Das kommunikationsfähige Kind Entwicklung von Kommunikations- und Dialogfähigkeit bei kleinen Kindern



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Das kommunikationsfähige Kind Entwicklung von Kommunikations- und Dialogfähigkeit bei kleinen Kindern Ilse Wehrmann Eine der größten Errungenschaften des Menschen ist die Kommunikation durch Sprache. Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, sprechen zu lernen, um sich mitzuteilen und die anderen verstehen zu können. Sprachentwicklung von Anfang an Der Einstieg in die Sprachentwicklung beginnt bereits unmittelbar nach der Geburt. Viele Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass das Verstehen von Sprache bereits beginnt, während das Baby noch im Uterus ist. Genau so, wie es sich an das Geräusch des Herzschlags gewöhnt, gewöhnt es sich auch an den Klang der Stimme. Bereits im Mutterleib können Babys die Schwingungen und Rhythmen von Lauten wahrnehmen und sind deshalb durch diese bereits vorgeprägt. Durch Zuhören, wie andere Menschen sprechen, erfahren schon Babys, wie Wörter klingen und wie Sätze konstruiert werden.und schon wenige Tage nach der Geburt ist es in der Lage, diese vertraute Stimme von den anderen zu unterscheiden. Babys im ersten Lebensjahr benötigen Interaktionspartner, um in erste Spracherfahrungen einzutauchen und sich diesen hinzugeben. In diesem Stadium sind sie besonders aufgeschlossen für menschliche Gesichter und Stimmen, insbesondere ihrer engsten Bezugspersonen. Schon nach wenigen Wochen ahmen sie deren Mimik nach. Kurze Zeit später reagieren sie auch mit Lauten auf das, was diese vertrauten Personen ihnen sagen. In dieser Phase durchleben ihre Lautwahrnehmungen und -äußerungen eine beachtliche Veränderung. Deshalb fördert vieles Sprechen in der Nähe von 1

Kleinkindern ihren Zugang zur Sprache. Sie brauchen eine anregende, sprachlich reiche und zur anspruchsvollen Kommunikation animierende Umgebung! Bereits ab dem zehnten Monat beginnen Kleinkinder, sich anhand eigener wortähnlicher Schöpfungen, den so genannten Einwortsätzen, zu äußern. Gegen Ende des zweiten Lebensjahres haben sie verinnerlicht, wie Äußerungen in ihrer Sprache aufgebaut sind, und sie beginnen, Wörter mit Inhalten zu verbinden. Im dritten Lebensjahr sind Kinder bereits in der Lage, kurze Aussagesätze zu bilden und eigene Urteile zu formulieren. Sie erkennen die Grundprinzipien des Satzbaus, dass sich Verben beugen lassen, dass bei Hauptwörtern Anzahl und Geschlecht berücksichtigt werden müssen und dass es bei Satzkonstruktionen verschiedene Fälle oder eine Vielzahl von Ausnahmen oder Unregelmäßigkeiten gibt. Wann ein Kind sprechen lernt Um all dies sicher verinnerlichen zu können, brauchen Kinder eine anregende Sprachumgebung, d. h. Menschen, die sich ihnen mit variantenreicher Sprache zuwenden. Denn nur durch Hören, Verarbeiten und Ausprobieren sind sie in der Lage, ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Wie Kinderkrippen eine solche anregende Sprachumgebung schaffen können, wird im Folgenden skizziert. Die Fähigkeit zum Spracherwerb ist angeboren. Das Sprechen erlernen Kinder dann in den ersten beiden Lebensjahren. So beginnt ein Baby, seine Zunge, seine Lippen, seinen Gaumen und jeden erscheinenden Zahn zu benutzen, um damit Geräusche zu machen von Ahs und Ohs in den ersten beiden Monaten bis zum Brabbeln in den folgenden. Und schnell werden aus diesen Tönen richtige Wörter wie Mama" oder Baba". Von da an beginnen Kinder, sich Wörter zu merken, die sie von den Eltern und jedem anderen Menschen in der Umgebung hören. Und schließlich beginnen sie zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr, Kurzsätze aus zwei oder drei Worten zu bilden. 2

Etwa ab dem zweiten Lebensjahr verläuft die Sprachentwicklung sehr individuell: So können einige Kinder schon die ersten Wörter verständlich und sinnvoll einsetzen, während andere dazu noch nicht in der Lage sind. Wort für Wort zum Sprachschatz Mit 24 Monaten sollten Kinder etwa 50 Wörter sprechen und richtig gebrauchen können. Nur Geduld, wenn das eigene Kind hinter diesem Anspruch noch etwas zurückbleibt. Denn Kinder müssen Wort für Wort mühsam lernen und schließlich begreifen, dass ihnen die Sprache hilft, Wünschen und Bedürfnissen Nachdruck zu verleihen und etwas zu erreichen. Und jedes Kind hat beim Sprechen lernen sein eigenes Tempo. So etwa ab dem zweiten Geburtstag lernen die Kinder fast täglich neue Wörter hinzu. Jetzt folgt in der Regel eine wahre Wortschatz- Explosion. Zur Freude der Eltern. Die Kinder sind auf einem guten Weg! Rahmenbedingungen für die Sprachentwicklung Kinder erleben auf unterschiedliche Weise, wie sie wirksam kommunizieren können. Hierzu gehört zum Beispiel, mit anderen Menschen zusammenzusein, positive Beziehungen mit ihnen zu erleben, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und Kontakt zu ihnen herzustellen sowie Gespräche anzuregen. Gemeinsames Erleben Babys beispielsweise sind von Geburt an kommunikative und soziale Wesen, die über eine Vielzahl von Möglichkeiten verfügen, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Kleinkinder suchen von sich aus Kontakt zu anderen und sind in der Lage, diesen auf überraschend vielerlei Weise herzustellen. Junge Kinder schließen bereits Freundschaften und gehen oft sehr liebevoll miteinander um. Kinder im dritten Lebensjahr sind bereits in der Lage, soziale Fähigkeiten zu erwerben. Sie sind gerne mit anderen zusammen und suchen von sich aus das Gespräch mit Kindern und Erwachsenen. 3

Erzieher/-innen können die kommunikativen Kompetenzen bei Kleinkindern unterschiedlicher Altersstufen gezielt fördern. Gespräche mit Babys führen sie z. B. durch körperliche Nähe, Blickkontakt, Berührung und die Stimme durch Kommunikationsformen also, die auch Babys untereinander nutzen. Bei Kleinkindern wiederum ist auf eine lebendige Gesprächskultur mit den Eltern zu achten, weil sie vor allem Kindern in dieser Altersstufe als positives Vorbild dienen. Jungen Kindern können sie helfen, Namen und Begriffe zu behalten, die ihnen wichtig sind, z. B. durch passende Lieder und Reime. Kinder im dritten Lebensjahr sollten Nischen vorfinden können, in die sie sich zurückziehen, ungestört sitzen und mit Freunden zusammen sein können. Die eigene Stimme entwickeln Babys äußern sich auf vielfältige Weise, indem sie schreien, glucksen, plappern oder quieken. Kleinkinder wiederum lieben es, die Dinge um sich herum zu benennen. Sie tun dies mit Geräuschen, Silben und teils auch schon ganzen Wörtern, die sie bei jeder Gelegenheit erproben. Junge Kinder sind bereits in der Lage, komplexe Aussagen zu machen, indem sie Ein- oder Zweiwortsätze verwenden. Kinder im dritten Lebensjahr setzen Sprache gekonnt ein, um ihre Kontakte zu vertiefen und ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen mitzuteilen. In der Praxis können Erzieher/-innen bei Babys die Vielfalt der Töne und Geräusche, die sie hervorbringen, interpretieren und diese als Echo zurückgeben. Sie zeigen Kleinkindern, dass sie ihre ersten Versuche, sich mit Wörtern zu verständigen, wertschätzen und versuchen, diese zu verstehen. Junge Kinder sind stolz auf ihre neuen Wörter und Redewen-dungen. Bewunderung und Lob stärkt ihre Lernfreude. Kinder im dritten Lebensjahr brauchen Gelegenheiten, sich untereinander über ihre Erfahrungen, Gedanken und Gefühle austauschen zu können. 4

Zuhören und antworten Babys beispielsweise zeigen lange, bevor sie sprechen können, durch ihre Reaktionen, dass sie die verschiedenen Stimmen der Erwachsenen in ihrer Umgebung wahrnehmen können. Kleinkinder können in einer vertrauten Umgebung bereits vieles verstehen, wenn Erwachsene, die sie kennen, mit ihnen sprechen. Junge Kinder sind in der Lage, auf einfache Aufforderungen zu reagieren, wenn sie aus dem jeweiligen Zusammenhang den Sinn der Aussage erfassen. Kinder im dritten Lebensjahr lernen schnell neue Wörter und verwenden sie in Gesprächen über Dinge, die sie interessieren. Erzieher/-innen sollten wissen, dass Babys dialogische Spiele in Form von Versteck- und Fingerspielen lieben. Entsprechend sollten sie mit Kleinkindern darüber sprechen, was sie gerade tun oder tun wollen, sodass ihre Handlungen von Wörtern begleitet werden. Mit jungen Kindern hingegen sollten sie bei jeder Gelegenheit über das, was sie interessiert, sprechen. Auf ihre Fragen sollten die Erzieher/- innen je nach Anlass zuweilen ernsthaft, andere Male humorvoll antworten. Bei Kindern im dritten Lebensjahr empfiehlt es sich, ihnen immer wieder neue Geschichten, Lieder, Spiele und Reime aus ihrer eigenen Kultur und aus anderen Kulturen vorzustellen. Verstehen und verständlich machen Babys vermitteln von Geburt an Botschaften darüber, was sie wollen, was sie brauchen oder wie sie sich fühlen. Kleinkinder erfahren, dass sie mit ihrer Stimme und ihren Handlungen bei anderen Menschen etwas bewirken können, und versuchen zu vermitteln, was sie meinen. Junge Kinder versuchen, anhand von Handlungen und Wörtern Entscheidun-gen zu treffen und diese auch durchzusetzen, um das Verhalten und die Reaktion anderer Menschen zu beeinflussen. Kinder im dritten Lebensjahr versuchen mit wachsendem Wortschatz, die Welt zu verstehen, indem sie fragen, beschreiben, benennen und Dinge aushandeln. Bei Babys versuchen die Erzieher/-innen, sich auf deren Botschaften einzustimmen und sich mit den Eltern und im Team darüber auszutauschen. Wenn Kleinkinder zeigen, woran sie interessiert sind und was sie tun wollen, gehen die Erzieher/-innen 5

mit ihren Antworten, Geschichten und Spielen darauf ein. Wenn junge Kinder eine Wahl treffen, zeigen Erzieher/-innen, dass sie diese respektieren und ermuntern die Kinder dazu, gemeinsam Dinge auszuhandeln. Mit Kindern im dritten Lebensjahr sollten Erzieher/-innen über das Für oder Wider von Entscheidungen sprechen und begründen, warum sie gegenteiliger Auffassung sind. Kinder kommunizieren von Geburt an. Sie wollen mit ihrem Gegenüber in Kontakt treten das beginnt schon mit dem ersten Atemzug. Jeder Blick, jedes Wort hinterlässt Spuren. So lernen sie intuitiv, wie Sprache funktioniert. Und sie sind von Anfang an in der Lage, die Lautcodes von Sprache zu entziffern. Bis sie jedoch um den ersten Geburtstag herum auch ihre ersten Worte sprechen, sind sie auf die Zuwendung der Erwachsenen angewiesen, die sich in die Sprache der Kinder aus Gesten, Gebärden, Reaktionen einfühlen und verstehen lernen, was sie meinen. Die Kinder sind davon abhängig, wenn sie Hunger haben, müde sind oder sich unwohl fühlen. Die Koordination all dieser Kommunikations-Instrumente mit der Sprachentwicklung und die Fähigkeit, sich anderen mitzuteilen, wird sich mit der Zeit immer weiter verfeinern. Sprachentwicklung fördern Sprechen lernen ist jedoch eine schwierige und langwierige Angelegenheit, die Kinder nicht alleine durch Zuhören schaffen können. Man muss ihnen Angebote machen, die sie zum Sprechen ermuntern und auffordern. Kindlicher Spracherwerb steht deshalb von Anfang an im Zeichen der Kooperation. Vor allem im ersten Jahr und noch darüber hinaus geschieht dies in der Form intensiver Zweierbeziehung. Deshalb sind auch die Erzieher/-innen in den Kinderkrippen angehalten, möglichst viel mit den Kindern zu kommunizieren. Alle Handlungen, Vorgänge und alltäglichen Verrichtungen sollten von den pädagogischen Fachkräften sprachlich begleitet werden immer ein wenig über den aktuellen Sprachfähigkeiten der Kinder. 6

So lernen sie nicht nur voneinander, sondern werden auch nach und nach, fast spielerisch, auf der grammatikalischen und phonologischen Ebene gefördert. Das ist umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass die Bildungsgrundlagen in den ersten Lebensjahren gelegt werden. Spielerisch sprechen lernen Sprechen lernen und das Sprechen fördern gelingt am einfachsten im Spiel. Das beginnt mit dem Anschauen von Büchern und der Erklärung von Bildern: Was ist das? Ja, richtig, eine Katze, eine Maus, ein Hund, ein Pferd Und wie macht das Tier? Dieser spielerische Dialog macht den Kindern Freude, regt ihre Lust zur Artikulation an und trainiert ihre Sprechbewegungsorgane. Ebenso beim Singen. Erstaunlich, wie schnell selbst die Kleinsten die Texte lernen. Eben spielerisch. Dabei sind Fehler erlaubt weil entwicklungsbedingt unvermeidlich. So werden die Kinder nicht überfordert und verlieren nicht die Lust am Lernen. Literatur Butzkamm, J.&W. (2008). Wie Kinder sprechen lernen: Kindliche Entwicklung und die Sprachlichkeit des Menschen. Tübingen: Francke. Duden Mein Sprachspielbuch. Sprachförderung mit Liedern, Spielen und Reimen (2009). Mannheim: Bibliographisches Institut. Haug-Schnabel,G. / Bensel,J.(2009). Grundlagen der Entwicklungspsychologie. Freiburg: Herder. Hoppenstedt, G. (2009). Die Welt ist elefantastisch Sprachförderung mit dem Elefanten. Troisdorf: Bildungsverlag EINS. Szagun, G. (2008). Sprachentwicklung beim Kind. Weinheim, Basel: Beltz. Völkel, P. / Viernickel, S. (2008). Fühlen, bewegen, sprechen und lernen: Meilensteine der Entwicklung bei Kleinstkindern. Troisdorf: Bildungsverlag EINS. 7