Depression im Alter Angelika Karl Nürnberg, 15.06.2016
Einführung Zahlen und Begriffe Demographische Entwicklung Suizidalität im Alter Depression Fakten Fazit Depression im Alter Besonderheiten Risikofaktoren Therapiemöglichkeiten Tagesklinische Behandlung
Zahlen Entwicklung der Altersstruktur der BRD: Bis 2050 Zunahme der Zahl über 60-Jähriger auf ca. 36% Entwicklung der Lebenserwartung: Im 20. Jhd. Zunahme um ca. 30 Jahre
Zahlen: Suizidalität im Alter C.Wächtler, in Lehrbuch der Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, 2. Auflage 2003
Begriffe: Depression Hauptkriterien depressive Episode nach ICD-10 Niedergedrückte Stimmung Verlust von Interesse und Freude Antriebsminderung Erhöhte Ermüdbarkeit Andere häufige Kriterien Vermindert: Konzentration, Aufmerksamkeit, Selbstwertgefühl Gefühl von Wertlosigkeit, Schuldgefühle Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Schlaf- und Appetitstörungen Suizidgedanken oder -handlungen Mindestdauer 2 Wochen
Fakten zur Depression Epidemiologie der Depression unter 65-Jähriger Lebenszeitprävalenz Weltweit: 16-20% Punktprävalenz Ca. 7% Geschlechtsverhältnis Frauen : Männer = 2 : 1 (alle Altersgruppen) Studie zur Gesundheit Erwachsener DEGS1 7988 Personen, Alter 18-79 Jahre Punktprävalenz 8,1% Lebenszeitprävalenz 11,6%
Fakten zur Depression im Alter Epidemiologie: Berliner Altersstudie BASE 516 Personen, Alter 70-104 Jahre 44% der 70-Jährigen und Älteren sind ohne psychische Störungen 24% eindeutig psychisch krank nach DSM-Kriterien 9% Depression 36% depressive Beschwerden bei Multimorbidität
Fakten zur Depression im Alter Versorgungsrealität: Berliner Altersstudie BASE 2/3 nehmen psychotrope Substanzen ein 1/4 davon Psychopharmaka im engeren Sinn Davon sind 2/3 indiziert Antidepressiva sind untermediziert Kein Erkrankter mit Überweisung zum Facharzt Kein Erkrankter in ambulanter Psychotherapie AgeMooDe-Studie 2013 2015 Leipzig, Bonn, Hamburg, Mannheim
Fakten zur Depression im Alter Klinisches Bild / Besonderheiten der Symptomatik Immer so eine Beklemmung am Magen und am Hals. Als ob das gar nicht wegging, so fest sitzt das. Dann meine ich, ich müsse zerplatzen, so weh tut mir das in der Brust. Patientenschilderung nach Kurt Schneider, 1946
Fakten zur Depression im Alter Klinisches Bild / Besonderheiten der Symptomatik Betonung somatischer Symptome Schmerzstörungen Einschränkung kognitiver Fähigkeiten Sozialer Rückzug Motivationsstörung ausgeprägter als Stimmungsänderung Stimmungslage weniger niedergedrückt, Dysphorie Ängstlich-agitierte Depression Wahnhafte Depression
Fakten zur Depression im Alter Risikofaktoren Depressive Episoden in der Vorgeschichte Wechsel der Wohnsituation Soziale Isolation Tod des Partners, Verlust von Angehörigen Konflikte mit Angehörigen, Pflege von Angehörigen Angespannte finanzielle Situation Renteneintritt Körperliche Erkrankungen: Herzinfarkt, Diabetes, Hypothyreose, Schlaganfall, M. Parkinson, Demenz
Fakten zur Depression im Alter Verlauf und Prognose Prognose im höheren Alter nicht wesentlich ungünstiger Besserung des Zustandes bei etwa 50% - 60% Remission bei 20% Chronifizierter Verlauf bei 15% - 20%, Risiken dafür sind: Dysthymie Vorbestehende Persönlichkeitszüge Somatische Erkrankungen Hirnorganische Veränderungen
Fakten zur Depression im Alter Folgen Erhöhte Sterblichkeit, Suizidversuche Erhöhte Anfälligkeit für somatische Erkrankungen Hospitalisierungsdauer steigt Entwicklung weiterer psychischer Störungen Verlust von Lebensqualität Soziale Isolation Verlust von Selbstständigkeit Vorzeitiger Eintritt in Pflegeheim
Therapie der Depression im Alter Medikamentöse Therapie Denkmuster Auslöser suchen Persönlichkeit Gruppentherapie Psychotherapie Depression Soziotherapie Aktivitäten Selbstwertstärkung Genusstraining Milieutherapie Lebensumstände
Medikamentöse Therapie der Depression im Alter Probleme Multimorbidität Polypharmazie Arzneimittelinteraktionen Compliance
Medikamentöse Therapie der Depression im Alter Substanzgruppen Klassische Trizyklika: Amitriptylin, Nortriptylin SSRI und SNRI: Citalopram, Escitalopram, Venlafaxin, Duloxetin NaSSA: Mirtazapin MAO-Hemmer: Moclobemid, Tranylpromin
Medikamentöse Therapie der Depression im Alter Mittel der ersten Wahl SSRI SNRI/NaSSA Citalopram, Escitalopram, Sertralin Venlafaxin, Duloxetin, Mirtazapin Mittel der zweiten Wahl Trizyklika, MAO-Hemmer, Bupropion Mittel bei Komorbiditäten KHK Citalopram, Sertralin Poststroke Citalopram Diabetes SSRI, Duloxetin Schmerz Duloxetin, Amitryptilin Neoplasie Duloxetin, SSRI
Therapie der Depression im Alter Tagesklinik für seelische Gesundheit im Alter Klinikum Nürnberg Nord, Haus 10, 4. Stock Eröffnung April 2013 Teilstationäre Behandlung mit 35 Therapieplätzen Menschen über 55 Jahre Multidisziplinäres Team Multimodale Therapie Aufenthaltsdauer 4 bis 6 Wochen
Fazit Alter macht nicht zwangsläufig depressiv Verlauf und Prognose einer Depression im Alter sind nicht wesentlich ungünstiger als in anderen Lebensabschnitten Depressionen im Alter werden häufig nicht diagnostiziert und nicht ausreichend therapiert Ältere und hochbetagte depressive Menschen können von einer adäquaten Behandlung einschließlich einer Psychotherapie gut profitieren
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!