Workshop 12. Konferenzen leiten

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Transkript:

Workshop 12 Besprechungen und Konferenzen leiten Adolf Bartz 2000 2007 2007 Referent für die Schulleitungsfortbildung NRW beim Landesinstitut für Schule 2007 2010 Leiter des Couven Gymnasiums Aachen Besprechungen: Wichtig, aber wenig effektiv Je mehr Schulentwicklung, umso mehr Besprechungen. Je kleiner die (Arbeits oder Projekt ) Gruppen, umso höher die Gefahr von Informalität. Mangel an Verbindlichkeit, Klarheit, Struktur, Zielorientierung und Ergebnissicherung Mängel bei der Prozessteuerung und der Arbeits effektivität ität Unzufriedenheit und Gefühl von Zeitverschwendung 1

Professionalität akzeptieren Effektive Besprechungen setzen Professionalität voraus. Professionalität: Selbstkompetenz (z.b. Rollenklarheit), Wissen, Methodenkenntnis und kompetenz, Kohärenz (Stimmigkeit von Person, Handeln und Situation) Professionelle Distanz und Formalität Interaktion in Rollen und Ab Arbeitsbeziehungen itb i Bewusstheit und Umgang mit Beziehungs und Gruppendynamik Übersicht zum Ablauf 1) Der Konferenz und Besprechungsorganismus 2) Einen Tagesordnungspunkt vorbereiten 3) Den Ablauf der Besprechung strukturieren 4) Mit Dissens umgehen 5) Mit schwierigen Besprechungssituationen umgehen 2

Schulentwicklung: Initiierung und Gestalt Initiierung Ideen generieren und sammeln Austauschforen einrichten dem Eigensinn Raum geben Energien wecken und nutzen Gestalt Prozessarchitektur gestalten Projekt und Arbeitsgruppen einrichten Ergebnisse durch die Integration in die Ablauf und Aufbauorganisation auf Dauer stellen und sichern für die Umsetzung in Könnens und Handlungsroutinen sorgen Gruppen bei der Initiierung und Implementierung Initiierung: Austauschforen (Konferenzen bei Themeneinführung, offene Lehrerversammlung, Lehrer-Eltern-Schüler-Ausschüsse ) Reflexion / Planung: Konferenz (Beschluss), Steuergruppe Implementierung: Arbeits- und Projektgruppen, Koordination durch Steuergruppe Besprechungen und Konferenzen phasengerecht gestalten, Gruppen und Gremien passend beteiligen! 3

Themengenerierung: Dringlich keit Attraktiver Zielzustand Konferenzorganismus (1) Offene Lehrerversammlung Lehrer Eltern Schüler Ausschuss Einführung Lehrer, Eltern, Schülervertretung SL Steuer gruppe: Koordination der Ideensammlung Übersicht zu Optionen Lehrer / Schulkon ferenz: Beschluss zur Prioritätensetzung Monat 1 2 3 Konferenzorganismus (2) StG SL L Planung Abteilungen Fachgruppen Lehrer, Eltern, Schüler vertretung: Beratung über Ergebnisse Projektgruppen Schulkon ferenz: Beschluss Implementierung Schulkonferenz: Beschluss Institutionalisierung Schulprogramm Monat 4 5 6 15 4

Konferenzorganismus planen Partizipation : Wer ist wie betroffen? Wer ist zu beteiligen? Wer kann zur Problemlösung beitragen? Reihenfolge : Initiierung Beratung Beschluss Stellenwert der einzelnen Besprechungen: Warum ist die Besprechung erforderlich? Was trägt sie zur Problemlösung bei? Besprechungsergebnisse zusammenführen: Wie werden die Ergebnisse genutzt? Wie werden sie auf gemeinsame Ziele ausgerichtet? Beispiel: Schüler/innen mit Schwierigkeiten Tauschen Sie mit Ihren Nachbarn Ideen aus, wie der Konferenzorganismus zum Thema Umgang mit schwierigen Schülern gestaltet werden kann: Partizipation Initiieren Beraten Beschluss Sinn und Beitrag der einzelnen Besprechungen Zusammenführung der Beiträge und Orientierung auf eine gemeinsame Zielrichtung 5

Planung eines Tagesordnungspunktes Thema: Worum genau geht es? Anlass/ Auftrag: Warum soll das Thema beraten werden? Warum ist es bedeutsam? Normative Vorgaben: Welche Vorgaben sind zu beachten und nicht verhandelbar? Welche Themenaspekte können ergebnisoffen beraten werden? Informationsgrundlage: Welche Informationen sind für die Bearbeitung relevant? Einführung: Wer informiert über den Stand der Bearbeitung? Verfahren und Methoden: Geht es um Information, Konsultation, Ideensammlung, Ideenbewertung, Prioritätensetzung, Beschluss? Ergebnis: Was soll am Ende der Beratung geklärt und erreicht sein? Fristen: Bis wann müssen welche Ergebnisse vorliegen und Maßnahmen umgesetzt sein? Umgang mit dem Ergebnis: Wie kann das erwartete Ergebnis in eine Aktionsplanung (wer was mit wem wie bis wann?) umgesetzt werden? Was sollen die nächsten Schritte sein? Zeit: Wie viel Zeit ist für die Beratung des TOP vorzusehen? 6

Formulierung eines TOP Nr. Thema 1 Anlass, Auftrag, Frist Informa tion / Material, Vorgaben Einfüh rung Ziel / Ergebnis Zeit 2 3 Konferenzleitungsstile Die Inhaltslenkung Die Besprechungsleitung ist auf ein Ergebnis festgelegt. Ziel: Das Einverständnis der Beteiligten mit dem vorab festgelegten Ergebnis erreichen Grund: Festlegung durch Vorgaben Durchsetzung einer Position, die die Besprechungsleitung für zwingend erforderlich hält Mittel: Ergebnislenkende inhaltliche Wertungen und Stellungnahmen Akzeptanz durch Transparenz: Vorgaben und Interessen offenlegen 7

Die Prozesslenkung Phasenspezifische Prozessteuerung durch Fragen und Interventionen Überwachung der phasenspezifischen p Regeln Neutralität hinsichtlich der Sachinhalte und des Konferenzergebnisses keine Sachbeiträge, keine Wertungen Kontrolle der eigenen Sympathien und Antipathien emotionale Gelassenheit Empfehlung: So viel Prozesslenkung wie möglich, so wenig Inhaltslenkung wie nötig Deshalb: Vorgaben klären Verhandlungsrahmen klar und verbindlich festlegen PHASE (1) Verfahrensfragen / Fest legung dertagesordnung KONFERENZPHASEN FUNKTION Orientierung Klärung von Vorgaben und Material (2) Situationsbeschreibung Thema klären (3) Zielpräzisierung Ziel und Ergebnis festlegen (4) Ideensammlung Vielfalt von Vorschlägen zur Problemlösung (5) Ideenbewertung Prioritäten setzen (6) Entscheidung / Beschluss Ergebnis oder weiteres Verfahren sichern (7) Aktions und Sicherungsplan Wer macht was mit wem bis wann? Wiedervorlage? 8

Großgruppendynamik Konferenz = Bühne für das Aushandeln von Macht und Einflusspositionen im Kollegium Je größer die Gruppe, umso bedeutsamer die Bühne Platz auf der Bühne für immer gleiche 10 12 Personen Teilnehmer: Gefühl der Unsicherheit und Angst im Hinblick auf Zugehörigkeit (Loyalitätskonflikte, da Mitglied in verschiedenen Kleingruppen zentrifugale Kraft in Richtung Gruppe: Zugehörigkeitssehnsucht, zentripetale Kraft in Richtung auf sich selbst: Zugehörigkeitsangst, g g Flucht, Totstellen Tendenz der Äußerungen zu Vereinfachung, Stereotypien, Polarisierung, Emotionalisierung, Ultimaten Dynamik durch Sogwirkung für oder gegen Positionen und Menschen, die sie vertreten Strukturinterventionen Zwischenbilanz: Konsens Dissens Stand Unterbrechung durch Pausen oder Zeit zum Nachdenken Substrukturierung durch Austausch in Murmelgruppen oder Kleingruppen (mit Arbeitsauftrag) Bei Widerstand: Bedenkenphase einschieben Teilnehmende bei Rückzug aus Beratung aktivieren Ergebnis: Folgewirkungsabschätzung Worst case Belastungstest Umgang mit verbleibendem Dissens klären 9

Umgang mit Dissens Konsens nicht erzwingen, sondern Dissens klären: Wo genau Dissens? Auf welcher Ebene: Mittel oder Ziele? Dissens entbindet nicht von Loyalität Voraussetzung: Recht auf Dissens und seine Vertretung Anspruch, dass Dissens angehört und ernst genommen wird Hinreichend aussichtsreiche Perspektive auf eine Revision von Beschlüssen Beschlüsse als Kompromiss auf Zeit Schwierige Besprechungssituationen 1) Auf Totschlagargumente reagieren 2) Für die Beachtung der Phasenregeln sorgen 3) Engagierte Vielredner bremsen 4) Dissens in der Besprechung klären 5) Mit Besserwisserei umgehen 6) Mit Konkurrenz zur Leitung umgehen 10

Aufgaben für die Murmelgruppen Jede Murmelgruppe klärt für einen Typ von schwierigen Situationen, wie die Besprechungsleitung damit umgehen kann (Handout). Notieren Sie ein bis zwei Empfehlungen für den Umgang mit solchen Situationen. Zeit: 10 Minuten Aufgaben für die Austauschgruppen Gruppenbildung: Gruppe 1 platziert tsich ihim Raum Gruppe 2 (und anschließend die weiteren Gruppen) ordnen sich zu Präsentieren Sie die Empfehlungen aus Ihrer Murmelgruppe für den Umgang mit solchen Situationen i Nachfragen oder Stellungnahmen erst, wenn alle Gruppen präsentiert haben Zeit: 20 Minuten 11

Konferenzcharaktere 12