Roma-Schulmediation im Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit Projektbeschreibung und Kommentar zu den 10 gemeinsamen EU-Grundprinzipien für die Einbeziehung der Roma
Maßnahmebeschreibung Maßnahme Durch ihre Sprach- und Kulturkenntnisse verbessern die Roma-Schulmediatorinnen im Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit die Kommunikation mit den etwa 150 Kindern und ihren Eltern aus Romafamilien in Moabit. Die täglich neu eintreffenden Kinder und Eltern können meist kein Deutsch und kennen die Abläufe einer deutschen Schule nicht. Hier leisten die Schulmediatorinnen unbedingt notwendige Hilfe. Instrumente Die Schulmediatorinnen: begleiten die Lehrerinnen im Unterricht, nehmen Kontakt mit den Kindern in den Pausen auf und besuchen die Eltern zu Hause erklären den Eltern, welche Materialien in der Schule gebraucht werden, was bei Fehlzeiten zu tun ist, vermitteln bei Konflikten und gehen mit zu Ämtern. Verantwortliche RAA Berlin/ Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit
Maßnahmebeschreibung Indikatoren verringerte Fehlzeiten der Kinder Schulbesuch wird regelmäßiger Akzeptanz der Familien bei den Lehrerinnen und Lehrern steigt Lehrerinnen und Lehrer wissen besser über die Verhältnisse der Familien Bescheid Lehrkräfte und die Erzieherinnen fühlen sich weniger hilflos und können besser Kontakt aufnehmen die Akzeptanz der Familien steigt Kosten und Finanzierung 30.000 EUR pro Jahr (Jährlich befristetete Förderung durch die Freudenberg Stiftung) zusätzliche Mittel durch Programm Soziale Stadt/ Quartiersmanagement
Zeitrahmen Maßnahmebeschreibung Maßnahmebeginn: Anfang 2008/ Einrichtung des Projekts Ein Quadratkilometer Bildung Berlin- Moabit Meilenstein 1: April - September 2010 Beginn des Praktikums der ersten Roma Schulmediatorin im Rahmen des Bundesprogramms Kommunalkombi Meilenstein 2: August 2011 befristete, stundenweise Anstellung von Milena Ademovic und Marija Kostic als Roma Schulmediatorin in Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit aus Projektmitteln Meilenstein 3: 2012/ Teilnahme der Mediatorin des Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit am Europarats-Trainingsprogramm ROMED Geplantes Ende der Maßnahme: 2018 Was funktioniert besonders gut? Integration der Arbeit der Roma Schulmediation in die umfangreichere Arbeit des Ein Quadratkilometers Bildung -> das ermöglicht es den Mediatorinnen, weitere Kinder zu erreichen -> Schulpersonal kann den Herausforderungen professioneller begegnen Was funktioniert besonders schlecht? Mediation nur als Feuerwehransatz anstatt als stetige Arbeit Mediation situativ in Schulen stattfinden lassen, in denen die Mediator/innen nicht in die Schularbeit integriert oder akzeptiert werden
1. Konstruktive, pragmatische und nichtdiskriminierende Maßnahmen Benutzen Sie Studien, Untersuchungen, Vort-Ortbesuche oder Gespräche mit Familien und Fachleuten um ihre Interventionen zu planen und zu entwickeln? Wie berücksichtigen sie im lokalen Rahmen die Einhaltung der europäischen Werte (Menschenrechte, Achtung der Menschenwürde, Nichtdiskriminierung, )? Wie wird die sozio-ökonomische Situation der Familien berücksichtigt und der geleichberechtigter Zugang gefördert? Die Sozialstudien des QM Moabit-West weisen für den Beusselkiez (2004 und 2009) starke Einkommensnachteile und ein deutlich geringeres Bildungsniveau besonders bei Einwandererfamilien nach. Schulpraktikum der Roma-Schulmediatorin ergibt einen Anteil von ca. 30% Schulkindern aus Romafamilien, von denen die Mehrheit im Gebiet wohnt, bei vergleichsweise niedrigen Mieten erhöht sich der Anteil durch Neuzuwanderungen seit 2011 weiter interne anonymisierte Auswertung der Fehlstatistik und der Noten bei den Vergleichsarbeiten durch die Schulleitung gemeinsam mit den Klassenlehrer/innen ergeben deutliche Nachteile bei Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg bei den Kindern aus Romafamilien Kinder aus armen Familien erhalten Unterstützung bei den Lernmitteln und der Schulspeisung Roma-Schulmediatorinnen helfen den Eltern bei der Beantragung von Sozialleistungen, Schule unterstützt bei Erwerb des Bildungspasses dank effektiver Unterstützung durch die Schulmediatorinnen öffnet sich die Schule für Kinder aus Romafamilien und heißt deren steigenden Anteil Willkommen
2. Gezielte Strategien ohne ausschließenden Charakter Wie definieren Sie die Zielgruppe ihrer Massnahmen? Wie erreichen Sie das Umfeld der Schule mit Ihren Massnahmen? Bemerken Sie negative Nebeneffekte Ihrer Massnahmen? eine Zielgruppe sind neuankommende Schüler/innen ohne Deutschkenntnisse in den Willkommensklassen darunter auch Nichtroma weitere Zielgruppe sind Kinder aus Serbien, Kroatien und Bosnien mit Unterstützungsbedarf (zweite Mediatorin ist Serbin) Eltern werden durch Hausbesuche, Elternabende, Müttergruppe und Familienrat erreicht (in der Müttergruppe sind nicht nur Romafrauen) die deutlichere Präsenz der Romakinder und eltern in der Schule führt punktuell zu offener Ablehnung durch andere Eltern
3. Interkultureller Ansatz Wie fördern sie mit ihren Maßnahmen interkulturelle Sensibilität und Verständigung? Sind Personen unterschiedlicher ethnischer Herkunft in die Planung, Umsetzung und Auswertung ihrer Maßnahmen einbezogen? Wie berücksichtigen Sie evtl. kulturelle Tabus oder kulturbedingte Kommunikationsprobleme? beispielhafter Kommunikationserfolg der Roma-Schulmediation hat zu veränderter Personalpolitik in der Schule hin zu verstärkter Suche nach Leher/innen und Erzieher/innen aus Einwandererfamilien geführt Wertschätzung von Mehrsprachigkeit durch regelmässige Übersetzungen auf Veranstaltungen für Eltern und mehrsprachige Elternbriefe Roma-Schulmediatorin erfragt evtl. kulturelle Tabus bei den Hausbesuchen, soweit sie ihr aus ihrer eigenen Roma-Familie nicht bekannt sind
4. Ausrichtung auf den Mainstream Welche Rolle spielt (temporäre) Segregation von Schüler/innen in ihren Maßnahmen? Welche Maßnahmen der Desegration verfolgen Sie? Wie berücksichtigen Sie indirekte Diskriminierung? neuankommende Schüler/innen ohne Deutschkenntnisse bzw. ohne jegliche Schulerfahrungen werden in einer Vorbereitungsklasse unterrichtet die Vorbereitungsklasse wird von speziellen Fachlehrer/innen (Alpha und DAZ) auch von den Fach- bzw. Klassenlehrer/innen der Regelklassen in Anlehnung an den Lehrplan unterrichtet, sodass die Kinder ihre zukünftigen Lehrer/innen bereits kennenlernen die neuen Schüler werden nach 6 bis 9 Monaten in Regelklassen der gleichen Schule integriert und weiterhin von den Roma Schulmediatorinnen betreut, um dropouts im Übergang zu vermeiden Schule demonstriert wirkliches Willkommen! Roma Schulmediator/innen unterstützen Kinder und Eltern mit sprachbedingten oder sozialen Zugangsbarrieren, um indirekte Diskriminierung zu vermeiden Eltern und Kinder werden auf Schulhilfekonferenzen von der Roma Mediatorin begleitet
5. Bewusstsein für die Gleichstellung der Geschlechter Wie werden besondere Bedürfnisse von Frauen in der Planung, Umsetzung und Auswertung ihrer Maßnahmen berücksichtigt? Wie werden verwandte Themen wie Mehrfachdiskriminierung im Alltag, häusliche Gewalt, Arbeitsausbeutung, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung in ihren Maßnahmen berücksichtigt? Welche Rolle spielen Frauen aus Roma- oder Sintifamilien in den Gremien und Teams ihrer Maßnahmen? einmal pro Woche gibt es eine Mütter/Kind-gruppe und zusätzlich eine Alphabetisierungsgruppe für Frauen für genderspezifische Probleme wie Prostitution und häusliche Gewalt wurde das Team besonders sensibilisiert Romamediatorin unterstützt vor allem die Mütter beim Zugang zu Gesundheitsversorgung 2 Romnja sind als Kolleginnen ins Team integriert (eine als mediatorin, eine als km2- Praxisbegleiterin)
6. Übernahme bewährter Konzepte Welche Daten zur Situation von Roma und Sinti, Informationen zu politischen Rahmenbedingungen und Konzepte aus vorangegangenen Massnahmen im selben Themenbereich verwenden Sie in ihren Massnahmen? Berücksichtigen Sie Konzepte und Erfahrungen von Massnahmen für die Verbesserung der Bildungsbeteiligung und des erfolgs anderer benachteiligter Gruppen? Wie beteiligen Sie sich am nationalen und internationalen Erfahrungsaustausch? Roma-Schulmediation ist in das sozialräumlich orientierte Bildungskonzept des Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit integriert, welches auf demokratischen Schulentwicklungsansätzen aufbaut über den Projektträger RAA Berlin und dessen Mitarbeit in der bezirklichen AG Roma werden Informationen über die allg. Situation der Sinti und der Roma und zu politischen Rahmenbedingungen wie dem Berliner Aktionsplan zur Einbeziehung ausländischer Roma bezogen; über das QM werden lokale Erfahrungen und Infos ausgetauscht das Projekt versucht, das langerprobte Rucksackprogramm zur Förderung von Mehrsprachigkeit mit den Familien anzuwenden die Romamediatorin nimmt am ROMED-Trainingsprogramm des Europarats teil die Schulmediation im km2 Moabit war Teil der EURO-Cities peer review on roma school mediation
7. Nutzung von Gemeinschaftsinstrumenten Welche EU-Fördermittel erhalten Sie für Ihre Massnahmen? Welche hatten Sie beantragt aber nicht bekommen? Welche politische Unterstützung von europäischer Seite erwarten und welche erhalten Sie? Welche europäischen Netzwerke bzw. Plattformen sind Ihnen bekannt und werden von Ihnen genutzt? über das QM werden durch das ESF-Programm Soziale Stadt EU-Fördermittel bezogen Anträge in den vom BAMF verwaltetenen Programmen Europäischer Flüchtlings- und Rückkehrfonds (ERF und EFF) wurden abgelehnt, ein letztendlich genehmigter Antrag im ESF-Programm XENOS wurde vorerst nicht von der Landesregierung unterstützt und abgelehnt die Aufforderung der EU zur Abgabe nationaler Integrationsstrategien hat zur Entwicklung eines Strategierahmens auf Landesebene geführt eine der Kitas nimmt am COMENIUS Programm teil Studenten des FU-Masterstudiengangs Demokratiepädagogik und Ehrenamtliche sind im Projekt als individuelle Lernbegleiter/innen einbezogen
8. Einbindung der regionalen und lokalen Behörden Ist Ihre Massnahme Teil eines landesweiten oder kommunalen politischen Rahmenplans? Mit welchen regionalen und lokalen Behörden arbeiten Sie bei der Planung, Umsetzung und Auswertung ihrer Maßnahmen zusammen? Wie werden Sie von der Bundesregierung unterstützt? keine formale Einbindung in politische Rahmenpläne; Roma-Schulmediation ist Teil der noch nicht formalisierten bezirklichen und der Senats-Schulunterstützungsstrategie Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit ist Teil des lokalen Bildungsverbunds Moabit Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft ist Kooperationspartner der Initiative und investiert eine halbe Lehrerstelle, Bezirks-Jugendamt: Kooperation mit den Sozialraumkoordinator/innen, Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über das QM, Kooperation mit der regionalen Fortbildung des Schulamts Berlin-Mitte Kooperation mit der Bundesstiftung Haus der kleinen Forscher
9. Einbindung der Zivilgesellschaft Wie sind Fachleute und andere Vereine in ihre Massnahmen einbezogen? Wie nehmen sie an Netzwerken und an öffentlichen Diskussionen teil? Kooperation mit anderen Vereinen im Viertel, den Elternlotsen des türk. Bundes, dem SOS Kinderdorf lokale Mitarbeit: Quartiersrat und Stadtteilplenum, Romatag 2013 in Kooperation mit Quartiersmanagement und bezirklicher AG Roma, Organisation einer Fachtagung zum Thema mit der Heinrich Böll Stiftung und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
10. Aktive Beteiligung der Roma Wie sind Romaorganisationen oder erfahrene Roma oder Sinti in ihre Massnahmen einbezogen? Beschäftigen Sie in Ihren Massnahmen Roma oder Sinti und ermutigen sie diese, sich auf Stellen zu bewerben? Beratung durch Hamze Bytyci/ Roma Trial Evaluation des Roma-Schulmediator/innenprojekts durch Prof. Kyuchukov Die Mediatorinnen werden durch jährlich zu beantragende Stiftungsmittel finanziert (Freudenberg Stiftung und Lindenstiftung) und gehören zum Team des Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit