Bielefeld. Jahresbericht zur Lage der Bielefelder Wirtschaft. im Jahr 2003. Stadt Bielefeld Der Oberbürgermeister



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Transkript:

Bielefeld Jahresbericht zur Lage der Bielefelder Wirtschaft im Jahr 2003 Stadt Bielefeld Der Oberbürgermeister 10. März 2004

Seite 2

Inhaltsverzeichnis: 1. Strukturzahlen... 6 1.1. Allgemeine konjunkturelle Situation... 6 1.2. Arbeitslosigkeit... 11 Offene Stellen... 11 1.4. Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer... 12 1.5. Gewerbean-, -um- und -abmeldungen... 13 1.6. Steuereinnahmen und Gebühren... 13 2. Schlüsselzahlen aus Aktivitäten mit Relevanz für das heimische Gewerbe... 15 2.1. Unternehmens- und Existenzgründungsberatungen... 15 2.2. Beschäftigungspolitische Arbeitsmarktmaßnahmen... 15 2.3. Präventive Arbeitsmarktmaßnahmen... 17 2.4. Entwicklung der Flächenausweisung... 17 2.5. Gewerbeflächenumsatz... 17 2.6. Gewerbliche Mietverträge... 18 2.7. Städtebauliche Verträge... 18 2.8. Öffentlich geförderter Wohnungsbau... 19 2.9. Genehmigungsverfahren für gewerbliche Vorhaben... 19 2.10. Investitionen der Stadt und der Mehrheitsbeteiligungen... 20 2.11. Übernachtungen und touristische Ankünfte... 21 2.12. Tagungs- und Kongressstatistik... 22 3. Berichte zu aktuellen Projekten mit Relevanz für das heimische Gewerbe... 23 3.1. Projektentwicklung Neues Bahnhofsviertel... 23 3.2. Berichte zu Erschließungsmaßnahmen... 24 3.3. Maßnahmen des Standort- und Stadtmarketings... 24 3.4. Präventive Arbeitsmarktmaßnahmen... 25 3.5. Netzwerkarbeit, Brancheninitiativen, Wissenstransfer... 26 Seite 3

Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, die angespannte konjunkturelle Situation in Deutschland beeinflusst auch die wirtschaftliche Lage der Stadt Bielefeld. Die Möglichkeiten einer Stadtverwaltung positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt einzuwirken werden mit geringer werdenden Steuereinnahmen zunehmend eingeschränkt. Dennoch ist und bleibt Bielefeld ein hervorragender Wirtschaftsstandort mit einer Infrastruktur, um die uns viele andere Städte beneiden. Bielefeld ist das Oberzentrum Ostwestfalen-Lippes. Hier lässt es sich sehr gut leben. Wir haben eine hervorragende Infrastruktur und ein sehr wirtschaftsfreundliches Klima. Weiche und harte Standortfaktoren können sich sehen lassen. Kommunale Wirtschaftsförderung bleibt eine Option, um Unternehmen vor Ort und am Standort interessierte Unternehmen zu betreuen. Die Bielefelder Wirtschaftsförderung konzentriert sich noch stärker auf ihr Kerngeschäft. Erfolgreiche Wirtschaftsförderung braucht schnelle Reaktionen und einen langen Atem. Zügige Ansiedlungserfolge sind zwar gut und wichtig, aber längst nicht alles, was man von kommunaler Wirtschaftsförderung erwarten können muss. Die Pflege des Bestandes der bereits am Standort tätigen Unternehmen gehört zu den immer wichtiger werdenden Aufgaben. Mit der Entscheidung, die WEGE ab 1. Januar 2004 mit einem städtischen Zuschuss zu unterstützen, dokumentiert die Stadt Bielefeld, dass sie zu dem Grundsatz steht, als Kommune auch in Zukunft Aufgaben der Wirtschaftsförderung zu finanzieren. Als Stadtverwaltung kann man natürlich noch mehr tun. Eine Stadtverwaltung wie die von Bielefeld entwickelt sich stetig zu einem großen Dienstleistungsunternehmen. Mit einer Ärmelschonermentalität kommen wir im Standortwettbewerb nicht mehr weit. Aber so ist Stadtverwaltung ja schon lange nicht mehr. Wir versuchen mit Hilfe unserer Wirtschaftsförderung und auch mit der Stadtverwaltung den Unternehmen die bereits in Bielefeld ansässig sind, aber auch denen die kommen wollen zu helfen. Zum Beispiel durch ein Projekt zum Bürokratieabbau. Aus meiner Sicht müssen wir in Zukunft noch konsequenter daran arbeiten bürokratische Hürden abzubauen und nicht weiter aufzubauen. Ostwestfalen-Lippe ist beim Bürokratieabbau nun eine Modellregion innerhalb Deutschlands. Wir werden in Bielefeld diesem guten Beispiel folgen und uns im Rahmen unserer kommunalen Möglichkeiten auch beim Bürokratieabbau engagieren. Seite 4

Wir suchen innerhalb der Stadtverwaltung nach nicht mehr zeitgemäßen Erlassen und Vorschriften, die wir als Stadtverwaltung verantwortlich abbauen können. Dies soll gelten für den Bereich der Unternehmen betrifft, aber auch die Bürgerinnen und Bürger ganz allgemein. Dies ist ein weiterer Beitrag der Stadt Bielefeld für ein bürgerfreundliches und wirtschaftsfreundliches Klima. D a v i d Oberbürgermeister Seite 5

1. Strukturzahlen 1.1. Allgemeine konjunkturelle Situation Deutschland in der Stagnation Die Hoffnungen des vergangenen Jahres auf eine sich im Jahre 2003 allmählich kräftigende Erholung der Wirtschaftsentwicklung in Deutschland haben sich nicht erfüllt. Die wirtschaftliche Schwächephase dauert nun schon das dritte Jahr in Folge an. Zwar nahm das Bruttoinlandsprodukt im 1. Vierteljahr preisbereinigt um 0,4% zu, fiel jedoch insbesondere im zweiten Quartal zurück (-0,7%), erholte sich jedoch langsam wieder bis zum 4. Quartal (0,2%). Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stagnierte jedoch das Wirtschaftswachstum übers Jahr gesehen (-0,1%). Damit war das Wachstum nach vorläufigen Ergebnissen seit 2001 (+0,8%) und 2002 (+0,2%) erstmals wieder leicht negativ. Das Fehlen eines positiven Zuwachses des Bruttoinlandsproduktes resultierte aus einer weiterhin sehr schwachen Inlandsnachfrage einerseits und in ausgeprägt dämpfenden außenwirtschaftlichen Einflüssen in der ersten Jahreshälfte andererseits. Der kräftige Impuls über eine anziehende Weltkonjunktur in der zweiten Jahreshälfte, der sich in einem deutlichen Exportanstieg niederschlug, sprang nicht auf die Binnenwirtschaft über. Zu tief war nach zwei Jahren der Stagnation die Skepsis über eine durchgreifende Verbesserung der Einkommensperspektiven und Ertragserwartungen bei den Haushalten und Unternehmen verankert. Bei einem zunehmend robusten weltwirtschaftlichen Umfeld und ohne zusätzliche Wechselkurseinflüsse erholten sich bis zu Jahresende auch die Komponenten der Inlandsnachfrage allmählich. Weiterhin positive Anstöße gingen von den Exporten aus, die schon im dritten Quartal die entscheidenden Wachstumsimpulse geliefert hatten. Sie legten im 4. Quartal nochmals zu, so dass sie gegenüber dem Vorjahr um real 1,2% anzogen. Der reale Außenbeitrag ist dagegen wegen des deutlichen Anstiegs der Importe erheblich zurückgegangen, was sich insgesamt dämpfend auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum auswirkte. Das externe Hauptrisiko für die Konjunktur ist vor allem der derzeitige Wechselkurs gegenüber dem Dollar (1,30 USD/EUR). Der kontinuierlich seit Mai 2003 eingetretene Aufwertungseffekt kann die Exportaussichten der deutschen Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen, wenn er sich mit der bisherigen Dynamik nachhaltig fortentwickelt. Andererseits sind die Impulse, die vom Welthandel auf die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland ausgehen, im letzten Quartal 2003 und im Frühjahr 2004 sichtlich stärker geworden. Das globale Wirtschaftswachstum dürfte im Jahre 2004 höher ausfallen als ursprünglich erwartet. Hiervon wird auch die deutsche Wirtschaft profitieren, zumal ihr die weltweit anziehende Investitionsnachfrage, die im Übrigen vergleichsweise preisunelastisch ist, in besonderem Maße entgegenkommt. Zudem kann die preisliche Wettbewerbsposition der deutschen Wirtschaft Seite 6

gegenwärtig trotz der beachtlichen wechselkursbedingten Verlustrisiken immer noch als relativ gut eingestuft werden. Die Marktstellung deutscher Unternehmen gegenüber den Anbietern aus dem Euro-Raum konnte von der Preis- und Kostenseite her gesehen weiter ausgebaut werden. Diese gleichsam reale Abwertung mildert den realen Aufwertungseffekt gegenüber den Dollar-Märkten. Für die binnenwirtschaftliche Nachfrage wirkt der Abwertungseffekt des Dollars eher preismindernd. Die inländische Nachfrage blieb weiterhin das Sorgenkind der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Konsum der Privaten Haushalte erholte sich nur unmerklich, mit + 0,8% (nominal) blieb er weit hinter den Erwartungen zurück. Leicht sinkende Bruttolöhne und - gehälter sowie zusätzliche Belastungen über die Ausweitung der Beitragsbemessungsgrenzen und Beitragssatzerhöhungen in der Sozialversicherung zeigten entsprechende Wirkungen bei den Nettolöhnen- und -gehältern, die um 0.9% niedriger waren als im Vorjahr. Die dennoch eingetretene Erhöhung der Verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte (+0,9 %) resultierte in der Hauptsache aus empfangenen Sozialleistungen und Transfers. Die Sparquote (Ersparnis plus der Zunahme der betrieblichen Versorgungsansprüche) stieg erneut um 0,2 Prozentpunkte und liegt jetzt bei 10,8% (2002: 10,6%). Die hohe Sparquote spiegelt angesichts der angespannten Lage am Arbeitsmarkt einerseits ein hohes Maß an Einkommens- und Arbeitsplatzunsicherheit wieder, andererseits aber auch die zunehmende Einsicht, vermehrt privat für die Altersvorsorge sparen zu müssen. Vor diesem Hintergrund wie auch angesichts der fortgesetzten Diskussionen über die steuerlichen und sozialpolitischen Maßnahmen (Renten-, Pflege-, Kranken und Arbeitslosenversicherung) blieb das Konsumentenvertrauen insgesamt schwach. Trotz der angekündigten Steuersenkung ( vorgezogene Steuerreform ) dürften insbesondere die erwarteten Belastungen aus der Gesundheitsreform und die verbreitete Unsicherheit über die daraus erforderlichen Reformen, die zur Wiederherstellung der finanziellen Tragfähigkeit der Sozialsysteme notwendig sind, die Konsumneigung gedämpft haben. Jedenfalls haben sich sowohl die Anschaffungs- und Konsumneigung wie auch die Beurteilung der Einkommensperspektiven der Privaten Haushalte im Jahresverlauf verschlechtert. So sind vor allem die Umsätze des Einzelhandels trotz zahlreicher Sonderangebote und Rabattaktionen kräftig gesunken. Auch im Großhandel gelang es nicht, die Umsätze zu festigen, was weiterhin zum schwachen Ergebnis beitrug. Die Wertschöpfung im Gastgewerbe war kräftig abwärts gerichtet: Die insgesamt gedrückte Konsumnachfrage verhinderte auch hier eine Besserung der Umsätze. Zudem verringerten sich die Zulassungen von neuen Kraftfahrtzeugen. Die schwache Entwicklung des Konsums der Privaten Haushalte ist definitiv keine Folge der Preisentwicklung. Die Verbraucherpreise erhöhten sich nämlich im Jahresverlauf nur um 1,1%, also mit der niedrigsten Veränderungsrate seit 2000 (1,4%). Mit überdurchschnittlich 4% legten die Energiepreise zu, während die Preise für Dienstleistungen (+1,3%) und Wohnungsmieten (+1,2%) dem allgemeinen Preissteigerungsniveau entsprachen. Die Preise für Nahrungsmittel waren sogar leicht rückläufig (-0,1%). Deutschland wies erneut die niedrigste Inflationsrate unter den Mitgliederns des Euro-Raums auf. Eine Wende auf dem Arbeitsmarkt ist nicht eingetreten. Entgegen den Erwartungen hat die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt die Talsohle wohl noch nicht erreicht. Zwar erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresverlauf von 37.831 Tsd. (1. Quartal) um 733 Tsd. Personen auf 38.564 Tsd. Personen. Im Jahresdurchschnitt waren jedoch rd. 420.000 Personen weniger gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2002 erwerbstätig. Welche Bedeutung und Wirkungen die zum 01. April in Kraft getretene Reform der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse für die Seite 7

Entwicklung der Erwerbstätigkeit und des Arbeitsvolumens hat, lässt sich derzeit noch nicht verlässlich abschätzen. Die Differenzen zwischen den Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit (Bundesagentur für Arbeit) und der Bundesknappschaft (zentrale Meldestelle) beruhen zu einem ganz erheblichen Teil auch auf Nebenbeschäftigungen von Personen, die bereits eine sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung ausüben. Dennoch dürften zahlreiche Stellen für solche Minijobs entstanden sein, deren Zahl derzeit allerdings nicht eindeutig zu quantifizieren ist. Die Arbeitslosigkeit stieg im Verlauf des Jahres 2003 von 4.225 Tsd. (Ende Dezember 2002) auf 4.317 Tsd. (Ende Dezember 2003). Im Februar 2003 erreichte die Arbeitslosenzahl mit 4,7 Mio. sogar den höchsten Wert seit der Vereinigung. Die Arbeitslosenquote (bezogen auf abhängige Erwerbstätige) stieg von Dezember 2002 bis Dezember 2003 von 11,2% auf 11,5%. Die Investitionstätigkeit war mit einem Rückgang der Bruttoanlageninvestitionen um real -2,9 % (2002: - 6,7%) auch in diesem Jahr ein belastender Faktor, allerdings auf niedrigerem Niveau als im Vorjahr. Die Rückgänge waren im Quartalsvergleich (jeweils zum Vorjahresquartal) zum Ende des Jahres jedoch deutlich schwächer ausgeprägt als am Jahresanfang. Die Ausrüstungsinvestitionen befanden sich im 4. Quartal gegenüber dem Vorquartal deutlich im Aufwind. Die inländischen Umsätze von Investitionsgüterherstellern waren mit knapp 2% e- benfalls aufwärts gerichtet. Nach der seit dem Jahr 2001 währenden Rezessionsphase gibt es jetzt erstmals wieder Anzeichen für eine Aufwärtstendenz. Die Absatz- und Rentabilitätserwartungen haben sich aufgehellt und veranlassen nunmehr die Unternehmen, die Produktionskapazitäten zu erweitern. Dass die Belebung nicht allein aus dem Auslandsgeschäft resultiert, sondern dass auch die inländische Nachfrage nach Investitionsgütern an Tempo gewonnen hat, stimmt positiv. Die realen Bauinvestitionen expandierten im 4. Quartal ebenfalls kräftig (+1,6%) gegenüber dem 3. Quartal. Investitionen in Wohnbauten stiegen dabei um 1,7%. Hier dürften Vorzieheffekte aufgrund der Diskussion um die Kürzung der Eigenheimzulage eine Rolle gespielt haben. Es wurden vermehrt Bauprojekte angemeldet (und teilweise schon 2003 realisiert), deren Umsetzung im weiteren Verlauf eine vielleicht aber auch nur vorübergehende Stabilisierung der Bauinvestitionen herbeiführen kann. Von der Zinsseite her wurde die konjunkturelle Entwicklung jedenfalls nicht gestört sondern eher angeregt. Das Zinsniveau ist weiterhin am langen wie am kurzen Ende sehr niedrig. Die Europäische Zentralbank hat ihre Eckzinssätze im März um 0,25 Prozentpunkte und im Juni um weitere 0,50 Prozentpunkte gesenkt. Die Umlaufsrenditen festverzinslicher Wertpapiere (inländische Emittenten) betrug im Jahresschnitt 3,7%: ein historischer Tiefstand! Es ist kaum zu erwarten, dass die Europäische Zentralbank im Laufe des Jahres 2004 in einer Zeit der sich jetzt aufhellenden Konjunkturperspektiven mit Zinserhöhungen den kräftiger werdenden Aufschwung einengt. Die Situation der Öffentlichen Haushalte verdüsterte sich nochmals merklich. Dennoch wurden in den Öffentlichen Haushalten auf allen Ebenen verstärkt Maßnahmen vorgenommen, die - mit unterschiedlichem Erfolg - eine Konsolidierung der Haushalte herbeiführen sollen und müssen. Diese Bemühungen wurden jedoch konterkariert durch das weitere Absinken von Steuereinnahmen und dem Anstieg von Ausgaben z.b. aufgrund höherer Arbeitslosigkeit. Wie im vergangenen Jahr hat die Bundesrepublik im Jahre 2003 die 3%-Grenze des Stabilitätsund Wachstumspaktes erneut überschritten. Im Allgemeinen wird damit gerechnet, dass mindestens bis zum Jahre 2005 diese Schwelle nicht unterschritten wird. Seite 8

Der weltwirtschaftliche Aufschwung hat in den vergangenen Monaten an Fahrt gewonnen. Davon wird auch Deutschland profitieren. Die konjunkturelle Lage in Deutschland hat sich auch im letzten Quartal des Jahres 2003 aufgehellt. Vor allem ist die Situation in der Industrie gemessen an der kräftig gestiegenen Produktion und den wieder zunehmenden Auftragseingängen - u.a. aus dem Inland - merklich besser geworden. Die inländische Nachfrage hat sich zuletzt belebt; hier gibt es aber noch ein ungleichgewichtiges Bild. Positiv ist vor allem die Belebung der Investitionstätigkeit der vergangenen Monate. Die Deutsche Exportwirtschaft wird weiterhin vom globalen Wachstum profitieren. Die Exporterwartungen und die Auftragseingänge aus dem Ausland haben im Quartalsvergleich merklich zugenommen. Die optimistischen Erwartungen der Wirtschaft - hierfür ist der Ifo-Index ein recht zuverlässiger Beleg - sowie die insgesamt vor allem auf internationalem Parkett verbesserten Rahmenbedingungen deuten auf eine Fortsetzung des Erholungsprozesses hin. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass sich diese Erholung schnell auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar macht. Zur Situation in Bielefeld Wie schon in den vergangenen Jahren liegen zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situation in Bielefeld nur ungenügende Daten vor, weil diese nicht erhoben werden oder für die betreffende Periode noch nicht oder erst viel später vorliegen. Die Arbeitslosigkeit hat in Bielefeld im Verlauf des Jahres 2003 kräftig zugenommen. Im Jahresschnitt 2003 waren in der Stadt Bielefeld 1.675 mehr Arbeitslose registriert als im Vorjahr. Ende Dezember 2003 waren 21.091 Personen arbeitslos (Ende Dezember 2002: 20.851 Personen). Der höchste Stand der Arbeitslosigkeit wurde im Januar 2003 mit 21.927 Arbeitslosen erreicht. Im Februar 2004 waren es 22.163 Arbeitslose (14,7%). Die Arbeitslosenquote (bezogen auf abhängige Erwerbstätige) legte im Jahresdurchschnitt um einen Prozentpunkt auf 14,2% zu. Ende Januar betrug die Arbeitslosenquote 14,7%, Ende Dezember 14,0%. Auch wenn die Konjunktur langsam an Fahrt gewinnt und sich dies auch in Bielefeld bemerkbar machen dürfte, ist nicht davon auszugehen, dass die Zahl der Arbeitslosen nachhaltig abnimmt, da die Unternehmen eher geneigt sind, erwartbar höhere Kapazitätsauslastungen zunächst mit dem vorhandenen Personalstock zu betreiben. Insofern dürfte die Arbeitslosenzahl im Jahre 2004 die 20.000er-Marke wohl nicht unterschreiten. Die Zahl der offenen Stellen hat im Jahresverlauf erneut abgenommen. Besonders betroffen waren das Verarbeitende Gewerbe (-40,4%), das Baugewerbe (- 35,3%) und der Handel (- 32,6%). Im Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen reduzierte sich der Bestand an offenen Stellen um mehr als die Hälfte (-51,4%). Dagegen verdreifachte sich der Bestand an offenen Stellen im Wirtschaftszweig Erziehung und Unterricht (+ 55 Stellen), im Dienstleistungssektor für Unternehmen legten die offenen Stellen um rd. 19,0% zu. Deutlich abgeschwächt zeigte sie die Nachfrage nach allen Fertigungsberufen (-21,0%) sowie nach den meisten Dienstleistungsberufen (-11,1%), während die Nachfrage nach technischen Berufen leicht zunahm (+ 16,4%). Im Bereich der Dienstleistungsberufe verdoppelte sich die Nachfrage nach Sozialund Erziehungsberufen sowie Geistes- und naturwissenschaftlichen Berufen. Leider veröffentlicht die Agentur für Arbeit (vormals: Bundesanstalt für Arbeit) seit rd. einem Jahr keine Vermittlungszahlen mehr. Für das Jahr 2003 liegen noch keine Daten über die quartalsmäßige Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort in Bielefeld vor. Insofern können nur die Seite 9

Ergebnisse der Jahre 2001 und 2002 herangezogen werden. Die sich bereits im Jahr 2000 abzeichnende vorsichtige Belebung der Beschäftigung hat sich im Jahre 2002 nicht fortgesetzt. Die Situation dürfte sich im Jahre 2003 vor dem Hintergrund der Zunahme der Arbeitslosigkeit nicht deutlich bessern, obwohl aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Aufhellungstendenzen sich die Beschäftigtenzahl geringfügig erhöht haben könnte. Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen von Ende Dezember 2001 bis Ende Dezember 2002 um 3.250 Personen resultierte in der Hauptsache aus dem Produzierenden Gewerbe (-2.065), hier insbesondere das Verarbeitende Gewerbe mit - 1.403 Personen, und dem Handel (- 1.068 Personen). Beschäftigungszuwächse verzeichnete überraschenderweise die Wirtschaftsgruppe Öffentliche Verwaltung u.ä. mit 508 Personen (+ 11%). Dafür besteht hier keine Erklärung. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass die Ursache in regionalen oder sektoralen Fehlmeldungen liegt. Die Zahl der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe verringerte sich erneut jahresdurchschnittlich (- 6 Betriebe). Ebenso war die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2003 um 1.610 Personen geringer als im Jahresdurchschnitt 2002. Bei schwach rückläufigem Gesamtumsatz (-0,5%) zogen die Auslandsumsätze schon im vierten Jahr in Folge kräftig an (+4,8 %), vor allem im dritten und vierten Quartal des Jahres 2003 (+7,0 % resp. 16,8 % gegenüber den Vorjahresquartalen). Im Jahresdurchschnitt wurden ein Drittel der Umsätze mit dem Ausland abgewickelt: Im vierten Quartal betrug die Exportquote sogar 36,55% und erzielte damit den höchsten Wert in der ostwestfälischen Wirtschaft. Nach der Konjunkturumfrage Winter 2003/2004 der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld startet die ostwestfälische Wirtschaft zuversichtlich in das Jahr 2004. In allen drei Wirtschaftssektoren (Industrie, Handel und Dienstleistungen) hat sich die Stimmung deutlich verbessert. Die Stagnation der letzten zwei Jahre wirkt jedoch in die Beurteilung der Unternehmen zur derzeitigen Geschäftslage hinein: Nach wie vor sind die Unternehmen mit der derzeitigen Geschäftslage unzufrieden, obwohl die Zahl der Pessimisten gegenüber dem Vorjahr geringer geworden ist. Hinsichtlich der Einschätzung der Geschäftslage und der Ertragserwartungen für das Jahr 2004 sind die Unternehmen erheblich optimistischer. Für die Sektoren Industrie und Handel erreichte der Wert für die erwartete Geschäftslage den höchsten Stand seit drei Jahren. Verantwortlich im Industriebereich sind hier die optimistischen Exporterwartungen, aber auch die Inlandsumsätze werden positiver als noch im Jahr zuvor eingeschätzt. In allen drei Sektoren ist eine höhere Investitionsneigung erkennbar. Die insgesamt positiven Erwartungen der ostwestfälischen Wirtschaft decken sich mit dem Verlauf des Ifo Geschäftsklimaindex, der bei dem Index der Geschäftserwartungen seit April 2003 kontinuierlich aufwärts gerichtet ist und im Oktober 2003 erstmals seit drei Jahren wieder die 100er-Schwelle überschritten hat. Mit deutlicher Aufwärtstendenz - allerdings schwächer ausgeprägt - verlaufen auch die Indizes für das Geschäftsklima und die Geschäftsbeurteilung. Die optimistischen Erwartungen sowohl der heimischen Wirtschaft als auch in der Bundesrepublik insgesamt geben Anlass zu der Hoffnung, dass die wirtschaftliche Entwicklung im Jahre 2004 positiver als im Jahre 2003 verlaufen wird. (Quellen: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2003/04 Staatsfinanzen konsolidieren - Steuersystem reformieren, Wiesbaden, Dezember 2003, DIW Wochenberichte, div. Ausgaben 2003, Berlin 2003, Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, Konjunkturbericht Winter 2003/2004, Bielefeld, März 2004) Seite 10

1.2. Arbeitslosigkeit In Bielefeld lässt sich feststellen, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf von 21.976 Menschen auf 21.091 Menschen abgenommen hat. Die Arbeitslosen- Arbeitslose Stadt Bielefeld 2003 22 200 14,8 Arbeitslose Arbeitslosenquote quote (bezogen auf abhängige Erwerbstätige) fiel im Jahresverlauf 22 000 14,6 21800 von 14,7% auf 14%. Jahresdurchschnittlich lag in Bielefeld die Ar- 14,4 21600 21400 14,2 beitslosigkeit 2003 um rd. 1700 Menschen höher als 2002. Die 21200 14,0 durchschnittliche Arbeitslosenquote aller abhängigen Erwerbsperso- 21000 13,8 20 800 nen stieg von 13,2 % in 2002 auf 13,6 14,2 % in 2003. 20 600 20 400 Jan Feb M rz Apr M ai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 13,4 1.3. Offene Stellen Stellen 600 500 400 300 200 100 0 8 4 198 118 3 Offene Stellen nach Wirtschaftszweigen 2002 2003 1 34 22 132 89 57 33 4542 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Wirtschaftszweig 3225 414 490 49 15 23 78 105 51 34 24 4 2 Land- und Forstwirtschaft 1 Verarbeitendes Gewerbe 2 Energie- und Wasserversorgung 3 Baugewerbe 4 Handel 5 Gastgewerbe 6 Verkehr- u. Nachrichtenüberm. 7 Kredit- und Versicherungsgewerbe 8 Grundst.- u. Whgs.wesen, Verm. bew. Sachen, Dienstl. überw. f. Untern. 9 Öffentl. Verw., Soz.vers. 10 Erziehung und Unterricht 11 Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 12 Sonstige öffentl. u. pers. Dienstl. 13 Private Haushalte und Sonstige 14 Die Zahl der offenen Stellen hat im Jahresverlauf von 1.138 (Jahresende 2002) auf 994 Stellen (Jahresende 2003) abgenommen. Besonders betroffen von diesem Rückgang waren der Handel, das Verarbeitende Gewerbe und das Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen. Demgegenüber konnten in den Bereichen Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen und Erziehung und Unterricht Zuwächse verzeichnet werden. Seite 11

1.4. Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Für das Jahr 2003 liegen noch beschäftigten Arbeitnehmer keine Zahlen über den Stand der September 1998 - Dezember 2002 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 140000 135000 130000 in Bielefeld vor (Ar- beitsortsprinzip). Die Belebung, die sich im Jahre 2001 gegenüber 125000 2000 und auch in den Vorjahren 120000 115000 110000 105000 angezeigt hatte, hat sich aufgrund der gestiegenen Arbeitslosenzahlen in 2002 nicht fortgesetzt. Auch im Jahr 2003 wird keine bessere Entwicklung erwartet. Die vorliegenden Zahlen sind wegen der 100000 Berücksichtigung der meldepflichtigen geringfügig Beschäftigten noch vorläufig und bleiben es auch für einen Zeitraum von ungefähr 3 Jahren. Soz.vers.pflichtig besch. AN Sep 98 Dez 98 Mrz 99 Jun 99 Sep 99 Dez 99 Mrz 00 Jun 00 Sep 00 Dez 00 Mrz 01 Jun 01 Sep 01 Dez 01 Mrz 02 Die Stadt Bielefeld hatte zum 31.12.2002 130.460 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Dies entspricht gegenüber dem 31.12.2001 mit einer Anzahl von 133.719 Menschen Beschäftigtenanteil in % 80,00 70,00 60,00 50,00 40,00 Entwicklung Sekundärer - Tertiärer Sektor in Bielefeld Jun 02 Sep 02 Dez 02 einer Abnahme um 3.259 Menschen oder einem Rückgang um ca. 2,5 %. Damit hat sich der positive Trend (+0,2%) aus dem Jahresverlauf 2001 (von 133.445 auf 133.719) nicht fortsetzten können. 30,00 Der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin- 20,00 10,00 nen im tertiären Sektor ist in Bielefeld zum Berichtszeitpunkt per Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor 0,00 31.12.2002 gestiegen auf 68,6 % gegenüber 67,83 % zum 31.12.2001. Seit Ende 2000 sind mehr als 2/3 der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer in Bielefeld im Dienstleistungsbereich tätig und der Anteil hat seit dem beständig zugenommen. Dementsprechend hat sich der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im verarbeitenden Gewerbe in Bielefeld von ca. 31,84 % in 2001 auf 31,05 % in 2002 zurückentwickelt. Dies verdeutlicht den zunehmenden Stellenwert der Dienstleistungsbranche in Bielefeld. Mrz 99 Jun 99 Sep 99 Dez 99 Mrz 00 Jun 00 Sep 00 Dez 00 Mrz 01 Jun 01 Sep 01 Dez 01 Mrz 02 Jun 02 Sep 02 Dez 02 Seite 12

1.5. Gewerbean-, -um- und -abmeldungen 2002 2003 Gewerbeanmeldungen 2.953 3.311 Gewerbeabmeldungen 2.724 2.994 Saldo 229 317 1.6. Steuereinnahmen und Gebühren Der Gewerbesteuerhebesatz liegt nach wie vor bei 435 %, unverändert seit 1994. Gewerbesteuereinnahmen 1999 Mio. DM 2000 Mio. DM 2001 Mio. DM 2001 Mio. EUR 2002 Mio. EUR 2003 Mio. EUR Haushaltsansatz 255,3 283,0 279,0 142,6 139,6 114,6 Vorauszahlungen. 238,7 230,8 212,7 108,7 102,6 98,6 Nachzahlungen Vorjahre 39,4 46,6 43,0 22,0 19,5 1,7 RE GewSt brutto 278,1 277,4 255,7 130,7 122,1 100,3 GewSt-Umlagen -54,4-52,0-54,1-26,1-17,8-26,6 RE GewSt netto 223,7 225,4 201,6 104,6 104,3 73,4 Die Entwicklung der Rechnungsergebnisse zeigt den anhaltenden Verfall der Gewerbesteuer. Diese Entwicklung ist angesichts der Bedeutung dieser Einnahmequelle zur Finanzierung des Haushalts schlicht dramatisch. In 5 Jahren sind die Brutto-Einnahmen um rd. 30%, die Netto- Einnahmen aus der Gewerbesteuer sogar um rd. 36% zurückgegangen. Im Verlauf des Jahres 2003 konnte eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau festgestellt werden. Allerdings ist die Bielefelder Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen im Jahr 2003 deutlich konträr zu dem vom Arbeitskreis Steuerschätzung im November 2003 für das Rechnungsergebnis der Städte und Gemeinden in den alten Bundesländern prognostizierten Anstieg der Brutto-Einnahmen um + 2,3%. Dies bestätigt die Feststellungen der vergangenen Jahre, dass die Veränderungen der Gewerbesteuereinnahmen in Bielefeld dem bundesweiten Entwicklungstrend zeitlich nachfolgen. Seite 13

Anteil an der Einkommensteuer 1999 Mio. DM 2000 Mio. DM 2001 Mio. DM 2001 Mio. EUR 2002 Mio. EUR 2003 Mio. EUR Haushaltsansatz 206,1 207,0 195,4 99,9 99,9 99,2 RE insgesamt 201,6 205,8 195,6 100,0 97,5 93,7 Anteil an der Umsatzsteuer 1999 Mio. DM 2000 Mio. DM 2001 Mio. DM 2001 Mio. EUR 2002 Mio. EUR 2003 Mio. EUR Haushaltsansatz 31,8 31,9 32,5 16,6 15,9 16,2 RE insgesamt 32,1 31,3 31,3 16,0 15,7 15,7 Die Rechnungsergebnisse bei den Gemeindeanteilen an der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer haben die kalkulierten Haushaltsansätzen leider nicht voll erreicht. Dies ist Folge der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit und der insgesamt fast stagnierenden Wirtschaftsentwicklung. Wie in anderen größeren Städten auch, sind zudem die Einnahmen aus dem Anteil an der Einkommensteuer mit - 3,9% stärker rückläufig als im Bundestrend von durchschnittlich - 1,6%. Dies ist begründet durch Entw icklung Steuereinnahmen 1998-2003 die Umverteilungsverluste der 300,00 größeren Städte bei der Neufestlegung der Schlüsselzahlen zur GewSt Anteil EkSt Anteil UmSt 250,00 Verteilung des Gesamtaufkommens der Einkommensteueranteile der 200,00 Gemeinden. 150,00 Alle Gebühren sind im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. 100,00 50,00 0,00 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Jahr Seite 14

2. Schlüsselzahlen aus Aktivitäten mit Relevanz für das heimische Gewerbe 2.1. Unternehmens- und Existenzgründungsberatungen Folgende Anzahl von Beratungsgesprächen im Rahmen der Wirtschaftsförderung wurden geführt: Existenzgründungen, Finanzierungs- und Expansionsberatungen durch WEGE und Regionalstelle "Frau und Beruf" Beratungen zur Unternehmensnachfolge durch die WEGE Sonstige Beratungen im Rahmen der Wirtschaftsförderung durch die WEGE Kontakte der WEGE im Rahmen des Beratungsprogramms Wirtschaft NRW Informations- und Lotsengespräche der WEGE zu öffentlichen Fördermitteln und Serviceangeboten Beratungsgespräche der WEGE im Rahmen der WIN-Beratungstage zu Beteiligungs-, Risiko- bzw. Chancenkapital Allgemeine Berufswege-, Weiterbildungsund Wiedereinstiergsberatung der Regionalstelle Frau und Beruf 2002 2003 207 Personen 210 Personen 3 Unternehmen 5 Nachfolgeinteressenten 2.400 Unternehmenskontakte 19 Kontaktgespräche mit Unternehmen und Beratern Beratungstätigkeit wurde an IHK und HWK abgegeben 2.400 Unternehmenskontakte 14 Kontaktgespräche mit Unternehmen und Beratern 36 Unternehmen 47 Unternehmen 16 Beratungen 12 Beratungen ca. 400 Personen 2.2. Beschäftigungspolitische Arbeitsmarktmaßnahmen Als Dienstleistungsgesellschaft der kommunalen Arbeitsmarktpolitik stellt die REGE mbh für Bielefelder Arbeitslose und arbeitslose Sozialhilfeempfänger/innen unterschiedliche Instrumente zur Förderung der individuellen Fähigkeiten zur Verfügung, um die Unabhängigkeit von staatlichen Transferleistungen durch die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt zu erreichen. Diese Instrumente reichen vom Coaching bis zur sozialen Arbeitsförderung für Menschen mit komplexem Hilfebedarf. Dabei wird darauf geachtet, dass bei jedem Arbeit suchenden Men- Seite 15

schen passgenau das Instrument angewandt wird, welches den Anforderungen des Arbeitsmarktes entspricht. Da der Arbeitsmarkt und damit die Anforderungen der Unternehmen sich jährlich verändern, muss die REGE mbh ihre Instrumente entsprechend flexibel einsetzen. Diese Variabilität wird in der folgenden Tabelle durch den Vergleich der Jahre 2001, 2002 und 2003 deutlich: 2002 Teilnehmer/ Teilnehmerinnen 2003 Teilnehmer/ Teilnehmerinnen Vorschaltmaßnahmen (z. B. Assessments, Orientierungsmaßnahmen, 997 2.502 Sprachkurse) Vermittlungsmaßnahmen (z. B. Vermittlungen mit Lohnkostenzuschuss 361 416 oder Kombi-Lohn) Berufliche Qualifizierungsmaßnahmen für arbeitslose 1.055 704 Sozialhilfeempfänger und Sozialhilfeempfängerinnen Maßnahmen mit sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung 185 316 Dauerhafte Beschäftigung 82 390 In 2003 wurden insgesamt 6.200 Sozialhilfebezieher/innen durch REGE-Coaches beraten. Darüber hinaus hat die REGE mbh 2003 3.226 (2002: 1.518) Arbeitslose innerhalb der nichtgewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung und der Aufträge vom Arbeitsamt beraten und/oder vermittelt. Durch die in 2002 geschlossene Vereinbarung zwischen der Stadt Bielefeld (Sozialdezernat) und der REGE mbh über ein Controllingverfahren im Rahmen der Netzwerkarbeit gegen Jugendarbeitslosigkeit und Hilfen zur Arbeit werden seit Mitte 2002 alle Vermittlungen der REGE mbh durch das Sozialdezernat überprüft. Dabei wurde festgestellt, dass im Jahr 2003 insgesamt 748 Sozialhilfeempfänger/innen in den ersten Arbeitsmarkt und 162 Sozialhilfeempfänger/innen in Ausbildung durch die REGE mbh vermittelt wurden, 13 Sozialhilfeempfänger/innen durch Coaching in Selbständigkeit gegangen sind und 42 Sozialhilfeempfänger/innen durch Maßnahmen einen Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe erlangt haben. Damit sind insgesamt 965 Menschen durch die REGE mbh nicht mehr oder nur noch im geringen Maße im Sozialhilfebezug, d.h. nicht mehr durch die Stadt finanziert. Innerhalb der Vereinbarung zwischen der Stadt Bielefeld und der REGE mbh wurde als Ziel 899 Vermittlungen, die die REGE mbh erreichen muss, definiert. Somit wurde das Ziel um mehr als 7% übertroffen. Seite 16

2.3. Präventive Arbeitsmarktmaßnahmen Folgende Aktivitäten führte die ViaCon GmbH im Auftrag der REGE mbh im Bereich der präventiven Arbeitsmarktmaßnahmen seit 1.2.2003 in Bielefeld durch: Outplacement-Beratungen 2002 2003 138 Personen 109 Personen 7 Firmen 4 Firmen Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen 119 Personen 271 Personen 2.4. Entwicklung der Flächenausweisung Aufstellungs- bzw. Entwurfsbeschlussstadium Satzungsbeschlüsse 2002 2003 2002 2003 Anzahl Bebauungspläne 38 21 22 14 Überplante Gewerbefläche 83,6 ha 56,72 ha 33,6 ha 37,36 ha Überplante Wohnbaufläche 27,2 ha 82,94 ha 8,9 ha 14,1 ha Überplante Wohneinheiten 1.231 WE 1.003 WE 1.296 WE 575 WE 2.5. Gewerbeflächenumsatz WEGE mbh ISB 2002 2003 2002 2003 Anzahl der Verträge 3 5 3 10 Flächengröße 4.000 m² 18.130 37.305 m² 15.037m ² ausgelöste Investitionen 1,6 Mio. EUR rd. 4 Mio. EUR Neu geschaffene Arbeitsplätze 5 AP ca. 20 Auch im Jahr 2003 setzte sich der allgemein negative Trend in der Wirtschaft weiter fort, so dass es zu keiner Belebung des Immobilienmarktes kam. Insbesondere bei der WEGE mbh konnten zahlreiche Grundstücksverhandlungen zwar bis zur Vertragsreife geführt werden, zum Vertragsabschluss waren aber nur wenige Unternehmen bereit. Die WEGE hatte bis zum 29.12.2003 noch ca. 305.000 m² gewerblich ausgewiesene Grundstücksfläche im Bestand. Mit Vertrag vom 29.12.2003 wurden sämtliche im Eigentum der Seite 17

WEGE mbh stehenden Gewerbe- und Industriegrundstücke auf die Bielefelder Beteiligungsund Vermögensverwaltungsgesellschaft (BBVG) übertragen. Die Struktur der bei der WEGE mbh bekannten Unternehmen, die gewerbliche Fläche derzeit nachfragen ist vergleichbar mit der des Vorjahres: Dienstleistungen/Handel rd. 61 % Handwerk rd. 26 % Prod. Gewerbe rd. 7 % Sonstiges rd. 6 % 2.6. Gewerbliche Mietverträge Der ISB betreut derzeit einen Gesamtbestand von ca. 740 gewerblichen Mietverhältnissen für bebaute und unbebaute Grundstücke. Die Vermietungen erstrecken sich über ein breites Spektrum von verschiedensten Nutzungen wie Antennenanlagen für Mobilfunknetzbetreiber, Werbeanlagen, Sozialdienste, Gaststätten, Kioske und Läden, wie auch Bürofläche. Die vermietete Fläche umfasst ca. 39.000 m² in Gebäuden. Im Jahr 2003 wurden 590 neue Verträge für gewerbliche Nutzungen geschlossen (2002: 40). 16 Mietverträge wurden von der WEGE mbh im Technologiezentrum und im Gründerzentrum neu geschlossen. Insgesamt sind im Technologie- und Gründerzentrum zum 31.12.2003 47 (2002: 50) junge Unternehmen ansässig. Insgesamt war per 31.12.2003 im Technologiezentrum und im Gründerzentrum insgesamt eine Fläche von 3.839 qm vermietet. Dies entspricht einem Auslastungsgrad von 83%. Bereits während der Planungsphase für das Technologiezentrum Bielefeld, Anfang der 90er- Jahre, wurde die Idee der bewussten Fokussierung auf einzelne Branchen verworfen. Damit wurde der hohen Vielfalt der in Ostwestfalen beheimateten Wirtschaftszweige Rechnung getragen. Auf Grund der allgemeinen Branchenentwicklung hat sich jedoch trotzdem ein Schwerpunkt durch die Ansiedlung entsprechender Gründer von selbst herausgebildet. Heute engagieren sich rund die Hälfte der im Zentrum ansässigen Unternehmen auf dem Informations- und Kommunikationssektor. 2.7. Städtebauliche Verträge 2002 2003 Anzahl städtebauliche Verträge 15 20 Investitionsvolumen der Tiefbaumaßnahmen 3,5 Mio. EUR 4,8 Mio. EUR Zu realisierende Wohneinheiten 469 WE 457 WE Zu realisierende gewerbliche Maßnahmen 1 Maßnahme 2 Maßnahmen Ausgelöste Projektinvestitionen 41,1 Mio. EUR 68,6 Mio. EUR Neuzuschaffende Arbeitsplätze 15 AP 2 AP Seite 18

2.8. Öffentlich geförderter Wohnungsbau 2002 2003 Summe Öffentliche Mittel 25 Mio. EUR 44 Mio. EUR Investitionsvolumen für die Bauwirtschaft 60 Mio. EUR 80 Mio. EUR Eigenheimbau 244 EH 332 EH Mietwohnungsbau 127 Whg. 262 Whg. Modernisierungen und energetische Nachrüstungen. 10 Whg. Der starke Anstieg in der Eigenheimförderung ist auf das umfangreiche Baulandangebot in Bielefeld sowie auf die Diskussionen um die Abschaffung der Eigenheimzulage zurück zu führen. Nach dem Wohnungsbauprogramm des Landes NRW wurden die Wohnungskontingente für den Mietwohnungsbau aufgrund der veränderten Bedarfslage sowohl der wohnungssuchenden Haushalte als auch des Wohnungsmarktes insgesamt primär in den Bedarfsschwerpunkten für preiswerten Wohnraum eingesetzt. 2.9. Genehmigungsverfahren für gewerbliche Vorhaben 2002 2003 Eingegangene Bauanträge 562 Bauanträge 509 Bauanträge Genehmigte Bauanträge 398 Bauanträge 392 Bauanträge Durchschnittliche Verfahrensdauer 2,3 Monate 2,5 Monate Stellungnahmeverfahren für Genehmigungsanträge 9 Verfahren 13 Verfahren nach dem BImSchG Verfahrensdauer für Stellungnahmeverfahren nach dem BImSchG 6 Wochen 6 Wochen Die Erhöhung der Fallzahlen bei den Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) ergibt sich aus einer Änderung des BImSchG und der 4. Verordnung zum BImSchG (4. BimSchV). Aufgrund dieser Änderung unterliegen bestimmte bauliche Anlagen der Genehmigungspflicht des BImSchG, die bislang aufgrund anderer gesetzlicher Grundlagen genehmigt wurden. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit betrug bei vollständigen Unterlagen weiterhin 6 Wochen. In Einzelfällen betrug die Laufzeit aufgrund fehlender Unterlagen aber auch bis zu 11 Wochen. Die im Berichtszeitraum erteilten Baugenehmigungen für gewerbliche Vorhaben wurden in einer durchschnittlichen Laufzeit von 2,5 Monaten erteilt. Im Vorjahr betrug die durchschnittliche Laufzeit 2,3 Monate. Damit konnte die Genehmigungszeit für gewerbliche Vorhaben etwa konstant gehalten, im Vergleich zu den Jahren 2000 (3,2 Monate) und 2001 (2,8 Monate) jedoch deutlich reduziert werden. Seite 19

Von den 392 Baugenehmigungen im Berichtszeitraum für gewerbliche Vorhaben wurden 14 % (2002: 12%) innerhalb eines Monats, weitere 22 % (2002: 26 %) innerhalb von zwei, 19 % (2002: 22%) innerhalb von drei und 15 % (2002: 15%) innerhalb von vier Monaten erteilt. Innerhalb einer Laufzeit von drei Monaten wurden somit 55 % (2002: 60%) der Baugenehmigungen erteilt. Nach vier Monaten waren es 70 % (2002: 76%). Die bereits begonnenen Beschleunigungsmaßnahmen wurden fortgesetzt. Insbesondere handelt es sich hierbei um folgende Maßnahmen: Der begonnene Einstieg in grafische DV-Systeme (Sicad/SD und Intranet) wird ausgebaut. Es werden entscheidungserhebliche Daten gebündelt und jedem Arbeitsplatz im direkten Zugriff zur Verfügung gestellt. Weiterer Ausbau der E-Mail-Vernetzung. weitere Optimierung des Qualitätsmanagements mit Laufzeitkontrolle. Umsetzung der Zielvereinbarung zwischen dem Oberbürgermeister, der Bauverwaltung und der WEGE GmbH über die Reduzierung von Bearbeitungszeiten für Bauanträge aus dem gewerblichen Bereich. Fortschreibung und Umsetzung der Zusammenarbeitspapiere zwischen dem Bauordnungsamt und anderen am Genehmigungsverfahren beteiligten Ämtern. 2.10. Investitionen der Stadt und der Mehrheitsbeteiligungen Die Stadt Bielefeld und ihre Mehrheitsbeteiligungen haben im Jahr 2003 in der Summe ein Investitionsvolumen von rd. 223,6 Mio. EUR (2002: 219,7 Mio. EUR) getätigt. Davon gingen ü- ber 133,8 Mio. EUR (2001: 133,25 Mio. EUR), nicht alle angefragten Organisationseinheiten der Stadt konnten diesen Anteil ermitteln, an Unternehmen in der Region. Damit bewegte sich die Investitionstätigkeit in etwa auf Vorjahresniveau. Seite 20

Investitionen 2002 in Mio. EUR Investitionen 2003 in Mio. EUR Gesamt in der Region Gesamt in der Region Straßenbau 8,7 7,7 6,5 5,6 Stadtbahnbau 4,7 3,2 3,6 2,8 ISB 27,4 24,6 Umweltbetrieb 72,2 57 73,7 58,9 Städt. Kliniken 12,1 4,2 4,5 1,3 Stadtwerke 55,1 31,8 68,3 38,8 BBF 3,5 3,2 2,6 1,9 Bitel 5,3 0,8 3,9 1,9 BGW 24,8 23,5 31,6 30,1 Informatikbetrieb 4,9 0,85 4,1 0,7 WEGE 1 1 0,2 0,2 Summe 219,7 133,25 223,6 133,8 2.11. Übernachtungen und touristische Ankünfte Mit 453.967 Übernachtungen in Bielefelder Hotels und Pensionen wurden die Vorjahreswerte erwartungsgemäß nahezu bestätigt (460.127 Übernachtungen). Das geringe Minus zum Vorjahr von 1,3 % stellt sich aufgeschlüsselt wie folgt dar: Bei den erfassten 36 Hotelbetrieben sowie bei den 7 statistisch relevanten Erholungs-, Ferien- und Schulungsheimen konnte bei den Übernachtungszahlen zum Teil ein deutliches Plus verzeichnet werden. Hingegen sind starke Einbußen im Bereich der Gasthöfe der Anlass (Anfang 2002 waren noch sechs Gasthöfe in der Statistik erfasst, in 2003 nur noch drei) für das gesamtstatistisch nicht so positive Ergebnis. Die Zahl der Gästeankünfte konnte hingegen um 1,2 % gesteigert werden, danach haben 248.290 Menschen in Bielefeld übernachtet. Bemerkenswert ist dabei die Anzahl der ausländischen Gäste, die am Gesamtvolumen mit 18,3 % eine immer größere Rolle spielen. 83.132 Übernachtungen wurden von ausländischen Gästen in den Bielefelder Beherbergungsbetrieben getätigt. Das bedeutet einen deutlichen Zuwachs von 13,2 % zum Jahr 2002, die Zahl der ausländischen Gäste wuchs auf 36.057 (+ 13,1 %) an. Mit den vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW vorgelegten Zahlen belegt Bielefeld nach wie vor auf der Westfalen-Rangliste den dritten Platz hinter Münster und Dortmund. In OstWestfalenLippe nimmt Bielefeld jedoch unangefochten den Spitzenplatz ein, größere Städte mussten hier ansonsten herbe Einbußen in Kauf nehmen. Auch im Vergleich mit den Durchschnittswerten des Landes Nordhein-Westfalen können sich die Bielefelder Ergebnisse sehen lassen, denn hier herrschen ausschließlich rote Zahlen vor: Ein Minus von 0,8 % bei der Zahl der Gästeankünfte (+ 1,2 % in Bielefeld) und ein Minus von 2,3 % (- 1,3 % in Bielefeld) bei der Gesamtzahl der Übernachtungen. Seite 21

Mit Abschluss des Jahres 2003 boten insgesamt 60 Beherbergungsbetriebe in der Stadt Bielefeld 3.826 Betten bzw. 1.827 Gästezimmer an. Die ausgewiesene Bettenauslastung lag bei 32,3 %, die Zimmerauslastung bei 44,9 %. 2.12. Tagungs- und Kongressstatistik Die Bielefeld Marketing GmbH registrierte für das Jahr 2003 knapp 180 Tagungsveranstaltungen von überregionaler Bedeutung und mehr als 100 Teilnehmern. Insgesamt konnten so ü- ber 47.000 (2002: 44.800) Teilnehmer registriert werden. Entgegen des bundesweiten Trends hat sich damit die durchschnittliche Teilnehmerzahl pro Veranstaltung leicht erhöht. Grundsätzlich scheint sich die Tendenz zur verkürzter Veranstaltungsdauer weiterhin fortzusetzen. Gleichzeitig steigen hingegen die Erwartungen der Veranstalter und Teilnehmer hinsichtlich Anspruch und Individualität. Buchungen erfolgen immer kurzfristiger, der Wettbewerb unter den bundesdeutschen Tagungsdestinationen wird dabei von den Veranstaltern bewusst eingesetzt. Seite 22

3. Berichte zu aktuellen Projekten mit Relevanz für das heimische Gewerbe 3.1. Projektentwicklung Neues Bahnhofsviertel Um die werblichen Aktivitäten der im Neuen Bahnhofsviertel ansässigen Firmen miteinander abzustimmen, hierbei vorhandene Potenziale auszuschöpfen, und eine gemeinsame Außendarstellung zu erreichen, ist im Frühjahr unter Mitwirken der PEG Projektentwicklungsgesellschaft Neues Bahnhofsviertel Bielefeld, an der die WEGE mbh mit 10 % beteiligt ist, die BIG BetreiberInteressenGemeinschaft Neues Bahnhofsviertel Bielefeld als Verein gegründet worden. Der Verein hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Attraktivität des Neuen Bahnhofsviertels Bielefeld insbesondere durch Werbung und durch die Zusammenarbeit mit Behörden, Gewerbetreibenden, anderen Körperschaften oder Privatpersonen zu fördern. In den Verein sind als Mitglieder eingetreten ISHARA, Nürnberger Versicherung, Mexim s, CinemaxX, Elixia, Nachtarena, Personal Trainer Robert Pirmajer, Anti Aging Dr. Frederick de Brabandt, Feelgood und die PEG. Die baulichen Tätigkeiten wurden auch im Berichtsjahr fortgesetzt. Der II. Bauabschnitt des Entertainment-Centers wurde endgültig fertiggestellt. Die an den II. Bauabschnitt folgenden Kuben 3 und 4 wurden ebenfalls baulich abgeschlossen. Der Boulevard hat somit die geplante straßenbegleitende Bebauung erhalten. Die mit baulichen Tätigkeiten einhergehenden unvermeidlichen Beeinträchtigungen können somit auf ein Mindestmaß reduziert werden. Mitte des Jahres hat die Fa. better.tec GmbH, vormals in Herford beheimatet, eine rd. 500 qm große Bürofläche in den Kuben 3 und 4 mit einer Option für weitere 250 qm bezogen. Ferner konnte Mitte des Jahres ein Mietvertrag über rd. 3.000 qm mit der Nachfolgefirma der insolventen Ceyoniq AG, der Firma Ceyoniq Technology GmbH aus Bielefeld-Brackwede, abgeschlossen werden. Die Ceyoniq Technology GmbH agiert als Softwarehersteller im Markt für Dokumentenmanagement Systeme und Archivierung. Der Bezug der Flächen ist für Mitte 2004 geplant, mit den baulichen Maßnahmen wurde bereits begonnen. Seit Ende 2002 nach Fertigstellung von Boulevard und Treppenplatz konnte eine deutliche Zunahme von Besucherzahlen im Gebiet festgestellt werden. Die direkte Verbindung zum Bahnhof und zu den Straßenbahnen wird von den Besuchern geschätzt. Zur hervorragenden Auslastung des Parkhauses tragen die vielen Bahn-Kunden bei, die nun auf kürzestem Wege den Bahnsteig erreichen können. In der unendlichen Geschichte der Sanierung des Bahnhofes waren bis zum Herbst keinerlei Anzeichen für ein Fortkommen zu erkennen. Erst nachdem Herr Oberbürgermeister David zu einer Unterschriftenaktion aufgerufen hatte, die von mehr als 16.000 Menschen unterzeichnet wurde, und eines am Parkhaus von der Initiative Bielefelder Konsens Pro Bielefeld e. V. angebrachten Banners kam Bewegung in die Angelegenheit. Die Initiative hatte auf dem Banner Seite 23

mit dem Text Bielefeld schämt sich für diesen Bahnhof sehr öffentlichkeitswirksam auf den Missstand hingewiesen. In Spitzengesprächen kam die Einigung mit der Bahn AG zustande, wobei auch die alles entscheidende Frage der Finanzierung geklärt werden konnte. Die Finanzlücke wird durch Leistungen des Verkehrsverbundes Ostwestfalen-Lippe, der Bahn AG, der Städtebauförderung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Bielefeld geschlossen. Im April 04 soll es nun mit dem Umbau weitergehen, die Fertigstellung wird bis Mitte 2006 angestrebt. 3.2. Berichte zu Erschließungsmaßnahmen Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rd. 0,2 Mio. EUR hat die WEGE mbh auch im konjunkturell schwachen Jahr 2003 Maßnahmen zur Erschließung durchgeführt. Hierzu zählen insbesondere der Ausbau der Planstraße A+B (als Baustraße) im Gewerbegebiet Bielefeld- Oldentrup (Ludwig-Erhard-Allee/früher Bentrupherheider Weg) und der endgültige Ausbau der Straße Ravensberger Bleiche in Bielefeld-Ummeln. 3.3. Maßnahmen des Standort- und Stadtmarketings Gerade in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten hat Stadt- und Standortmarketing die Chance mit identitätsstiftenden Maßnahmen das Stimmungsklima in und für die Stadt positiv zu beeinflussen. Diese Auffassung vertrat auch der Rat der Stadt Bielefeld in seiner Dezember-Sitzung des Jahres 2002 und hat somit die Zukunft des Stadtmarketings in Bielefeld für die Zukunft gesichert, gleichzeitig aber auch ein überzeugendes Votum für dessen Notwendigkeit abgegeben. Die Bielefeld Marketing GmbH kann somit ihre erfolgreiche Arbeit in ihren fünf Geschäftsfeldern Stadtwerbung, Kongressbüro, Veranstaltungs- und City-Management sowie Tourismus fortsetzen. In enger Kooperation wurde dabei mit den Organen und Mitgliedern des Verkehrsvereins Bielefeld e. V. zusammen gearbeitet. Einen ausführlichen Überblick über die ständigen, noch laufenden und abgeschlossenen Projekte des Stadt- und Standortmarketings gibt der jährlich erscheinende gemeinsame Geschäftsbericht von Bielefeld Marketing GmbH und Verkehrsverein Bielefeld e. V. Die nachfolgenden Ausführungen beschränken sich daher auf einige neue, herausragende und auf Nachhaltigkeit ausgelegte, Maßnahmen: Management- und Kooperationsvertrag mit der Stadthallenbetriebsgesellschaft Vertraglich wurde zum 1. April 2004 eine engere Zusammenarbeit zwischen Bielefeld Marketing GmbH und der Betriebsgesellschaft von Stadthalle Bielefeld und Seidensticker Halle fixiert. Durch die enge Vernetzung von Kompetenzen und die Bündelung von Zuständigkeiten sollen künftig Synergien optimal ausgeschöpft und in ein effizientes Standortmarketing umge- Seite 24

setzt werden. Zwei Teams sowie eine gemeinsame Geschäftsführung arbeiten daran, das Profil der Stadt als Tagungsdestination zu stärken und die Bielefelder Veranstaltungszentren im bundesweiten Wettbewerb zu positionieren. Aktionsjahr Hochschulstadt Bielefeld: Wissen schafft Einblicke Faszinierende Experimente, spektakuläre Versuche, Vorträge, Feste und Tage der offenen Tür: Spannende Einblicke in die Welt der Wissenschaften hat das Aktionsjahr Hochschulstadt Bielefeld gegeben. Von April 2003 bis Februar 2004 präsentierten auf Initiative der Bielefeld Marketing GmbH die sieben Bielefelder Hochschulen ein umfangreiches Programm mit über 170 Veranstaltungen mit bundesweiter Beachtung. So informierten sich knapp 100 Experten aus der gesamten Republik am 3. Dezember 2003 beim 3. Bielefelder Forum zum Thema Hochschulen und Stadtmarketing: Von der Koexistenz zur Partnerschaft. TEXTUR 21: Das Gewebe der Stadt Die besondere Textur das Gewebe Bielefelds von der alten Leineweberstadt zur modernen Metropole im 21. Jahrhundert wurden vom 20. September bis 5. Oktober in Szene gesetzt. Konzipiert von der Bielefeld Marketing GmbH wurde das Projekt erst möglich durch den landesweiten Wettbewerb City-Offensive NRW: Ab in die Mitte. Zum dritten Male in Folge wurde der Bielefelder Wettbewerbsbeitrag ausgewählt und mit insgesamt 80.000,00 EUR gefördert. 3.4. Präventive Arbeitsmarktmaßnahmen Im Bereich der präventiven Arbeitsmarktmaßnahmen führte die ViaCon GmbH im Auftrag der REGE mbh seit 1.1.2003 in Bielefeld durch: Outplacement-Beratung Die Outplacement-Beratung hat zum Ziel, gekündigten Mitarbeitern noch während ihrer Beschäftigungszeit zu neuen beruflichen Perspektiven zu beraten und wichtiges Know-how in Sachen Selbstvermarktung zu vermitteln. Die Seminardauer beträgt in der Regel 6 Tage. In 2003 wurde für vier Bielefelder Firmen aus den Branchen Textil und Metall Gruppen- Outplacement mit insgesamt 109 Teilnehmer und Teilnehmerinnen durchgeführt. Alle Beratungen wurden mit Mitteln des Landesarbeitsamtes, sog. Zuschüssen zu Sozialplanmaßnahmen (ZSP), finanziert. Seite 25