Modulbeschreibung Schulart: Fach: Zielgruppe: Autor: Zeitumfang: Grundschule Fächerverbund Mensch, Natur und Kultur (GS) 4 (GS) Hans-Rainer Preiss Sieben bis zehn Stunden Die sind auf unterschiedlichste Art ausgerüstet, um früh im Jahr blühen zu können. In dieser Unterrichtseinheit gilt es, diese Vielfalt mit den fachgerechten Arbeitsweisen der Grundschule zu erforschen und von den Schülerinnen und Schülern dokumentieren zu lassen. Dabei kommen verschiedene Medien zum Einsatz. (Modulbild: LMZ-BW / Fotoarchiv, LMZ333365) Vorauszusetzende Kompetenzen fachlich: Naturbeobachtung; Anfertigen einfacher, aber genauer Skizzen. Vorauszusetzende Kompetenzen methodisch: Arbeiten in der Gruppe; gemeinsames und vergleichendes Arbeiten mit dem Partner; zuverlässige Einzelarbeit; Einbringen von Erkenntnissen in das Klassengespräch. 1
Unterrichtsverlauf Vorbemerkung: Im Frühling freuen sich die Kinder an den ersten Blumen im Garten und in der Natur. Diese Freude ist eine gute Grundlage, um Naturbeobachtungen zu vertiefen, Techniken des Erforschens kennenzulernen, über die Vielfalt der Arten zu staunen und eine Entwicklung von Ordnungssystemen anzubahnen. Das Unterrichtsmodul eignet sich auch für Klassen, die noch nicht mit Lupe, Pinzette und Messer gearbeitet haben. Auch für den fächerübergreifenden zweiten Teil des Unterrichtsmoduls "Die Tulpe eine Klanggeschichte" ist die Kenntnis der Orff-Instrumente keine Voraussetzung. 1. Stunde gezieltes Wahrnehmen und Dokumentieren des Schneeglöckchens Es gibt vier Möglichkeiten des Einstiegs: 1. Am Tag vorher die "Hausaufgabe" geben - soweit möglich -, ein Schneeglöckchen von zu Hause mitzubringen. 2. Unterrichtsgang zu Stellen, an denen man das Schneeglöckchen in größeren Mengen findet und pflücken darf, etwa im Schulgarten. 3. Die Lehrerin bzw. der Lehrer bringt Schneeglöckchen mit (einige davon mit Zwiebeln). 4. Schneeglöckchen auf Farbfolie präsentieren: Arbeitsblatt "Schneeglöckchen Pflanzenteile". Jeweils zwei Kinder sollten ein Schneeglöckchen vor sich haben. Zunächst sollen sich die Schülerinnen und Schüler die Schneeglöckchen ohne Lupen anschauen und berichten, was sie sehen. Im Anschluss werden Lupen verteilt. Die Schülerinnen und Schüler entdecken die "Staubgefäße" und den "Griffel" sowie die Streifen bei den drei inneren Blütenblättern. An dieser Stelle kann zur Sicherung der Begriffe das Arbeitsblatt "Schneeglöckchen - Pflanzenteile" eingesetzt werden. Im Klassengespräch wird geklärt, welche Aufgabe die Staubgefäße haben, wozu das Schneeglöckchen und die anderen Blumen einen Griffel benötigen. Nun sollen die Schülerinnen und Schüler das Schneeglöckchen zeichnen - von oben und von der Seite (siehe Sachinformation"Schneeglöckchen - Aussehen der Blüte" ). 2. Stunde gezieltes Wahrnehmen und Beschreiben des Schneeglöckchens Die Stunde beginnt mit einer Wiederholungsphase: 1. Allgemeine Frage: "Was weißt du noch vom Schneeglöckchen?" 2
2. Spezielle Fragen: "Wie viele innere und äußere Blütenblätter hat das Schneeglöckchen?", Beschreibe den Stängel und die Blätter!", "Wie ist die Blüte innen aufgebaut?", "Wozu gibt es Griffel und Staubbeutel?". In dieser Stunde soll die Frage geklärt werden, warum das Schneeglöckchen so frühzeitig blühen kann (siehe Audiodatei "Schneeglöckchen - Hörbeispiel"). Experiment 1: Die Schülerinnen und Schüler schneiden die Zwiebel quer durch, nehmen ihre Lupe zur Hand und machen eine Skizze vom Querschnitt der Zwiebel. Experiment 2: Die Schülerinnen und Schüler ziehen mit der Pinzette eine Haut nach der anderen ab. Ergebnis: Der Querschnitt der Zwiebel hat viele Ringe. Es lassen sich mehrere Schalen der Zwiebel abziehen. Die Zwiebel des Schneeglöckchens hat viel Saft (Wasser) in den Schalen. Wenn der Boden gefroren ist, bekommt das Schneeglöckchen das Wasser aus der Zwiebel. Ergänzend erklärt die Lehrperson, dass die Zwiebel außerdem mit Wachstumsund Nahrungsstoffen ausgestattet ist sowie mit einer Art Frostschutzmittel, so dass die Zwiebel nicht erfriert. Diese Erkenntnis notieren die Schülerinnen und Schüler nun auf dem Arbeitsblatt "Schneeglöckchen - Steckbrief". Über den Overhead-Projektor wird später das Arbeitsblatt "Schneeglöckchen - Steckbrief (Lösung)" gezeigt. 3. Stunde Anwenden der gelernten Techniken beim Krokus Die Lehrerin oder der Lehrer kann nun die erworbenen Kenntnisse und Arbeitstechniken für die Beobachtung und Erforschung weiterer einsetzen. Zur Wiederholung, zur Festigung und zum Transfer des Gelernten kann der Krokus gewählt werden, da auch er eine Zwiebel als Speicherorgan hat, häufig anzutreffen ist und unkompliziert mitgebracht werden kann. Die methodische und didaktische Vorgehensweise entspricht die der Unterrichtssequenz zum Thema Schneeglöckchen. Zum Einsatz kommen das Arbeitsblatt "Krokus - Steckbrief" und zur Kontrolle das Arbeitsblatt "Krokus - Steckbrief (Lösung)". 4. Stunde Anwenden der gelernten Techniken beim Huflattich Da die Zwiebel ein sehr effektives Speicherorgan ist, müsste sie sich auch für andere durchsetzen. Aber bei den folgenden n zeigt sich die Vielfalt kreativer Lösungen, Wasser und Nährstoffe bei kalter Witterung aus dem oft noch 3
gefrorenen Erdreich zu holen. Der Huflattich zum Beispiel weist ein ganz anderes Lösungskonzept auf. Mit seiner Wurzel, die weit über die Frosttiefe von 60 Zentimeter reicht, versorgt er die Pflanze mit frostsicherem Wasser und Nahrung. Leider können die Schülerinnen und Schüler die lange Wurzel zur Anschauung in der Regel nicht ausgraben, aber das Konzept leuchtet ein. Für diesen eignet sich am besten ein Unterrichtsgang, bei dem einige Schülerinnen und Schüler mit kleineren Grabgeräten ausgerüstet sind. Der Huflattich kommt oft in Straßengräben und auf neu aufgeschütteten Schutthalden oder lehmigen Erdhaufen vor. Er gehört dort mit zu den ersten Ansiedlern und blüht leuchtend gelb mit einer Korbblüte, so dass er schon aus der Ferne ins Auge fällt. Seine Stängel sind ohne Blätter, nur mit spinnwebig behaarten Blattschuppen besetzt. Die langstieligen und herzförmigen Blätter erscheinen erst Ende April oder Anfang Mai. Die verblühten Stängel tragen später einen dem Löwenzahn ähnlichen Samenball. Der Huflattich ist eine Heilpflanze, dessen Schleimund Gerbstoffe für Hustensaft und Shampoos verwendet werden. Zum Einsatz kommt das Arbeitsblatt "Huflattich - Steckbrief" und zur Kontrolle das Arbeitsblatt "Huflattich - Steckbrief (Lösung)". 5. Stunde Anwenden der gelernten Techniken beim Scharbockskraut Das Scharbockskraut weist wieder ein anderes Konzept zur Speicherung des Wassers und der Nährstoffe auf: ein bis zwei Zentimeter lange und einige Millimeter dicke Knollen. Sie lassen sich einfach mit der Pflanze ausgraben, da sie sich nur wenige Zentimeter unter der Erde befinden. Schon von Weitem strahlt das leuchtende Gelb dieses s in Auwäldern an feuchten Stellen entgegen. Das Scharbockskraut hat seinen Namen von der Vitamin-C-Mangelkrankheit "Skorbut". Die Blätter enthalten dieses Vitamin, müssen aber vor der Blütezeit verzehrt werden. Wenn man ein paar Knollen ausgräbt und in den Schulgarten einpflanzt, verbreitet sich die Blume sehr schnell und bildet Polster, da die Blätter allen anderen Pflanzen das Licht wegnehmen. Falls ein Unterrichtsgang nicht möglich ist, bringen die Lehrperson oder einige Schülerinnen und Schüler mehrere Pflanzen mit Knollen mit, die dann in Gruppen untersucht werden können. Normalerweise ist die Blütezeit Mitte bis Ende April. Das Scharbockskraut nützt die energiereiche Sonnenstrahlung zum Wachstum, zur Blüte, zur Samenbildung und Nährstoffspeicherung bis Ende Mai aus, da sich dann das Blätterdach des Waldes schließt. Danach verwelkt die Pflanze und tritt erst im kommenden Frühjahr wieder in Erscheinung. Mit dem Arbeitsblatt "Scharbockskraut - Steckbrief" können die Beobachtungen und Ergebnisse der Untersuchung wiederholt und gesichert werden. Zur Kontrolle dient das Arbeitsblatt "Scharbockskraut - Steckbrief (Lösung)" auf dem Overhead-Projektor. 6. Stunde Anwenden der gelernten Techniken beim Buschwindröschen Das Buschwindröschen oder auch Weiße Osterblume genannt gehört zu den Hahnenfußgewächsen. Es liebt mullreichen Boden und kommt in Laub- und Nadelwäldern 4
vor. Die Blüte ist weiß, oft auch zum Teil zart rosa, es gibt aber auch sehr selten das gelbe Buschwindröschen. Oft sind seine sechs Blütenblätter symmetrisch angeordnet. Die grünen Griffel sind von bis zu 30 gelben Staubbeuteln umgeben, weshalb man es auch als Pollenblume bezeichnet. Für die bestäubenden Insekten ist es eine wichtige Nahrungsquelle. Da die Pflanze die Gifte Anemonin und Protoanemonin enthält, sollten sich die Schülerinnen und Schüler nach der Untersuchung die Hände waschen. Auch dieser weist wieder eine neue Art der Speicherung von Nährstoffen auf: einen Erdspross, der mehrere Zentimeter lang und etwa zwei Millimeter dick ist. Gleichzeitig entwickelt er damit ein verzweigtes Netz unter der Erde, sodass die Buschwindröschen oft als große Polster die noch kahlen Wälder schmücken. Auch sie lassen sich von den Schülerinnen und Schülern leicht ausgraben, da sich die Sprosse nur wenige Zentimeter unter dem Erdboden befinden. Beobachtungen und Ergebnisse der Untersuchung können wieder mit dem Arbeitsblatt "Steckbrief Buschwindröschen" wiederholt und gefestigt werden. Die Kontrolle erfolgt mit dem Arbeitsblatt "Steckbrief - Buschwindröschen (Lösung)". 7. Stunde Die Tulpe der bekannteste Diese Unterrichtsstunde wurde aus zwei Gründen eingefügt: 1. Sie eignet sich auch als eine Einführungsstunde in das Thema bereits in der dritten Klasse. 2. Falls die Blütezeiten der anderen bereits abgelaufen oder sie in städtischer Umgebung nicht zugänglich sind, eignet sich die Tulpe als typische Gartenpflanze sehr gut zur Beobachtung und Untersuchung. Außerdem ist sie wegen ihrer Größe geeignet für das Forschen in der Grundschule mit den Instrumenten Messer, Pinzette und Lupe. Das didaktisch-methodische Vorgehen entspricht dem der Unterrichtsstunde über das Schneeglöckchen und wird deshalb hier nicht weiter ausgeführt. Das Arbeitsblatt "Tulpe - Steckbrief" und das Arbeitsblatt "Tulpe - Steckbrief (Lösung)" dienen zur Wiederholung und Festigung der Beobachtungen und Untersuchungen und können - wenn vorher die erwähnten bearbeitet wurden als Hausaufgabe bearbeitet werden. Die nun aufgebaute Vertrautheit mit der Tulpe erleichtert den Einstieg in das Gedicht "Die Tulpe" von Josef Guggenmos. 8. bis 10. Stunde "Die Tulpe eine Klanggeschichte mit Orff-Instrumenten" Erfahrungen mit der Natur werden hier in eine künstlerische und musikalische Gestaltung einbezogen und präsentiert. Als motivierenden Einstieg trägt die Lehrperson das Gedicht "Die Tulpe" von Josef Guggenmos vor (siehe URL "Tulpe 5
Klanggeschichte"). Danach äußern sich die Schülerinnen und Schüler in einem Klassengespräch dazu frei. Zunächst lesen die Schülerinnen und Schüler das Gedicht, dann malen sie zu jedem Vers ein Bild und suchen dann gemeinsam passende Orff-Instrumente aus. Jeder Vers wird mit dem vorgeschlagenen Instrument getestet: eine Schülerin bzw. ein Schüler liest den Text, ein oder zwei andere spielen im Rhythmus dazu, ein anderer versucht, eine passende Bewegung zum Text zu finden. Wenn alle Verse mit Orff-Instrumenten untermalt sind, kann die Klanggeschichte aufgeführt werden. Eine kurze Videosequenz zeigt eine von vielen Möglichkeiten zur Vertonung des Gedichts (siehe Video "Tulpe Klanggeschichte"). Zum Abschluss der Unterrichtseinheit kann das Wissen der Schülerinnen und Schüler mit einem Test überprüft werden (siehe die Arbeitsblätter " - Test 1", " - Test 1 (Lösung)", " - Test 2" und " - Test 3" ). 6
Bildungsplanbezug Grundschule Mensch, Natur und Kultur 6. MENSCH, TIER UND PFLANZE: STAUNEN, SCHÜTZEN, ERHALTEN UND DARSTELLEN Die Schülerinnen und Schüler können Techniken der Naturbeobachtung, der Orientierung in der Artenvielfalt, des Vergleichs an Kriterien und des Entwickelns von Ordnungssystemen anwenden. die Bedeutung der Artenvielfalt an Beispielen aufzeigen. aus der aufmerksamen Naturbeobachtung und sinnlichen Erfahrung ihre künstlerischen und musikalischen Gestaltungs- und Ausdrucksfähigkeiten weiterentwickeln. (aus: Bildungsplan Baden-Württemberg 2004 - Grundschule, Klasse 4: Kompetenzen und Inhalte für Mensch, Natur und Kultur; Seite 106) Ausführliche Informationen zum Bildungsplan Baden-Württemberg 2004 gibt es unter Bildung stärkt Menschen. 7