Patient 50 Jahre männlich

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Transkript:

HCM

Patient 50 Jahre männlich

D i e D i a g n o s e s t e l l u n g w a r d u r c h e i n e n Zufallsbefund beim Abhören wegen eines grippalen Infekts zustande gekommen. Es sind bisher keine Beschwerden aufgetreten, so insbesondere keine Synkopen, Belastungssynkopen oder präsynkopalen Ereignisse, keine Angina pectoris und die berichtete leichte Leistungseinschränkung i s t n i c h t s i c h e r a u ß e r h a l b d e s physiologischerweise erwartbaren Bereichs bei geringem Training zu werten. Gartenarbeit, auch schwere Gartenarbeit am Hanggrundstück ist kein Problem. L e d i g l i c h n a c h d e m E s s e n manchmal Kurzatmigkeit.

FA: Keine plötzlichen Todesfälle aus der FA. Medikation: keine Körperlicher Untersuchungsbefund: Cor: 3/6 spindelförmiges Systolikum mit mittsystolischem Maximum, Diastole frei. Über der Herzspitze leises 2/6 bandförmiges Holosystolikum. Diastole frei. 4. Herzton. Pulmo: vesikulär, keine Rgs. Abdomen weich, kein Ds, keine Resistenzen. Alle Pulse tastbar, keine Gefäßgeräusche. NL frei. Neurologisch unauffällig.

Echo LV Cavum klein mit 34/21 mm Diameter, Septum im basalen Teil stark verdickt mit 23 mm, HW 13 mm, LA im Diameter nicht vergrößert (40 mm), Aorta 28 mm, Mitralis: Vmax E 1,0, A 1,1, E/A 0,95, e 0,07, E/e 14,3 Leichte Mitralinsuffizienz ohne PISA mit Vmax über 4 m/ sec. Über dem linksventrkulären Ausflußtrakt maximale Flußgeschwindigkeit von 1,94 m/sec entsprechend einem Gradienten von 15 mm in Ruhe, der sich durch Valsalva nicht steigern läßt. Kein Perikarderguß. Soweit einsehbar normale Aorta ascendens.

HCM

HCM: inadequate / unexplained LVH Caveat genotype positive can be connected to negative phenotype Clinically usually LV wall > 15 mm, often family history, typical symptoms and complications SCD, HF, AF, ischemia DD mitochondrial disease, Fabry s disease (Alpha-Galaktosidase), Noonan syndrome, glycogen storage diseases (M.Pompe: Saure Maltase. M.Gaucher: Chitotriosidase, Glucocerebrosidase), Danon Syndrom (Lamp 2 Gen, genet. Analyse) hypertensive heart disease, athletes heart syndrome

Differentialdiagnose häufigste metabolische HCM: Anderson-Fabry 0,5-1 % in pts 35-40 Jahre mit ungeklärter LVH 15mm: Mutation im Gen das Υ2 sub-unit der Adenosine Monophosphate-activierten Proteinkinase (PRKAG2) kodiert Danon Disease (1 % der HCM Patienten): Mutation des Lysosome-assoziierten Membran Protein 2 (LAMP-2)

Differentialdiagnose Mitochondriale Kardiomyopathien Neuromuskuläre Krankheiten, v.a. Friedreich s Ataxie Missbildungs-Syndrome wie LEOPARD-, Noonanoder Costello-Syndrom Amyloidose (erworben, hereditär) Phäochromozytom, Akromegalie, Kinder diabetischer Mütter (vorübergehend), Myokarditis (vorübergehend) Steroide, Tacrolimus, Hydrochloroquin (selten >15mm)

Pathophysiology HCM: diastolic dysfunction, LV outflow tract obstruction (instantaneous gradient), MR. Gradient > 50 mm Hg at rest or on provocation are indications for more aggressive therapy if symptoms cannot be controlled Pathogenesis: Autosomal dominant mutations in genes encoding sarcomere (-associated) proteins. Offspring has mutation in 50 %, and expression grade is over 95 % Epidemilogy: 0.2 %

Therapy HCM: asmptomatic pts: None symptomatic pts: Betablockers for angina and dyspnea, with caution in pts with bradycardia or conduction defects: Filling, negative inotropic, rhythm stabilization Verapamil (or diltiazem as second choice) in pts not responsive to or having side effects with betablockers Invasive: NYHA III or exertional near syncope, gradient at rest or with provocation > 50 mm Hg. Targeted anterior septum thick enough (>15mm). Surgery is a at least as good established alternative and heart team necessary. In pts with septal thickness over 30 and in pts under 40 yrs operation is indicated. Ventricular arrhythmias much more common after alcohol ablation than after surgery, however, in studies no increased risk of SCD. ICD for pts with identified SCD risk factors.

SCD risk factors HCM: - I, B-evidence: history of ventricular fibrillation or SCD or SVT have 10 % events/ year - IIA, C evidence: Family history, unexplained syncope, LV wall > 30 mm others: NSVT, esp in young and exercise induced abnormal blood pressure response during ex LGE in CMR, apical aneurysms, genetic mutations

Fiktives Patientengespräch Die hypertrophe Kardiomyopathie /indet sich ungefähr bei jedem 500. Menschen (0,2 %), ist also nicht sehr selten. Die meisten Menschen erreichen eine normale Lebenserwartung. Es gibt grundsätzlich drei Verlaufsformen, solche mit hohem Gradienten im linken Ventrikel ( 50 mm Hg), solche mit mittlerem und solche ohne wesentlichen ( 30 mmhg) Gradienten. Bei Ihnen liegt der Gradient bei 15 mm Hg. Bei der ganz das Septum und sehr wenig die anderen Herzabschnitte betreffenden Verdickung des Herzmuskels bei Ihnen sind andere Ursachen wie Speicherkrankheiten (M.Pompe, M Gaucher, Amyloidose, Danon-Syndrom, M. Fabry) weniger wahrscheinlich und rechtfertigen zunächst nicht ohne weiteres eine Biopsie. In diesem Zusammenhang ist mir aber jetzt erstmals aufgefallen, dass der Kreatininwert erhöht ist.

Aus diesem Grund halte ich die Durchführung weiterer Laboruntersuchungen für angezeigt: Saure Phosphatase, ACE, Ferritin (bei Erhöhung V.a. M.Gaucher) Thrombozyten (b. M. Gaucher erniedrigt) bei weiterbestehendem Verdacht: Beta-Glucocerebrosidase-Aktvität in Leukozyten (EDTA- Blut), Chitotriosidase, CCL 18. Saure Maltase in der Trockenbluttestung (Suchtest für M. Pompe) Alpha-Galaktosidase A im Blut resp. in den Leukozyten (M. Fabry) Ein Danon-Syndrom ließe sich mit einer genetischen Analyse ausschließen Eine Amyloidose ließe sich mit einer Rectum-Schleimhautbiopsie ausschließen. Eine arterielle Hypertonie hatten Sie nie. Ebenso ist bisher kein Vorhof/limmern beobachtet worden und der linke Vorhof erscheint nur gering belastet. Bei fehlenden Hinweisen auf Rhythmusstörungen und einer Septumdicke unter 30 mm sowie bei unauffälliger Familiengeschichte, fehlenden Beschwerden und nur sehr geringem Gradienten ist eine spezi/ische Prophylaxe gegen Herzrhythmusstörungen (Betablocker oder AICD) nicht indiziert. Wir haben jedoch ein Holter-EKG vorgemerkt, um dies noch mal aktuell abzuklären (NSVTs würden das Vorgehen nicht sicher modi/izieren). Eine genetische Testung würde im Falle einer oder mehrerer Mutationen für HCM einen weiteren, aber eher nicht entscheidenden Baustein bzgl. der Therapie ergeben. Eine medikamentöse Therapie erscheint bei Ihrer Symptomfreiheit zur Zeit nicht indiziert. Sie sollten aber extremen Sport vermeiden, insbesondere Belastungen mit akuten hohen Leistungsanforderungen (Tennis, Fußball, Gewichtheben etc). Insbesondere sind auch isometrische Übungen wegen des verminderten Rückstroms zum Herzen nicht von Vorteil. Eine Liste der erlaubten und der weniger indizierten Bewegungsformen /inden Sie hier (aus den US-amerikanischen Leitlinien 2011):

Spezifische katheterinterventionelle Therapie

Alkohol-Ablation des Septums (TASH)

HCM Summary 1 - HCM inadequate / unexplained LVH. Caveat genotype positive can be connected to negative phenotype - Clinically usually LV wall > 15 mm, often family history, typical symptoms and complications SCD, HF, AF, ischemia - DD mitochondrial disease, Fabry s disease (Alpha- Galaktosidase), Noonan syndrome, glycogen storage diseases (Pompe), hypertensive heart disease, athletes heart syndrome - Pathophysiology: diastolic dysfunction, LV outflow tract obstruction (instantaneous gradient), MR. Gradient > 50 mm Hg at rest or on provocation are indications for more aggressive therapy if symptoms cannot be controlled - Pathogenesis: Autosomal dominant mutations in genes encoding sarcomere (-associated) proteins. Offspring has mutation in 50 %, and expression grade is over 95 % - Epidemiology: 0.2 %

HCM Summary 2 - Therapy: - - - - - - - Asymptomatic pts: None Symptomatic pts: Betablockers for angina and dyspnea, with caution in pts with bradycardia of conduction defects: Filling: negative inotropics Rhythm stabilization Verapamil (or diltiazem as second choice) in pts not responsive to or having side effects with betablockers Invasive/interventional: NYHA III or exertional near syncope, gradient at rest or with provocation > 50 mm Hg. Targeted anterior septum thick enough (>15mm). Surgery is a at least as good established alternative and heart team necessary. In pts with septal thickness over 30 and in pts under 40 yrs operation is indicated. Ventricular arrhythmias much more common after alcohol ablation than after surgery, however, in studies no increased risk of SCD. ICD for pts with identified SCD risk factors, consider subcutaneous lead positions.

HCM Summary 2 - SCD risk factors: - I, B-evidence: history of ventricular fibrillation or SCD or SVT have 10 % events/year - IIA, C evidence: Family history, unexplained syncope, LV wall > 30 mm