Expertise Neue Medien und Gewalt

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Transkript:

Expertise Neue Medien und Gewalt Im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) erstellte Expertise zum aktuellen Stand der internationalen Forschung betr. Nutzung und Wirkung gewaltdarstellender Neuer Medien auf Ebene Kinder und Jugendlicher. Olivier Steiner Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Soziale Arbeit, Institut Kinder und Jugendhilfe Zeitraum Jan Dez 2008 Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 1

Inhalt 1. Fragestellungen 2. Verbreitung und Nutzung von Neuen Medien in der Schweiz 3. Wirkungen von gewaltdarstellenden Neuen Medien auf Heranwachsende 4. Das Konzept der Abwärtsspirale Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 2

Ziele der Expertise Internationaler Forschungsüberblick zu Fragen nach: den zentralen Faktoren, die zur Nutzung gewaltdarstellender Neuer Medien durch Kinder und Jugendliche führen; Faktoren, die problematische Wirkungen solcher Inhalte auf Kinder und Jugendliche auslösen oder verstärken; Fragen zur Nutzung und Wirkung pornografischer Inhalte und der suchtartigen Nutzung Neuer Medien am Rande. Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 3

Verbreitung und Nutzung von Neuen Medien in der Schweiz Hohe Verbreitung von Computern und Computerspielen in schweizer Familienhaushalten und intensive Nutzung durch Kinder und Jugendliche: Ca. 90% der schweizer Familienhaushalte besitzen mindestens einen Computer; Knapp über 40% der Familienhaushalte in der Schweiz besitzen eine Spielkonsole; 28% der 12 bis 16 Jährigen nutzen eine Spielkonsole im eigenen Zimmer; Bei fast der Hälfte der 12 bis 16 Jährigen steht ein Computer im Kinderzimmer und 35% können dabei auch das Internet nutzen. Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 4

Faktoren, die zu einer problematischen Mediennutzung führen können Die Intensität und Art der Nutzung von Neuen Medien eines Heranwachsenden ist durch eine Vielzahl von komplex ineinander wirkenden persönlichen, sozialen und medialen Faktoren bedingt. Faktoren, welchen hohe Bedeutung für eine problematische Mediennutzung Heranwachsender zukommt: der unkontrollierte Zugang zu audio visuellen Medien im Kinderzimmer; mangelnde Elterninvolviertheit, d.h. geringe oder fehlende Anteilnahme an der Mediennutzung des Kindes; Gleichaltrigengruppe, die gewalt und/oder pornografische Darstellungen konsumiert oder produziert ( Happy Slapping ). Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 5

Was bewirken Medien? Ein Medium wirkt nie allein: Medienwirkungen sind nicht unabhängig von persönlichen, sozialen und medialen Faktoren zu beurteilen. vor allem im Kontext von belastenden lebensweltlichen Faktoren besteht durch den Konsum von gewaltdarstellenden Neuen Medien eine erhöhte Gefährdung (bspw. Aggression, Isolation, Sucht). Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 6

Risikofaktoren, die Gefährdung durch Mediengewaltkonsum erhöhen Elterliche Vernachlässigung und Ablehnung, fehlende Elterninvolviertheit und kontrolle. Familiäre Konflikte, familiäre Gewalt. Hoher oder exzessiver Medienkonsum der Eltern. Frühes Einstiegsalter in den Mediengewaltkonsum (unter 12 Jahre). Audiovisuelle Medien im Kinderzimmer, hoher oder exzessiver juveniler Konsum. Aggressive Persönlichkeitsdisposition bereits im Frühkindesalter, Introvertiertheit, Ängstlichkeit Gewaltdarstellungen ohne Vermittlung der Ursachen und der Folgen. Exzessive und/oder reale Gewaltdarstellungen (z.b. Snuff Videos). Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 7

Problematik von Heranwachsenden in Abwärtsspiralen Das Konzept der "Abwärtsspirale" bietet einen weiterführenden Ansatzpunkt: Bereits belastete und/oder aggressive Heranwachsende wenden sich vermehrt gewaltdarstellenden Neuen Medien zu, was zu einer weiteren Steigerung der Aggression und zusätzlicher sozialer Isolierung bzw. Konflikten führen kann. Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 8

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Neue Medien und Gewalt Olivier Steiner 25.05.09 9