Schritt für Schritt zum neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff Eine Einführung

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Transkript:

Schritt für Schritt zum neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff Eine Einführung

Das Zweite Pflegestärkungsgesetz (PSG II) Kernstück des PSG II ist die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Die Leistungen der Pflegeversicherung werden weiter verbessert und flexibilisiert. Der Umstieg auf das neue System erfolgt zum 1. Januar 2017. Bis 31. Dezember 2016 ändert sich an der Begutachtung und den Pflegestufen nichts. Zur Finanzierung wird der Beitragssatz in der Pflegeversicherung um weitere 0,2 Beitragssatzpunkte angehoben. Seite 2

Definition der Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftig sind Personen, die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten aufweisen und deshalb in erheblichem oder höherem Maße Hilfe benötigen. Sie können die körperlichen, kognitiven oder psychischen Belastungen oder gesundheitlich bedingten Belastungen nicht selbstständig kompensieren oder bewältigen. Die Pflegebedürftigkeit muss auf Dauer, voraussichtlich für mindestens 6 Monate, bestehen. Seite 3

Neuer Maßstab für Pflegebedürftigkeit ist der Grad der Selbstständigkeit bei der Durchführung von Aktivitäten oder der Gestaltung von Lebensbereichen, die Abhängigkeit von personeller Hilfe und zwar nicht nur bei einigen Verrichtungen der bisherigen Grundpflege, sondern in allen relevanten Bereichen der elementaren Lebensführung. Neuer Maßstab ist der Grad der Selbstständigkeit und nicht mehr der Zeitaufwand des Hilfebedarfs. Der ressourcenorientierte Ansatz ermöglicht zudem eine systematische Erfassung des Präventions- und Rehabilitationsbedarfs. Seite 4

Dabei ist es unerheblich,. ob die jeweilige Aktivität bei der Person tatsächlich anfällt, wie häufig sie durchgeführt wird und wie lange sie dauert, welche Erschwernisfaktoren es dabei gibt, wie die konkreten Bedingungen im Wohnumfeld aussehen. So ist beispielsweise die Fähigkeit, Treppen zu steigen, auch dann zu beurteilen, wenn die Wohnung im Erdgeschoss liegt und in der Wohnung gar keine Treppen vorhanden sind. Seite 5

Neues Begutachtungs-Verfahren Angaben zur Person und Begutachtungssituation Anamnese Wohn- und Lebenssituation Versorgungssituation Befunderhebung zu Beeinträchtigungen N E U E S B E G U T A C H T U N G S A S S E S S M E N T Ergebnisse und Empfehlungen Seite 6

Das neue Begutachtungs-Instrument (NBA) Das neue Begutachtungsinstrument NBA erfasst nicht nur die klassischen Bereiche Körperpflege, Ernährung, Mobilität und hauswirtschaftliche Versorgung. Neu einbezogen werden: die kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten Verhaltensweisen und psychische Problemlagen die Gestaltung von Alltagsleben und sozialen Kontakten sowie der Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Belastungen Seite 7

Module des neuen Begutachtungs-Verfahrens Module sind Teilbereiche des Pflegegutachtens. 1. Mobilität 2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten 3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen 4. Selbstversorgung 5. Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Problemlagen 6. Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte 7. Außerhäusliche Aktivitäten 8. Haushaltsführung Die beiden Module werden beim Pflegegrad nicht berücksichtigt. Seite 8

Module im Überblick Module Modul1 Mobilität Modul 2 Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Modul 3 Verhalten und psychische Problemlagen Modul 4 Selbstversorgung Modul 5 Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen Modul 6 Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte Erklärung Wie selbstständig kann der Mensch sich fortbewegen und seine Körperhaltung ändern? Wie findet sich der Mensch mit Hilfe anderer örtlich und zeitlich zurecht? Kann er für sich selbst Entscheidungen treffen oder Gespräche führen? Wie häufig benötigt der Mensch Hilfe aufgrund von psychischen Problemen, wie etwa aggressives oder ängstliches Verhalten? Wie selbstständig kann sich der Mensch im Alltag versorgen bei der Körperpflege, beim Essen und Trinken? Wie aufwändig ist die Unterstützung beim Umgang mit der Krankheit und bei Behandlungen, zum Beispiel bei der Medikamentengabe oder beim Verbandswechsel? Wie selbstständig kann der Mensch noch den Tagesablauf planen, sich beschäftigen oder Kontakte pflegen? Seite 9

Bewertung der Selbstständigkeit 0 = selbstständig Die Person kann die Aktivität in der Regel selbstständig durchführen. 1 = überwiegend selbstständig Die Person kann den größten Teil der Aktivität selbstständig durchführen. 2 = überwiegend unselbstständig Die Person kann die Aktivität nur zu einem geringen Anteil selbstständig durchführen. 3 = unselbstständig Die Person kann die Aktivität in der Regel nicht durchführen bzw. steuern, auch nicht teilweise. Seite 10

Bewertung der Selbstständigkeit 0 = selbstständig Die Person kann die Aktivität in der Regel selbstständig durchführen. Möglicherweise ist die Durchführung erschwert oder verlangsamt oder nur unter Nutzung von Hilfsmitteln möglich. Entscheidend ist, dass die Person keine personelle Hilfe benötigt. Vorübergehende oder nur vereinzelt auftretende Beeinträchtigungen können nicht berücksichtigt werden. Seite 11

Bewertung der Selbstständigkeit 1 = überwiegend selbstständig Die Person kann den größten Teil der Aktivität selbstständig durchführen. Es entsteht nur geringer/mäßiger Aufwand für die Pflegeperson: Richten/Zurechtlegen von Gegenständen, motivierende Aufforderungen, Unterstützung bei der Entscheidungsfindung, punktuelle Übernahme von Teilhandlungen der Aktivität. Seite 12

Bewertung der Selbstständigkeit 2 = überwiegend unselbstständig Die Person kann die Aktivität nur zu einem geringen Anteil selbstständig durchführen. Es sind aber Ressourcen vorhanden, sodass sich die Person beteiligen kann. Unterstützung ist durch ständige Anleitung oder aufwändige Motivation auch während der Aktivität notwendig. Teilschritte der Handlung müssen übernommen werden. Zurechtlegen und Richten von Gegenständen, wiederholte Aufforderungen oder punktuelle Unterstützungen reichen nicht aus. Seite 13

Bewertung der Selbstständigkeit 3 = unselbstständig Die Person kann die Aktivität in der Regel nicht selbstständig durchführen, auch nicht in Teilen. Es sind kaum oder keine Ressourcen vorhanden. Motivation, Anleitung, ständige Beaufsichtigung reichen auf keinen Fall aus. Die Pflegeperson muss alle oder nahezu alle Teilhandlungen anstelle der betroffenen Person durchführen. Seite 14

Die gewichteten Module im Überblick Sechs Teilbereiche (Module) fließen gewichtet in die Berechnung des Pflegegrades ein. 15

Modul 1: Mobilität selbstständig überwiegend selbstständig überwiegend unselbstständig unselbstständig 4.1.1 Positionswechsel im Bett 0 1 2 3 4.1.2 Halten einer stabilen Sitzposition 0 1 2 3 4.1.3 Umsetzen 0 1 2 3 4.1.4 Fortbewegen innerhalb des Wohnbereichs 0 1 2 3 4.1.5 Treppensteigen 0 1 2 3 Seite 16

Modul 1: Mobilität (Gewichtung: 10 %) Schweregrad der Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit und der Fähigkeiten Einzelpunkte Modul Gewichtete Punkte für Pflegegrad keine 0 1 0 gering 2 3 2,5 erheblich 4 5 5 schwer 6 9 7,5 schwerste 10 15 10 Seite 17

Modul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Die Fähigkeit ist: vorhanden/ unbeeinträchtigt größtenteils vorhanden in geringem Maße vorhanden nicht vorhanden 4.2.1 Erkennen von Personen aus dem näheren Umfeld 0 1 2 3 4.2.2 Örtliche Orientierung 0 1 2 3 4.2.3 Zeitliche Orientierung 0 1 2 3 4.2.4 Erinnern an wesentliche Ereignisse oder Beobachtungen 0 1 2 3 4.2.5 Steuern von mehrschrittigen Alltagshandlungen 0 1 2 3 4.2.6 Treffen von Entscheidungen im Alltagsleben 0 1 2 3 4.2.7 Verstehen von Sachverhalten und Informationen 0 1 2 3 4.2.8 Erkennen von Risiken und Gefahren 0 1 2 3 4.2.9 Mitteilen von elementaren Bedürfnissen 0 1 2 3 4.2.10 Verstehen von Aufforderungen 0 1 2 3 4.2.11 Beteiligen an einem Gespräch 0 1 2 3 Seite 18

Modul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten (Gewichtung) Schweregrad der Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit und der Fähigkeiten Einzelpunkte Modul Gewichtete Punkte für Pflegegrad keine 0 1 0 gering 2 5 3,75 erheblich 6 10 7,5 schwer 11 16 11,25 schwerste 17 33 15 Seite 19

Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen Wie oft muss eine Pflegeperson unterstützen? nie oder sehr selten selten ein- bis dreimal innerhalb von zwei Wochen häufig zweimal bis mehrmals wöchentlich, aber nicht täglich 4.3.1 Motorisch geprägte Verhaltensauffälligkeiten 0 1 3 5 4.3.2 Nächtliche Unruhe 0 1 3 5 4.3.3 Selbstschädigendes und autoaggressives Verhalten 0 1 3 5 4.3.4 Beschädigen von Gegenständen 0 1 3 5 4.3.5 Physisch aggressives Verhalten gegenüber anderen Personen täglich 0 1 3 5 4.3.6 Verbale Aggression 0 1 3 5 4.3.7 Andere pflegerelevante vokale Auffälligkeiten 0 1 3 5 4.3.8 Abwehr pflegerischer oder anderer unterstützender Maßnahmen 0 1 3 5 4.3.9 Wahnvorstellungen 0 1 3 5 4.3.10 Ängste 0 1 3 5 4.3.11 Antriebslosigkeit bei depressiver Stimmungslage 0 1 3 5 4.3.12 Sozial inadäquate Verhaltensweisen 0 1 3 5 4.3.13 Sonstige pflegerelevante inadäquate Handlungen 0 1 3 5 Seite 20

Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen (Gewichtung) Schweregrad der Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit und der Fähigkeiten Einzelpunkte Modul Gewichtete Punkte für Pflegegrad keine 0 1 0 gering 1 2 3,75 erheblich 3 4 7,5 schwer 5 6 11,25 schwerste 7 65 15 Seite 21

Modul 2 oder 3 (Gewichtung: 15 %) In die Wertung fließt der höchste gewichtete Punktwert aus Modul 2 oder 3 ein. Schweregrad der Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten Module und Gewichtung: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Verhaltensweisen und psychische Problemlagen Höchster Wert aus Modul 2 oder Modul 3 (15 Prozent) keine geringe erhebliche schwere schwerste 0 1 2 5 6 10 11 16 17 33 0 1 2 3 4 5 6 7 65 0 3,75 7,5 11,25 15 Seite 22

Modul 4: Selbstversorgung Selbstständig überwiegend selbstständig überwiegend unselbstständig unselbstständig 4.4.1 Waschen des vorderen Oberkörpers 0 1 2 3 4.4.2 Körperpflege im Bereich des Kopfes 0 1 2 3 4.4.3 Waschen des Intimbereichs 0 1 2 3 4.4.4 Duschen und Baden einschließlich Waschen der Haare 0 1 2 3 4.4.5 An- und Auskleiden des Oberkörpers 0 1 2 3 4.4.6 An- und Auskleiden des Unterkörpers 0 1 2 3 4.4.7 Mundgerechtes Zubereiten der Nahrung und Eingießen von Getränken 0 1 2 3 4.4.8 Essen 0 3 6 9 4.4.9 Trinken 0 2 4 6 4.4.10 Benutzen einer Toilette oder eines Toilettenstuhls 0 2 4 6 4.4.11 4.4.12 Bewältigen der Folgen einer Harninkontinenz und Umgang mit Dauerkatheter und Urostoma Bewältigen der Folgen einer Stuhlinkontinenz und Umgang mit Stoma 0 1 2 3 0 1 2 3 Seite 23

Modul 4: Selbstversorgung (Gewichtung: 40 %) Schweregrad der Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit und der Fähigkeiten Einzelpunkte Modul Gewichtete Punkte für Pflegegrad keine 0 2 0 gering 3 7 10 erheblich 8 18 20 schwer 19 36 30 schwerste 37 54 40 Seite 24

Modul 5: Umgang mit Krankheit Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen und Belastungen in Bezug auf: Häufigkeit der Hilfe (Anzahl eintragen) entfällt selbstständig pro Tag pro Woche pro Monat 4.5.1 Medikation 4.5.2 Injektionen 4.5.3 Versorgung intravenöser Zugänge (Port) 4.5.4 Absaugen und Sauerstoffgabe 4.5.5 Einreibungen sowie Kälte- und Wärmeanwendungen 4.5.6 Messung und Deutung von Körperzuständen 4.5.7 körpernahe Hilfsmittel 4.5.8 Verbandwechsel und Wundversorgung 4.5.9 Versorgung mit Stoma 4.5.10 Regelmäßige Einmalkatheterisierung und Nutzung von Abführmethoden 4.5.11 Therapiemaßnahmen in häuslicher Umgebung 4.5.12 Zeit- und technikintensive Maßnahmen in häuslicher Umgebung 4.5.13 Arztbesuche 4.5.14 Besuche anderer medizinischer oder therapeutischer Einrichtungen (bis zu 3 Std.) 4.5.15 Zeitlich ausgedehnte Besuche medizinischer oder therapeutischer Einrichtungen (länger als 3 Std.) Seite 25

Modul 5: Umgang mit Krankheit entfällt/ nicht erforderlich selbstständig überwiegend selbstständig überwiegend unselbstständig unselbstständig 4.5.16 Einhalten einer Diät oder anderer krankheitsoder therapiebedingter Verhaltensvorschriften Bereitstellen einer Diät reicht aus Erinnerung/ Anleitung ist mindestens einmal täglich notwendig benötigt meistens Anleitung/ Beaufsichtigung, mehrmals täglich benötigt immer Anleitung/ Beaufsichtigung 0 0 1 2 3 Seite 26

Modul 5: Umgang mit Krankheit (Gewichtung: 20 %) Schweregrad der Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit und der Fähigkeiten Einzelpunkte Modul Gewichtete Punkte für Pflegegrad keine 0 0 gering 1 5 erheblich 2 3 10 schwer 4 5 15 schwerste 6 15 20 Seite 27

Modul 6: Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte 4.6.1 Gestaltung des Tagesablaufs und Anpassung an Veränderungen selbstständig überwiegend selbstständig überwiegend unselbstständig unselbstständig 0 1 2 3 4.6.2 Ruhen und Schlafen 0 1 2 3 4.6.3 Sich beschäftigen 0 1 2 3 4.6.4 Vornehmen von in die Zukunft gerichteten Planungen 0 1 2 3 4.6.5 Interaktion mit Personen im direkten Kontakt 0 1 2 3 4.6.6 Kontaktpflege zu Personen außerhalb des direkten Umfeldes 0 1 2 3 Seite 28

Modul 6: Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte (Gewichtung: 15 %) Schweregrad der Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit und der Fähigkeiten Einzelpunkte Modul Gewichtete Punkte für Pflegegrad keine 0 0 gering 1-3 3,75 erheblich 4-6 7,5 schwer 7-11 11,25 schwerste 12-18 15 Seite 29

Die gewichteten Module im Überblick Sechs Teilbereiche (Module) fließen gewichtet in die Berechnung des Pflegegrades ein. Seite 30

Bewertungssystematik des Pflegegrades Der Pflegegrad ergibt sich nicht aus der Summe der Einzelpunkte, sondern aus der Summe der gewichteten Punktwerte. In den Modulen 1 bis 6 wird der Schweregrad der Beeinträchtigungen in fünf Punktbereichen abgebildet. Jedem Punktbereich werden gewichtete Punktwerte zugeordnet. Die gewichteten Punktwerte aus den Modulen werden zu einem Gesamtwert addiert. Die Skala dafür liegt zwischen 0 und 100 Punkten. Sie zeigt den Pflegegrad an. Pflegegrad 1 liegt ab 12,5 Punkten vor. Seite 31

Bewertungssystematik des Pflegegrades Module und Gewichtung Schweregrad der Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten keine geringe erhebliche schwere schwerste Summe der Einzelpunkte und der daraus resultierende gewichtete Punktwert des Moduls Modul 1 (10 Prozent) 0-1 2-3 4-5 6-9 10-15 Summe der Punkte im Modul 1 0 2,5 5 7,5 10 Gewichtete Punkte im Modul 1 Modul 2 0-1 2-5 6-10 11-16 17-33 Summe der Punkte im Modul 2 Modul 3 0 1-2 3-4 5-6 7-65 Summe der Punkte im Modul 3 Höchster Wert aus Modul 2 oder Modul 3 (15 Prozent) Modul 4 (40 Prozent) Modul 5 (20 Prozent) Modul 6 (15 Prozent) 0 3,75 7,5 11,25 15 Gewichtete Punkte für die Module 2 und 3 0-2 3-7 8-18 19-36 37-54 Summe der Punkte im Modul 4 0 10 20 30 40 Gewichtete Punkte im Modul 4 0 1 2-3 4-5 6-15 Summe der Punkte im Modul 5 0 5 10 15 20 Gewichtete Punkte im Modul 5 0 1-3 4-6 7-11 12-18 Summe der Punkte im Modul 6 0 3,75 7,5 11,25 15 Gewichtete Punkte im Modul 6 Seite 32

5 Grade der Pflegebedürftigkeit (Pflegegrade) Seite 33

Modul 7: Außerhäusliche Aktivitäten z. B. selbstständiges Verlassen der Wohnung oder des Wohnbereichs sich außerhalb des Wohnbereichs oder der Einrichtung selbstständig fortbewegen öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder in einem Pkw mitfahren Modul 8: Haushaltsführung z. B. Einkaufen für den täglichen Bedarf Zubereiten einfacher Mahlzeiten Aufräum- und Reinigungsarbeiten oder Regelung finanzieller Angelegenheiten Seite 34

Die Leistungen nach dem Die Hauptleistungsbeiträge sind wie folgt: PFLEGEGRAD PG 1 PG 2 PG 3 PG 4 PG 5 Geldleistung ambulant * 316 545 728 901 Sachleistung ambulant 689 1298 1612 1995 Leistungsbetrag stationär 125 770 1262 1775 2005 * Pflegebedürftige in PG 1 erhalten u. a. Pflegeberatung, Beratung in eigener Häuslichkeit, Versorgung mit Pflegehilfsmitteln, Zuschüsse zur Verbesserung des Wohnumfeldes, Entlastungsbetrag u. a. für Betreuungsangebote in Höhe von 125 Euro. Seite 35

Umstellung auf das neue Begutachtungsverfahren Alle, die bisher eine Pflegestufe haben oder bei denen eine erhebliche Beeinträchtigung der Kompetenz, ihren Alltag selbständig zu leben, festgestellt wurde, erhalten einen neuen Pflegegrad. Für die Umstellung auf einen der neuen Pflegegrade muss kein Antrag gestellt werden. Die Umstellung erfolgt automatisch. Die Pflegekassen informieren die Pflegebedürftigen individuell über ihren neuen Pflegegrad. Niemand, der vorher schon von der Pflegeversicherung Leistungen erhalten hat, wird schlechter gestellt. Seite 36

Von der Pflegestufe zum Pflegegrad Bisherige Pflegestufe wird umgestellt auf Pflegegrad Keine Pflegestufe mit EA* Pflegegrad 2 Pflegestufe 1 ohne EA Pflegegrad 2 Pflegestufe 1 mit EA Pflegegrad 3 Pflegestufe 2 ohne EA Pflegegrad 3 Pflegestufe 2 mit EA Pflegegrad 4 Pflegestufe 3 ohne EA Pflegegrad 4 Pflegestufe 3 mit EA Pflegegrad 5 Härtefälle Pflegegrad 5 *EA: eingeschränkte Alltagskompetenz Seite 37

Fallbeispiel 1 für die Umstellung Seite 38

Fallbeispiel 2 für die Umstellung Seite 39

Was ändert sich bei der stationären Pflege? Die Leistungen und die Vergütung in der stationären Pflege werden grundlegend neu strukturiert. Bisher ist es so: Je höher die Pflegestufe, desto höher auch der pflegebedingte Eigenanteil, den der Betroffene selbst zu bezahlen hat. Zukünftig ist der pflegebedingte Eigenanteil für die Pflegegrade 2 bis 5 gleich hoch. Das bedeutet: Der Eigenanteil steigt nicht mehr, wenn jemand in seiner Einrichtung in einen höheren Pflegegrad eingestuft werden muss. Seite 40

Fazit 1. Das Zweite Pflegestärkungsgesetz schafft mit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs die Grundlage für einen Systemwechsel in der Pflege und für mehr Leistungen. 2. Der neue Pflegbedürftigkeitsbegriff ist umfassender. Er beinhaltet nicht nur die bisherige Grundpflege, sondern alle relevanten Bereiche der elementaren Lebensführung. 3. Gradmesser der Pflegebedürftigkeit sind nicht mehr Pflegeminuten, sondern die Einschätzung, wie stark der Mensch in seiner Selbstständigkeit beeinträchtigt ist. 4. Mit dem neuen System kann besser geplant werden, welche Art von Unterstützung ein pflegebedürftiger Mensch tatsächlich braucht. Seite 41

Haben Sie noch Fragen oder Anregungen? Dann senden Sie uns gerne eine Nachricht! MDK Nordrhein Fachbereich Pflege pflegeversicherung@mdk-nordrhein.de Bereich Kommunikation presse@mdk-nordhrein.de Seite 42