Asthma, Allergie, Anaphylaxie Informationen für die Schule Horst Reibisch, Kinder- und Jugendarzt Allergologie, Kinderpneumologie, Büdelsdorf
Definition Allergie: Überschießende, krankmachende, spezifische Immunreaktion gegen exogene Substanzen Atopie: Genetisch determinierter Zustand einer durch IgE- Antikörper vermittelten Typ I - Allergie mit den häufig zusammen auftretenden Krankheitsbildern Heuschnupfen, Asthma und atopisches Ekzem
Welche Krankheiten durch Allergien? Atemwege: Rhinokonjunktivitis, Sinusitis Asthma, obstr. Bronchitis Haut: Kontaktallergien, Nesselsucht, Neuro- dermitis Gastroinestinaltrakt: Durchfallserkrankungen, Darmentzündungen, Obstirpation etc. Nervensystem: Migräne, Kopfschmerzen unkl. Genese Gefäße: Gefäßentzündungen
Allergenquellen G. Grevers, M.Röcken: Taschenatlas der Allergologie Thieme 2000
Das Asthma bronchiale Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: die Luft einziehen, sich ihrer entladen. Jenes bedrängt, dieses erfrischt; so wunderbar ist das Leben gemischt. Goethe: Westöstlicher Divan
Definition Entzündliche Erkrankung der Atemwege mit reversibler Obstruktion wechselnder Intensität auf dem Boden einer bronchialen Hyperreagibilität auf unterschiedliche Stimuli (physikalisch, chemisch, pharmakologisch, immunologisch)
Zahlen Asthma Deutschland Altersgruppe Asthma-Diagnose Asthma-Symptome 0-6 Jahre 5 % (238.000) 10 % (476.000) 6 14 Jahre 7 % (512.000) 8 % (586.160) Schweregrade : 1 30 % 0 6 J. 71.400 7 14 J. 153.600 2 40 % 0 6 J. 95.200 7 14 J. 204.800 3 30 % 0 6 J. 71.400 7 14 J. 153.600
Asthmahäufigkeit Asthma bei Kindern u. Jugendlichen: 8-10% leiden unter Asthma bronchiale Im ersten Lebensjahr entwickeln schon 30% Asthmasymptome, 80-90% entwickeln die Krankheit bis zum 5.Lebensjahr. Je später die Asthmasymptome auftreten, desto wahrscheinlicher ist eine Allergie die Ursache.
Mortalität Zunehmend bei 5-14-Jährigen in den USA (3,6 / 100 000) In Deutschland relativ konstante Mortalitätsraten, z.b. 1995 Asthma-Todesfälle 0-15 J.: n=13 0-20 J.: n=29 0-25 J.: n=42 (ca. 1 Todesfall auf 10.000 Kinder mit Asthma) Quelle: Stat. Bundesamt
Häufig verwendete Synonyme bei Verdacht auf Asthma bei Kleinkindern Chronische Bronchitis / Obstruktive Bronchitis Chronisch obstruktive Bronchitis Obstruktive Episoden Asthmoide Bronchitis / Asthmoide Episoden Wheezing Bronchitis
Prädisposition Trigger Inflammation Bronchiale Hyperreaktivität Symptome
Triggerfaktoren Spezifische Auslöser Allergene Unspezifische Auslöser Virus Kaltluft, Anstrengung Inhalative Reizstoffe (Passivrauchen, Duftstoffe, Gase, usw.) Psychische Faktoren
Symptome Hüsteln, Reizhusten, pertussiformer Husten Pfeifende Atmung, verlängertes Exspirium Atemnot Thorakales Engegefühl Leistungseinbruch, Abgeschlagenheit Hochgezogene Schultern
Anamnese Diagnostik Körperliche Untersuchung Ausschluss DD (z.b. Röntgen, Schweißtest...) Allergologische Diagnostik Lungenfunktion in Ruhe ggf. Bronchospasmolysetest ggf. unspezifische Provokation
Therapieziele 1 Vermeidung akuter und chronischer Symptome und Beschwerden Aufrechterhaltung einer normalen oder bestmöglichen Lungenfunktion Vermeidung von Asthmaanfällen/ Exazerbationen Ermöglichung normaler Aktivitäten inkl. Sport
Therapieziele 2 Zufriedenheit des Patienten und seiner Angehörigen mit dem Asthma Management Verminderung der asthmabedingten Letalität Minimalbedarf an einer Reliever - Medikation, d.h. kurzwirksamer Bronchodilatatoren, als wichtigstes Indiz einer bestmöglichen Asthmatherapie
Asthma bronchiale Basis und Ziel der modernen Asthmatherapie Deutsche Atemwegsliga: Das Ziel der Asthmatherapie ist eine bestmögliche Asthmakontrolle durch Reduktion der asthmatischen Entzündung Symptomfreiheit (Anfälle, Atemnot, Husten, nächtl. Erwachen) Keine Exazerbationen Keine Notfallbehandlung Keine medikamentenbedingte Nebenwirkungen Keine Einschränkung der Lebensqualität Normale Lungenfunktion u.a. Dt. Atemwegsliga e.v. und Dt. Gesellschaft für Pneumologie, Thieme Verlag, Stuttgart 2005
Prinzipien der Langzeittherapie 1. Elimination von Triggerfaktoren 2. Spezifische Immuntherapie 3. Medikamentöse Therapie (Stufenschema) 4. Asthmaschulung 5. Physiotherapie und Sport
1. Elimination von Triggerfaktoren Passivrauchen!! Vermeidbare relevante Allergene (Hausstaubmilben, Haustiere, Schimmelpilze)
3. Medikamente zur Langzeittherapie Antiinflammatorische Substanzen ( Controller ): Cromone (DNCG, Nedocromil) Inhalative Kortikosteroide Leukotrienantagonisten Bronchodilatatoren ( Reliever ): ß2-Sympathomimetika Ipratropiumbromid Theophyllin Leukotrienantagonisten
30 Pharmakotherapie Inhalationssysteme I Ein Inhalator soll erst dann verschrieben werden, nachdem der Patient in seiner Handhabung unterwiesen wurde und demonstriert hat, dass er die Inhalationstechnik beherrscht!
32 Pharmakotherapie Optimales Atemmanöver Nach tiefer Ausatmung langsame tiefe Inspiration: Dosieraerosol (+ Spacer) rasche tiefe Inspiration: Pulverinhalator langsame tiefe Inspiration mit kurzer Pause (Vernebler)
Lippenbremse
Diagnostik Hyperreagibles Bronchialsystem und Anstrengungsasthma Unspezifische Provokation: - Körperliche Belastung ( z.b. Lauftest) - Kaltlufthyperventilation
Laufbelastung 6 Minuten (freies) Laufen [Submaximale Herzfrequenz 160/-180/min] Lungenfunktion nach 5 bis 10 Minuten Wenn möglich SaO 2 -Monitoring Positiv, wenn FEV 1 -Abfall um >12-15%
Lauftest TU München Kinderklinik
Anstrengungsasthma
Asthma und Sport ist kein Widerspruch! Beides geht zusammen. Sport kann zwar ein Auslöser für asthmatische Beschwerden sein, aber Sport gehört unverzichtbar zur kindlichen Entwicklung dazu. aus: Asthmaschulung Luftikus
Empfehlungen für die Sportpraxis mit Asthmatikern Teilnahme am Sport unabhängig von der Sportart, entscheidend sind die Auswahl der Übungsinhalte und die Art und Dauer der Belastung Möglichst Anwendung der Intervallmethode Unverzichtbar eine ausreichende Aufwärmung Favorisiert werden sollen Übungen zur Verbesserung der koordinierten Fähigkeiten und der gesamten Motorik
Für den konditionellen Bereich: Ausdauer - als Kurz- bis Mittelausdauer Kraft - im Sinne von Haltungsprophylaxe und Kräftigung der Atemmuskulatur ( dynamische Muskelarbeit) Schnelligkeit im Sinne von Reaktionsschnelligkeit, Beschleunigungsschnelligkeit und Aktionsschnelligkeit ( keine Schnelligkeitsausdauer!)
Vor dem Sport zu klärende Fragen: Art des Asthmas? Mögliche Auslöser für einen Asthmaanfall? Wann treten Asthmabeschwerden auf? ( Jahreszeit, Klimabedingungen, Tageszeiten) Welche Medikamente, vor dem Sport, im Notfall?
Was ist zu tun beim Atemnotfall? beruhigend auf das Kind einwirken. Atmung beruhigen durch die Lippenbremse. Verbesserung der Atmung durch atem- erleichternde Körperhaltung. 2 Sprühstöße des Notfallmedikamentes inhalieren lassen.
Anaphylaxie, allergischer Schock Unter Anaphylaxie versteht man klinisch eine schwere, akute systemische Reaktion auf ein Allergen, auf das der Patient überempfindlich ist.» Der Schweregrad einer anaphylaktischen Reaktion ist nie vorhersehbar. Es muss immer mit einer schweren Verlaufsform gerechnet werden.
Ursache für Anaphylaxie bei Kindern (Novembre 1998) Ursache: Häufigkeit (%): Nahrungsmittel 57 Insektenstiche 12 Medikamente 11 Anstrengung 9 Impfungen 2 Hyposensibilisierung 1 Latex 1 Ursache nicht identifizierbar 6
Schweregrade 1. Verstärkte LOKALREAKTION 2. Milde ALLGEMEINREAKTION 3. Schwere Allgemeinreaktion ANAPHYLAKTISCHER SCHOCK
Alarmzeichen Kratzen im Hals, Husten,Kloßgefühl Unbestimmtes Angstgefühl ( Aura) Juckreiz ( z.b. genital, anal, Fußsohlen) Schwindelgefühl
Allgemeinreaktion Symptome: Augenjucken Niesreiz, Schupfen, Husten Generalisierte Urtikaria Quincke-Ödem Dyspnoe, Übelkeit
Anaphylaktischer Schock Frühsymptome: Jucken, Brennen und Hitzegefühl Zunge, Rachen, Handteller, Fußsohle Danach Schock: Hypotension Tachykardie Bronchialobstruktion Bewusstlosigkeit
Notfallmedikamente muss das Kind bei sich haben, muss die Indikation und Anwendung kennen Antihistaminika ( z.b. Cetirizin Tabletten) Kortison ( als Tabletten oder Saft ) Antiasthmatisches Mittel ( als Dosieraerosol Salbutamol) Adrenalininjektor ( Fastjet oder Anapen)
Wie und wann verabreichen? Wenn Anzeichen einer allergischen Reaktion da sind! -- bei leichten Lokalreaktionen, Rhinitis, Augenjucken, Hautjucken, Antihistaminika -- bei Allgemeinreaktionen, Urtikaria, asthmatische Beschwerden, Antihistamika, Antiasthmatika und Kortison gleichzeitig! -- bei dem Verdacht! auf eine Systemische Reaktion mit Angstgefühl, Atemnot, Kreislaufproblemen sofort den Adrenalininjektor einsetzen, erst dann das Kortison. Gleichzeitig den Notarzt alarmieren!
Auch wenn das Adrenalin einmal zu früh oder vielleicht unnötig eingesetzt wird, besteht keine Gefahr für das Kind!! Wichtig ist, dass die Eltern die Lehrer informieren über Art der Allergie, bisherige Zwischenfälle und die Notfallmedikamente Die Eltern und der behandelnde Arzt müssen attestieren, dass die Schule im Notfall die Medikamente geben dürfen.
Nun ist Pause, vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 59