Sekundäre Amenorrhoe

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bmw-a bmw-b [nmol/l] FT4 [pmol/l] 53,5 32,2 [nmol/l] 5,08 3,22 FT3 [pmol/l] 20,1 10,8 TSH [µu/ml] 30,17 5,41 [mu/ml] 58,2 18,1

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Transkript:

1 Sekundäre Amenorrhoe o Ausbleibende Menstruationsblutung für 3 individuell typische Zyklen oder 6 Monate bei zuvor regelrechtem Zyklus o vorübergehend, intermittierend (Oligomenorrhoe: < 9 Zyklen / Jahr oder Zykluslänge > 35 Tage) oder permanent o 3-4 % im Reproduktionsalter Endokrinologie Gynäkologie 21.03.2019 Katrin Schimke

2 Agenda o Fallbeispiel o Differentialdiagnosen & Pathomechanismen o Systematische Abklärung

3 Fallbeispiel: 34 J o Unauffällige Entwicklung o Menarche 13 jährig, regelmässige Zyklen o Yasmin über 10 Jahre o Primäre Sterilität bei o post pill Amenorrhoe

4 Häufigste Ursache?

5 Strukturierte Abklärung Fokus auf die Kontrollebenen des weiblichen Zyklus uterus

6 Epidemiologie

7 Neuroendokrine Ursachen von Amenorrhö & Infertilität Physiologisch Funktionelle hypothalamische A Pathophysiologisch 1. Hyperprolaktinämie 2. Hyperandrogenämie AGS (v.a. nicht-klassisch), PCOS, selten Tumoren 3. Sella RF/Läsionen Hormonaktiv (z.b. GH,TSH)/hormoninaktiv 4. Infiltrative/entzündlich-infektiöse Prozesse 5. Sheehan s Syndrom 6. Schädel-Hirn Trauma 7. Genetische Ursachen a. Idiop. hypogonadotroper Hypogonadismus (Kallman s S.) b. Hypopysenentwicklungs-Gen-Mutationen Iatrogen 1. Medikamente a. GNRH Suppression i. Opiate ii. Kortikosteroide b. Hyperprolaktinämie i. Psychotrope Medikamente ii. iii. c. Hypophysitis GI Prokinetika Antihypertensiva i. CTLA-4 AK 2. Hypophysenchirurgie 3. Bestrahlungstherapie L.T. Fourman & P.K. Fazeli JCEM 2015

8 Hormonelle Mediatoren der FHA L.T. Fourman & P.K. Fazeli JCEM 2015

9 Pathophysiologie der Hyperprolaktinämie Dopamin Solide/ zystische RF Stalk-Disruption Prolaktinom Chronische NI Thoraxtrauma L.T. Fourman & P.K. Fazeli JCEM 2015

10 Hyperandrogenämie und Amenorrhö Testosteron PCO Syndrom L.T. Fourman & P.K. Fazeli JCEM 2015

11 o Medikamente? Anamnese o Psycho-physischer Stress? chronische Erkrankung, Gewichtsveränderung, Ernährungsgewohnheiten, Essstörung, körperliche Aktivität o Androgenisierung? o Symptome hypothylamischer-hypophysärer Erkrankung? Galaktorrhoe, Geburtskomplikationen (Blutverlust), Kopfschmerzen, Sehstörungen, Müdigkeit, Polyurie/-dipsie o Östrogenmangel-Symptome? Wallungen, Schlafstörungen, Libidoverlust, Dyspareunie o Manipulationen oder Entzündungen am Uterus? Kurretage (Asherman Syndrom), Infektionen/Endometritis o Andere autoimmune Erkrankungen?

12 Körperliche Untersuchung o Grösse, Gewicht, BMI o Androgenisierungszeichen Hirsutismus, Akne o Zeichen einer Insulinresistenz Acanthosis nigricans o Galaktorrhoe o Hinweise auf Cortisol- oder GH-Exzess Körperproportionen, Striae rubrae, easy bruising, Knöchelödeme, prox. Muskelschwäche o Vitiligo

13 o (beta hcg im Serum) Labor o Estradiol, FSH, LH, Prolaktin, TSH CAVE E2 Spiegel zyklusabhängig, variabel (z.b. bei POI) idealer ZP für BE frühzyklisch (d2-4) normal E2 > 40 pg/ml oder > 150 pmol/l CAVE 40-50% falsch positiv, 20% falsch negativ Einzelbestimmung u.u. nicht repräsentativ für Östrogenisierung während der letzten Wochen -> besser Gestagentest/Östrogen-Gestagentest o Testosteron, Albumin, SHBG (Berechnung des freien T), Androstendion, DHEAS, 17 alpha OHP

14?

15 norm >40 pg/ml; >150 pmol/l CAVE 40-50% falsch positiv; 20% falsch negativ M. von Wolff & P. Stute Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

16 V.a. Anovulation hypothalamisch-hypophysäre Dysfunktion o Häufigste Ursache PCO Syndrom Ausschlussdiagnose Mdst 2 von 3 Kriterien: klinische und/oder laborchemische Hyperandrogenämie, unregelmässige Zyklen, typische Sonomorphologie der Ovarien o Nicht klassisches AGS o Sehr selten androgenproduzierende Tumoren -> Klinik! o Testosteron, Albumin, SHBG (Berechnung des freien T), 17-alpha OHP, Androstendion, DHEAS 21.03.2019 Katrin Schimke

17 < 40 pg/ml;<150 pmol/l Endometriumdicke < 4-6 mm, LH/FSH ratio <1 tief M. von Wolff & P. Stute Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

18 Hypogonadismus Hypergonadotrop Hypogonadotrop FSH (LH)

19 Prämature ovarielle Insuffizienz o Prävalenz 1:250 < 35 Jahren, 1:100 < 40 Jahren o Ursache in 75-90% unklar o Autoimmunerkrankungen (polyglanduläres AIS) Diabetes, prim. Nebenniereninsuffizienz, SD Funktionsstörung TSH, Morgencortisol, ggf. Glukose, HbA1c, Autoantikörper Ovar, SD o Turner Syndrom -> Karyotypisierung o 2-5% fragile X mental retardation 1 (FMR1) Prämutation -> genetische Testung M. von Wolff & P. Stude Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

20 Hypogonadismus Hypergonadotrop Hypogonadotrop FSH (LH) Neuroendokrine Ursache

21 hypo Hypo normal (<20 ng/ml) PRL o funktionelle hyopthalamische A o strukturelle Hypophysenpathologie o Adenom/andere RF o empty sella o infiltrativer, entzündlicher Prozess Makroprolaktinämie?

22 Serum Prolaktin Spiegel nach Ursache Stress Hypothyreose TSH Med Mikro- PRLom Up to date 03/2019 andere SS Makro- Hypothyreose hypoth.- PRLom hypophys. Pathologie

23 Makroadenom & PRL zw. 20-200 ng/ml? CAVE Hook Effekt Sehr hohe PRL Spiegel (>5000 ng/ml) Sättigung der Antikörper der Assays keine Sandwich - Bindung falsch tiefe PRL Spiegel vermeidbar durch 1:100 Verdünnung

24 34

25 MRI 21.03.2019 Katrin Schimke

26 Prolaktinom Häufigster Hypophysentumor (40-50%) 10% Co-Sekretion von GH (somatolactotrophes Adenom) Meist sporadisch Normalerweise benigne Einteilung nach Grösse Medikamentöse Therapie Dopaminagonisten

27... einen Monat später... drei Monate später... neun Monate später

28 Sekundäre Amenorrhoe Take home messages o 3-4% Frauen betroffen o Häufigste Ursachen funktionell hypothalamisch, ovariell (PCOS), Prolaktinom o Strukturierter diagnostische Herangehensweise beginnt mit Frage nach Östrogenisierung Therapeutische Konsequenz

29 DANKE!