Psychische Belastungen aus der Sicht des MEDITÜV Dr. med. Mathias Eisheuer 1
Ausgangspunkt Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat beruflichen Stress zu einer der größten Gefahren des 21. Jahrhunderts erklärt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert, dass psychische Erkrankungen im Jahr 2020 die zweithäufigste Volkskrankheit sein werden. 2
Arbeitswelt im Wandel Globalisierung von Wirtschaftsprozessen Ausweitung des Dienstleistungssektors neue Arbeitsformen nehmen zu (befristete Arbeitsverträge, Leiharbeit); entgrenzte Leistung begünstigt Verausgabung und Selbstausbeutung Schwerpunktverlagerung im Belastungsgeschehen Demografischer Wandel War for Talents Folge: Notwendigkeit die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten 3
Psychische Belastung und Beanspruchung: Definitionen (DIN EN ISO 10075-1:2000) Psychische Belastung Die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken. Achtung: Im Gegensatz zur Umgangssprache wird dieser Begriff wertneutral und nicht negativ wertend verwendet. Psychische Beanspruchung Die unmittelbare (nicht die langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien. 4
Der Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und psychischer Beanspruchung Psychische Belastungen Individuelle Voraussetzungen des Menschen variieren das Maß der Beanspruchung Psychische Beanspruchung Kurzfristige Folgen Anregungseffekte beeinträchtigende Effekte Langfristige Folgen Einflüsse aus der Arbeit, z.b. Arbeitsaufgabe, Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeitsumgebung, Arbeitsplatz Fähigkeiten, Erfahrungen, Kenntnisse, Anspruchsniveau, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Bewältigungsstrategien, Gesundheitszustand, körperliche Konstitution, Alter, Geschlecht Unmittelbare Auswirkung der psychischen Belastung z. B. Aufwärmung und Aktivierung bzw. psychische Ermüdung, ermüdungsähnliche Zustände (herab-gesetzte Wachsamkeit, psychische Sättigung), Stress z. B. Übung bzw. psychosomatische Störungen, Fehlzeiten, Fluktuation 5
Gesetzliche Bestimmungen / Normen 5 Arbeitsschutzgesetz regelt die Verpflichtung Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen. (1)Der Arbeitgeber hat durch eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. (2) Der Arbeitgeber hat die Beurteilung je nach Art der Tätigkeiten vorzunehmen.... Eine den gesetzlichen Bestimmungen entsprechende Gefährdungsanalyse muss demnach zwangsläufig die Erfassung psychischer Belastungen beinhalten. DIN EN ISO 10075 Beschreibt Richtlinien der Arbeitsgestaltung bezüglich psychischer Belastungen Teil 1 Allgemeines, Begriffsbestimmungen Teil 2 Gestaltungsgrundsätze Teil 3 Grundsätze und Anforderungen an Verfahren zur Messung 6
Hintergrund DIN EN ISO 10075 und Arbeitsschutzgesetz Das 3-Stufen-Konzept der Gefährdungsbeurteilung des TÜV NORD wurde in Anlehnung an die drei Präzisionsstufen der DIN EN ISO 10075 Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung entwickelt. Nach DIN EN ISO 10075 und dem Arbeitsschutzgesetz steht die Veränderung der Arbeitsbedingungen (Verhältnisprävention)an erster Stelle. Erst an zweiter Stelle steht die (Verhaltensprävention) beim Mitarbeiter (personen-bezogene Maßnahmen). Eingesetzt werden fünf Verfahren mit unterschiedlichem Präzisionsniveau darunter drei standardisierte Verfahren der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, ein Verfahren vom Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, sowie ein umfassendes Verfahren des TÜV NORD. Die Entscheidung, welche Verfahren eingesetzt werden, wird auf der Basis der Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt. 7