Die zufällige Leukämie

Ähnliche Dokumente
Klinische Angaben. Lehrserie Nr. 328

Akute lymphoblastische Leukämie

Referat Blut Teil 3: Leukämien

Bluterkrankungen bei Menschen mit Down-Syndrom

Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik Vorlesung: Allgemeine Hämatologie

Klinische Chemie und Hämatologie Vorlesung: Allgemeine & Spezielle Hämatologie

Das Differentialblutbild Differentialdiagnosen der Leukozytose. Man sieht nur was man kennt J.W. Goethe

Klinische Chemie und Hämatologie Teil Hämatologie. Prof. Dr. Th. Büchner. Teil I

Auswirkungen der Neuen WHO- Klassifikation auf die histologische Knochenmarksdiagnostik

Leukämie. weißes Blut, Blutkrebs. bösartige Erkrankung der weißen Blutkörperchen

Klinische Angaben. Lehrserie Nr. 281

Bildungausstrich HD

Mikroskopisches Differentialblutbild

Publikumsvortrag an der AndreasKlinik Cham Zug vom 30. Mai 2006 Leukämien bei älteren Patienten: Neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten

M-T. Krauth, WR. Sperr Klinik für Innere Medizin I Abteilung Hämatologie & Hämostaseologie Medizinische Universität Wien

Das komische Blutbild. André Tichelli Hämatologie

Tumorerkrankungen im Kindesalter. - ein Überblick -

im 144. Durchgang des Rundversuches Hämatologie wurden folgende Ergebnisse erzielt:

Mikroskopisches Differentialblutbild

Pathophysiologie: Fallbeispiele Hämatologie

Mikroskopisches Differentialblutbild mikroskopisches Differentialblutbild Ziel (%) Ergebnisse im Akzeptanzbereich 200 Teilnehmer Ausstrich

Erythrozytose. eine harmlose Diagnose oder die rote Gefahr? Paul Höcker

144. Hämatologie Rundversuch vom

Schmerzen als Leitsymptom

Anämie im Alter. Behandeln oder nicht behandeln, ist das eine Frage? Christian Kalberer

Linzer Hämato-Onkologische Tage 8./9. Nov Ein Unglück kommt selten alleine. Karl Moyses LK Mostviertel Scheibbs Interne Abteilung

Ringversuch für Differentialblutbild DF3/11. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung

Lymphome. Pädiatrische Hämatologie und Onkologie Universitätskinderklinik Münster. November 2011

Anämien und reaktive Blutbildveränderungen

Ringversuch für Differentialblutbild DF1/13. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung

Fallvorstellung 8. Mai 2007

Blutbildveränderungen beim asymptomatischen Patienten. Dr. med. Jörg Thomalla Praxisklinik für Hämatologie und Onkologie

Chronische Lymphatische Leukämie

Blutspuren - Diagnostische Wegweiser aus dem Labor

KF Blutbildveränderungen Peter Borchmann, Klinik I für Innere Medizin Joanna Schiller, Labor für Hämatologie <2014>

Ringversuch für Differentialblutbild DF2/13. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung

Eosinophilie. Zytologie. Prof. Dr. med. Roland Fuchs Dr. med. Stefan Wilop Medizinische Klinik IV

Diagnostik an Blutzellen

MPN PATIENTENTAG AM KLINIKUM RECHTS DER ISAR

Psychosozial, Psychologisch, Psychotherapeutisch und dann noch die Kollegen

5. Entlebucher Hausärztetage. Von der EW-Elektrophorese zum Multiplen Myelom. 42. jährige Frau. Elektrophorese-Anwendung

Die verschiedenen Arten der Leukämie. Man unterscheidet vier Grundarten der Leukämie, die in zwei Gruppen aufgeteilt werden:

Differentialblutbilder

Akute Leukämien und das Myelodysplastische Syndrom

Hämatologische Neoplasiediagnostik im peripheren Blut

Ringversuch für Differentialblutbild DF4/16. Versuchsanleitung

149. Hämatologie Rundversuch vom

147. Hämatologie Rundversuch vom

quer durch s rote Blutbild

Ergebnisbogen DF4/14 Differentialblutbild Oktober 2014

Laboreinsendebogen für Leukämien

Format und Umfang: Blockpraktikum, supervidierte Patientenuntersuchung und patientennaher Unterricht: 49 von 49 ( ) UE.

Mikroskopisches Differentialblutbild mikroskopisches Differentialblutbild Ziel (%) Ergebnisse im Akzeptanzbereich 194 Teilnehmer Ausstrich

Ringversuch für Differentialblutbild DF4/13. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung. Kommentar

Einfluss der Lymphombehandlung auf das Blut. Michael Gregor Abteilung für Hämatologie Kantonsspital Luzern

Akute Myeloische Leukämie (AML)

Hämatologische Erkrankungen - Neue Behandlungsmöglichkeiten bei CLL / CML

Thrombopenie in der Schwangerschaft. Prof. Dr. Jörg Beyer Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin

HÄMOPHAGOZYTISCHE LYMPHOHISTIOZYTOSE UND / ODER LANGERHANSZELL- HISTIOZYTOSE?

Der Blast Ein diagnostisches Schwergewicht

Ringversuch für Differentialblutbild DF4/12. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung

Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter C.F.Classen. Vorlesung

Myelodysplastisches Syndrom

6. Aachener Mikroskopierkurs, Stufe III Spezielle Hämatologie

REGISTER ALL-REZ BFM. Übersicht Materialversand REGISTER ALL-REZ BFM. Diagnose. Verlaufskontrollen

Ringversuch für Differentialblutbild DF2/11. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung

Chronische myeloische Leukämie. Blastenschub

Kniffliche Grenzfälle als Fallstrick in der pädiatrischen Hämatologie: Gratwanderung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung

Inhaltsverzeichnis. 1 Einleitung 1

Ringversuch für Differentialblutbild DF1/12. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung

Akute Myelomonozytäre Leukämie

Akute Myeloische Leukämie (AML) Leitlinie

Leukozytose! Was tun in der Praxis?

Arbeitsgemeinschaft Ostwestfälischer Ärzte Dunlopstr Bielefeld Ringversuchsleiter

UCM united Clinic management GmbH Labor Germeringer Str Planegg Ringversuchsleiter

Diagnostik der CLL und monoklonalen B-Lymphozytose Hendrik Veelken

Städtisches Klinikum Braunschweig ggmbh IMIK - Labor S 2 Salzdahlumer Str Braunschweig Ringversuchsleiter

Der Fall des Halbjahres: Thrombozytose bei essenzieller Thrombozythämie (ET)

Ringversuch für Differentialblutbild DF3/14. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung. Kommentar

Oft spät erkannt: HIV - Erkrankungen & Symptome -

Die Verwendung von Absolutzahlen in der Hämatologie

Modul 3.3 Blut & Knochenmark. Reaktive Veränderungen der Thrombozyten Thrombozytose Thrombopenie M.Werlhof

Ringversuch für Differentialblutbild DF3/12. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung

Anämie bei älteren Patienten. Dr. med. Michael Haen Schwerpunktpraxis Hämatologie - Onkologie, Palliativmedizin Tübingen

Update hämatologische Milzerkrankungen

REGISTER ALL-REZ BFM. Übersicht Referenzlabore REGISTER ALL-REZ BFM. 1. Morphologie

Ringversuch für Differentialblutbild DF1/11. Hinweise zur Auswertung. Individuelle Auswertung

Lymphome bei Patienten mit Sjögren-Syndrom

Wir bestätigen Ihnen, dass Sie am Ringversuch für Differentialblutbild teilgenommen haben.

Ergebnisbogen DF2/13 Differentialblutbild Mai 2013

Erythrozyten-Morphologie Angaben der Teilnehmer

Fortbildung,

Wir bestätigen Ihnen, dass Sie am Ringversuch für Differentialblutbild teilgenommen haben.

Städtisches Klinikum Braunschweig ggmbh IMIK - Labor S 2 Salzdahlumer Str Braunschweig Ringversuchsleiter

Anämien. wie komme ich rasch und einfach zur richtigen Diagnose? 13. November 2018

Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Transkript:

Die zufällige Leukämie Elisabeth Schreier Landes-Frauen und Kinderklinik Linz Sysmex Expertentag: Pädiatrische Hämatologie am 15. März 2012

Landes-Frauen und Kinderklinik Linz Sehr bekannte Kinderonkologie in Österreich geleitet von Prof. Dr. K. Schmitt und OA Dr. G. Ebetsberger. Umfassende, kompetente diagnostische Abklärung. Chemotherapien werden von erfahrenen Experten durchgeführt. Alle Altersgruppen können betroffen sein!

Einteilung der Leukämien im Kindesalter Akute Leukämien (> 95%) Akute lymphoblastísche Leukämie (ALL): 80 90% Akute myeloische Leukämie (AML): 10 20 % Chronische Leukämien (1-2%) Chron. Myeolische Leukämie (CML) adulter u. juveniler Typ Andere myeloproliferative u. myelodysplastische Syndrome

Virusinfektion oder doch Leukämie? 34,5% aller Malignome im Kindesalter sind Leukämien! ALL ist mit 3,3 Erkrankungen/100.000 Einwohner < 15 Jahre und einem Anteil von ca. 30% die häufigste Krebserkrankung im Kindesalter. Die Inzidenz ist etwa fünfmal höher als bei der AML (0,7/100.000) Erkrankungsalter bei der ALL im Median: 4,7 Jahre Erkrankungsalter bei der AML: 7,9 Jahre

Scheinbar harmlose Symptome Das Kind ist müde, schlapp, mag nicht spielen und hat leichtes Fieber dauern die Beschwerden an, dann kann eine beginnende Leukämie die Ursache sein, begründet in einer Knochenmarkinsuffizienz. Hepato-/Splenomegalie kann als Bauchtumor auffallen, vergrößerte Lymphknoten sind verdächtig. 20% der Patienten klagen über Knochen-oder Gelenkschmerzen. das kann leicht zu Fehldiagnosen führen!

Virus-Infektion oder doch Leukämie? Mögliche Initialsymptome einer ALL Fieber 61% Blässe 55% Blutungsneigung 52% Appetitverlust 33% Mattigkeit 30% Knochenschmerzen 23% Bauchschmerzen 19% Lymphknotenschwellung15% Gewichtsverlust 13% Hepatomegalie 68% Splenomegalie 63% Lymphadenopathie 50% Hb <7g/dl 43% Hb 7-11g/dl 45% Hb >11g/dl 12% Leuco <20G/l 72% Leuco 20-49G/l 15% Leuco >50G/l 13% Thr <20G/l 28% Thr 20-99G/l 47% Thr >100G/l 25%

Wie viele neue Leukämien hatten wir 2010 und 2011 in der LFKK? 2010 2011 12 Erstdiagnosen 11 Kinder mit ALL 1 Kind mit AML Ein ALL-Rezidiv 13 Erstdiagnosen 9 Kinder mit ALL 4 Kinder mit AML 2 Kinder mit Rezidiv (ALL, AML)

Welche Fragestellungen werden häufig an das Labor gestellt? Abklärung von unklaren Thrombopenien Abklärung von unklaren Leukopenien oder Leukozytosen Liegt eine Virusinfektion vor oder doch eine Leukämie? Verdacht einer Leukämie oder ein tatsächlicher Zufallsbefund im Rahmen des stationären Aufenthalters

Basisuntersuchung hämatologischer Fragestellungen: Komplettes Blutbild Kleines Blutbild normal leukämieverdächtig Leukozytenzahl 4.000-11.000 > 20.000, < 3000 nur bedingt geeignet Erythrozyten 4-6 Mio/µl Hämoglobin 12-18 g/dl < 9, in Kombination mit Thrombopenie MCV (Mittl. korpusk. Ery-Volumen) 80-100 fl Thrombozytenzahl 150.000-400.000 < 100.000

Labor LFKK 2012 Virus-Infektion oder doch Leukämie?? Knochenmarkpunktion

Infektiöse Mononukleose Sabine 10 a Kleines Blutbild : Leuko 15 G/l Ery 4,43 T/I Hb 11,8 g/dl Thrombo 158 G/l Differentialblutbild : Stab 2 % Seg 19 % Lympho 66 % Mono 13 % Mässig Virozyten

Zur Diagnosesicherung einer Virus-Infektion tragen bei: Klinik Fehlende quantitative Einschränkung der Hämatopoese Morphologische Vielfalt im Blutausstrich, Virozyten Erhöhung von GOT, GPT, GGT, LDH Positive Virusserologie (EBV, CMV, Parvo-Viren, Hepatitis,..)

Welche hämatologischen Veränderungen zeigt die Leukämie im Kindesalter? Häufigste maligne Erkrankung im Kindesalter- geht immer mit Blutbildveränderungen einher. Proliferation von Vorläuferzellen der Hämatopoese. Expansion dieser Zellen bewirkt Verdrängung der normalen Hämatopoese. Diagnose Leukämie wird gestellt durch das Blutbild in Kombination mit dem Knochenmark.

Stufenplan der Leukämiediagnostik in der LFKK Zytologie: Morphologische Diagnose der Nativ-Ausstriche des peripheren Blutes und des Knochenmarkes. Zytochemie des Knochenmarkes

ALL T-ALL Polysacharidhaltige u. glykocogenhaltige Strukuren Blasten der ALL Rotbraunen Fermentinseln T-ALL AML Monozyt. Leukämie Peroxidase pos. Zellen mit schwarzblauen Granula; > 3% Hinweis für AML Rotbraun körnige Farbreaktionen Monozytäre Leumkämie Schließt ALL aus

Grundsätzlicher Stufenplan der Leukämiediagnostik Zytologie: Morphologische Diagnose der Nativ-Ausstriche des peripheren Blutes und des Knochmarkes. Zytochemie des Knochenmarkes. Immunphänotypisierung mit fluoreszierenden monoklonalen Antikörpern CD-Klassifizierung. Zytogenetik und Molekulargenetik

Fallbericht 1 Knabe, 2010 geboren Aufnahmediagnose: Coxitis rechts, DD: postinfektiöse Arthritis konnte seit gestern früh nicht mehr auf die Füße steigen Schmerzen nehmen zu sehr weinerlich 38,8 C bei Parkemed-Saft Zuweisung von einem Landeskrankenhaus

Akute lymphatische Leukämie Kilian, geb. 2010 Kleines Blutbild : Leuko 7,62 G/l Ery 3,26 T/l Hb 8,8 g/dl Thrombo 32 G/l Differentialblutbild : Seg 6 % Lympho 85 % Mono 8 % Eo 1 %

Fallbericht 2 Mädchen, geb. Dez. 2011 Postpartal ausgeprägte Thrombozytopenie und Anämie mit multiplen Hämatomen und Petechien, die bereits eine Stunde postpartal auftraten.

Fallbericht 2 Mädchen, geb. Dez. 2011 Transfusionspflichtig CAMT: Kongenitale amegakaryozytäre Thrombopenie Mutation im Gen für den Thrombopoetin-Rezeptor, der verantwortlich für das Wachstum der Megakariozyten ist;

Labor LFKK 2012 Kenntnis, Erfahrung und engste Zusammenarbeit mit Klinikern und Praktikern sind notwendig, um gemeinsam beste Ergebnisse zu erzielen. = +