Entwicklungspsychologie für Lehrer Die Entwicklung der Sprache
Inhalt der Veranstaltung Theoriebildung der Sprachentwicklung Kommunikationsformen Kommunikationsmodelle Entwicklung der Sprache im Vorschulalter Entwicklung der Sprache im Schulkindalter
Literaturhinweise Grimm, Hannelore & Weinert, Sabine: Sprachentwicklung. In: Oerter, Rolf (Hrsg.) (2002): Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz Verlag. (Präsenzbestand Uni-Bibliothek) Keller, Gustav (2000): Schulische Entwicklungspsychologie. Donauwörth: Auer Verlag. Kap. 4.5 Rossmann, Peter (1996): Einführung in die Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Bern: Hans Huber Verlag. Kap. 9.2. Sander, Elisabeth: Skript-Auszug
Die Entwicklung der Sprache Dimensionen der menschlichen Sprache: Syntaktische Dimension: Formale Beziehung zwischen sprachlichen Zeichen - (Grammatik) Pragmatische Dimension: Sprache als Mittel zur Kommunikation
Theorienbildung der Sprachentwicklung Phasen der Theoriebildung: a) Beginn entwicklungspsychologischer Forschung = Beschreibung der Kindersprache (Stern, Scupin) b) 1960 / 1970 = Erforschung der Entwicklung des grammatischen Systems c) Seit 70er Jahren = Erforschung des Bedeutungsaspekts der Sprache d) Neuerer Forschungsaspekt = Entwicklung der kommunikativen Kompetenz
Theorienbildung der Sprachentwicklung zu b) Entwicklung des grammatischen des Systems Theorie der generativen Grammatik von Chomsky
Theorienbildung der Sprachentwicklung Erkenntnis von Chomsky: native speakers erbringen folgende Leistungen: Erkennen grammatischer Richtigkeit Erkennen der Bedeutungsgleichheit oder Ungleichheit eines Satzes Erkennen von Mehrdeutigkeiten eines Satzes Bilden unendlich vieler Sätze
Theorienbildung der Sprachentwicklung Fähigkeiten in ihrer Gesamtheit = linguistische Kompetenz Menschen besitzen angeborenen Sprachenerwerbsplan Dieser regelt Aneignung der syntaktischmorphologischen Regeln Gestaltung von Sätzen nach angeborenen Bauplänen = Tiefenstruktur der Sprache
Theorienbildung der Sprachentwicklung Organische Grundlagen der Sprachfähigkeit vorgegeben (Stimmapparat, Sprachzentren) Erlernen der Sprache durch Sprachvorbilder, Nachahmung, Bekräftigungslernen
Theorienbildung der Sprachentwicklung zu c) Bedeutungsaspekt der Sprache Bei Kleinkindern: Bedeutungsaspekt der Sprache nur mit Hilfe des Gesamtkontexts verständlich Entwicklung der Sprache an Entwicklung allgemeiner Denkstrukturen gebunden
Theorienbildung der Sprachentwicklung zu d) Entwicklung kommunikativer Kompetenz Kommunikative Kompetenz = Wissen in welchem sozialen Kontext - in welcher Weise mit welchen Erwartungen welchen Gesprächspartnern gegenüber was zu sagen bzw. zu verschweigen ist (Handlungscharakter der Sprache)
Kommunikation Mensch ist in der Gemeinschaft auf Kommunikation angewiesen Sprache = System von Zeichen (Kodes) System von verabredeten Zeichen Sprechen = Kodieren Hören & Verstehen = Dekodieren
Kommunikation Kommunikationsformen: verbal / nonverbal sprechen Bild- oder Zeichensprache / mündliche Wortsprache Gebärden / Signale schreiben / Symbole / schriftliche Wortsprache / Bilder
Kommunikation Körpersprache Gestik / Mimik (Gesichtsausdruck) / Blicke Kleidung / Körperhaltung / Frisur
Kommunikation Unterscheidung von Sprachcodes nach Basil Bernstein: Elaborierter Sprachcode Restringierter Sprachcode
Kommunikation Unterscheidung der Sprachcodes nach 3 Aspekten: a) Lexikalischer Aspekt: Anzahl verwendeter Wörter / Wortschatz b) Grammatikalischer Aspekt (Syntax) c) Semantischer Aspekt: Unterschiede der Wortbedeutung
Kommunikation Restringierter Sprachcode: Eingeschränkter Sprachcode Kurze Sätze Meist Präsens, selten Konjunktiv Weniger präzise
Kommunikation Elaborierter Sprachcode: Ausgearbeiteter Sprachcode Größerer Wortschatz Komplexe, vollständige Sätze, aller Zeitformen, Konjunktiv Spezieller, präziser, individueller, flexibler
Kommunikation Elaboriert Mittel -und Oberschicht höherer Bildungsgrad Kontextunabhängig Gefühle & indiv. Bedürfnisse werden differenzierter ausgedrückt Großer Sprachwortschatz gewählte Ausdrucksweise Restringiert Überwiegend Unterschicht Kontextabhängig Mitteilung individueller Gefühle und Bedürfnisse nicht erforderlich geringer Bildungsgrad geringer Sprachwortschatz einfache Ausdrucksweise
Kommunikationsmodelle Allgemeines Kommunikationsmodell
Kommunikationsmodelle Errichtung einer kommunikativen Beziehung bedarf mind. 2 Partner Sender (Sprecher) Empfänger (Hörer) Notwendige Vorraussetzung der Kommunikation: Sender & Empfänger müssen einander verstehen = gemeinsamer Zeichen- Signalvorrat
Kommunikationsmodelle Angeborenes Signalsystem: Beziehung zwischen Signalsendung, Signalempfang, Intention des Sender & Reaktion des Empfängers stellen sich kausal dar Erlerntes Signalsystem: Inhaltliche Faktoren menschlicher Verständigung werden erlernt Menschlicher Signalvorrat = Funktion menschlicher Gesellschaft
Kommunikationsmodelle Sprachmodell nach Bühler (1934) Sprache als Werkzeug (= organon) um anderen etwas mitzuteilen Sprachzeichen haben Symbol / Symptom / Signalfunktion
Kommunikationsmodelle http://images.google.de/images? q=tbn:ocyjbe3rmgwj:http://www. univie.ac.at/archiv/rg/img/buehler Karl.jpg Karl Bühler (1879-1963)
Kommunikationsmodelle Organon-Modell
Kommunikationsmodelle Erklärung zum Organon-Modell: Sprachliches Zeichen (Z) hat gleichzeitig 3 versch. Zeichenfunktionen
Kommunikationsmodelle Symbol: Darstellungsfunktion (Gegenstände, Sachverhalte der Realität werden dargestellt) Symptom: Ausdrucksfunktion (Sender drückt seine Innerlichkeit aus) Signal: Appellfunktion (Steuerung des Verhaltens des Empfängers)
Sprachentwicklung im Vorschulalter Vorsprachliche Phase: Zunächst Äußerungen durch Schreien, Weinen Später Lall- und Gurrlaute Soziale Handlungsmuster als Vorläufer symbolischen Verhaltens Herausbildung von Lautkombinationen der Muttersprache
Sprachentwicklung im Vorschulalter Biologischer Spiegel: (Intentionen, Gesten & Vokalisation verstehen lernen) Sprachliche Kommunikationserfahrung Wichtige Basis der weiteren Sprachentwicklung durch Kommunikationsstil der Pflegeperson
Sprachentwicklung im Vorschulalter Einwortphase: Gegen Ende des 1. Lebensjahres Kind äußert erste Wörter (Wunschcharakter) Mehrwortphase: Zwei und mehr Wörter werden aneinander gereiht (meist Substantiv im Nominativ & ein Verb im Infinitiv)
Sprachentwicklung im Vorschulalter Nennwortphase: Kind erfasst Dinge, die einen Namen haben Fragealter Hauptsatzstadium: Gegen Vollendung des 3. Lebensjahres grammatisch korrekte Sätze Satzverbindungen & Satzgefüge
Sprachentwicklung im Schulkindalter Beginn des Schulkindalters: unstrukturierter aktionaler Erzählstil (Ganzheitlich, sachbetonter, schriftlicher Erzählstil) Aktionale Aussagen vorherrschend (Verben) Erste Objektstufe der Sprache: Sprache kann in Teile zerlegt & wieder zusammengesetzt werden
Sprachentwicklung im Schulkindalter Schulkindalter: Strukturiert aktionaler Erzählstil = gegenständlicher Stil Kennzeichen: Deutliches Hervorheben von Anfang und Ende Ansätze einer logischen und zeitlichen Ordnung Hervorheben des inhaltlichen Wesentlichen
Sprachentwicklung im Schulkindalter Auftreten der ersten Nebensätze & indirekte Rede Aussagen über Gedanken und Gefühle der handelnden Personen Stärkerer Gebrauch von Eigenschaftswörtern Differenzierung im Gebrauch der Zeiten Wechsel des Schauplatzes Noch keine Verwendung von Passiva, Verneinungen, vielleicht - Aussagen
Sprachentwicklung im Schulkindalter Formale Veränderungen: Erweiterung des Wortschatzes Quantitativ = Kennenlernen neuer Wörter Qualitativ = Kennenlernen neuer Bedeutungen
Sprachentwicklung im Schulkindalter Satzbau wird differenzierter (Satzverbindungen & Satzgefüge) Allmählich richtiger Gebrauch der Zeiten Zweite Objektstufe der Sprache: Regelhaftigkeit & grammatische Gesetzmäßigkeiten werden erfasst
Sprachentwicklung im Schulkindalter Ende des Schulkindalters: Strukturierter Stil mit Gestaltungsabsicht Bewusster Einsatz der Sprache als Gestaltungsmittel Beschreibung von Handlungsabläufen Eindrucks- und Stimmungsschilderungen
Sprachentwicklung im Schulkindalter Dritte Objektstufe der Sprache: Sprache wird bewusst als Gestaltungsmittel eingesetzt
Sprachentwicklung im Schulkindalter Abnahme des Egozentrismus in der Sprache: Im Laufe des Schulkindalters Sprache des Kindes wird kontextunabhängiger Aussagen können auch ohne Kenntnis des Sachverhalts verstanden werden
Sprachentwicklung und Intelligenz Enger Zusammenhang zwischen Sprach- und Intelligenzentwicklung Intelligente Kinder Durchschnittlich bessere Sprachleistungen (Sprache jedoch kein Indiz für intellektuellen Leistungsstand)
Sprachentwicklung und Intelligenz Förderung / sprachliche Lernerfahrungen in der Familie Einfluss auf die Intelligenz Förderung durch Sprachprogramme = Steigerung der Intelligenzleistung Intellektuelle Förderprogramme = Günstig für die Sprachentwicklung