Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung zur Gesundheitskompetenz in der Schweiz

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Transkript:

Symposium der Allianz Gesundheitskompetenz Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung zur Gesundheitskompetenz in der Schweiz Karin Gasser Co-Leiterin Sektion Gesundheitliche Chancengleichheit, Bundesamt für Gesundheit 11. Dezember 2017

Inhalt Wie kam es zur Studie? Ergebnisse des HLS-CH Gesundheitspolitische Interpretation der Ergebnisse Nächste Schritte Diskussion 2

Wie kam es zur Studie? Das Thema Gesundheitskompetenz wurde in die bundesrätliche Strategie G2020 integriert (Handlungsfeld 2: Chancengleichheit: Ziel 2.3: Patientinnen und Patienten stärken: Stärkung der Gesundheitskompetenz) Auftrag 1: Quantitative Bevölkerungsbefragung «Erhebung Gesundheitskompetenz» durchführen mit dem Ziel, die Verteilung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu analysieren Vorbild European Health Literacy Survey (HLS-EU) 2008-2012 (Niederlande, Bulgarien, Spanien, Österreich, Griechenland, Polen, Irland, Deutschland NRW) Auftrag 2: Anhand qualitativer Fokusgruppengespräche die Ergebnisse vertiefen und valorisieren 3

Ergebnisse HLS-CH (gfs.bern: 2016) 4

Dimensionen der Gesundheitskompetenz 5

«Wie einfach ist es Ihrer Meinung nach, Informationen über Krankheitssymptome, die Sie betreffen, zu finden?» Wie einfach ist es Ihrer Meinung nach, Informationen darüber, wie Sie psychisch gesund bleiben können, zu verstehen?» «Wie einfach ist es Ihrer Meinung nach, zu entscheiden, ob Sie sich gegen Grippe impfen lassen sollten?» 6

7

Ergebnisse: Generelle Gesundheitskompetenz 8

Index generelle Gesundheitskompetenz im Ländervergleich 62.1% 54% 28.7% 9

Index Krankheitsbewältigung im Ländervergleich 52% 41% 24.2% 10

Die grössten Schwierigkeiten bezüglich Krankheitsbewältigung Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen zu beurteilen, wann eine Zweitmeinung eingeholt werden muss zu beurteilen, ob Informationen über eine Krankheit in den Medien vertrauenswürdig sind 11

Index Krankheitsprävention im Ländervergleich 58.9% 51% 25.6% 12

Die grössten Schwierigkeiten bezüglich Krankheitsprävention zu verstehen, weshalb man Impfungen braucht zu beurteilen, welche Impfungen man braucht zu beurteilen, welche Vorsorgeuntersuchungen man durchführen lassen sollte zu beurteilen, ob die Informationen über Gesundheitsrisiken in den Medien vertrauenswürdig sind aufgrund von Informationen aus den Medien zu entscheiden, wie man sich vor einer Krankheit schützen kann 13

Index Gesundheitsförderung im Ländervergleich 70.4% 49% 36.4% 14

Die grössten Schwierigkeiten bezüglich Gesundheitsförderung Informationen darüber zu finden, wie man die Wohnumgebung gesundheitsförderlicher machen kann zu beurteilen, wie sich die Wohnumgebung auf die eigene Gesundheit auswirken kann etwas über politische Veränderungen herauszufinden, die Auswirkungen auf die Gesundheit haben können Angaben auf Lebensmittelverpackungen zu verstehen 15

Index generelle Gesundheitskompetenz (General-HL) nach Teilstichprobe in % (portugiesischer/türkischer) EinwohnerInnen ab 15 Jahren EinwohnerInnen allgemein 10 36 45 9 54% portugiesische EinwohnerInnen 3 54 38 5 43% türkische EinwohnerInnen 3 32 51 14 65% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ausgezeichnet ausreichend problematisch unzureichend Gesundheitskompetenz Schweiz 2015, November 2015 (N Ew. = 1107, N PT = 255, N TR = 250), sig. 16

Zusammenhänge 17

Ergebnisse der Zusatzauswertungen (Thomas Abel et al., ISPM Bern, 2017) 18

Generelle Gesundheitskompetenz (alle Dimensionen) eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz kann vor allem bei älteren Menschen festgestellt werden Je höher die Schulbildung, desto weniger Schwierigkeiten bei der Gesundheitskompetenz. Unterschiede nach Geschlecht kaum sichtbar (Ausnahme: Stichprobe Portugiesen/innen) 19

Einflussfaktor Alter. 20

Informationen finden Infos finden über Impfungen/Vorsorgeuntersuchungen: 48% der +65-Jährigen haben Schwierigkeiten (20.1% bei den 15-39-Jährigen) Infos über Therapiemöglichkeiten finden: 59.2% der +65- Jährigen haben Schwierigkeiten (11.4% der 15-39-Jährigen) Informationen verstehen Verstehen, weshalb Impfungen nötig sind: 41.4% der +65- Jährigen haben Schwierigkeiten (30% der 15-39-Jährigen) Packungsbeilage verstehen: 55.5% der +65-Jährigen haben Schwierigkeiten (13.2% der 15-39-Jährigen) 21

Informationen anwenden Entscheidungen treffen aufgrund von Informationen einer Ärztin/einem Arzt: 37.5% der +65-Jährigen haben Schwierigkeiten (7.4% der 15-39-Jährigen) Informationen beurteilen Beurteilen, wann eine Zweitmeinung nötig ist: 57.9% der +65- Jährigen finden dies sehr schwierig bis ziemlich schwierig (27.8% der 15-39-Jährigen) Welche Impfungen sind nötig? 60.3% der +65-Jährigen haben Schwierigkeiten (45.5% der 15-39-Jährigen) Beurteilen, welche Vorsorgeuntersuchungen gemacht werden sollen: 46.6% der +65-Jährigen haben Schwierigkeiten (27.4% der 15-39-Jährigen) 22

Einflussfaktor Bildung. 23

Informationen finden Infos finden über Impfungen/Vorsorgeuntersuchungen: 39.5% der Personen mit obligatorischem Schulabschluss finden dies schwierig (17.3% der Personen mit tertiärer Ausbildung) Informationen beurteilen Welche Impfungen sind nötig? 53.5% der Personen mit einem obligatorischen Schulabschluss haben Schwierigkeiten (30.8% der Personen mit einer tertiären Ausbildung) Beurteilen, welche Vorsorgeuntersuchungen gemacht werden sollen: 39.3% der Personen mit obligatorischem Schulabschluss haben Schwierigkeiten damit (22.6% der Personen mit tertiärer Ausbildung) Beurteilen, wann eine Zweitmeinung nötig ist: 46.4% der Personen mit obligatorischem Schulabschluss (25.5% der Personen mit tertiärem Schulabschluss) 24

Signifikante Zusammenhänge Schwierigkeiten mit Impfinformation Schwierigkeiten Interaktion zwischen Patientinnen und Patienten - Gesundheitsfachpersonen Schwierigkeiten mit Medieninformation 25

Gesundheitspolitische Bewertung der Ergebnisse 26

Schlüsselergebnisse aus gesundheitspolitischer Sicht Die Ergebnisse verweisen auf einen Wunsch nach objektiven und einfach umgänglichen Medieninformationen Impfdebatte wird im Gegensatz zu unseren Nachbarländern sehr kontrovers geführt und führt zu Verunsicherungen. Komplexes und stark fragmentiertes Gesundheitssystem erschwert vielen Patientinnen und Patienten die Orientierung. Verunsicherung in der Interaktion zwischen Patientinnen/Patienten und Gesundheitsfachpersonen 27

Zwei Arten des Handlungsbedarfs Anteil der Personen mit tiefer Gesundheitskompetenz verringern Optimierung des Gesundheitssystems: Das Gesundheitssystem muss auch mit Personen, welche eine tiefe Gesundheitskompetenz haben, umgehen können 28

Weitere Schritte Fokusgruppen (SRK) mit dem Ziel, die quantitativen Ergebnisse zu vertiefen. Inhaltliche Schwerpunkte: Information sowie Interaktion mit Gesundheitsfachpersonen (bis Frühling 2018) Vertiefungsstudie Impfen im Rahmen der nationalen Impfstrategie, Università Svizzera Italiana (P. Schulz) bis Ende 2018 WHO Europa: Bericht zu evidenzbasierten Praxisbeispielen aus verschiedenen Ländern (bis Frühling 2018) Vorarbeiten für die nächste internationale Erhebung der Gesundheitskompetenz (im Rahmen eines WHO-Netzwerks). Erhebung geplant auf 2019/2020 Politischer Entscheid über konkrete zusätzliche Massnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz in der Schweiz (2018) 29

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