Nett und hilfsbereit oder doch lieber durchsetzungsfähig? Soziale Kompetenz als Balanceakt zwischen sozialer Anpassung und Selbstbehauptung Referat an der Impulstagung des Schweizerischen Netzwerks Gesundheitsfördernder Schulen Prof. Dr. Sonja Perren Luzern, 06.12.2008 1 Übersicht Übersicht 1. Positive Entwicklung und Kompetenz Soziale Kompetenz: ein integratives Modell Soziale Kompetenz und Gewalt/Mobbing Soziale Kompetenz aus der Perspektive der Lebensspanne 2. Implikationen für die Schule
Die positive Entwicklung Kompetenz + positiv - + Psychische Gesundheit - Abwesenheit von Symptomen -Wohlbefinden pathologisch - Adaptiert von Masten, A. S., & Curtis, W. J. (2000), Development and Psychopathology. Soziale Kompetenz Die Fähigkeit seine eigenen Ziele und Bedürfnisse zu befriedigen und gleichzeitig die Ziele und Bedürfnisse anderer zu beachten Fremdorientiertes soziales Verhalten (Bedürfnisse/Ziele anderer sind im Vordergrund) Prosoziales Verhalten Kooperatives Verhalten Nicht-aggressives Verhalten Selbstorientiertes soziales Verhalten (eigene Ziele/Bedürfnisse sind im Vordergrund) Durchsetzungsfähigkeit Grenzen setzen Soziabilität Perren, Groeben et al., 2008 (in Malti & Perren, Kohlhammer-Verlag)
Soziale Kompetenz: ein integratives Modell Ebene 2: Emotionen erkennen selbstorientiert Emotionsregulation Ebene Perspektivenübernahme 1: Intrapsychische Prozesse Empathie Moralische Werte und Emotionen Motivation Kognitionen Motivation fremdorientiert Ebene 3: Psychosoziale Anpassung Gesundheit und Wohlbefinden Soziale Beziehungen Malti & Perren, 2008 (Soziale Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen, Kohlhammer-Verlag) Aggressives Verhalten und soziale Kompetenz Bullies are cool Aggressive Kinder sind durchsetzungsfähig Moralische Motivation fehlt Gleich und gleich gesellt sich gern Kurzfristiger Nutzen versus langfristige negative Konsequenzen
Soziale Kompetenz: ein integratives Modell Ebene 2: selbstorientiert Ebene 1: Intrapsychische Prozesse Emotionen fremdorientiert Ebene 3: Psychosoziale Anpassung Emotionales Wohlbefinden Kognitionen Motivation Soziale Beziehungen Malti & Perren, 2008 (Soziale Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen, Kohlhammer-Verlag) Gleichaltrigenbeziehung: das Problem der Viktimisierung (Mobbing) Ergebnisse (Kindheit) Die Viktimisierung durch Gleichaltrige ist stark mit emotionalen Symptomen verbunden ein kausaler Faktor! Par ex. Arsenault et al, 2008 (Archives Pediatrics and Adolescent Medicine)
Mediationshypothese Ergebnisse (Kindheit) fremdorientiert prosoziales Verhalten kooperatives Verhalten nicht-aggressives Verhalten selbstorientiert Durchsetzungsfähigkeit Grenzen setzen Soziabilität Probleme mit Gleichaltrigen Emotionale Symptome Emotionales Befinden: kann man «zu prosozial «sein? keine Symptome (5 Jahre) emotionale Symptome (5 Jahre) Ergebnisse (Kindheit) Emotionale Symptome (6 Jahre) 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0-0.2-0.4-0.6 tief mittel hoch prosoziales Verhalten (5 Jahre) Perren et al., 2006 (European Journal of Child and Adolescent Psychiatry)
Ergebnisse (Adoleszenz) Soziale Kompetenz während Transitionen «Transitionen sind Langzeitprozesse, die in der qualitativen Reorganisation des Innenlebens und des Verhalten münden" (Cowan, 1991) Transitionen Adaptationsprozess soziale Beziehungen Wohlbefinden Aufbau neuer Freundschaftsnetzwerke I Ergebnisse (Adoleszenz) 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 Emotionale Nähe durchschnittlich zurückgezogensubmissiv geselligdurchsetzungsfähig T1 T2 T3 T4 T5 T6 T7 T8 T9 Zeit
Aufbau neuer Freundschaftsnetzwerke II Ergebnisse (Adoleszenz) 2.0 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 Konflikte wenig prosozialkooperativ durchschnittlich sehr prosozialkooperativ T1 T2 T3 T4 T5 T6 T7 T8 T9 Zeit Implikationen Implikationen Förderung sozial kompetenten Verhaltens Fokus auch auf selbstbezogenes soziales Verhalten richten und nicht nur auf prosoziales und aggressives Verhalten Ziel: «Sich auf prosoziale Art durchsetzen» Förderung von positiven Gleichaltrigenbeziehungen Massnahmen gegen Mobbing und Förderung der Gruppenintegration Achtung: die Einflüsse von Gleichaltrigen sind nicht immer positiv (Prozesse der Selektion und Sozialisation) Deshalb: «Integration statt Ausschluss!» Gewaltprävention ist aus Opfer- und Tätersicht wichtig