Statistik. R. Frühwirth. Statistik. VO Februar R. Frühwirth Statistik 1/174

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Transkript:

fru@hephy.oeaw.ac.at VO 142.090 http://tinyurl.com/tu142090 Februar 2010 1/174

Übersicht über die Vorlesung Teil 1: Deskriptive Teil 2: srechnung Teil 3: Zufallsvariable Teil 4: Parameterschätzung 2/174

Übersicht über die Vorlesung Teil 5: Testen von Hypothesen Teil 6: Regressionsanalyse Teil 7: Simulation von n 3/174

smaße Teil 2 srechnung 98/174

Übersicht Teil 2 smaße 4 5 6 7 99/174

Abschnitt 4: smaße 4 5 6 7 100/174

smaße Der konkrete Ausgang eines Experiments kann im Allgemeinen nicht genau vorausgesagt werden. Die möglichen Ausgänge sind jedoch bekannt. Ziel der srechnung ist es, den Ausgängen en zuzuweisen. Zwei Interpretationen der möglich. 101/174

Häufigkeitsinterpretation smaße Beispiel Die eines Ausgangs ist die Häufigkeit des Ausgangs, wenn das Experiment sehr oft unter den gleichen Bedingungen wiederholt wird. Die darauf basierende wird frequentistisch genannt. Die des Ausgangs 1 beim Würfeln ist der Grenzwert der Häufigkeit für eine große Zahl von Würfen. 102/174

Subjektive Interpretation smaße Beispiel Die eines Ausgangs ist eine Aussage über den Glauben der Person, die die angibt. Die darauf basierende wird bayesianisch genannt. Die, dass es morgen regnet, ist 40 Prozent ist ein Aussage über den Glauben der Person, die diese Aussage tätigt. 103/174

smaße In der Praxis ist der Übergang zwischen den beiden Ansätzen oft fließend. In vielen Fällen sind die Resultate identisch, nur die Interpretation ist verschieden. Der bayesianische Ansatz ist umfassender und flexibler. Der frequentistische Ansatz ist meist einfacher, aber beschränkter. 104/174

Abschnitt 5: smaße 4 5 6 7 105/174

Unterabschnitt: smaße 4 5 6 7 106/174

smaße Grundlegend für die ist der Begriff des (zufälligen) s. Für den Physiker der Ausgang eines Experiments, dessen Ergebnis nicht genau vorausgesagt werden kann. Mehrere Gründe: Die beobachteten Objekte sind eine zufällige Auswahl aus einer größeren Grundgesamtheit. Der beobachtete Prozess ist prinzipiell indeterministisch (Quantenmechanik). Messfehler geben dem Ergebnis einen stochastischen Charakter. Mangelnde Kenntnis des Anfangszustandes. 107/174

smaße Beispiel Die Menge Ω aller möglichen Ausgänge heißt Ereignisraum oder Stichprobenraum. Ω kann endlich, abzählbar unendlich oder überabzählbar unendlich sein. Beim Roulette gibt es 37 mögliche Ausgänge. ist endlich. Wird eine radioaktive Quelle beobachtet, ist die Anzahl der Zerfälle pro Sekunde im Prinzip unbeschränkt. ist abzählbar unendlich. Die Wartezeit zwischen zwei Zerfällen kann jeden beliebigen Wert annehmen. ist überabzählbar unendlich. 108/174

Unterabschnitt: smaße 4 5 6 7 109/174

smaße Definition (Ereignis) Ein Ereignis E ist eine Teilmenge des Ereignisraums Ω. Ein Ereignis E tritt ein, wenn E den Ausgang ω Ω des Experiments enthält. Beispiel Der Wurf mit einem Würfel hat den Ereignisraum Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}. Das Ereignis G (gerade Zahl) ist die Teilmenge G = {2, 4, 6} G tritt ein, wenn eine gerade Zahl geworfen wird. 110/174

smaße Definition (Ereignisalgebra) Die Menge aller des Ereignisraums Ω heißt die Ereignisalgebra Σ(Ω). Im endlichen oder abzählbar unendlichen Fall kann jede Teilmenge als Ereignis betrachtet werden. Die Ereignisalgebra heißt diskret. Im überabzählbar unendlichen Fall müssen gewisse pathologische (nicht messbare) Teilmengen ausgeschlossen werden. heißt kontinuierlich oder stetig. Zwei A Σ und B Σ können logisch verknüpft werden. 111/174

Verknüpfung von n smaße Disjunktion Symbol Name Bedeutung A B Disjunktion A oder B (oder beide) Konjunktion Symbol Name Bedeutung A B Konjunktion A und B (sowohl A als auch B) Negation Symbol Name Bedeutung A Negation nicht A (das Gegenteil von A) 112/174

smaße Implikation Symbol Name Bedeutung A B Implikation aus A folgt B (A B) Mit diesen Verknüpfungen ist Σ ist eine Boole sche Algebra: distributiver komplementärer Verbands mit Nullund Einselement. Das Nullelement 0 = ist das unmögliche Ereignis. Das Einselement 1 = Ω ist das sichere Ereignis. Ein Ereignis, das nur aus einem möglichen Ausgang besteht, heißt ein Elementarereignis. 113/174

smaße Rechengesetze für Σ ist abgeschlossen: A, B Σ = A B Σ A, B Σ = A B Σ Assoziativgesetze : (A B) C = A (B C) (A B) C = A (B C) Verschmelzungsgesetze: A (A B) = A A (A B) = A Distributivgesetze: A (B C) = (A B) (A C) A (B C) = (A B) (A C) Regeln von de Morgan: (A B) = A B Verneinung: (A B) = A B A A = 0, A A = 1 = Ω 114/174

smaße Ist Ω (abzählbar oder überabzählbar) unendlich, verlangt man, dass auch abzählbar viele Vereinigungen und Durchschnitte gebildet werden können. ist dann eine sogenannte σ-algebra. Ist überabzählbaren Fall ist die Ereignisalgebra Σ ist die kleinste σ-algebra, die alle Teilintervalle von Ω enthält. 115/174

Unterabschnitt: smaße 4 5 6 7 116/174

smaße Der Wurf mit einem Würfel hat den Ereignisraum Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6} Σ(Ω) hat folglich sechs Elementarereignisse: e 1 = {1}, e 2 = {2}, e 3 = {3}, e 4 {4}, e 5 = {5}, e 6 = {6} und insgesamt 2 6 = 64 (Teilmengen von Ω). des zweimaligen Würfelns ist das kartesische Produkt Ω Ω: Ω Ω = {(i, j) i, j = 1,..., 6} Das geordnete Paar (i, j) bedeutet: i beim ersten Wurf, j beim zweiten Wurf. Σ(Ω Ω) hat folglich 36 Elementarereignisse e ij : e 11 = {(1, 1)},..., e 36 = {(6, 6)} 117/174

smaße Analog ist beim n-maligen Würfeln der Ereignisraum das n-fache kartesische Produkt Ω Ω... Ω. Beispiel (Ereignisalgebra des Doppelwurfs) Beispiele für Elemente der Ereignisalgebra des Doppelwurfs sind: 6 beim ersten Wurf: {(6, 1), (6, 2),..., (6, 6)} 6 beim zweiten Wurf: {(1, 6), (2, 6),..., (6, 6)} Beide Würfe gleich: {(1, 1), (2, 2),..., (6, 6)} Summe der Würfe gleich 7: {(1, 6), (2, 5),..., (6, 1)} 118/174

smaße Beispiel (r Alternativversuch) Ein Experiment, das nur zwei mögliche Ergebnisse hat, heißt ein Alternativversuch. Es gibt zwei Ausgänge, 0 und 1. Wird ein Alternativversuch n-mal durchgeführt, ergibt sich eine Ereignisraum mit 2 n Ausgängen, nämlich den Folgen der Form (i 1,..., i n) mit i j = 0 oder 1. In der Regel interessiert aber nur die Häufigkeit des Eintretens von 1 (oder 0). Dann gibt es nur mehr n + 1 Ausgänge: 1 tritt 0, 1, 2,... oder n-mal ein. Bezeichnet das Ereignis E 1 das einmalige Eintreten von 1, so ist E 1 die -Verbindung mehrerer Elementarereignisse der ursprünglichen Ereignisalgebra: E 1 = {(e 1, e 0,..., e 0), (e 0, e 1, e 0,..., e 0),..., (e 0,..., e 0, e 1)} Ein Beispiel ist das n-malige Werfen einer Münze. 119/174

Abschnitt 6: smaße 4 5 6 smaße 7 120/174

Unterabschnitt: smaße smaße 4 5 6 smaße 7 121/174

smaße smaße Definition (smaß) Es sei Σ eine Ereignisalgebra, A und B in Σ, und W eine Abbildung von Σ in R. W heißt ein smaß, wenn gilt: 1. Positivität: W (A) 0 A Σ 2. Additivität: A B = 0 = W (A B) = W (A) + W (B) 3. Normierung: W (1) = 1 122/174

smaße smaße Definition (sraum) Ist Σ eine σ-algebra, was für unendliche Ereignisräume vorausgesetzt werden muss, verlangt man für abzählbares J: 4. σ-additivität: A i Σ, i J; A i A j = 0, i j = W ( i J A i ) = i J W (A i ) Σ heißt dann normiert, und (Σ, W ) ein sraum. W wird auch als sverteilung bezeichnet. 123/174

smaße smaße Rechengesetze für Ist (Σ, W ) ein sraum, so gilt: 1 W (A ) = 1 W (A), A Σ 2 W (0) = 0 3 A B = W (A) W (B), A, B Σ 4 W (A) 1, A Σ 5 W (A B) = W (A) + W (B) W (A B), A, B Σ 6 Hat Σ höchstens abzählbar viele Elementarereignisse {e i i I}, so ist i I W (e i) = 1. 124/174

smaße smaße In einer diskreten Ereignisalgebra ist die eines s gleich der Summe der en der Elementarereignisse, deren -Verbindung es ist. Daher ist ein smaß durch die Werte, die es den Elementarereignissen zuordnet, eindeutig bestimmt. Andererseits kann jede positive Funktion, die auf der Menge der Elementarereignisse definiert ist und Punkt 6 erfüllt, eindeutig zu einem smaß fortgesetzt werden. Man kann also auf einer diskreten Ereignisalgebra Σ unendlich viele Verteilungen definieren. 125/174

smaße smaße In einer kontinuierlichen Ereignisalgebra ist die jedes Elementarereignisses gleich 0. Die eines s kann daher nicht mehr durch Summation ermittlet werden. Statt dessen wird eine Dichtefunktion f(x) angegeben, die jedem Elementarereignis x einen nichtnegativen Wert f(x) zuordnet. Die Dichtefunktion muss normiert sein: f(x) dx = 1 R Die eines s A wird durch Integration über die Dichte ermittelt: W (A) = f(x) dx Die Dichte muss so beschaffen sein, dass das Integral für alle zugelassenen existiert. A 126/174

Unterabschnitt: smaße 4 5 6 smaße 7 127/174

smaße Betrachten einfaches Zufallsexperiment: Münzwurf Zwei mögliche Ergebnisse: Kopf (K), Zahl (Z) Annahme: Münze symmetrisch, K und Z gleichwahrscheinlich Experiment wird n-mal wiederholt n h n (K) f n (K) f n (K) 0.5 10 6 0.6 0.1 100 51 0.51 0.01 500 252 0.504 0.004 1000 488 0.488 0.012 5000 2533 0.5066 0.0066 Häufigkeitstabelle Matlab: make coin 128/174

smaße f(k) 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0 100 200 300 400 500 n Entwicklung der relativen Häufigkeit von K 129/174

smaße Die relative Häufigkeit des s K scheint gegen den Grenzwert 0.5 zu streben. Dieser Grenzwert wird als die W (K) bezeichnet. Empirisches lim f n(k) = W (K) n Das mathematische Problem dieser Definition liegt darin, dass die Existenz des Grenzwerts von vornherein nicht einzusehen ist und im klassisch analytischen Sinn tatsächlich nicht gegeben sein muss, sondern nur in einem weiteren, statistischen Sinn. 130/174

Unterabschnitt: smaße 4 5 6 smaße 7 131/174

smaße Häufig ist es auf Grund von Symmetrieüberlegungen möglich, die Elementarereignisse als gleichwahrscheinlich anzusehen. Dies ist natürlich nur sinnvoll für endlich viele Elementarereignisse. Diese Annahme entspricht nur in seltenen Fällen der physikalischen Realität und muss im Zweifelsfall durch das Experiment überprüft werden. Sind alle m Elementarereignisse gleichwahrscheinlich, gilt: W (e 1 ) = W (e 2 ) =... = W (e m ) = 1 m 132/174

smaße Für ein Ereignis A, das sich aus g Elementarereignissen zusammensetzt, gilt: Regel von Laplace W (A) = g m Die von A ist die Anzahl der günstigen durch die Anzahl der möglichen Fälle. Die Abzählung der günstigen und möglichen Fälle erfordert oft kombinatorische Methoden. 133/174

smaße Definition (Variation) Es sei M eine Menge mit n Elementen. Eine geordnete Folge von k verschiedenen Elementen von M heißt eine Variation von n Elementen zur k-ten Klasse. Es gibt Vk n n! = = n (n 1)... (n k + 1) (n k)! solcher Variationen. Für den Sonderfall k = n sieht man, dass sich die n Elemente der Menge M auf n n! = i i=1 verschiedene Weisen (Permutationen) anordnen lassen. 134/174

smaße Definition (Kombination) Sei M wieder eine Menge mit n Elementen. Eine k-elementige Teilmenge von M heißt eine Kombination von n Elementen zur k-ten Klasse. ( ) n Es gibt Ck n n! = = solcher Kombinationen. k k! (n k)! Ck n wird auch als Binomialkoeffizient bezeichnet. Die Binomialkoeffizienten können im sogenannten Pascal schen Dreieck angeordent werden: ( n 1 k ) + ( n 1 k 1 ) = ( n k ) 135/174

smaße Beispiel Wie aus der Definition der Kombination folgt, ist die Summe aller Ck n, 0 k n, für festes n gleich der Anzahl aller Teilmengen von M: ( n k=0 n k ) = 2 n Beim Roulette sind die von 0 bis 36 als Ergebnis möglich. 1 Wie groß ist die, dass sich in einer Serie von zehn Würfen keine Zahl wiederholt? 2 Wie groß ist die, dass in einer Serie von 37 Würfen jede Zahl vorkommt? 136/174

Abschnitt 7: smaße 4 5 6 7 137/174

Unterabschnitt: smaße 4 5 6 7 138/174

smaße Wir betrachten jetzt zwei A und B, die bei einem Experiment eintreten können. Frage: Besteht ein Zusammenhang zwischen den n? Ein solcher Zusammenhang wird Koppelung genannt. Positive Koppelung: Je öfter A eintritt, desto öfter tritt tendenziell auch B ein. Negative Koppelung: Je öfter A eintritt, desto seltener tritt tendenziell auch B ein. Quantifizierung von oft und selten erfolgt durch Häufigkeitstabelle. 139/174

smaße Die Häufigkeit des Eintretens von A und B kann in einer Vierfeldertafel oder Kontingenztafel zusammengefasst werden. Beispiel: A= Eine untersuchte Person ist weiblich B= Eine untersuchte Person hat Diabetes Vierfeldertafel für 1000 Personen: B B A 19 526 545 A 26 429 455 45 955 1000 140/174

smaße Gewöhnliche relative Häufigkeiten werden auf den Umfang n des gesamten Datensatzes bezogen: f(a B) = h(a B) n relative Häufigkeiten werden auf das Eintreten des anderen Merkmals bezogen: f(a B) = h(a B) h(b) = f(a B) f(b) f(a B) heißt die bedingte relative Häufigkeit von A unter der Bedingung B. 141/174

smaße Die Vierfeldertafel U gibt folgende bedingte relative Häufigkeiten: f(a B) = 19 45 = 0.422, f(a B ) = 526 955 = 0.551 Es ist somit zu vermuten, dass die beiden Merkmale gekoppelt sind. f(a B) > f(a) deutet auf eine positive Koppelung, f(a B) < f(a) auf eine negative Koppelung. 142/174

smaße Stammen die Daten aus einem Zufallsexperiment, dann besitzen die Ereigniskombinationen auch en. stabelle: B B A W (A B) W (A B ) W (A) A W (A B) W (A B ) W (A ) W (B) W (B ) 1 Nach dem empirischen Zahl sind diese en die Grenzwerte der entsprechenden relativen Häufigkeiten. 143/174

smaße Die bedingten relativen Häufigkeiten konvergieren für n gegen einen Grenzwert: f n (A B) = f n(a B) f n (B) Definition ( ) W (A B) = W (A B) = W (A B) W (B) W (A B) W (B) heißt die bedingte von A unter der Bedingung B, sofern W (B) 0. 144/174

smaße Beispiel (Der symmetrische Würfel) Ist der Würfel völlig symmetrisch, werden den Elementarereignissen e i = {i} gleiche en zugeordnet: W (e i) = 1 6, 1 i 6 Wir definieren die folgenden : Dann gilt zum Beispiel U = {1, 3, 5}, G = {2, 4, 6} W (e 1 U) = W (e 1 G) = W (e1 U) W (U) W (e1 G) W (U) = W (e1) W (U) = 1 3 = W (0) W (U) = 0 145/174

smaße Beispiel (Fortsetzung) W (U e 1) = W (e 1 e 3 U) = W (e 1 e 2 U) = W (e1 U) W (e 1) W ((e1 e3) U) W (U) W ((e1 e2) U) W (U) = W (e1) W (e 1) = 1 = W (e1 e3) W (U) = W (e1) W (U) = 1 3 = 2 3 146/174

smaße Aus der Definition der bedingten folgt sofort die Produktformel W (A B) = W (A B)W (B) = W (B A)W (A) und die Formel für die Inverse W (B A) = W (A B)W (B) W (A) Beide Formeln gelten auch für relative Häufigkeiten! 147/174

Unterabschnitt: smaße 4 5 6 7 148/174

smaße Definition (Zerlegung) Die B 1, B 2,..., B m bilden eine Zerlegung der Ergebnismenge Ω, wenn gilt: Satz 1 Unvereinbarkeit: B i B j =, i j 2 Vollständigkeit: B 1 B 2... B m = Ω Bilden die B 1, B 2,..., B m eine Zerlegung der Ergebnismenge Ω, dann gilt: W (B 1 ) + W (B 2 ) +... + W (B m ) = W (Ω) = 1 149/174

smaße Es sei B 1,..., B m eine Zerlegung. Dann gilt: Totale Beispiel W (A) = W (A B 1 )W (B 1 ) +... + W (A B m )W (B m ) Ein Betrieb erzeugt Glühbirnen mit 40W (35% der Produktion), mit 60W (45%) und mit 100W (20%). Nach einem Jahr sind noch 98% der 40W-Birnen funktionsfähig, 96% der 60W-Birnen, und 92% der 100W-Birnen. Welcher Anteil an allen Glühbirnen ist nach einem Jahr noch funktionsfähig? 150/174

smaße Es sei B 1,..., B m eine Zerlegung. Dann gilt: W (B i A) = W (A B i)w (B i ) W (A) W (A B i )W (B i ) = W (A B 1 )W (B 1 ) +... + W (A B m )W (B m ) W (B i ) wird die a-priori von B genannt, W (B i A) die a-posteriori. 151/174

smaße Beispiel Ein Betrieb kauft Bauteile von zwei Anbietern, wobei der Anteil des ersten 65% beträgt. Erfahrungsgemäß ist der Ausschussanteil bei Anbieter 1 gleich 3% und bei Anbieter 2 gleich 4%. 1 Wie groß ist der totale Ausschussanteil? 2 Wie groß ist die, daß ein einwandfreier Bauteil von Anbieter 2 kommt? 3 Wie groß ist die, daß ein mangelhafter Bauteil von Anbieter 1 kommt? 152/174

smaße Beispiel Ein Bauteil wird von vier Firmen geliefert, und zwar kommen 20% von Firma 1, 30% von Firma 2, 35% von Firma 3, und 15% von Firma 4. Die, dass der Bauteil im Testbetreib innerhalb von 24 Stunden ausfällt, ist 0.02 für Firma 1, 0.015 für Firma 2, 0.025 für Firma 3, und 0.02 für Firma 4. Ein Bauteil fällt im Testbetrieb nach 16 Stunden aus. Die, dass er von Firma i kommt, ist mittel des Satzes von Bayes zu berechnen. 153/174

Unterabschnitt: smaße 4 5 6 7 154/174

smaße Zwei sind positiv gekoppelt, wenn W (A B) > W (A) oder W (A B) > W (A)W (B) Zwei sind negativ gekoppelt, wenn W (A B) < W (A) oder W (A B) < W (A)W (B) Liegt weder positive noch negative Kopppelung vor, sind A und B unabhängig. 155/174

smaße Definition () Zwei A und B heißen stochastisch unabhängig, wenn W (A B) = W (A)W (B) Die A 1, A 2,..., A n heißen unabhängig, wenn gilt: W (A 1... A n ) = W (A 1 )... W (A n ) Dazu genügt nicht, dass je zwei A i und A j paarweise unabhängig sind! 156/174

smaße Beispiel Wir betrachten den zweimaligen Wurf einer Münze (Kopf/Zahl). Die möglichen Ausgänge sind Ω = {KK, KZ, ZK, ZZ}. Ferner definieren wir die : Dann gilt für alle i j aber E 1 = {KK, KZ}... Kopf beim ersten Wurf E 2 = {KK, ZK}... Kopf beim zweiten Wurf E 3 = {KK, ZZ}... Gerade Zahl von Köpfen W (E i E j) = 1 = W (Ei) W (Ej) 4 W (E 1 E 2 E 3) = 1 4 1 = W (E1) W (E2) W (E3) 8 157/174

smaße Sind A und B unabhängig, gilt W (A B) = W (A) und W (B A) = W (B). Die Vierfeldertafel für zwei unabhängige : B B A W (A)W (B) W (A)W (B ) W (A) A W (A )W (B) W (A )W (B ) W (A ) W (B) W (B ) 1 158/174

smaße Die Koppelung kann durch die Vierfelderkorrelation gemessen werden: Vierfelderkorrelation ρ(a, B) = W (A B) W (A)W (B) W (A)W (A )W (B)W (B ) Eigenschaften der Vierfelderkorrelation 1 1 ρ(a, B) 1 2 ρ(a, B) = 0 A und B unabhängig 3 ρ(a, B) > 0 A und B positiv gekoppelt 4 ρ(a, B) < 0 A und B negativ gekoppelt 159/174

smaße Das Vorzeichen von ρ(a, B) gibt die Richtung der Koppelung an. Der Betrag von ρ(a, B) gibt die Stärke der Koppelung an. Speziell gilt: A = B = ρ(a, B) = 1 A = B = ρ(a, B) = 1 Eine bestehende Koppelung ist kein Beweis für einen kausalen Zusammenhang! Die Koppelung kann auch durch eine gemeinsame Ursache für beide entstehen. 160/174

smaße Zwei physikalische können als unabhängig postuliert werden, wenn zwischen ihnen keine wie immer geartete Verbindung besteht, da dann das Eintreten des einen s die des anderen nicht beeinflussen kann. Zwei Elementarereignisse sind niemals unabhängig, da ihre -Verbindung stets das unmögliche Ereignis ist. Zwei Elementarereignisse sind sogar höchst abhängig, weil das Eintreten des einen das Eintreten des anderen mit Sicherheit ausschließt. Sind E 1 und E 2 zwei unaghängige eines sraumes (Σ, W ), so sind auch E 1 und E 2, E 1 und E 2, sowie E 1 und E 2 unabhängig. 161/174

smaße Beispiel (Wurf mit zwei unterscheidbaren Würfeln) Es gibt 36 Elementarereignisse e ij = {(i, j)}, 1 i, j 6. Das Ereignis E 1 i, beim ersten Wurf eine i zu würfeln, setzt sich so zusammen: E 1 i = e i1 e i2... e i6 und analog E 2 j = e 1j e 2j... e6j Klarerweise gilt E 1 i E 2 j = e ij. Kann man annehmen, dass alle Elementarereignisse gleichwahrscheinlich sind, so gilt: W (E 1 i ) = 1 6, W (E2 j ) = 1 6 W (E 1 i E 2 j ) = W (e ij = 1 36 = W (E1 i ) W (E 2 j ) 162/174

smaße Beispiel (Fortsetzung) In diesem Fall sind also auch die Elementarereignisse des einfachen Wurfes gleichwahrscheinlich und die beiden Teilwürfe sind unabhängig. Setzt man umgekehrt voraus, dass für beide Teilwürfe die Elementarereignisse gleichwahrscheinlich sind, und dass Ei 1 und Ej 2 für alle i und j unabhängig sind, so sind die e ij gleichwahrscheinlich. Sind die Teilwürfe nicht unabhängig, so sind die e ij trotz der Gleichwahrscheinlichkeit der e i und e j nicht mehr gleichwahrscheinlich. Ein Beispiel dafür ist der Wurf mit einem sehr großen Würfel, der jedesmal bloß um 90 o gedreht werden kann. Das Elementarereignis e 34 ist hier unmöglich und muss daher die 0 zugewiesen bekommen. 163/174

smaße Beispiel (Wiederholung eines Alternativversuchs) hat 2 n Elementarereignisse, nämlich die Folgen der Form (i 1,..., i n), i j = 0 oder 1. Sind die Wiederholungen unabhängig, und bezeichnet p die des Eintretens von 1, ist die einer Folge W ({(i 1,..., i n)}) = p n 1 (1 p) n 0 wo n 0 bzw. n 1 die Anzahl des Eintretens von 0 bzw. 1 angibt. Klarerweise gilt n 0 + n 1 = n. 164/174