Leitfaden für Eltern zur Eingewöhnung von Tageskindern nach dem Berliner Modell



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Transkript:

Leitfaden für Eltern zur Eingewöhnung von Tageskindern nach dem Berliner Modell Ohne Eltern geht es nicht Liebe Eltern, der Übergang aus der Familie in die noch unbekannte Tagespflegestelle bedeutet für Ihr Kind eine große Herausforderung. Besonders gefordert ist seine Fähigkeit sich an neue Umgebungen anzupassen und Beziehungen zu fremden Personen aufzubauen. Ihr Kind muss sich an neue Situationen, einen veränderten Tagesablauf und die tägliche mehrstündige Trennung von Ihnen gewöhnen. Diese Veränderungen können für ihr Kind auch wenn es älter ist, mit erheblichem Stress verbunden sein. Im Alter zwischen 7 und 24 Monaten überfordern Sie Ihr Kind, wenn es diese Umstellung ohne Ihre persönliche Unterstützung bewältigen muss. Ein Qualitätsmerkmal einer guten Tagesbetreuung ist eine Eingewöhnung des Kindes im Beisein der Eltern. Wir freuen uns, dass unsere Tagespflegepersonen die Eingewöhnung im Beisein der Eltern als festen Bestandteil ihres pädagogischen Konzepts anbieten. Das nachfolgende Modell auch Berliner Modell genannt, wurde von INFANZ-Institut für angewandte Sozialisationsforschung - entwickelt und basiert auf der Auswertung eines Forschungsprojekts von 1984/85 an der Freien Universität Berlin. Das Projekt wurde in Krippen durchgeführt und findet heute sowohl dort als auch in Tagespflegestellen Anwendung. Das Eingewöhnungsmodell soll nicht als ein mechanisch anzuwendendes Rezept missverstanden werden. Es soll und kann pädagogisch verantwortliches Verhalten unterstützen aber nicht ersetzen. Theoretischer Hintergrund 1. Alle Kinder bauen in den ersten Lebensmonaten besondere Beziehungen zu den Personen ihrer engsten Umgebung (meinst den Eltern) auf. Diese Beziehungen nennt man Bindungen oder Bindungsbeziehungen. 2. Spätestens ab dem 7. Lebensmonat beginnt ein Kind die Beziehung zu diesen besonderen Bindungspersonen zu suchen und sie gegenüber anderen zu bevorzugen. 3. Besonders in Stresssituationen wie fremden Umgebungen, fremden Personen aber auch Erkrankung, Schmerz u.a. benötigen die Kinder die Anwesenheit und Aufmerksamkeit der Bindungspersonen, um ihr inneres Gleichgewicht halten oder wiederherstellen zu können. 4. Bei Irritationen oder Angst zeigen Kinder Bindungsverhalten und suchen meist den engen Körperkontakt zu den Eltern. 5. Eine fremde Person kann das Kind in aller Regel nicht trösten. 6. Lange Weinperioden von Kindern in der Eingewöhnungszeit ohne eine vertraute Bindungsperson(Eltern) erklären sich vermutlich daraus, dass die 1

fremde Tagespflegeperson das Kind in der fremden Umgebung nicht beruhigen und trösten kann, die Bindung also noch nicht tragfähig genug ist. 7. Ein Beginn der Betreuung ohne Eingewöhnung belastet das Kind und kann zu Beeinträchtigungen seiner Gesundheit, seiner Entwicklung und Beziehung zu den Eltern führen. 8. Diese Folgen können sehr wahrscheinlich vermieden werden, wenn ein Elternteil die Eingewöhnung für einige Tage persönlich begleitet. 9. Ein anwesendes Elternteil wird vom Kind als sichere Basis für seine Anpasssungsleistungen in der neuen Umgebung benutzt und zum Aufbau einer bindungsähnlichen Beziehung zur Tagespflegeperson. 10. Die Anwesenheit der Eltern in der Tagespflegestelle wird nicht mehr benötigt, wenn das Kind zu seiner Tagespflegeperson eine bindungsähnliche Beziehung aufgebaut hat und die Tagespflegeperson die Funktion einer sicheren Basis für das Kind übernehmen kann. 11. Die Kinder benötigen für den Aufbau einer derartigen Beziehung zwischen sechs und 14 Tagen im Einzelfall drei Wochen. 12. Das Kind wird durch seine Beziehung zur Tagespflegeperson seinen Eltern nicht entfremdet. Die Eltern bleiben die Hauptbindungspersonen, Kinder sind in der Lage, parallel mehrere Bindungsbeziehungen aufzubauen, es gibt eine Rangfolge der Gewichtung für das Kind. Praktische Umsetzung Voraussetzungen: Es steht fest, dass Tagespflegeperson und Eltern sich über die künftige Betreuung des Kindes einig geworden sind! Sie beginnen mit der Eingewöhnung ca. drei Wochen vor dem Betreuungsbeginn. 1. Dreitägige Grundphase Es genügt, wenn Sie mit Ihrem Kind in den ersten Tagen für ein oder zwei Stunden in der Tagespflegestelle sind. In Absprache mit der Tagesmutter setzen sie sich im Spielzimmer in eine ruhige Ecke und beobachten Ihr Kind. Seien Sie einfach nur da, wenn Ihr Kind Sie braucht, wird es Blickkontakt aufnehmen oder ihre körperliche Nähe suchen. Unterhalten Sie sich ruhig und freundlich mit der Tagespflegeperson, Ihr Kind gewinnt darüber Vertrauen in die Situation. Bitte lesen Sie weder Zeitung noch spielen Sie mit den andern Kindern, dies würde bedeuten, die Aufmerksamkeit von Ihrem Kind abzuwenden. Ihr Kind soll jederzeit die Möglichkeit haben, Sie als sicheren Hafen benutzen zu können und Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn sie gebraucht wird. Dies erleichtert dem Kind die Eingewöhnung und fördert die Selbständigkeit. In den ersten drei Tagen sollten in keinem Fall Trennungsversuche unternommen werden, auch wenn Sie den Raum nur kurz verlassen wollen, 2

nehmen Sie Ihr Kind mit. Ein Ergebnis des o.g. Forschungsprojekts zeigte, dass Kinder, die im Beisein ihrer Eltern in die Krippe eingewöhnt wurden und bei denen es in den ersten drei Tagen nicht zu einem Trennungsversuch kam, bis zu 4xMal weniger wegen Erkrankung in der Krippe fehlten, als die Kinder bei denen es schon in den ersten drei Tagen zu Trennungen gekommen war. Die Tagespflegeperson versucht vorsichtig und ohne zu drängen, über Spielangebote Kontakt zum Kind aufzunehmen. Sie beobachtet die ganz persönliche Art der Interaktion zwischen Ihnen und dem Kind, um die voraussichtliche Dauer der Eingewöhnung einschätzen zu können. Am 1.Tag erkundet das Kind frei die neue Umgebung, bestimmt selbst was es entdecken und spielen möchte. Sie füttern und wickeln das Kind am 1. Tag nicht. Die Tagespflegeperson reagiert aufmerksam auf Spielangebote die vom Kind ausgehen und auf Blickkontakt. Um eine Bindungsbeziehung zur Tagespflegeperson aufbauen zu können, muss das Kind ein persönliches Verständigungssystem mit der Tagespflegeperson entwickeln. Die Signale hierfür leitet Ihr Kind ein, wenn es dazu bereit ist. Von sich aus bietet die Tagesmutter kleine Spielangebote an, sie nimmt keinen Körperkontakt zum Kind auf. Am 2. Tag unterstützt die Tagesmutter das Spiel des Kindes. Sie nimmt die Signale des Kindes aufmerksam wahr. Sie füttern und wickeln Ihr Kind, es lernt dabei, dass die zu Hause vertrauten Handlungen auch in der Tagespflegestelle durchgeführt werden. Die Tagespflegeperson erlernt die Rituale zwischen Ihnen und dem Kind und kann versuchen, diese zu übernehmen. Der 3. Tag ist eine Wiederholung des zweiten Tages und soll Stabilität in die neue Situation bringen. 2. Entscheidungstag 1. Trennungsversuch Am 4 Tag -aber nicht wenn dies ein Montag ist-, unternehmen Sie einen ersten Trennungsversuch. Sie warten ab bis sich das Kind von Ihnen abwendet und einem Spiel zuwendet. Sie gehen zum Kind und verabschieden sich kurz und verlassen den Raum, auch wenn Ihr Kind protestiert. Sie bleiben nicht sichtbar in der Nähe der Tür des Spielzimmers. Reagiert Ihr Kind auf die Trennung eher gelassen und ist es weiter interessiert und ansprechbar, kann die Trennung auf maximal eine halbe Stunde ausgedehnt werden. Das gilt auch, wenn das Kind zu weinen beginnt, sich aber ganz schnell und dauerhaft von der Tagesmutter trösten lässt. Reagiert Ihr Kind mit Erschöpfung und kehrt immer wieder zur Tür oder dem Platz zurück, wo Sie gesessen haben oder weint es ohne sich trösten zu lassen, kommen Sie nach 1-3 Minuten zurück ins Spielzimmer. Der Trennungsversuch wird für diesen Tag beendet. 3

In diesem Fall ist eine längere Eingewöhnung nötig, die nächste Trennung sollte erst wieder am 6 Tag erfolgen. Ihr Kind wird voraussichtlich 14 Tage Eingewöhnung benötigen. Lässt ihr Kind sich von der Tagespflegeperson dauerhaft ablenken, beruhigen und trösten, kann angenommen werden, dass die Eingewöhnungszeit 6 Tage beträgt. 3. Stabilisierungsphase kurze Eingewöhnung Mit dem 4. Tag übernimmt die Tagespflegeperson in Ihrem Beisein immer mehr die Versorgung des Kindes. Die Tagespflegeperson bietet sich dem Kind als Spielpartner an. Die Reaktion auf Wünsche und Signale des Kindes übernimmt jetzt zuerst die Tagespflegeperson, auch wenn das Kind sich an Sie wendet. Bei einer kurzen Eingewöhnungszeit wird jetzt täglich die Zeit verlängert, in der die Eltern das Kind allein lassen. Gemeinsam mit Ihnen wird ein kleines Abschiedsritual entwickelt. Bitte gehen Sie nie fort, ohne sich zu verabschieden, dies würde bedeuten, das Vertrauen Ihres Kindes aufs Spiel zu setzen und ihr Kind würde sie vorsichtshalber nicht aus den Augen lassen und sich an sie klammern, um ein unbemerktes Verschwinden zu verhindern. Der 5. Tag entspricht weitgehend dem 4. Tag, lässt sich Ihr Kind während der Trennungsphase gut trösten, kann diese auf eine Stunde verlängert werden. Die Tagespflegeperson übernimmt heute die Versorgung des Kindes allein, Sie halten sich passiv im Hintergrund und geben dem Kind damit Sicherheit. 4. Stabilisierungsphase längere Eingewöhnung Vom 5-8 Eingewöhnungstag soll versucht werden, die Beziehung zwischen Tagespflegeperson und Ihrem Kind weiter auszubauen. Hat der Trennungsversuch am 4. Tag große Verunsicherung beim Kind hervorgerufen, soll erst wieder am 6. Tag ein Trennungsversuch unternommen werden. Vom 7. Tag übernimmt die Tagespflegeperson alle Pflegeaktivitäten in Ihrem Beisein allein. Hat Ihr Kind am 7.Tag nach der Trennung erneut verstört reagiert, wird wieder zwei Tage gewartet bis ein erneuter Trennungsversuch unternommen wird. Ändert sich auch in der dritten Woche das Verhalten Ihres Kindes nicht, sollten sie ein ausführliches Gespräch mit der Tagespflegeperson führen. Evtl. gibt es Stressfaktoren beim Kind(Krankheiten) oder Sie leiden selbst sehr unter der Trennung. Keinesfalls wird durch Druck auf das Kind ein schnelleres Eingewöhnen erzielt. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Gegebenenfalls. muss die Eingewöhnung auch in der dritten Woche fortgesetzt werden, bis das Kind die Tagespflegeperson als sichere Basis akzeptiert. 4

5. Schlussphase Ab dem 6. Tag halten Sie sich bei einer kurzen Eingewöhnung nicht mehr gemeinsam mit Ihrem Kind in der Kindertagespflegestelle auf, sind jedoch jederzeit erreichbar, falls die Tragfähigkeit der neuen Beziehung zur Tagespflegeperson noch nicht ausreicht, um Ihr Kind in besonderen Fällen aufzufangen. Sollte der 6.Tag ein Montag sein, verläuft alles wie am 5. Tag. Die Tagespflegeperson wird ergänzend zu den bereits übernommenen Versorgungen an diesem Tage das Kind zum Schlafen legen. Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn die Tagespflegeperson von Kind als sichere Basis akzeptiert wird und sich von ihr trösten lässt. Es kann vorkommen, dass Ihr Kind beim Abschied aus Protest weint, wenn es sich aber schnell trösten lässt und in guter Stimmung aktiv spielt, ist die Eingewöhnung auch dann abgeschlossen. Auch wenn der Eindruck entstanden ist, dass Ihr Kind nur sechs Tage für die Eingewöhnung benötigt, dann aber in der Situation allein in der Tagespflegestelle sehr unruhig und verstört ist und sich nicht dauerhaft beruhigen lässt, muss die Eingewöhnung mit Ihnen verlängert und die ursprüngliche Einschätzung neu angepasst werden.(siehe Punkt 4) Insgesamt verlangt auch bei sehr günstigen Bedingungen eine Eingewöhnung von dem Kind eine hohe Anpassungsleistung ab. Aus diesem Grunde wird es in der ersten Zeit nach dem Besuch in der Kindertagespflege müde sein. Es wäre daher wünschenswert, wenn Ihr Kind in den ersten Wochen noch nicht den ganzen Tag in der Kindertagespflege betreut werden muss. 6. Eingewöhnung im Kindergartenalter Sollen Kinder im Krippenalter sowohl die Einrichtung als auch die Tagespflegestelle besuchen, ist darauf zu achten, dass es nicht zu einem gleichzeitigen Beginn beider Betreuungsformen kommt. Dies würde das Kind überfordern. Mehrere Monate sollten zwischen beiden Eingewöhnungen vergehen. Sind Kinder im Kleinkindalter bereits in der Tagespflegestelle betreut worden und arbeiten die Eltern ganztags, können die Kinder in der Tagespflege und dem Kindergarten betreut werden. In diesem Fall muss das Kind nur in den Kindergarten eingewöhnt werden. 7. Eingewöhnung im Schulalter Kommen Kinder im Schulalter erstmals in die Kindertagespflege, hängt sehr viel davon ab, ob die Kinder selbst von der Form der Betreuung überzeugt sind und welches Zutrauen sie in die Beziehung zur Tagespflegeperson und zu den anderen Kindern haben, Eingehende Gespräche sind hier sehr wichtig, damit das Kind auch aktiv in die neue Situation einbezogen wird. 5

8. Kleine Tipps Die Eingewöhnung des Kindes sollte möglichst nicht zeitgleich mit anderen Veränderungen in der Familie, wie z.b. Geburt oder Schuleintritt eines Geschwisterkindes, Umzug der Familie, Trennung vom Partner o.ä. stattfinden. Veränderungen in der Familie auch positive stellen für das Kind ein gewisses Maß an Stress dar. Finden solche Lebensereignisse zusätzlich zur Eingewöhnung statt, ist Ihr Kind mehrfachen Belastungen ausgesetzt. Gewöhnen Sie Ihr Kind nur ein, wenn danach die Betreuung für einen längeren Zeitraum stattfinden kann und keine Urlaube bevorstehen. Ihr Kind muss dann wieder eingewöhnt werden. Versuchen Sie die Eingewöhnung immer zur gleichen Zeit zu legen. Sprechen sie mit der Tagespflegeperson ruhig und freundlich, das gibt dem Kind Sicherheit. Bringen Sie ein Spielzeug oder Kuscheltier für das Kind von zu Hause mit, es wird Ihrem Kind in der Übergangssituation helfen, sein Gleichgewicht wieder zu finden. Sollte Ihr Kind besondere Schwierigkeiten haben, sich von Vater oder Mutter zu trennen, kann es sinnvoll sein, dass der andere Elternteil das Kind in der Eingewöhnung begleitet. Die Kinder entwickeln sehr früh unterschiedliche Verhaltensweisen gegenüber Vater und Mutter. Es ist daher durchaus möglich, dass sich ihr Kind in Begleitung des Vaters leichter eingewöhnt als mit seiner Mutter(oder umgekehrt). Montags sollten keine entscheidenden Aktivitäten im Rahmen der Eingewöhnung stattfinden. Das Kind muss sich erst daran gewöhnen, dass es sich bei den Eltern und der Tagespflegestelle im Wechsel aufhält. Erfahrungen haben gezeigt, dass es dem Kind besonders schwerfällt sich am Wochenbeginn in der noch nicht vertrauten Umgebung zurecht zu finden. Quelle: Ohne Eltern geht es nicht. Die Eingewöhnung von Kindern in Krippen und Tagespflegestellen, Hans-Joachim Laewen, Beate Andres, Eva Hédarvári-Heller Cornelsen Verlag 2012, 6.Auflage 6