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Transkript:

Resilienz Das Konzept der seelischen Widerstandskraft Ö1 Radiokolleg / Teil 1-4 Gestaltung: Claudia Kuschinski-Wallach Sendedatum: 3. 6. September 2012 Länge: 4 mal ca. 23 Minuten Fragen und Antworten Teil 1 1. Was besagt die sogenannte Bindungstheorie? Die Basis zur seelischen Widerstandskraft eines Menschen wird in den ersten Lebensjahren durch eine stabile Mutter-Kind-Beziehung gelegt. Instabile erste Beziehungen haben schwerwiegende Folgen hinsichtlich der Ausbildung von Resilienz. 2. Wie heißt die Pionierin der Resilienzforschung? Emmy Werner 3. Emmy Werner leitete eine Untersuchung an über 700 Kindern, die 1955 auf einer hawaiianischen Insel geboren wurden und auf Grund ihrer sozialen Lebensumstände zu einer Risikogruppe zählten. Welches erstaunliche Ergebnis ergab diese Untersuchung? 2/3 der Risikogruppe entwickelten die zu erwartenden psychischen Krankheiten, wurden drogenabhängig und kriminell. 1/3 der Risikogruppe entwickelte sich trotz der schlechten Bedingungen zu verantwortungsbewussten und fürsorglichen Erwachsenen. Im Alter von 40 Jahren hatten sie einen Arbeitsplatz, waren mit ihrem Leben zufrieden, hatten kaum chronische Krankheiten und waren in ein soziales Netz eingebunden. 4. Wodurch wurden die Kinder in ihrer positiven Entwicklung gefördert? Eine zentrale Rolle spielt das soziale Netzwerk außerhalb der Familie. Wenn es Mentoren gibt, die die Rollen übernehmen, die normalerweise die Eltern innehaben sollten, dann wirkt sich das positiv auf die Entwicklung des Menschen aus. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 1

5. Wovon ist Persönlichkeitsentwicklung abhängig? Die Persönlichkeitsentwicklung ist abhängig vom Austausch zwischen den Impulsen und Reaktionsweisen des Kindes und den Reaktionen der Umwelt. 6. Emmy Werner konnte aufgrund ihrer Forschungen Faktoren benennen, die für die Ausbildung einer starken Resilienz von großer Bedeutung sind. Nennen Sie diese 6 Faktoren! 1) angemessene Fremd- und Selbsteinschätzung 2) Selbststeuerung 3) soziale Kompetenzen 4) Stressbewältigung 5) Problemlösungskompetenzen 6) Selbstwirksamkeit 7. Erklären Sie den Begriff Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit ist die Fähigkeit in Krisen von sich aus aktiv zu werden. Erfolge werden nicht dem Zufall oder anderen Personen zugeschrieben, sondern dem eigenen Handeln. 8. In pädagogischen Einrichtungen werden mittlerweile Programme zur Resilienz- Förderung angeboten. Wovon ist die Wirksamkeit dieser Programme in hohem Maße abhängig? Das Umfeld des Kindes muss ebenfalls miteinbezogen werden. PädagogInnen und Eltern müssen die Stärken des Kindes erkennen und fördern. 9. Welcher interessante, zusätzliche Nebeneffekt ergab sich aus der Stärkung von Selbstwert, Selbstsicherheit und Problemlösungskompetenz? Die kognitiven Fähigkeiten wurden eindeutig verbessert, d.h. Persönlichkeitsentwicklung auf Basis der Resilienzfaktoren bewirkt auch kognitive Entwicklung. 10. Warum ist es schwierig, ein Resilienzkonzept in Schulen zu implementieren? Schule bewertet bestimmte kognitive Leistungen. Das steht oft im Widerspruch zum Resilienzkonzept, das die Förderung der Stärken der Kinder in den Mittelpunkt stellt. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 2

11. Erklären Sie kurz den Begriff der Plastizität menschlicher Entwicklung? Gemeint ist die Mehrdimensionalität des Alterns, d.h. die Zelle altert anders als die geistigen, seelischen und persönlichen Entwicklungsebenen, ebenso die sozialen Beziehungen. Das Alter eines Menschen lässt keine Rückschlüsse auf seine Persönlichkeitsentwicklung zu. Auch wenn der körperliche Alterungsprozess mit dem Abbau des körperlichen Leistungsvermögens verbunden ist, muss dies nicht mit einem Abbau von kognitiven, sozialen und geistigen Entwicklungsstufen verbunden sein. 12. Welche Art von Resilienz ist im Alter von Bedeutung? Im Alter steht das sogenannte Verlustmanagement im Vordergrund. Es geht um den Verlust von körperlichen, geistigen und sozialen Funktionen und um persönliche Verluste durch Tod und Sterben. 13. Welche Dimension von Resilienz gewinnt daher im Alter an Bedeutung? Wichtig ist ein tiefes inneres Wissen, dass man in dieser Welt gehalten ist. Menschen mit innerem Glauben an Sinn sind weniger krank, haben weniger Angst und leben länger. 14. Erklären Sie, warum der Wert der Flexibilität für ältere Menschen einen wichtigen Teil der Resilienz darstellt? Häufig ist es im Alter schwierig, für neue Erfahrungen offen zu sein. Ältere Menschen neigen dazu, ihre Resilienz zu stärken, indem sie auf bekannte Muster bestehen. Aber gerade wenn Teile der äußeren Autonomie aufgegeben werden müssen ( z.b. das Auto fahren ), bedarf es der Flexibilität. 15. In welcher Weise können ältere Menschen auch dann noch Sinn erfahren, wenn Sie bereits in Abhängigkeit von der Pflege anderer sind? Die Ausstrahlung von Interesse und positiver Emotionalität kann dazu führen, dass die alten, pflegebedürftigen Menschen verständnisvolle und ratgebende Gesprächspartner für die sie umgebenden Menschen werden. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 3

Teil 2 16. Skizzieren Sie anhand der Lebensgeschichte von Diana typische Merkmale und Faktoren von Resilienz! unterstützender Familien- und Freundeskreis Eltern erlauben dem kranken Kind alles, was auch andere Kind tun, fordern aber auch das, was sie von anderen Kindern fordern erlebt sich als Teil einer großen, vitalen Familie Wissen um ein gegenseitiges Für-einander-Dasein Resilienz bedeutet auch, Abhängigkeit in Form einer guten, fruchtbaren Strategie zu erleben Glaubenssatz: Du kannst alles schaffen, wenn du dich nur anstrengst! Relativität von Resilienz, d.h. eine Eigenschaft, die in einer bestimmten Situation hilfreich sein kann, ist in einer anderen Situation ein Risiko Flexibilität 17. Welche Faktoren ermöglichen in der Entwicklung eines jungen Menschen die Bildung von Resilienz? förderliche Umwelt, Wechselspiel von Förderung und Herausforderung Junge Menschen haben nur dann ein Handlungsspektrum für schwierige Lebenssituationen zur Verfügung, wenn sie im Laufe des Heranwachsens auch die Möglichkeit hatten, entsprechendes Handeln zu lernen. Dies ist aber letztlich nur möglich, wenn man nicht nur in einem geschützten und behüteten Raum aufwächst. 18. Was versteht man unter der Paradoxie des Resilienzkonzeptes? Die schlimmsten Zeiten eines Lebens können letztlich viel Gutes hervorbringen. Durch Lernbereitschaft kann die Krise eine Veränderung und Wachstum im positivsten Sinn für einen Menschen bringen. 19. Unter welchen Umständen kann eine Krise die Autonomie eines Menschen fördern? Der Betroffene muss eigenständig Lösungen suchen. Dieser Prozess fördert die Autonomie. 20. Welcher Faktor ist laut der Psychoanalytikerin Luise Reddemann für die Ausbildung von Resilienz am bedeutendsten? sich geliebt fühlen, sich wahrgenommen fühlen Ein Kind braucht das Gefühl, dass es um seiner selbst willen geliebt wird. Auch Erwachsene brauchen das Gefühl des Wahrgenommen- und Angenommen-Werdens. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 4

21. Haben Gene einen Einfluss auf die Entwicklung von Resilienz? Die Kraft der Resilienz ist zu komplex, um sie mit einem Gen zu erklären bzw. als dass sie durch ein Gen gesteuert werden könnte. 22. Welche Bedeutung hat unser Denken auf unsere Widerstandskraft? Das Denken beurteilt das Geschehen um uns. Nicht die Umwelt prägt unser Denken, sondern die Art wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Aus der Bewertung unserer Erfahrungen entstehen innere Einstellungen, die auch neuronal verankert werden. Die so geprägte Weltsicht kann negativ oder positiv sein. Ist sie positiv, wird man sich mehr trauen, mehr positive Erfahrungen machen und sich als Gestalter seines Lebens sehen und nicht als Opfer der Umwelt. 23. Kann sich Resilienz ein Leben lang entwickeln? Die Resilienzforschung zeigt, dass das Gehirn bis ins hohe Alter wandlungsfähig bleibt, wenn der Mensch sich die Fähigkeit erhält, neue Erfahrungen zuzulassen. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 5

Teil 3 24. Welche Erkenntnisse zeigt die Resilienzforschung hinsichtlich der Selbstheilungsmöglichkeiten des Menschen? Die Forschung beweist, dass sich Menschen auch ohne therapeutische Hilfe aus schwierigsten Verhältnissen herauslösen und eine gute Entwicklung nehmen können. 25. Was kritisiert der amerikanische Forscher und Psychologe Bonanno an der professionellen, therapeutischen Trauerbegleitung? Die Forschung hat gezeigt, dass Menschen häufig auch bei schweren Verlusten Resilienz zeigen, wenn man ihnen genug Zeit lässt. Das häufige Wiederholen belastender Situationen hingegen störe die natürliche Selbstheilung. Es könne sogar Auslöser von Stress und somit von Krankheit sein. 26. In welcher Weise hat laut Bonanno die westliche Psychologie ein verzerrtes Bild von Gesundheit? Sie überbetont die Störanfälligkeit von Gesundheit. Die Forschung hat sich zu wenig mit Menschen beschäftigt, die trotz schwieriger Lebenssituationen ihr Wohlbefinden aufrecht erhalten können. 27. Gibt es hinsichtlich der Ausformung von Resilienz geschlechtsspezifische Unterschiede? Der Hirnforscher Gerald Hüther erklärt die zu beobachtenden unterschiedlichen Formen weiblicher und männlicher Resilienz folgendermaßen: Das den Männern fehlende zweite X-Chromosom mache diese bereits zum Zeitpunkt der Befruchtung zum wesentlich empfindlicheren Wesen als die weiblichen Organismen. Bereits im embryonalen Stadium werden männliche Foeten bei bestimmten Belastungen eher absterben als weibliche. Später sind es die männlichen Wesen, die eines Halts bedürfen; diesen finden sie jedoch nicht in Beziehungen wie dies bei Frauen der Fall ist, weil sie über eine stärkere Stabilität verfügen. Männer suchen diesen Halt im Außen, z.b. im Beruf. Diese unterschiedlichen Haltungen bewirken auch eine unterschiedliche Sicht der Welt, somit auch unterschiedliche Strukturen im Gehirn und letztlich unterschiedliche Formen der Resilienz. 28. Was ist laut dem Neurobiologen Gerald Hüther die Grundvoraussetzung für Veränderungen im Gehirn? Begeisterung muss die emotionalen Zentren berühren. Angenehme Empfindungen ermöglichen neue Verknüpfungen im Gehirn. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 6

29. Die Entwicklungspsychologin Ursula Staudinger erklärt ein etwas anderes Modell menschlicher Persönlichkeitsentwicklung; welches? Die Schöpferkraft des Menschen kommt aus dem Wechselspiel von positiven und negativen Erfahrungen. Sich aus dem Negativen zu erheben bewirkt persönliches Wachstum. 30. Welcher Weg hat sich bei der therapeutischen Behandlung von traumatischen Erlebnissen als sehr wirkungsvoll herausgestellt? Traumatische Erlebnisse können besser bewältigt werden, wenn man die Stärkung der Resilienz in den Mittelpunkt der Behandlung stellt. Die Psychoanalytikerin Luise Reddemann betont, dass es wesentlich ist, in der Therapie neben den belastenden Situationen konsequent die Themen Resilienz und Ressourcen zu thematisieren. Die Lebenssituation soll nicht im Mittelpunkt stehen. 31. Erklären Sie den Unterschied zwischen positiver Psychologie und positivem Denken. positive Psychologie: positives Denken: beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Erforschung psychischer Gesundheit wer positiv denkt und mit den eigenen Ressourcen in Kontakt steht, ist gesund = vereinfachte Theorie, die zu Schuldgefühlen führt 32. Bedeutet das Vorhanden-Sein von Resilienz die Abwesenheit leidvoller Erfahrungen? Nein, natürlich nicht. Im Gegenteil die leidvollen Erlebnisse sollen gesehen und anerkannt werden, auch von den Mitmenschen. 33. Welche Ergebnisse in Bezug auf Resilienz lieferte die Holocaustforschung? Antonovsky prägte den Begriff des Kohärenzgefühls wichtig ist das Gefühl, Ereignisse beeinflussen zu können wichtig ist es, im Ereignis und im Leben einen Sinn zu sehen menschliche Strategien, um lebensbedrohliche Situationen beeinflussen zu können und handlungsfähig zu bleiben, sind sehr unterschiedlich Imagination in Extremsituationen ist es unwichtig, ob Imaginationen realistisch sind oder nicht vielen Menschen ist nach dem Überleben des Holocaust ein gutes Leben gelungen, auch wenn ein gewisser Leidensdruck immer bleibt; Die Schaffung eines gelungenen Lebens ist ein Beweis für die ungeheure Kraft, die dem Menschen innewohnt. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 7

Teil 4 34. Die Leidensgeschichte eines schwer kranken Lebenspartners zeigt uns, welche Verhaltensweisen wichtig werden, um eine Krise positiv zu bewältigen. Skizzieren Sie anhand der Erzählung des Paares, welche Eigenschaften und Verhaltensweisen von großer Bedeutung sind. Selbstwirksamkeit Überzeugung mit eigenem Handeln etwas bewirken zu können Transformation aus widrigen Umständen lernen und daran wachsen Sinn im Leben sehen Klarheit schaffen und Gefühle ausdrücken soziale und ökonomische Ressourcen Reflexionsfähigkeit Flexibilität und Stabilität Verbundenheit 35. Die genannten Faktoren der Familienresilienz decken sich großteils mit den bereits beschriebenen Faktoren. Eine besondere Bedeutung haben jedoch die beiden folgenden Eigenschaften / Verhaltensweisen: a) Flexibilität und Stabilität b) Verbundenheit Beschreiben Sie, wie diese Faktoren gemeint sind. a) eine feste und doch flexible Führungsautorität ist notwendig, um die Funktionsweise einer Familie und das Wohlergehen der Kinder zu sichern b) Probleme gemeinsam lösen, sich als gleichwertige Partner erleben, sich gegenseitig unterstützen Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 8