Medikamente im Alter - Hilfe oder Problem? Vortragsreihe Altersgerechte Zukunft Verein Graue Panther Bern Dr. med. Jon Lory, Chefarzt, Geriatrische Universitätsklinik Publikumsvortrag Medikamente 2014 2
Was beschäftigt Sie persönlich in Zusammenhang mit Medikamenten? Publikumsvortrag Medikamente 2014 3
Medikation im Alter: Epidemiologie Anzahl Medikamente bei über 75-jährigen Personen in der Region Bern Publikumsvortrag Medikamente 2014 4
Medikation im Alter: Zahlen - ca. 90% der Männer und 95% Frauen über 65 nehmen mindestens ein Medikament ein die durchschnittliche Anzahl Medikamente pro Person liegt etwa bei 3 Medikamenten ca. ein Viertel der älteren Personen nehmen 5 oder mehr Medikamente ein TOP 3 Kategorien der rezeptpflichtigen Medikamente: Herzkreislauf, Psychopharmaka, Entzündungshemmer TOP 3 der nicht rezeptpflichtigen Medikamente: Schmerzmittel, Vitamine, Abführmittel Publikumsvortrag Medikamente 2014 5
Nebenwirkungen von Medikamenten, ein Fluch? UAW: Unerwünschte Reaktion, die auf ein Arzneimittel ursächlich zurückgeführt werden kann, in Dosierungen, die zur Prophylaxe, Diagnose oder Therapie üblich sind, verabreicht wurde. Häufige dosisabhängige UAW Ernährungsstörung Verwirrtheit Stürze, Gehunsicherheit Nierenfunktionseinschränkung Div. Funktionsstörungen (zb Sexualfunktion) Publikumsvortrag Medikamente 2014 6
Was verändert sich im Körper? Blutgefässe Leber Lunge Verdauungstrakt Nieren Muskulatur Publikumsvortrag Medikamente 2014 7
Nieren- und Leberfunktion nehmen ab Publikumsvortrag Medikamente 2014 8
Verdauungstrakt Speichelfluss Geruchssinn Geschmackssinn Magensäureproduktion Blutversorgung des Darms Oberfläche zur Aufnahme von Stoffen Beweglichkeit des Darms Publikumsvortrag Medikamente 2014 9
Medikamente im Körper Wirkung von Arzneimitteln Konzentration Wirkung Publikumsvortrag Medikamente 2014 10 Zeit Dosis
Körperzusammensetzung Jung versus Alt
Schlussfolgerungen Erkennen von Risikosituationen Bereits bei normaler Alterung Besondere Risiken bei gewissen Medikamenten - Dosis = Menge - Wahl des Medikaments Problem: Zusammenspiel mit anderen Medikamenten Problem: Zusammenspiel mit Krankheiten Publikumsvortrag Medikamente 2014 12
Schlussfolgerung Jeder Patient braucht eine auf ihn zugeschnittene Ueberwachung! Erwünschte Effekte? Unerwünschte Effekte? Nicht erst handeln, wenn Problem da: Vorausschauen! Publikumsvortrag Medikamente 2014 13
Filmbeispiel Sendung Puls SF DRS Viele Medikamente, falsche Substanzen Publikumsvortrag Medikamente 2014 14
Frage an die TeilnehmerInnen Was schätzen Sie: Bei welcher Zahl gleichzeitig verabreichter Medikamente steigt die Anzahl der Nebenwirkungen stark an? Publikumsvortrag Medikamente 2014 15
Unabhängige Risikofaktoren für Medikamentennebenwirkungen (Anzahl eingenommene Medikamente) Risikofaktor Nebenwirkungsrisiko <5 1.0 5-6 2.0 7-8 2.8 >8 3.3 Publikumsvortrag Geriatrische Universitätsklinik Medikamente 2014 16
Risiken von vielen Medikamenten Unerwünschte Nebenwirkungen! Patienten machen nicht mit! Aerzte haben Verschreibungsprobleme! (Management, Dokumentation, Kommunikation) Kosten (direkt und indirekt)! Publikumsvortrag Medikamente 2014 17
Befolgen von medikamentöser Verordnung in Abhängigkeit mit der Anzahl verschriebener Medikamente 80 70 60 50 % 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 >6 Medikamentenmenge Darnell et al. J Am Geriatr Soc 1986;24:1-4 Compliance in Prozenten Publikumsvortrag Geriatrische Universitätsklinik Medikamente 2014 18 SKBU2010
Frage an die TeilnehmerInnen Was können Sie und ihre Aerzte tun, damit das besser aussieht? Publikumsvortrag Medikamente 2014 19
Massnahmen zur Verbesserung der Zusammenarbeit Arzt/Patient Medikamente erfragen vor Neuverordnung Aufklärung, Gespräch Identifikation individueller Probleme und Ängste Informationen mündlich und schriftlich (Medikamentenplan) Gewohnheiten nutzen (Rituale) Technische Hilfen (z.b. Dosetten, Wecker) Einfache Verabreichungsform Einbezug Angehörige/Pflegende regelmäßige Überprüfung der Notwendigkeit Kontinuität der Versorgung sichern Publikumsvortrag Medikamente 2014 20
Frage an die TeilnehmerInnen Gibt es in Ihrer Erfahrung Medikamentengruppen, die besonders häufig zu UAW bei älteren Menschen führen? Publikumsvortrag Medikamente 2014 21
Häufige Nebenwirkungen im Alter Verwirrtheitszustände: Kombination ZNS-wirksamer Medikamente, Entzündungshemmer, Diuretika Depression Parkinsonmedikamente, Benzodiazepine, Betablocker Stürze Polymedikation, Kombination ZNSwirksamer Medikamente, Benzodiazepine mit langer Halbwertszeit Niedriger Blutdruck Diuretika, Antihypertensiva, Kombination hypotensiv wirksamer Medikamente Verstopfung Diuretika, Kodein, Antidepressiva Demenz Anticholinergika (Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva u.a.) Publikumsvortrag Medikamente 2014 22
Medikation am Lebensende Schlüsselfragen: Allgemeine Ziele der Behandlung? Ziel der medikamentösen Intervention? Zeit, bis der Nutzen eintritt? Publikumsvortrag Medikamente 2014 23
Vorgehen im Einzelfall Schätzung der Lebenserwartung des Patienten im Vergleich zur durchschnittlichen Altersund Geschlechtsgruppe JAMA, April 26, 2006-Vol 295, No 16 Publikumsvortrag Medikamente 2014 24
Ausarbeiten des Therapie-Managements unter Berücksichtigung der persönlichen Ziele des Patienten und der Behandlungsziele der vorhandenen Diagnosen. JAMA, April 26, 2006-Vol 295, No 16 Publikumsvortrag Medikamente 2014 25
Fragen? jon.lory@spitalnetzbern.ch auch für andere Fragen und Wünsche Publikumsvortrag Medikamente 2014 26