Kultursensible Unterstützung von pflegenden Angehörigen 13. Mai 2016, Berlin Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung 2013: 2,6 Mill. Pflegebedürftige 2030: 3,4 Mill. Pflegebedürftige Quelle: Statistisches Bundesamt Anteil der Pflegebedürftigen 1 mit Migrationshintergrund: 2013: 258.000 Personen2 (9,8 % von allen Pflegebedürftigen) 2030: 481.000 Personen2 (13,6 % von allen Pflegebedürftigen) Quelle: SVR (2015) 1) Bezieherinnen und Bezieher von Leistungen aus dem SGB XI (Pflegeversicherung) 2) Voraussetzung: gleiche Pflegequoten wie in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund 1
Erhöhtes Risiko für Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftigkeit setzt im Durchschnitt 10 Jahre früher ein als in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. (SVR 2015) Pflegequote pflegebedürftiger türkeistämmiger Migranten/innen liegt deutlich über der der hochaltrigen Gesamtbevölkerung (Schenk 2014) UND: Überdurchschnittlich viele Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund beantragen keine Leistungen nach SGB XI oder legen keinen Einspruch ein wenn eine Pflegestufe abgelehnt wurde. (BMG 2011) Pflege findet überwiegend zuhause statt. Quelle: Pflegestatistik 2013 These: Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund nehmen ambulante und stationäre Pflege seltener in Anspruch. Welche Leistungen der amb. Pflege werden genutzt (Grundpflege, Verrichtungspflege)? 2
Familiale Pflegemodelle werden bevorzugt Gründe: Pflege soll nicht durch Fremde erfolgen Pflegegeld wird für den Lebensunterhalt benötigt Quelle: BMG (2011) Studie zu den Wirkungen des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes Übernahme der Pflege durch Angehörige Hohe Pflegebereitschaft der Angehörigen selber. Zusätzlich wird die Übernahme der Pflege durch Angehörige durch die pflegebedürftige Person und das soziale Umfeld erwartet. Die Pflege erfolgt meist durch die Ehefrauen mit Unterstützung der Töchter bzw. Schwiegertöchter. Das familiäre Unterstützungspotenzial wird geringer! 3
Maßnahmen zur Unterstützung und Entlastung Pflegeberatung Pflegekurse für Angehörige Verhinderungspflege Tagespflege Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige Familiale Pflege Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige werden weniger in Anspruch genommen Quelle: BMG (2011) Studie zu den Wirkungen des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes 4
Gründe für eine Nichtinanspruchnahme Persönlich Informationsdefizit Geringe Kenntnisse der Deutschen Sprache Mangelndes Vertrauen gegenüber öffentlichen Einrichtungen Institutionell Wenig fremdsprachige Angebote Mangelndes Angebot an kultursensibler Pflege Strukturell Benachteiligung beim Einstufungsverfahren (Okken, 2006) Bezug von Pflegegeld verhindert Pendelmigration Herausforderungen I Niedrigschwellige Informationsangebote II Ausbau kultursensibler Pflegeangebote III Weitere interkulturelle Öffnung der Angebote für pflegende Angehörige 5
Niedrigschwellige Informationsangebote Mehrsprachige Beratung Mehrsprachige Informationsmaterialien Aufsuchende Beratungsangebote Offene Sprechstunden Praktische Anleitung durch ambulante Pflegedienste in der eigenen Häuslichkeit Pflegekurs in Migrantenselbstorganisationen durch Pflegeeinrichtungen (gegenseitiges Lernen) 6
Tages-, Kurzzeit- oder Verhinderungspflege Pflegefachkräfte mit Fremdsprachenkenntnissen und evtl. eigenem Migrationshintergrund Interkulturell geschulte Mitarbeiter/innen Offenheit gegenüber anderen Kulturen zeigt sich auch beim Speisenangebot sowie in der Gestaltung der Räumlichkeiten Selbsthilfegruppen für pflg. Angehörige Interkulturelle Schulung der Mitarbeiter/innen von Selbsthilfekontaktstellen Migranten/innen bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe anleiten bzw. begleiten Fremdsprachige Gruppe Deutschsprachige Gruppe 7
Das Projekt Ortsbesuche Träger: LVG & AFS Laufzeit: 10/2014 12/2015 Finanzierung: Region Hannover / Fonds Miteinander Gemeinsam für Integration Kooperationpartner/innen: Region Hannover, Selbsthilfekontaktstelle, Interkultureller Pflegedienst, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Liberale Jüdische Gemeinde Hannover, Verein zur Unterstützung behinderten Migranten - Umut e.v., Alevitische Gemeinde Hannover Um was geht es?: Gegenseitige Besuche Vertreter/innen von Migrantenorganisationen, pflegende Angehörige, Interessierte Pflegestützpunkt, Selbsthilfekontaktstelle, Tagesbetreuung, Alzheimergesellschaft, 8
Beispiel für eine Exkursion 1. Station: Selbsthilfekontaktstelle 2. Station: Pflegestützpunkt 3. Station: Tagesbetreuung für Demenzkranke Mitarbeiter/innen vor Ort stellen die Angebote ihrer Einrichtung vor Ergebnisse Gründung einer russischsprachigen und einer türkischsprachigen Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige 9
wwww.kultursensible-altenhilfe.de www.facebook.com/kultursensiblealtenhilfe Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 10