Individuelle Risikofaktoren Genetische Einflüsse Substanzmissbrauch während der Schwangerschaft Geburtskomplikationen Geringes Geburtsgewicht Körperliche Erkrankungen Schwierigkeiten in der Emotionsregulation Schwieriges Temperament Exposition gegenüber Aggressionen, Gewalt und Traumata Vernachlässigung Mangelnde Schulleistungen Soziale Inkompetenz M. Döpfner 2006
Familiäre und soziale Risikofaktoren Psychische Störungen der Eltern Geringer Bildungsstand der Eltern Dysfunktionales Erziehungsverhalten Familien-/Partnerkonflikte, Scheidung Desorganisierte Familien Armut/ Geringer sozioökonomischer Diskriminierung Migration, soziale Verpflanzung Soziale Isolation Gewalttätiges und delinquentes Umfeld M. Döpfner 2006
Individuelle Schutzfaktoren Geschlecht Intellektuelle Fähigkeiten Positives Selbstkonzept Selbstsicherheit Problemlösefähigkeiten Positives Temperament Soziale Fertigkeiten Stressbewältigungsfähigkeiten Anpassungsfähigkeit Positive Bindungserfahrungen M. Döpfner 2006
Familiäre und soziale Schutzfaktoren Elterliche Wärme Kohäsion und Anpassungsfähigkeit der Familie Führung des Kindes (z. B. konsistentes Erziehungsverhalten) Positive Eltern-Kind-Interaktion Soziale Unterstützung durch Familie und Freunde Einkommensgerechtigkeit Hohe Bildungsqualität (z. B. positive Schulerfahrungen) Unterstützendes und anregendes soziales Netzwerk Integration von Minoritäten M. Döpfner 2006
Mögliche Operationalisierung Chronische Dysharmonie in der Familie Niedriger sozioökonomischer Große Familien und wenig Wohnraum Kriminalität eines Elternteils (meist Kindvater) Psychische Erkrankungen der Kindmutter 2003 Schmidt + Göpel
Alle Faktoren p s ych. E rk rankung >1 Faktor Risiko einer psych. Erkrankung 1 Faktor von 5 Risiko einer psych. Erkrankung 2003 Schmidt + Göpel Sozioökonomischer und Migration Die KIGGS Studie Anliegen: Informationsgewinnung über die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen Methoden: Fragebögen, ärztliche Untersuchungen, Interviews Studiendauer: 2003-2006 167 Orte in Deutschland Altersspektrum: 3-17 Jahre n = 17.641 Response rate: 67%
Sozioökonomischer 20,00% 15,00% 10,00% 5,00% 0,00% Prävalenz psychischer 20,00% Auffälligkeiten (SDQ) Möglich 18,00% 16,00% 14,00% 12,00% 10,00% 8,00% 6,00% 4,00% 2,00% 0,00% Wahrscheinlich 1 Niedriger sozioökonomischer ist ein stärkerer Indikator für die Prävalenz von psych. Erkrankungen als Alter oder Geschlecht Jungen Mädchen 7-10 11-13 14-17 Niedriger sozioökonomischer Mittlerer sozioökonomischer Hoher sozioökonomischer Gesamt Sozioökonomischer Spezifische Erkrankungen 14,00% 12,00% 10,00% 8,00% 6,00% 4,00% 2,00% 0,00% Prävalenzen spezifischer 20,00% Auffälligkeiten 18,00% 16,00% 14,00% 12,00% 10,00% 8,00% 6,00% 4,00% 2,00% 0,00% Depression Ängste ADHS 1 Störungen des SV Jungen Mädchen 7-10 11-13 14-17 Niedriger sozioökonomischer Mittlerer sozioökonomischer Hoher sozioökonomischer Gesamt Niedriger sozioökonomischer stellt ein signifikantes Risiko dar, eine der häufigsten psych. Krankheiten des Kindes- und zu entwickeln
Durchschnittliche 6-Monatsprävalenzen psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter nach Ihle und Esser (2002) Störungsbild Angststörungen 10,4 % Dissozial-aggressive Störungen 7,5 % Depressive Störungen 4,4 % Hyperkinetische Störungen 4,4 % Tics und Stereotypien 2,8 % Enuresis 2,5 % Enkopresis 0,4 % Durchschnittliche 6-Monatsprävalenzen Defizite Sozioökonomischer und Migration 16,00% Personale Ressourcen Defizite 16,00% 14,00% 12,00% 14,00% 12,00% 10,00% deutliche Defizite Mädchen Jungen 10,00% 8,00% mit Migrationshintergrund 8,00% 6,00% ohne Migrationshintergrund 6,00% 4,00% 2,00% 0,00% 4,00% 2,00% 0,00% 1 Niedriger sozioökonomischer Mittlerer sozioökonomischer Hoher sozioökonomischer Defizite in Bezug auf personale Ressourcen sind signifikant bei Mädchen, Migranten und Kindern mit niedrigem Sozioökonomischen
Defizite Sozioökonomischer und Migration 16,00% Soziale Ressourcen Defizite 16,00% 14,00% 12,00% 14,00% 12,00% 10,00% deutliche Defizite Mädchen Jungen 10,00% 8,00% mit Migrationshintergrund 8,00% 6,00% ohne Migrationshintergrund 6,00% 4,00% 2,00% 0,00% 4,00% 2,00% 0,00% 1 Niedriger sozioökonomischer Mittlerer sozioökonomischer Hoher sozioökonomischer Defizite in Bezug auf soziale Ressourcen sind signifikant bei Jungen, Migranten und Kindern mit niedrigem sozioökonomischen Defizite Sozioökonomischer und Migration Familiärer Zusammenhalt 16,00% Defizite 16,0% 14,0% 12,0% 14,00% 12,00% 10,00% deutliche Defizite Mädchen Jungen 10,0% 8,00% mit Migrationshintergrund 8,0% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% 6,00% 4,00% 2,00% 0,00% 1 ohne Migrationshintergrund Niedriger sozioökonomischer Mittlerer sozioökonomischer Hoher sozioökonomischer Migranten haben einen etwas besseren familiären Zusammenhalt Kinder mit niedrigem sozialen haben ausgeprägtere Defizite in diesem Bereich
Zusammenfassung: Sozioökonomischer und Migration Migranten und Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen weisen häufiger Defizite in ihren Ressourcen auf Kinder mit Migrationshintergrund leben öfter in Familien mit niedrigem sozioökonomischen Niedriger sozioökonomischer korreliert mit dem Risiko, an einer der häufigsten psychischen Störungen zu erkranken Präventions-Pyramide Therapie (Störungen) Indizierte Prävention (Symptome) Selektive Prävention (Risikogruppen) Universelle Prävention (Alle) Döpfner, 2006
Präventions-Pyramide: Evidenzbasierte Interventionen MST FAST Prenatal and Infancy Home visiting program Triple P Hausbesuchsprogramm (Olds, 1997, 2002) Schwangere junge Frauen/niedriger sozioökonomischer Über zwei Jahre Hausbesuche durch psychiatrische Fachkrankenpfleger Positive Effekte für Neugeborene: Höheres Geburtsgewicht Reduktion von Frühgeburten (57%) Signifikante Reduktion von Kindesmisshandlung Follow up: Nach 4 Jahren: Höhere Beschäftigungsrate der Mütter (82%) Weniger dysfunktionales, bestrafendes Erziehungsverhalten Nach 10 Jahren: Weniger Alkohol- und Drogenabusus (56%) Verbesserung der finanziellen Situation: Kosteneffizienz
FAST: Family and School Together (Conduct Problems Prevention Group, 1999) Multimodales Präventionsprogramm Elterntraining (samstags, 2 Stunden enrichment ) Hausbesuche Soziales Kompetenztraining für die Kinder Training bzgl. schulischer Fertigkeiten, z.b. Lesen Intervention in Schulklassen 1-6. Klasse, z.b. Problem lösen, Impulskontrolltraining 1 Jahr Follow up Verhaltensauffälligkeiten Kinder in Sonderschulen Lesefertigkeiten Eltern: dysfunktionales, bestrafendes Erziehungsverhalten MST Multisystemic Therapy (Henggeler et al. 1998) Behandlungsteam: 1 Supervisor, 3-4 Therapeuten Jeder Therapeut 4-6 Familien, jedes Team 50 Familien pro Jahr Erreichbarkeit des Teams 24/7 Dauer der Therapie: 3-5 Monate, durchschnittlich 60 Stunden pro Familie Familienfokussierte Interventionen (z.b. Elterntraining) Peer group Interventionen (z.b. Integration in prosoziale Peergroups) Schulische Interventionen (Verbesserung der schulischen Fertigkeiten) Patient/Eltern fokussierte Interventionen (z.b. individuelle kognitive Verhaltenstherapie)
MST Multisystemic Therapy 70% 60% 30% 18% Borduin et al. (1995), Schaeffer&Borduin (2005), MST of serious juvenile offenders: Long term prevention of criminality and violence Präventionspyramide: Evidenzbasierte Interventionen Therapie (Störungen) Indizierte Prävention (Symptome) Selektive Prävention (Risikogruppen) Universelle Prävention (Alle) MST FAST Hausbesuche Triple P Döpfner, 2006
Präventions-Pentagon Schwangerschaft Präventions- Pyramide Screening: Ermitteln von Risiko- und Schutzfaktoren Schule Kleinkindalter Kindergarten Kacic, 2010 Screening Instrumente Schwangerschaft Fragebögen: FPI, PSSI Hausbesuche HRQoL Kleinkindalter CBCL Hausbesuche Verpflichtende kinderärztliche Vorsorgeuntersuchungen Kindergarten SDQ CBCL K-ABC Conners Scale Standardisierte Beobachtungsskalen Schule Transfer: Evaluationsergebnisse aus dem Kindergarten in die Schulakte SDQ CBCL YSR SCARED (anxiety disorders) BDI (depression) *Hebamme, Erzieher, Lehrer, Sozialarbeiter, Pädiater, Kinderpsychiater
Präventions-Pentagon Präventions- Pyramide Screening: Ermitteln von Risiko- und Schutzfaktoren in Schwangerschaft, Kleinkindalter, Kindergarten, Schule Mobiles Integrations Team Kacic, 2010 Mobiles Integrations Team Kinderpsychiater Psychologe Sozialarbeiter Kinderpsychiatrischer Krankenpfleger
Mobiles Integrations Team: Diagnostik Hausbesuche In home treatment Krisenintervention Aufbau von Netzwerken Koordination Mobiles Integrations Team flexibles, ambulantes, Klinikteam Festgelegter örtlicher Zuständigkeitsbereich pro Team Festgelegte Anzahl von Familien, Kindergärten, Schulen Finanziert über das öffentliche Gesundheitssystem
Zusammenfassende Empfehlungen KEEP IT SIMPLE 36
Fazit Paradigmenwechsel: Verlagerung der kinderpsychiatrischen Behandlung vom Krankenhaus in Familie Kindergarten Schule Verbesserung der Prävention durch das Mobile Integrations Team Forschung zur Evaluation der optimalen Screeninginstrumente und Kosteneffizienz notwendig
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