Fettstoffwechseltraining im Fitness- und Leistungssport

Ähnliche Dokumente
Fettstoffwechsel - Stoffwechsel beim Sportler

Wing Tai Kampfkunstschule Aschaffenburg NokTai Michael Vogel, M.A. Sportwissenschaft und Sportmedizin

Mythos Fettverbrennung Die effektivsten Strategien

Trainingslehre - Ausdauer. Ausdauer. Das zentrale Thema der Trainingslehre im Pflichtfach Sport! Folie 1

Zielgerichtetes Ausdauertraining mit Hilfe der Laktatdiagnostik

Laktat-Leistungsdiagnostik

Energieverbrauch > kcal/woche durch Training = mind. 6 Std. intensives Training!!! Ernährung (Essen + Trinken!) der letzten Hauptmahlzeit vor

Der Stoffwechsel. Wir zeigen dir wie er funktioniert.

Das Ausdauertraining wird in mehrere Bereiche gegliedert: REKOM: Regenerations- und Kompensationstraining, Lactat unter 1,5 mmol/i

Institut für Prävention & Sportmedizin in der Klinik am Homberg Leistungsdiagnostik

Thema: Energiebereitstellung (beim Walking)

w w w. a c a d e m y o f s p o r t s. d e w w w. c a m p u s. a c a d e m y o f s p o r t s. d e Physiologie L E SEPROBE

Was ist insulin. Gegenspieler

Der Heilige Gral des Ausdauertrainings

Optimales Lauftraining im Hobbysport. Wilhelm Lilge/team2012.at

❶ ❷ ❸ ❹ 1) ATP: 2) Energiegewinnungswege:

Die aerobe Ausdauer. Beispiel: Die HF an der IAS sei 160 Schläge/min. Die Grundlagenausdauer 1 (GA 1) läge dann zwischen 112 und 136/min.

Die häufigsten Gründe, Abnehmen. warum das. nicht funktioniert!

Was passiert energetisch beim 400m- Lauf?

Ausdauer. die sportliche Leistung. leistungsbestimmende Faktoren. Trainingslehre - Ausdauer. 1. Bedeutung der Ausdauer für. 2. Biologische Grundlagen

Auswirkungen von Ausdauersport auf kardiovaskuläre Veränderungen

Training: Wie unser Körper arbeitet

Energiebereitstellung bei sportlichen Leistungen (Aufbau der Muskulatur)

Abbildung 1: Friedmann, Fit sein durch..., Kronos, 2017.

ABSTRACT. der DIPLOMARBEIT zur Erlangung des Magistergrades für Militärische Führung (FH)

" Der Einfluss von Sport und körperlicher Bewegung auf Adipositas, biochemische & physiologische Wirkmechanismen, realistische Therapieansätze"

TRAININGSLEHRE Übungsaufgabe zum Thema Ausdauer

Laktatwww.patrick-hartmann.de. Leistungsdiagnostik PATRICK HARTMANN

Jump meet Polar. Kilian Ammann. Esther Nievergelt. So TT-Hedingen. Esther Nievergelt - Ganzheitliche Ernährungspsychologische Beraterin IKP

Inhalt 1. Ausdauertraining Regeneration Pause

Basiswissen Ernährungslehre

Energiestoffwechseldiagnostik

Adaptation der Muskulatur an Arbeit und Training beim Pferd. Korinna Huber Tierärztliche Hochschule Hannover

Die Entwicklung der Energiebereitstellung im Bereich der Langzeitausdauer III am Beispiel des Marathonlaufes

Sportbiologische Grundlagen und Trainingslehre

^Realistische Gewichtsabnahme

Energiebereitstellung. Repetion/Vertiefung Trainer B Internationale Literatur

Direkte und indirekte Messbarkeit von Bewegung

HIT und HIIT Options von Jutta Schuhn

Marathontraining. Aktuelle Empfehlungen der. Priv. Doz. Dr. phil.. Theodor Stemper Diplom-Sportlehrer. Sportwissenschaft.

Lektion 2. Ruhe Bewahren bei Gewichtsschwankungen. Script 1. Dies ist ein Auszug aus dem ONLINE KURS. TINA S Fit Kit

Konditionellen Substanz Ausdauer. Zuchwil, MSL

Damit der Motor läuft und läuft... Erwärmung

Wie fit ist Ihr Herz?

Energiebereitstellung

Allgemeine Gesetzmäßigkeiten des Sports

Dienstag, 03. Oktober Fatburner oder Fettverbrennung durch Sport Mythos und Wahrheit. Überblick

Bewegung sie wirkt sich immer positiv auf Ihr Wohlbefinden aus. Egal, wie alt Sie sind: Für einen Anfang ist es nie zu spät! Jeder Schritt zählt!

Ausdauertraining Wie, Was, Warum?

TRAININGSLEHRE. IMSB-Austria 1

4. Ausdauertraining. 4.1 Trainingsziele 4.2 Trainingsmethoden 4.3 Gesundheit & Fitness 4.4 im Leistungssport. LK Sport Gymnasium Rahden SNH

Alles über Kalorienkiller und Fatburner

MACH MEHR AUS DEINEM TRAINING! Schneller und effektiver an Dein Trainingsziel mit Deinen individuellen Pulswerten DAS SYSTEM VON DEN PROFIS

Brot & Spiele Bedarf und Ansprüche der Kohlenhydrate im Sport

TRAININGSPLANUNG M. Schuetze/Sportreferent Seite 1. 5 motorische Grundlagen

Hier sind 11 Tipps die dir helfen effektiver abzunehmen.

Kondition. Schnellkraftausdauer. Hausarbeit B-Lizenz. 1. Einleitung:

Ihr tägliches Bewegungs-Programm zur Steigerung Ihrer Energie

Ausdauertraining mit UNIQA VitalCoach Lukas Kummerer

Auswertungsunterlagen zur Rad-Leistungsdiagnostik

Seite 2 von 5 Gruppe mit konventionellem Cardiotraining während der Trainingseinheiten ca kcal mehr verbrannte als die Intervall Gruppe verlor

Spiroergometrie. Zentrum für Prävention und Sportmedizin

6 WOCHEN TABATA-TRAINING

Selbstmanagement für Führungskräfte- ein wesentlicher Bestandteil im Themenfeld Gesundheitsmanagement

Herzlich willkommen!

Fatburning Power für den Stoffwechsel. Wie der Körper Energie verbrennt

Unser Körper benötigt Nährstoffe:

XUND ALTERN VITALBRUNNEN BEWEGUNG. Vortragender: Dipl. Sporttherapeut Heinz Gratzl. In Zusammenarbeit mit Dr. Manfred Stöger

Z 11 GRUNDLAGEN DER BIOCHEMIE STOFFWECHSELWEGE 1) DIE WICHTIGSTEN STOFFWECHSELWEGE: 2) ÜBERSICHT ÜBER DEN ENERGIESTOFFWECHSEL

Z11 GRUNDLAGEN DER BIOCHEMIE STOFFWECHSELWEGE 1) DIE WICHTIGSTEN STOFFWECHSELWEGE: 2) ÜBERSICHT ÜBER DEN ENERGIESTOFFWECHSEL

Die Bedeutung der Kohlenhydrate für die Gesundheit

KÖRPER IN BESTFORM TURBO-STOFFWECHSEL

Der Muskelguide. Die Grundvorrausetzungen für Muskelaufbau. 1. Training mit den Grundübungen:

Gesundheitsorientiertes Ausdauertraining

Ancel Keys. Hungerstoffwechsel.

BIOCHEMIE. Prof. Manfred SUSSITZ. über(be)arbeitet und zusammengestellt nach Internetvorlagen:

Ernährung und Bewegung. Sport, Fitness und Ernährung, das sind Begriffe, die unweigerlich miteinander verbunden sind.

Name: xxx xxx Trainingszeitraum: Alter: 30 Trainingsziel: Compete Größe: 178 cm nächster aeroscan:

Damit der Motor läuft und läuft... Erwärmung

Leistungssteigerung durch optimierte Ernährung?! worauf muss / sollten Tennisspieler achten?

wichtigsten Dinge, die Du tun kannst, um abzunehmen!

SOS. 5 Geheimnisse des. Erfolges. Hammer Nutrition Germany. Hammer Nutrition Austria. Hammer Nutrition Switzerland. Secrets of success

GESCHWINDIGKEIT ODER HERZFREQUENZ-MESSUNG. Welche Methode ist im Training effektiver?

WIE FÜHRE ICH DIESE ART VON CARDIOTRAINING DURCH?

Körperliche Aktivität bei Herzerkrankungen Ambulante kardiale Rehabilitation

Training. Mit Plan zum Ziel

Kurt-Reiner Geiß Michael Hamm. Handbuch Sportlerernährung. ro sro

Urheberrechtlich geschütztes Material. Andrea Deutschmann. Abnehm-Ratgeber

Das große Trainingslexikon

TRAININGSPLAN 21,1 KM (INTENSITY)

Die Pulsbereiche. Seite 1 von 6 Infoschrift aus /.de /.com

Bedeutung der Laktat-Leistungsdiagnostik im Rahmen der Ernährung mit unterschiedlichen Kohlenhydratanteilen.

Ernährungs-Ratgeber. Ausgabe 1/2013: Denn Wissen ist Macht auch über den Körper! Diätgefahr, Grundumsatz & Energiebilanz

Verhalten der kardialen Marker BNP und Troponin nach standardisierten Belastungen bei Leistungssportlern mit und ohne Sportherz

Trainingsmethodische Grundlagen des Ausdauertrainings

TRAININGSPLAN WIEDEREINSTEIGER 0 AUF 20 KM PRO WOCHE

ährung Ernährung und Sport Ern Oder warum beides irgendwie zusammengehört

Transkript:

Fettstoffwechseltraining im Fitness- und Leistungssport Wollen Sie abnehmen oder wollen Sie Ihre Fette besser als Energiequelle nutzen? Mit dem Fettstoffwechsel- bzw. Fatburner-Training sind also unterschiedliche Erwartungen verknüpft, die nicht selten kontroverse Diskussionen entfachen. Prinzipiell lassen sich in diesem Zusammenhang zwei Zielgruppen voneinander unterscheiden: zum einen die ambitionierten Ausdauersportler, denen es vorrangig darum geht, einen höheren Anteil an Fetten im Energiestoffwechsel nutzen zu können, vor allem bei Langzeitausdauerbelastungen über 30 Minuten. Zum anderen sind es die Fitnesssportler, die über ein Fatburner-Training eine Reduktion des Körperfettanteils erreichen wollen. Für beide Ziele gibt es unterschiedliche Trainingsempfehlungen. Unsere Vorfahren hatten keine Probleme mit ihrem Gewicht. Sie mussten, was sie verspeisen wollten, erst einmal erjagen. Das war sehr schweißtreibend, aber auch gesund. Denn sie haben dabei das Fett verbraucht, das das erlegte Tier zu bieten hatte. Wir Heutigen verbrennen hauptsächlich Kohlenhydrate, weil wir uns im täglichen Leben nur wenig bewegen. Unser Körper funktioniert aber noch so wie zu Jägers und Sammlers Zeiten. Grundlagen des Fettstoffwechsels Über die tägliche Nahrungsaufnahme (Kohlenhydrate, Proteine und Fette) wird der Organismus mit Energie versorgt. Im Sport sind Kohlenhydrate und Fette die Energieträger, die die Leistung beeinflussen. Bei diesem Vorgang der Verbrennung werden aus einem Gramm Kohlenhydrate 4,1 kcal und aus 1g Fett 9,3 kcal Energie freigesetzt. Die Schlüsselsubstanzen bei der Energiebereitstellung im Organismus sind die energiereichen Phosphate, vor allem das Adenosintriphoshat (ATP). Die Kohlenhydrate und Fette dienen dazu, das verbrauchte ATP wieder herzustellen. Um für Muskelarbeit Energie freizusetzen, wird ATP in Adenosindiphosphat (ADP) und anorganisches Phosphat (P) gespalten. ATP ADP + P + Energie (z.b. für Muskelkontraktionen) Die im Muskel gespeicherte Menge an ATP ist sehr gering und reicht nur für etwa zwei Sekunden Muskelarbeit. Deshalb muss das ADP ständig neu wieder in ATP umgewandelt werden. Dazu stehen dem Organismus Glukose und freie Fettsäuren (FFS) zur Verfügung. Die Energiegewinnung aus den freien Fettsäuren und Glukose erfolgt in den Mitochondrien der Muskelzellen. Das sind sozusagen die Kraftwerke. Die freien Fettsäuren werden nur aerob (d.h. unter Sauerstoffverbrauch) zu Wasser und Kohlendioxid abgebaut. Aufgrund der großen Fettreserven im Unterhautfettgewebe und im Muskel kann der Muskel theoretisch unbegrenzt arbeiten. Die Fettreserven würden allein für über 23 Marathonläufe von drei Stunden Dauer ausreichen. Bei hoher Belastungsintensität werden die Grenzen des aeroben Energiestoffwechsels überschritten und der anaerobe Stoffwechsel, der mit der Bildung von Laktat einhergeht, gewinnt an Bedeutung. Die Übergänge von einem zum anderen Stoffwechselzustand sind fließend. Während freie Fettsäuren nur eine aerobe Herstellung (Resynthese) des ATP erlauben, kann das über Glukose in aerober und anaerober Weise erfolgen. Laktat entsteht immer dann, wenn bei hochintensiven Belastungen viel Energie pro Zeiteinheit benötigt wird und die ATP-Resynthese schnell verlaufen muss. Ob der langsamere Fettstoffwechsel oder der schnellere Glukosestoffwechsel genutzt wird, ist in erster Linie von der Belastungsintensität (Fortbewegungsgeschwindigkeit) abhängig. Aber auch beim Fettstoffwechseltraining werden nicht ausschließlich nur die freien Fettsäuren verbrannt, sondern immer auch die Kohlenhydrate (Glukose). Das Verhältnis von freien Fettsäuren zu Glukose beträgt im Durchschnitt 60 zu 40 Prozent. Ohne Glukose können die freien Fettsäuren

nicht verstoffwechselt werden, d.h. die freien Fettsäuren verbrennen im Feuer der Kohlenhydrate. Echtes Fettstoffwechseltraining erhöht das Leistungspotential Ein echtes Fettstoffwechseltraining zielt auf eine Erhöhung des aeroben Leistungspotentials, wobei mehr freie Fettsäuren zur Verfügung stehen. Bei einem hohem aeroben Leistungsniveau, in dem Laktat erst bei höheren Geschwindigkeiten gebildet wird, werden mehr freie Fettsäuren verstoffwechselt. Dazu ist aber eine Anpassung in den Muskelzellen nötig. Durch das Training vergrößern sich die Kraftwerke in den Muskelzellen, die Mitochondrien. Sie sind dann besser in der Lage, unter Sauerstoffzufuhr die freien Fettsäuren und die Glukose in Energie umzuwandeln. Zusätzlich werden mehr Triglyzeride in der beanspruchten Muskulatur gespeichert. Zu einer Anpassung im Fettstoffwechsel kommt es aber erst nach einem mehrmonatigen Ausdauertraining. Gut trainierte Ausdauersportler verstoffwechseln mehr freie Fettsäuren während der Belastung als Untrainierte oder Sportler der Nichtausdauersportarten. Voraussetzung für das Fettstoffwechseltraining sind bei Leistungssportlern Belastungen von über 90 Minuten Dauer, die zu einer Verknappung des Glykogens (tierische Stärke) führen. Für einen optimierten Fettstoffwechsel braucht ein Ausdauerleistungssportler ein mehrjähriges Ausdauertraining. Dabei sollte die Belastungsintensität einen Laktatwert von 3 mmol/l nicht überschreiten. Für Anfänger genügen bereits Ausgangsbelastungen von über 30 Minuten Dauer. Aus gesundheitlicher Sicht führt ein ausdauerorientiertes Training zu folgenden positiven Auswirkungen: Das Fatburner-Training zum Abnehmen Das Fatburner-Training ist ein Pseudo-Fettstoffwechseltraining und wird zur Reduzierung des Körperfettanteils angestrebt. Um dieses Ziel in kurzer Zeit zu erreichen, werden zwei Empfehlungen gegeben: a) Hoher Energieverbrauch (v.a. durch intensives Ausdauertraining) b) Verzögerung der Nahrungsaufnahme nach dem Training ( Nachbrenneffekt ) Auf den ersten Blick ist einleuchtend, dass ein hoher Energieumsatz und eine verzögerte Energieaufnahme nach dem Training zu einer negativen Energiebilanz am Trainingstag führen könnten und damit die Voraussetzungen für den Abbau von Körperfett gegeben wären. Da der Gesamtenergieverbrauch bei den empfohlenen intensiven Kurzbelastungsformen gering ist und

sich maximal im Bereich von 500 bis 800 kcal bewegt, ist dieses Energiedefizit bei gewohnter Ernährung am nächsten Tag meist wieder ausgeglichen. Für die Verbrennung von 1 kg Körperfett ist ein Energieumsatz von mindestens 7700 kcal notwendig. Wenn bei einem Dauerlauf eines 70 kg schweren Sportlers pro Stunde bei einem Tempo unter 5 min pro Kilometer etwa 700 kcal verbraucht werden, dann kann man den wahren Belastungsaufwand abschätzen, der zum Fettabbau notwendig wäre. Echte Körpermassenabnahmen funktionieren also nur in der Kombination restriktiver Energieaufnahme und anhaltender umfangreicher Bewegung bzw. Ausdauertraining. Andere Möglichkeiten der Körpermassenverminderung auf natürlichem physiologischem Wege gibt es nicht. Eine belastungsbedingte Austrocknung des Körpers (Dehydratation), die mit der Abnahme von Körpergewicht einhergeht, ist noch keine echte Massenabnahme. Die im Fitnessbereich gegebenen Empfehlungen, die Trainingsintensität zu erhöhen und nach dem Training die Nahrungsaufnahme zeitlich zu verzögern, bewirken einen erhöhten Energieumsatz. Bei verzögerter Nahrungsaufnahme wird ein gering höherer Anteil an freien Fettsäuren verbraucht. Übersehen wird allerdings dabei, dass der Energieverbrauch immer eine Gesamtbilanz des Energieumsatzes eines Tages oder mehrerer Tage ist. Durch die Nahrungsaufnahme wird das Kaloriendefizit in kurzer Zeit wieder ausgeglichen. Bei gleichem Energieverbrauch ist die Reduzierung des Körperfettanteils bei hoher Belastungsintensität trotz kürzerer Belastungszeit und höherer Kohlenhydratverbrennung genauso hoch wie bei geringer Belastungsintensität und entsprechend längerer Belastungszeit, diese Erkenntnis ist in mehreren Studien bestätigt worden (Ballor et al. 1990, Grediangin et al. 1995, Tremblay et al. 1990, u.a.). Als Begründung für den höheren Energieverbrauch nach der Belastung wird der erhöhte Sauerstoffverbrauch nach vorausgegangenem intensivem Training angegeben. Nach den Angaben von Phelain et al. 1997 beträgt nach einer Belastung mit einem Energieverbrauch von 500 kcal, der erhöhte Sauerstoffverbrauch in der dreistündigen Phase danach nur 4,6 % vom Gesamtenergieverbrauch. Der zusätzliche Energieverbrauch ist also äußerst gering. Hungern allein bringt nichts Alle Studien zur Reduktion des Körpergewichtes mit den erwähnten Maßnahmen (hohe Intensität, hungern nach dem Sport, Nachbrenneffekt, etc.) wurden nur über einen relativ kurzen Zeitraum (maximal 8 Wochen) durchgeführt. Über Veränderungen der Lipoproteine im Blut (LDL, HDL, Triglyceride etc.) wurden meist keine Angaben gemacht. Nur das Ausdauertraining über mehrere Monate ist zur Senkung der Blutfette geeignet, nicht jedoch Belastungen mit starker Laktatbildung. Werden in den ersten zwei Stunden nach dem Training keine Kohlenhydrate aufgenommen, dann verzögert sich nachweislich die Wiederauffüllung der Glykogen-Speicher (tierische Stärke). Damit wird die Regeneration behindert. Eine schnelle Regeneration ist aber nicht nur für das Wohlbefinden vorteilhaft, sondern sichert auch die nachfolgende Reizverarbeitung und Belastbarkeit. Aus gesundheitlicher und trainingsmethodischer Sicht macht es wenig Sinn, über

längere Zeiträume intensiv zu trainieren, in der Vorstellung, dabei Gewicht abzunehmen. Auch die verzögerte Nahrungsaufnahme nach dem Training verändert an dieser Situation nichts Wesentliches. Nach restriktiver Nahrungsaufnahme bei Abmagerungskuren (unter 1000 kcal/tag) kommt es regelmäßig zum sogenannten Jo-Jo-Effekt. Dieser Effekt bedeutet, dass nach der Kur das Gewicht höher ist als zuvor. Die übersteigerte Nahrungsaufnahme nach der restriktiven Nahrungszufuhr führt zur Erhöhung des Körpergewichtes über das Ausgangsgewicht. Um den Körperfettanteil überhaupt zu beeinflussen, sollte das Ausdauertraining mit niedriger Intensität im Fitnessbereich einen Gesamtenergieumsatz von mindestens 300 kcal pro Trainingseinheit mehrmals in der Woche aufweisen. Für die gesundheitliche Prävention ist ein wöchentlicher Energiemehrumsatz durch Sport oder körperliche Aktivität von 2000 bis 3000 kcal wissenschaftlich gesichert. Um den Gesundheitszustand zu verbessern, ist eine größere Trainingsbelastung nicht notwendig, es sei denn, die sportliche Leistung soll erhöht werden. Die Fettstoffwechselenzyme in den Fettzellen des Körpers und der Muskulatur können nur durch lange Belastungen mit geringer bis mittlerer Intensität in ihrer Aktivität erhöht werden und nicht durch kurzzeitige Belastungen mit hoher Laktatbildung. Fettstoffwechseltraining und Belastungsintensität Die Belastungsintensität (Leistung, Geschwindigkeit) entscheidet darüber, welche Energieträger zur Energiegewinnung bei der Belastung herangezogen werden. Bei niedriger Belastungsintensität (25 bis 50 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme/VO2max) können bis zu 70 Prozent der freien Fettsäuren am Gesamtenergiestoffwechsel verbrannt werden. Die freien Fettsäuren, Triglyceride und Lipoproteine im Blutplasma sind hierbei die entscheidenden Energieträger. Beträgt die Belastungsintensität etwa 65 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme, dann tragen die freien Fettsäuren zu etwa 50 Prozent zum Energiegewinn bei. Bei Langzeitbelastungen werden neben den freien Fettsäuren aus dem Blut die in der Muskulatur gespeicherten Neutralfette (Triglyceride) zur Energiebereitstellung genutzt. Bei Belastungsintensitäten von 85 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme und darüber nimmt die Fettverbrennung deutlich ab, weil das dabei entstandene Laktat die Verbrennung der freien Fettsäuren behindert. Bei diesen hohen Belastungsintensitäten werden die Glycogenspeicher in Leber und Muskel abgebaut. Der Beitrag der verbrannten Blutglukose ist gering, da es sich hier um einen ständigen Energiezufluss zur Muskelzelle handelt (Abb. 1). Bei einer Belastungsintensität, bei der mehr als 7 mmol/l Laktat entsteht, wird der Abbau der freien Fettsäuren bei Leistungssportlern unterdrückt. Die Energiewandlung erfolgt dann ausschließlich über den aeroben und anaeroben Abbau des Glykogens.

Beeinflussung der Fettstoffwechselaktivität Unabhängig von den unterschiedlichen Zielsetzungen, dürfte es sowohl für den Leistungs- als auch den Fitnesssportler von Interesse sein, dass es tatsächlich Möglichkeiten gibt, vermehrt freie Fettsäuren umzusetzen. a) Vor dem Training nichts essen Um den Einfluss von Nüchternheit und Kohlenhydrataufnahme auf den Fettstoffwechsel beurteilen zu können, haben wir eine eigene Untersuchung mit 11 Triathleten im Radfahren durchgeführt1. Die Sportler absolvierten nach einer mindestens zehnstündigen Hungerzeit über Nacht morgens eine 90- minütige aerobe Radfahrbelastung auf einer flachen Wendepunktstrecke. Die Belastungsintensität betrug 75 Prozent der maximalen Herzfrequenz (~ 68 Prozent der V02max). Nach einer kohlenhydratreichen Kost (Frühstück) wurden weitere 90 Minuten unter gleichen Vorgaben gefahren. In Ruhe und nach jeweils 30 Minuten Radfahren wurde Blut aus dem Ohrläppchen zur Bestimmung der Laktatkonzentration (LA) und der freien Fettsäuren zeitgleich entnommen (Abb. 2). Im Nüchternzustand stieg die Konzentration der freien Fettsäuren hochsignifikant an (von 0,34 ±0,18 mmol/l in Ruhe auf 0,62 ±0,21 mmol/l nach 30 min bzw. 1,18 ±0,12 mmol/l nach 90 min Radfahren). Nach Aufnahme einer kohlenhydratreichen Kost war die Konzentration der freien Fettsäuren in Ruhe und während der Radfahrbelastung signifikant niedriger als vor dem Frühstück (Abb. 3). Die Kohlenhydrataufnahme beeinflusste auch die

Laktatkonzentration. Vor dem Frühstück war die Laktatkonzentration in Ruhe und während der 90-minütigen Belastung erniedrigt (<1,5 mmol/l) und nach dem Frühstück waren Laktat in Ruhe und während der ersten 60 min signifikant erhöht (Abb. 4). Die Aktivierung des Fettstoffwechsels lässt sich demnach von der Nahrungsaufnahme beeinflussen. Hat die belastete Muskulatur nur noch wenig Glykogen gespeichert, dann kommt es zu einer verstärkten Fettspaltung und demnach zu einer Erhöhung der freien Fettsäuren. Im Hungerstoffwechsel, d.h. bei geringer Glukoseverfügbarkeit, wird bereits nach 30 Minuten aerober Belastung der Fettstoffwechsel deutlich aktiviert. Es ist allerdings darauf zu achten, dass beim ablaufendem Hungerstoffwechsel ein intensives oder mehrstündiges Training zu vermeiden ist, da es während der Belastung zu einer vorzeitigen Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen kann. Die Stresshormone, besonders Adrenalin, steigen hierbei deutlich an. Spätestens nach 60 Minuten Belastung sollte die erste begrenzte Kohlenhydrataufnahme (Energieriegel, Trockenobst) erfolgen. Damit wird einer Unterzuckerung und einem Leistungsabfall vorgebeugt. b) Kaffeetrinken vor dem Training Coffein oder Bohnenkaffee haben eine hervorragende lipolytische Wirkung, d.h. sie erhöhen die Freisetzung der freien Fettsäuren. Kaffeetrinken erhöht deren Freisetzung und steigert somit indirekt ihren Abbau. Das Hungergefühl kann nach Kaffeegenuss hinaus geschoben oder verdrängt werden. Die Enzyme für einen erhöhten Umsatz der freien Fettsäuren werden aber durch Coffein allein nicht erhöht. Hierfür taugt nur das aerobe Ausdauertraining. Tipp: Morgens vor dem Frühstück nach einer Tasse Kaffee und einem Glas Apfelsaftschorle ist ein 30 bis 40-minütiges Ausdauertraining in geringer Intensität ein optimales Fettstoffwechseltraining für den Fitnesssportler.