Medienwirkungsforschung Vorlesung im Modul 107

Ähnliche Dokumente
Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Publikumsforschung. Vorlesung 2: Mediennutzung: Kontakt, Rezeption, Aneignung Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler 1

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Publikumsforschung. Vorlesung 2: Mediennutzung: Kontakt, Rezeption, Aneignung Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler 1

Medienwirkungsforschung Vorlesung im Modul 107

Medienwirkungsforschung Vorlesung im Modul 107

Publikumsforschung. Vorlesung 2: Mediennutzung: Kontakt, Rezeption, Aneignung Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler 1

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103

Medienwirkungsforschung Vorlesung im Modul 107

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Publikumsforschung. Vorlesung 1: Publikum: Begriff und Modelle Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler

Medienwirkungsforschung Vorlesung im Modul 107

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Publikumsforschung. Vorlesung 1: Publikum: Begriff und Modelle Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Publikumsforschung. Vorlesung 4: Mediaforschung I: Grundlagen Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler 1

Rezeptions- und Wirkungsforschung Vorlesung im Modul 1002/103/107

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Medienwirkungsforschung Vorlesung im Modul 107

Strategisches Management und Organisationsentwicklung für digitale Innovation in Forschung, Lehre und Verwaltung

Moderner Staat 2015: Neue Infrastrukturen braucht das Land!

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Partizipationsprozess Digitale Agenda Wien

Wissenstransfer und Innovationsaktivitäten:

Ressourcenallokation/Mittelverteilung in der Gesundheitsversorgung: Herausforderungen und Lösungsansätze aus ethischer Perspektive

Politik Sozialwissenschaften Curriculum Sek I

Psychologische Hintergründe für die Unterstützung rechtsextremer Parteien

Kanton Uri Informations- und Diskussionsveranstaltung Leitbild Integration 16. April 2014

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Willkommenskultur in der Praxis:

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Publikumsforschung. Vorlesung 9: Das redende Publikum Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler 1

Mediaforschung II: Printmedien

Schullehrplan WEB Geschichte und Politik BM2 Typ Wirtschaft, Teilzeit. 1 Allgemeine Anmerkungen. 2 Bildungsziele. Gültig ab Schuljahr 2015/16

Zur Gesundheitssituation in einer steirischen Gemeinde - Gesundheit in der Familie in Knittelfeld Zusammenfassung der Arbeit

Evidenzbasierung der Sozialpolitik: Empirische Fallstricke und Wirkungsanalysen

Schullehrplan WEB Geschichte und Politik BM2 Typ Wirtschaft, Vollzeit. 1 Grundlagen. 2 Allgemeine Anmerkungen. 3 Bildungsziele

Ökonomische Leistungspotenziale von Migrantenunternehmen in Deutschland

Die STUDICA-Online-Forschungswerkstatt - Informationen und Materialien August 2017

Psychologie. Bachelor of Science (Bachelor 1-Fach) Zentrale Studienberatung. Homepage:

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Sozialpädagogische Unterstützung von Kindern und deren Familien

Wie man ein Kind unterstützt

Eingangsstatement der Jahrestagung 2017

Pädagogische Hochschule Karlsruhe Einführungswoche im WS 2014/15 Zertifikate

Nachrichtenkompetenz durch die Schule Eine Untersuchung im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse

Ethik 2.0 neue Antworten auf alte Fragen?

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

LEBENSQUALITÄT ÄLTERER IM WOHNQUARTIER

Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften HSU HH. MA-Studiengang Internationale Beziehungen

Universitätslehrgang Neurokognitionsforschung und soziale Kompetenz (Master of Science)

Digitale Ungleichheit

Schwerpunkt Gestalten

Publikumsforschung. Vorlesung 6: Mediaforschung IV: Internet mit einem Exkurs zu Methoden der Zielgruppenbeschreibung

Einführung in den Forschungsprozess und die Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung

Publikumsforschung. Vorlesung 6: Mediaforschung III: Fernsehen, Hörfunk Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler 1

Begleitveranstaltung zur B.A.-Arbeit

Herausforderungen für Managing Diversity in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland

Medienwirkungsforschung I

ZuWi II: Arbeit im Wandel aus sozialer, ökonomischer und ökologischer. PD Mag. Dr. Barbara Haas

Einige Bemerkungen zur Kompetenzdiskussion

Technische Hilfen und Ambient Assisted Living Was tut sich auf dem Markt? 1. Bundesdeutscher Malteser Versorgungskongress Demenz 2014

Expertenworkshop Informations- und Kommunikationsplattform Fläche

Positionspapier. Ländlicher Raum

Stadt Mönchengladbach. Integrationskonzept für die. Fortschreibung

Mediaforschung II: Printmedien

Interreligiöse Verständigung - der Ansatz des Projekts Fit für Vielfalt. Michaela Hillmeier und Katrin Kuhla

Lerninhalte Kunst. Kompetenzen und Inhaltsfelder in Klasse 5/6

Folgen von Big Data für die Lehre

Konzept "Medienerziehung"

Clemens-August-Gymnasium, Hauscurriculum Deutsch - Jahrgang 10

Ort: Jungbrunnen Haus der Jugendorganisationen, Saalgasse 11, Wiesbaden

Sterben und Sterbebegleitung als Aufgabe Ressourcen und Unterstützung für Palliativpatienten und ihre Angehörigen Zusammenfassung der Arbeit

VORSCHLÄGE ZUR RECHTSKONFORMEN GESTALTUNG SELBST-ADAPTIVER ANWENDUNGEN

Ergebnispräsentation BidA Balance in der Altenpflege

Schule X Grundschule o Mittelschule o Oberschule Jahr/Klasse o 1 X 2 o 3 o 4 o 5 Sachfach Sport Titel: Mein Körper und seine Bewegungen.

Geschichte und Politische Bildung

Bewegungsfreundliche Schule

Bericht Studiengangsgespräch Informatik

ELTERNABEND KLASSENSTUFE 7 INFORMATIONEN ZUR WAHL DER PROFILE

Veränderungen familialer Beziehungsdynamiken im Kontext dementieller Beeinträchtigungen

DAS VERSPRECHEN DER EU

Universitätslehrgang Neurorehabilitationsforschung MSc

TU ILMENAU. Unternehmensführung. Strategische Unternehmensführung und Organisation. Matthias Stukenberg

Einblicke in das Modul Sozialisation im Kulturvergleich

Berufliche Übergangsprozesse unbegleiteter Minderjähriger mit Fluchtbiografie

Transkript:

Medienwirkungsfrschung Vrlesung im Mdul 107 Vrlesung 8: Lernen aus den Medien I: Wissenskluft 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 1

Gliederung Vrlesung 7 1. Grundgedanken 2. Kernthesen 3. Methdische Umsetzung/Prbleme 4. Befunde: Intervenierende Variable 5. Fazit, Epilg 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 2

1. Grundgedanken Ausgangspunkt: sziale Ungleichheiten in der Medienkmmunikatin Medienzugang (z.b. Zeitungen, Magazine, Internet) Mediennutzung (z.b. Paul Nlte bzw. Harald Schmidt: Unterschichtenfernsehen) Medienrezeptin (Infrmatinsverarbeitung) Medienwirkungen: Unterschiede in Wissen und (plitischer) Partizipatin 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 3

1. Grundgedanken: wachsende Differenzen zentrale Frage: Beitrag der Medien zur Hmgenisierung der (weiteren) Ausdifferenzierung des Wissens in Abhängigkeit vn der szialen Zugehörigkeit (Schicht; sziöknmischer Status) im Zeitverlauf (z.b. während Infrmatinskampagnen) zu Zeiten vn Infrmatins-Überfluss in Bezug auf gesellschaftlich relevantes Wissen (Plitik und plitische Partizipatin): mre r less general value 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 4

2. Kernthese: Dysfunktinen der Medien zentrale Hypthese (Tichenr, Dnhew, Olien 1970): Wenn der Infrmatinsfluss in ein Szialsystem wächst, tendieren die Bevölkerungssegmente mit höherem szi-öknmischen Status zu einer rascheren Aneignung dieser Infrmatin als statusniedrigere Segmente, s dass die Wissenskluft zwischen diesen Segmenten tendenziell zu- statt abnimmt. Medien als Trendverstärker ; nicht alle prfitieren gleichermassen vn Medieninfrmatinen, Infrmatinskampagnen, Bildungsprgrammen etc. Wirth (1997): drei Teilprzesse Angebt, Nutzung, Rezeptin 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 5

2. Kernthese: Dysfunktinen der Medien 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 6

2. Kernthese: Begründungen Kmmunikatinskmpetenz: Bildung krreliert mit besseren Lese- und Verstehensfähigkeiten Vrwissen: themenrelevantes Vrwissen ist mit SES krreliert und erleichtern die Wahrnehmung und Verarbeitung neuen Wissens (Verfügbarkeit und Differenziertheit vn Schemata) sziale Kntakte: starke Einbindung in interpersnale Kmmunikatin erhöht die Wahrscheinlichkeit vn Diskussin über plitische Themen (Verstärker-Funktin vn ipk) Mediennutzung: Snderrlle vn Printmedien in höheren Bildungsschichten, elabriertere Mediennutzung insgesamt 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 7

2. Kernthese: Frschungsbeispiel 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 8

3. Methdische Umsetzung/Prbleme Lgik der Beweisführung Langzeitstudien Panel: differenzierter Nachweis möglich, auch auf individueller Ebene Trend: Aggregateffekte numerisch der als grösser werdende Krrelatinen zwischen Wissen und SES Querschnittstudien Höhere Krrelatin zwischen Wissen und SES bei Themen mit höherer Medienpublizität als bei Themen mit geringer Medienpublizität (Vrsicht: Alternativerklärungen) 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 9

3. Methdische Umsetzung/Prbleme Grundbegriffe Wissen: Verknüpfung vn Infrmatinen, Verfügung über und Anwendung vn kgnitive(n) Schemata Tichenr et. al.: knwledge f vs. knwledge abut Faktenwissen (W-Fragen) vs. Strukturwissen (Integratin) Ereignis- vs. Hintergrundwissen Methdenfrage: ffene vs. geschlssene Fragen Nachweis der Infrmatinszunahme Szi-öknmischer Status (SES) Kmpsitin aus Bildung, Psitin, Einkmmen usw. (Burdieu: kulturelles Kapital) meist Reduktin auf (Schul-) Bildung 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 10

3. Methdische Prbleme: Deckeneffekte 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 11

3. Methdische Prbleme: Deckeneffekte 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 12

4. Intervenierende Variable Metanalysen: szialstrukturelle Benachteiligung ist whl ein wichtiger Faktr bei der Herausbildung vn Wissensklüften, dass aber weitere mediatisierende Faktren eine wichtige Rlle spielen das Ausmaß der Wissensklüfte ist bei weitem nicht s dramatisch wie die Hypthese vermuten ließ Grundsätzlich verdeutlichen die bis jetzt durchgeführten empirischen Untersuchungen, dass der Przess der medienvermittelten gesellschaftlichen Infrmatinsverteilung ein im Zeitverlauf dynamisches Geschehen ist, bei dem verschiedenste Faktren swhl der Mikr- als auch der Makrebene auf äußerst kmplexe Art und Weise zusammenwirken. Deren Knstellatin entscheidet letztlich, b es im jeweiligen Fall zu anwachsenden, gleichbleibenden der sich einebnenden Wissensklüften kmmen wird (Bnfadelli 2007). 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 13

4. Befunde: Intervenierende Variable Bnfadelli: Frschungsstand dispers und disparat 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 14

4. Befunde: neue Erklärungsmuster 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 15

5. Fazit, kritische Würdigung Frschungsstand (wie bei anderen Ansätzen) unterschiedlich: viele Befunde für WK-Hypthese; aber meist differenzierender Art plitische Flgen: Bedrhungsszenari prduktive Flgen: viele Weiterentwicklungen weitere Frschung: individuelle Verarbeitung 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 16

Epilg: Digital Divide 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 17

Epilg: Digital Divide 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 18

Epilg: Digital Divide Marr, Mirk: Internetzugang und plitische Infrmiertheit. Zur digitalen Spaltung der Gesellschaft. Knstanz 2005 Zwei umfangreiche Studien (2001: N=840; 2002: N=702) in der Traditin der Wissenskluft-Frschung Ziel: Bedeutung des Internetzugangs für plitische Infrmiertheit und Partizipatin (Prüfung der Implementierungsthese) Zentrale Befunde I: grße Unterschiede zwischen On- und Offlinern hinsichtlich demgraphischer Merkmale (Alter, Bildung), plitischer Beteiligung, Mediennutzung (insbesndere Printrientierung) Zentrale Befunde II: kein eigenständiger Beitrag des Internetzugangs zum plitischen Wissen (2002 nch nicht als /Exklusiv-/ Medium plitischer Infrmatin etabliert) 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 19

Übungsfragen 1. Welche Elemente des Kmmunikatinsprzesses kmbiniert die Wissenskluft-Hypthese? Wie lautet sie? 2. Welche methdischen Schritte sind zum exakten Nachweis vn Wissensklüften erfrderlich? 3. Diskutieren Sie den Einfluss einer (vn Ihnen ausgewählten) intervenierenden Variablen? 4. Wrin liegt die neue Aktualität der Wissenskluft-Hypthese? 03.12.09 Prf. Dr. Hans-Jörg Stiehler 20