richtlinien Einschränkung durch komplizierte Richtlinien und Vorschriften werden immer umfangreicher und strenger Verlässlichkeit Abhängigkeit von Politik und Transferzahlungen Quelle: Home et al. 2014 12
Selbstverständnis als Landwirt Biobauern messen sich an denselben Kriterien wie andere Bauern: Qualität und Ertrag Bauern, die immer wieder einen niedrigen Ertrag haben, Unkraut überhand nehmen lassen oder andere Zeichen schlechter Qualität aufweisen, sind nicht sehr hoch angesehen Befürchteter Qualitätsverlust ist bei einigen Bauern ein Hindernis für die Umstellung Landwirte verstehen sich als Produzent von Lebensmitteln Quelle: Home et al. 2014 13
Betriebe des ökolog. Landbaus im Vergleich zu konventionell wirtschaftenden Betrieben Einheit ökologischer Landbau 2013/14 konventionelle Vergleichsgruppe Betriebe Anzahl 403 2.092 konventionelle Vergleichsgruppe Anzahl - 403 landw. Genutzte Fläche ha 126 122 Arbeitskräfte AK 2,6 2,0 Umsatzerlöse aus Pflanzen- & Tierproduktion Euro/ha LF 1.587 1.752 Direktzahlungen und Zuschüsse Euro/ha LF 587 414 betriebl. Aufwendungen Euro/ha LF 1.890 1.894 Unternehmensergebnis Euro/Unternehmen 55.549 55.769 Quelle: Sanders 2015 14
Bio und regional Ökobarometer-Studie 2013: in Deutschland wären etwa drei Viertel der Befragten dazu bereit, für Produkte aus der Region einen höheren Preis zu bezahlen Problematisch ist dabei, dass gerade Biokäufer bevorzugt regionale Ware kaufen, während sich Importware aus Sicht der Konsumenten nicht mit den Prinzipien des Biolandbaus vereinbaren lässt (Stolz 2009) Für allgemeine Supermarkt-Kunden ist regional wichtiger ist als Bio (Feldmann & Hamm 2015) 15
Selbstverständnis als Landwirt Bauern verstehen sich als Produzenten: dies wird zunehmend thematisiert Anerkennung als Produzent ist höher, wenn für Konsumenten das woher und von wem wichtiger ist als das wie Quelle: Home et al. 2014 16
Faktoren, die die Umstellungsentscheidung beeinflussen wenn der Kopf nicht umstellt, dann bringt das Geld auch nichts 1. Unsicherheit / Risikobereitschaft 2. Akzeptanz und Anerkennung durch Kollegen und Verbraucher 3. Verlust bzw. Gewinn an Unabhängigkeit bzw. Selbstbestimmung 4. Selbstverständnis als Landwirt Quelle: Home et al. 2014 17
Die Umstellung auf ökologischen Landbau ist eine Investition in die Zukunft Günstige und verlässliche Rahmenbedingungen (Politik, Ökonomie, Vermarktung) sind die Grundvoraussetzungen für die Umstellungsbereitschaft nicht nur die Rahmenbedingungen an sich sind entscheidend: wie wirken diese Rahmenbedingungen auf die Landwirtsfamilie? wie werden sich diese Rahmenbedingungen zukünftig verändern und den Erfolg des Betriebes beeinflussen? 18
Fazit Umstellung im Kopf ist wichtig Landwirtsfamilien verarbeiten die Informationen zu den Rahmenbedingungen unterschiedlich kurzfristige positive Entwicklungen können der Auslöser sein, den Betrieb tatsächlich umzustellen aber nur, wenn schon eine grundsätzliche Umstellungsbereitschaft vorhanden ist Schlüsselrolle für Akteure mit direktem Kontakt zu den Landwirten: Beratung, Verbände, Fachzeitschriften, Berufskollegen etc. 19
Vielen Dank! 20