2. Thermodynamik Grundbegriffe Hauptsätze Thermodynamische Potentiale response -Funktionen

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Transkript:

2. Thermodynamik 1 2.1 Grundbegriffe 2 2.2 Hauptsätze 3 2.3 Thermodynamische Potentiale 4 2.4 response -Funktionen G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 1 / 25

2.1 Grundbegriffe 2.1 Grundbegriffe System: makroskopischer Körper Umgebung: Rest (des Universums), der für das System relevant ist Gleichgewichtszustand (X, Y): System wird sich selbst überlassen und es kommt zur Ruhe; läßt sich durch wenige thermodynamische Variablen beschreiben, die sich (fast) nicht ändern thermodynamische Variable (Parameter): meßbare makroskopische Größe (i.a. experimentell definiert) Beispiele: P, V, T, H, M,... additiv: Variable Z, betrachte zwei Gleichgewichtszustände X und Y Z(X + Y) = Z(X ) + Z(Y) extensiv: Variable proportional zur Teilchenzahl (Systemgröße) Beispiele: V, S, M,... intensiv: von Teilchenzahl (Systemgröße) unabhängig Beispiele: P, T,... G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 2 / 25

2.1 Grundbegriffe Zustandsänderung (Prozeß) System im Gleichgewicht äußerer Eingriff neuer Zustand (nach einiger Zeit ist das System wieder im Gleichgewicht) quasi-statischer Prozeß: Prozeß verläuft so langsam, daß man in guter Näherung annehmen kann, daß sich das System während des gesamten Prozesses im Gleichgewicht befindet reversibler Prozeß: kann auch in der umgekehrten Richtung ablaufen; folgt auf einen reversiblen Prozeß der umgekehrte Prozeß, so dürfen in der Umgebung keine Änderungen zurückbleiben es gilt: ein reversibler Prozeß ist quasi-statisch, aber die Umkehrung gilt nicht! Arbeit δw = PdV δw = PdV + µdn + τda + MH + wobei µ das chemische Potential und τ die Oberflächenspannung sind Wärme δq = CdT die Wärmekapazität C ist abhängig von der Art der Erwärmung, vom Prozeß,... G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 3 / 25

2.2 Hauptsätze 2.2 Hauptsätze (a) Nullter Hauptsatz führt den Begriff der (empirischen) Temperatur (Θ) ein qualitative Version: ist das System 1 im thermischen Gleichgewicht mit dem System 2 und ist das System 2 im thermischen Gleichgewicht mit dem System 3, so ist das System 1 im thermischen Gleichgewicht mit dem System 3 quantitative Version: es existiert eine Zustandsvariable Θ (empirische Temperatur), sodaß zwei Zustände X und Y genau dann miteinander im thermischen Gleichgewicht sind, wenn Θ(X ) = Θ(Y) Θ ist nicht eindeutig bestimmt über das Gesetz von Boyle läßt sich eine ideale Gastemperaturskala (T id ) definieren G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 4 / 25

2.2 Hauptsätze (b) Erster Hauptsatz führt den Begriff der inneren Energie E ein erstmals formuliert von Mayer (1842), bestätigt durch Messungen von Joule (1843-1849) E ist additiv und extensiv, besondere Form des Satzes der Erhaltung der Energie ( Arbeit und Wärme sind Energieformen ) de = }{{} δw + δq }{{} zugefuehrte Energie zugefuehrte Waerme Bemerkungen: δw und δq sind keine totalen Differentiale, d.h. es existiert kein W, sodaß ( ) ( ) W W δw = dp + dv P V daher ist W = δw vom Weg (C) abhängig C System ist thermisch isoliert von Umgebung (es ist also kein Wärmeaustausch möglich, d.h. δq = 0); die Zustandsänderungen, die am System gemacht werden können, heißen adiabatisch G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 5 / 25

2.2 Hauptsätze E ist durch einen adiabatischen Prozeß bestimmbar: sei X 0 Anfangszustand und X Endzustand dann ist E(X ) E(X 0) = W X0 X allgemein gilt: δw = PdV + µdn + τdq + δq = C X dt wobei X den Prozeß spezifiziert (c) Zweiter Hauptsatz führt den Begriff der Entropie S ein Grundlage: Erfahrung historische Entwicklung S. Carnot (1824): experimentelle Bestimmung des Wirkungsgrades von Wärmemaschinen R. Clausius (1850): Wärme kann nie von selbst von einem kälteren in ein wärmeres Reservoir übergehen W. Thomson (1851): es gibt keinen thermodynamischen Prozeß, dessen einziger Effekt darin besteht, Wärme aus einem Reservoir zu entnehmen und diese vollständig in Arbeit zu verwandeln (perpetuum mobile) beide Aussagen sind äquivalent (ohne Beweis) von Gibbs 1876-1878 weiterentwickelt G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 6 / 25

2.2 Hauptsätze Formulierung Gibt es einen Prozeß, der den Zustand X in den Zustand Y adiabatisch überführt ( Y ist von X adiabatisch erreichbar ); genau dann gibt es eine extensive, additive Zustandsfunktion S = S(E, V ), sodaß S Y S X S heißt Entropie; S ist dabei bis auf einen konstanten, multiplikativen Faktor und eine additive Konstante eindeutig bestimmt (ohne Beweis) extensiv und additiv bedeuten dabei, daß S(λE, λv ) = λs(e, V ) S(E 1, V 1) + S(E 2, V 2) = S(E 1 + E 2, V 1 + V 2) Bemerkungen ist der Prozeß von X nach Y reversibel, dann heißt X adiabatisch erreichbar von Y, daher: S Y = S X absolute Temperatur wir betrachten ein isoliertes System mit Gesamtvolumen V, das durch einen fixierten Kolben in zwei Teilvolumina V 1 und V 2 aufgeteilt ist; für die entsprechenden Energien in den Teilvolumina, E 1 und E 2, gilt E = E 1 + E 2, wobei E die Gesamtenergie ist Frage: wie wird sich E auf E 1 und E 2 aufteilen? G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 7 / 25

2.2 Hauptsätze betrachten Entropie des Gesamtsystems, S: S = S 1 (E 1, V 1 ) + S 2 (E 2, V 2 ) im Gleichgewicht wird die Entropie maximal bezüglich der Aufteilung der Energie, d.h. also E 1 [S 1 (E 1, V 1 ) + S 2 (E 2, V 2 )] = 0 ( ) S1 V 1 = ( ) S2 E 1 E 2 V 2 somit kann ( ) S E nach dem 0. Hauptsatz als Temperaturskala V verwendet werden das legt folgende Definition nahe: 1 T := ( S E ) V = 1 T abs ohne Beweis: Zusammenhang zwischen Θ, T id und T abs herleitbar G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 8 / 25

2.2 Hauptsätze Grundgleichung der Thermodynamik wir betrachten ein thermisch isoliertes (adiabatisches) System, das sich im Gleichgewicht befindet; S = S(E, V ) 2. Hauptsatz kleine Änderungen des Kolbens um Gleichgewichtslage, daher ist in erster Näherung S = const. 1. Hauptsatz E = P V daher ( ) E = P V S S = S(E, V ) ds = ( ) E V ( ) S V S E ( ) ( ) V S = 1 S E E V ( ) ( ) E S = = ( P) 1 V E T ( ) ( ) S S de + dv = 1 E V V E T de + P T dv S V G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 9 / 25

2.2 Hauptsätze (d) Dritter Hauptsatz formuliert von W. Nernst (1906) im Grenzwert T 0 strebt S(T )/N unabhängig von den anderen Zustandsvariablen (P, V,... ) gegen eine Konstante; diese Konstante kann für alle Substanzen als 0 gewählt werden. Konsequenzen werden später diskutiert G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 10 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale 2.3 Thermodynamische Potentiale Grundlegendes thermodynamische Potentiale beschreiben Zustand eines Systems, das durch seine natürlichen Variablen charakterisiert ist, vollständig thermodynamische Potentiale zu unterschiedlichen Sätzen von natürlichen Variablen sind durch Legendre-Transformationen verknüpft totale Differentiale der thermodynamischen Potentiale geben an, wie sich diese bei quasi-statischen Prozessen aufgrund infinitesimaler Änderungen der natürlichen Variablen ändern Zustandsgleichungen thermische Zustandsgleichung P = P(V, T ); Beispiel: P = Nk BT V kalorische Zustandsgleichung E = E(V, T ); Beispiel: E = 3 2 Nk BT G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 11 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale Ausgangpunkt: Grundgleichung der Thermodynamik ds = 1 T de + P T dv (a) Entropie S, innere Energie E (oft mit U bezeichnet) somit ds = 1 T de + P T dv S = S(E, V ) Entropie de = TdS PdV E = E(S, V ) innere Energie T = ( ) E S V ( ) E P = V S de ist ein vollständiges Differential, somit folgt aus den Integrabilitätsbedingungen 2 E V S = ( ) ( ) ( ) E P = = = ( ) E = 2 E V S V S S V S V G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 12 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale (b) Enthalpie H de = TdS PdV }{{} = d(pv )+VdP d(e + PV ) = dh = TdS + VdP H = E + PV = H(S, P) somit T = ( ) H S P V = ( ) H P S dh ist ein vollständiges Differential, somit folgt aus den Integrabilitätsbedingungen ( ) ( ) V = P S G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 13 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale (c) freie Energie F (auch Helmholtz freie Energie genannt; oft mit A bezeichnet) de = TdS }{{} PdV d(ts) SdT d(e TS) = df = PdV SdT F = E TS = F (V, T ) somit ( ) F P = V T ( ) F S = V df ist ein vollständiges Differential, somit folgt aus den Integrabilitätsbedingungen ( ) ( ) P S = V G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 14 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale (d) frei Enthalpie (Gibbs freie Energie) G dh = TdS }{{} +VdP d(ts) SdT d(h ST ) = dg = SdT + VdP G = H ST = G(T, P) somit ( ) G S = P V = ( ) G P T dg ist ein vollständiges Differential, somit folgt aus den Integrabilitätsbedingungen ( ) ( ) S V = P G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 15 / 25

Übersicht 2.3 Thermodynamische Potentiale Potential natürliche Variable Grundgleichung S E, V ds = 1/TdE + P/TdV E S, V de = TdS PdV H = E + PV S, P dh = TdS + VdP F = E TS T, V df = SdT PdV G = H TS T, P dg = SdT + VdP Maxwell-Quadrat zur Herleitung der ersten Ableitungen der Potentiale und der Integrabilitätsbedingungen (Maxwell-Beziehungen) G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 16 / 25

Bemerkungen 2.3 Thermodynamische Potentiale Transformationen zwischen den thermodynamischen Potentialen sind Legendre-Transformationen Durchführbarkeit der Legendre-Transformationen erfordert gewisse Voraussetzungen an die thermodynamischen Potentiale als Funktionen ihrer natürlichen Variablen bezüglich konvexem, oder konkavem Verhalten es gilt ohne Beweis: F = F (T, V ) G = G(T, P) konkav in T konvex in V konkav in T konkav in P ( 2 F ( )V 2 2 F V )T 2 ( 2 G 0 0 0 ( )P 2 2 G P 0 )T 2 S = S(E, V ) ist ein thermodynamisches Potential S = S(T, V ) ist kein thermodynamisches Potential, weil damit E = E(T, V ) und P = P(V, T ) nicht eindeutig festgelegt sind G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 17 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale Verallgemeinerung der Grundgleichung de = TdS PdV + µdn + τda + = TdS PdV + µ i dn i + i daher E = E(S, V, N, A, ) = E(S, V, {N i }, ) und analog für die anderen Potentiale Maxwell-Relationen ( ) E = µ N S,V,A, ( ) E = τ A S,V,N, ( ) E N i S,V,{N j}, = µ i G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 18 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale (e) Großes Potential J somit de = TdS }{{} PdV + µdn }{{} d(ts) SdT d(µn) Ndµ d(e TS µn) = dj = SdT PdV Ndµ ( ) J S = V,µ J = E TS µn = J(T, V, µ) ( ) J P = V T,µ dj ist vollständiges Differential, somit folgt aus den Integrabilitätsbedingungen N = ( ) J µ T,V G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 19 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale Bemerkungen Euler-Gleichung E = E(S, V, N) ist extensiv in seinen Variablen, d.h. homogen vom Grad 1 E(λS, λv, λn) = λ 1 E(S, V, N) dann gilt (nach Euler) 1 E(S, V, N) = ( ) ( ) ( ) E E E S + V + N S V,N V S,N N V,S = TS PV + µn somit E = TS PV + µn H = TS + µn F = PV + µn G = µn J = PV G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 20 / 25

2.3 Thermodynamische Potentiale Frage: läßt sich die V -Abhängigkeit von J durch eine geeginete Legendre-Transformation wegtransformieren, also J(T, V, µ) K(T,P, µ)? Ansatz dj = SdT PdV }{{} Ndµ d(pv )+VdP somit daher d(j + PV ) = dk = SdT + VdP Ndµ K = J + PV = 0 daraus folgt die Gibbs-Duhem Beziehung dk = SdT + VdP Ndµ = 0 G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 21 / 25

2.4 response -Funktionen 2.4 response -Funktionen response -Funktionen sind zweite Ableitungen der thermodynamischen Potentiale (a) Wärmekapazität (C X ), spezifische Wärme (c X ) de = δw + δq = PdV + ( ) + δq δq = de + PdV mit de = dv = ( ) E X ( ) V X T T ( ) E dx + ( ) V dx + X X dt dt wobei X = P, V, G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 22 / 25

2.4 response -Funktionen wir betrachten nun Prozesse, sodaß X = const., also dx = 0; dann gilt [( ) ( ) ] [ ] E V (δq) X = + P dt +... X }{{} dx = C X dt X 0 C X heißt Wärmekapazität bei konstantem X X = V X = P C P = C V = ( ) ( E 2 ) F = T V 2 > 0 V ( ) ( E V + P P [ ] (E + PV ) = P ) P ( H ) P = T ( 2 ) G 2 > 0 P die jeweils spezifische Wärme, c X, ist durch c X = C x /N gegeben G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 23 / 25

2.4 response -Funktionen (b) Kompressibilität κ X κ T = 1 ( ) V = 1 ( 2 ) G V P T V P 2 κ S = 1 ( ) V = 1 ( 2 ) H V P S V P 2 (c) isobarer Ausdehnungskoeffizient α P α P = 1 ( ) V = 1 V P V (d) isochorer Spannungskoeffizient β V β V = 1 ( ) P = 1 P V P T S ( 2 ) G P ( 2 ) F V > 0 G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 24 / 25

2.4 response -Funktionen es gelten (vgl. teilweise in den Tutorien) und ähnliche Relationen C P C V = TV α2 P κ T > 0 C P C V = κ T κ S G. Kahl & B.M. Mladek (E136) Statistische Physik I Kapitel 2 5. März 2012 25 / 25