Prähospitale und hospitale Notfallsversorgung von akuten Schlaganfallpatienten

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Transkript:

Prähospitale und hospitale Notfallsversorgung von akuten Schlaganfallpatienten Johann Willeit Univ.-Klinik für Neurologie, Innsbruck Interuniversitäre Tagung, Brixen 05.02.2011

Schlaganfall - Notfall Diff. Dg. Sinusvenenthrombose Encephalitis Epilepsie Todd sche Parese etc. Infarkt ICH SAB

Akute cerebrale Ischämie Kernnekrose Penumbra

Ein Schlaganfall wächst Infarktkern Penumbra = Risikogewebe 0 h 1 h 8 h 8-12 h Alarm - 144 Prähospitales Management Akut-Therapie

52-jähriger Patient mit akutem Schlaganfall 22.10 Beginn der Symptomatik: Halbseitenlähmung li 5 22.15 Notruf Einsatzleitstelle Rettung 20` 22.30 Eintreffen des NA 40 22.50 Eintreffen in der Notaufnahme MZA 45 22.55 Klinische Untersuchung, EKG, Blutabnahme 65 23.15 Computertomographie 85 23.35 Stroke Unit, Aufklärung des Patienten 90 23.40 Beginn der Lyse

Tag 1, vor i.v.thrombolyse Nativ-CT CT-Angio CT-Perfusion TTP CT-Perfusion CBV Pat. AA Tag 2, nach i.v. Thrombolyse

Ziele der akuten Schlaganfallbehandlung Reduktion von Morbidität und Mortalität Verbesserung des Outcomes Schlaganfall erkennen Betroffene, Angehörige, Rettungsdienste, Notarztsystem, Intrahospital Rasche ätiologische Zuodnung Klinische und apparative Diagnostik DD Stroke mimics Rasche Rekanalisation Lyse i.v., Lyse i.a., Thrombektomie Verhinderung von Sekundärkomplikationen Aspirationspneumonie, Epilepsie, Hirndruck, etc. Frühe Mobilisation und Frührehabilitation Thromboseprophylaxe, Kriterium für gutes Outcome

Einflussfaktoren auf das prähospitale Management Verlängerung Verkürzung Ältere Menschen Schweregrad/Art der Ausfälle Soziale Randgruppe Patientenentscheidungszeit Einheitl. Rufnummer (144) Information / Aufklärung Bevölkerung Anwesenheit von Angehörigen Sekundärtransporte Geographische Entfernung Prähospitalzeit Rettungsdienste Notarzt Helikoptertransporte Kompetenzunsicherheit Struktur/Organisation Door to needle time Direkter Zugang zur Stroke Unit Standardisierte Abläufe und Behandlungskonzepte

Realität und Probleme 30 25 26.0 20 19.2 19.1 Prozent 15 10 8.4 13.0 12.0 5 0 2.3 1h 2h 3h 3-6h 6-12h 12-24h >24h Stroke Onset Eintreffen im Krankenhaus

Realität und Probleme

Realität und Probleme

Information der Bevölkerung

Prähospitales Management

Akutmanagement Prähospitalphase Allgemeines Klinische Schlaganfalldiagnose Zeitpunkt des Symptombeginns notieren Medikamentenanamnese durchführen Angehörige sollen, wenn möglich, den Patienten in die Klinik begleiten Telefonnummer bei Angehörigen für ev. Rückfragen notieren Rolle des Notarztes Stabilisierung der SchlaganfallpatientInnen Diagnosestellung und optimale Triage Sicherstellung der Informationsweitergabe Prähospitalmanagement

Akutmanagement Prähospitalphase Bei allen Patienten i.v. Zugang, 30 Oberkörperhochlagerung Exikkoseverdacht Hypoxieverdacht Hypoglykämie Anfälle Blutdruck RR<200/100 Blutdruck RR >200/100 Hypotonie Subtitution mit Ringer/NaCl 0.9%ig O 2 - Maske Pulsoxymetrie O2 Sättigung > 95% Glukose 40% 30 ml i.v. Lorazepam, Diazepam i.v. Werte belassen (Ausnahme HI, V.a. Dissektion Aorta) Urapidil 12.5 mg langsam i.v. titrieren Flüssigkeit substituieren

Pathophysiologie - zerebrale Ischämie

Akutmanagement - Hospitalphase Zeitfaktor Pathomechanismen /Diagnostik Spezifische Akuttherapie Frührehabilitation

Diagnosestandards beim akuten Schlaganfall: Notfalldiagnostik im Krankenhaus Pat. AA, 72 Jahre Neurologischer Status inklusive NIH-SS Akutlabor (Blutbild, Glucose, Cholesterin, große Gerinnung [PZ, PPT, Fibrinogen, D-Dimer], LFP, Nierenwerte, Elektrolyte, CRP, BSG, TSH, CK, Troponin T/I) EKG CCT /alternativ MRT des Gehirns Sonographie Hirnarterien Prüfung der Ein- und Ausschlusskriterien für die Thrombolyse

Management intrahospital - Notfalldiagnostik im Krankenhaus

Schlaganfall Aufgaben in der Akutphase Organisationszentrale für das Management von SchlaganfallpatientInnen Stroke Unit eine Struktur die bestimmte Prozesse ermöglicht, die in ihrer Gesamtheit als Akut- und Subakuttherapeutikum wirkt.

Schlaganfall Aufgaben in der Akutphase Raschest mögliche Diagnostik und Ursachenfindung Neurologisches Syndrom, Diff.Dg., Bildgebung, US,... Spezifische Therapiemaßnahmen Thrombolyse, Stent, Embolektomie,... Monitoring von Vitalparametern RR, Sauerstoffsättigung, Frequenz,.. Allgemeine Basistherapie Blutdrucktherapie, Fiebersenkung,Thromboseprophylaxe,... Früherkennung und Therapie von Komplikationen Hirndruck, Reinsult, Epilepsie, Infektionen, Aspiration,... Frührehabilitation: Physio-, Ergotherapie, Logopädie Spastizität, Apraxie, Aphasie, Agnosien, Neglect,...

SOPs in der akuten spezifischen Schlaganfallbehandlung

Thrombolyse SU Innsbruck Thrombolyserate bei akuten SchlaganfallpatientInnen an der Stroke Unit Innsbruck über die letzen 10 Jahre

Thrombolyse SU Innsbruck Lysefrequenz im Regeldienst 8.00-16.00 Uhr: 41% Lysefrequenz im Nachtdienst 16.00-8.00 Uhr: 59%

Thrombolyse SU Innsbruck Onset-to-door-time: bleibt gleich, MW bei 69 min Door-to-needle-time: verkürzt sich von 105 min auf 45 min Onset-to-needle-time: verkürzt sich von 171 min auf 110 min 24 h Dienst Notaufnahme Einheitliche SOP s