Zweiter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht Schwerpunkt: Kindheit Prof. Dr. Werner Schmidt
Vereinfachtes Modell individueller Entwicklung Gesellschaftliche Rahmenbedingungen Wohnumfeld, Gesundheit, Bildung Ethnie, Geschlecht Kulturelle Normen und Werte Person Fähigkeiten Umwelt Entwicklungsangebote Mögliche Unterstützungspotenziale -Familie - Institutionen (Kindergarten, Schule) - Freunde, Freizeit (soziale Beziehungen) - Sportteilnahme (institutionell, informell)
Frühkindliche Bildung (0-6) & Primarbereich (6-10) Vergleich von 19 Nationen, EU und OECD 2005 Skandinavien Deutschland 0-3 Jahre Kindertagesplätze 98,4 % 11,2 % Betreuungsrelation 1:3? Ausgaben 1 % 0,4 % Platz 1-4 (NO, SWE, FI, DK) 18 3-6 Jahre Bewegung Pflicht freiwillig Ausbildung Erzieher Pflicht Betreuungsrelation 1:7 1:24 6-10 Jahre Betreuungsrelation 1:12 1:22 Sport fachfremd 25 % > 80 % Ausgaben 3,3 % 0,7 % Platz 1-4 14
Sozialstrukturelle Ungleichheiten (Extremwerte) 6 7 Abitur 1,2 30,6 55,6 LIB D ESP Ohne Schulabschluss 3,2/Soz. 20%/Migr. 33% 5 Übergang Gymnasium 12,3-40,7 % (72,5 %) 4 Nichtregelgerechte Sprachförderung 30-67 % 3 Koordinationsstörungen 22 % 2 Rückstellungen Schuleingang 3-25 % 1 Vorsorge 91,3 % - 19,3 %
Termine am Nachmittag 70 60 62,9 50 Prozent 40 30 20 10 0 11,9 2,7 6,4 15,1 1,0 Sport Musik Kunst Religiöses Umfeld Keine Termine Sonstiges
Vereinsmitgliedschaft und Risikogruppen (Angaben in %) Elternfamilie 58,9 45,2 Alleinerziehende 54,0 37,9 Deutsche 56,8 49,5 Ausländer/ Migration 61,6 26,3 Türkische Kinder 76,6 22,0 Einzelkind 59,3 46,2 Kleinfamilie (2-3 Kinder) 59,5 50,2 Großfamilie (4 u. mehr Kinder) 49,4 26,0
Veränderungen des mittleren Motorikquotienten (unterer Leistungsbereich) 95 93 90 mittlerer MQ 85 80 75 81 79 83 Versuchsgruppe Kontrollgruppe 70 1. Messzeitpunkt 2. Messzeitpunkt
Veränderung der mittleren Sprachtestwerte (unterer Leistungsbereich) 60 mittlerer T-Wert (PGN) 55 50 45 40 35 30 35 34 53 44 Versuchsgruppe Kontrollgruppe 25 1. Messzeitpunkt 2. Messzeitpunkt
Körperliche Aktivität und Konzentration 250 + 52 % Konzentrationsleistung 200 150 100 50 + 12 % -40 % 0 1. Stunde 3. Stunde 5. Stunde Sitzend Bewegungspausen Bewegungspausen + bewegter Unterricht
Wohlbefinden Schulsport und Schule 4 3,5 3 2,5 3,72 3,62 2,67 3,05 Mittelwert 2 1,5 1 0,5 0 Schulsport Schule Jungen Mädchen
Gesundheit (medizinische Befunde) Vorhersagen Kindheit Jugend Erwachsenenalter 1. Unfitte Kinder werden unfitte Erwachsene (Vorhersage Kindheit Jugend 80 %) 2. Tracking von PF (Physical Fitness) 3. Moderates Tracking von PA (Physical Activity)
Kindliches Selbstkonzept 1. Sportliches Engagement führt zur Stärkung des generellen Selbstkonzepts 2. Sportlich Engagierte verfügen über ein höheres soziales Selbstkonzept und eine höhere Akzeptanz innerhalb von Bezugsgruppen 3. Kinder, vor allem Mädchen, profitieren vom sportlichen Engagement (besonders profitieren Leistungsschwächere und sozial Benachteiligte)
Adipositas (Risikofaktor) 6 Jahre 10 Jahre Übergewicht 6,2 % 9,0 % Adipositas 2,9 % 6,4 % Zusammen 9,1 % 15,4 % Folgen -Bluthochdruck -HDL-Cholesterin -Blutfettwerte Ursachen Extensiver Medienkonsum (unter 10)
Motorische Leistungsfähigkeit 1. Längsschnitt (1976-2005) Abnahme der motorischen Leistungsfähigkeit im Kindesalter (5,5 %) und im Jugendalter (12,5 %). 2. KiGGS-MoMo-Studie Trotz der Annahme des goldenen Lernalters stagniert die relative Leistungsentwicklung im Alter von 6-10 Jahren (Leistungsverbesserungen konstitutionelle Effekte). 3. Sport-motorische Aktivitäten Entwicklungsschere zwischen Aktiven und Nicht-Aktiven wird bereits ab dem zehnten Lebensjahr größer.
Koordinationsstörungen von Schulanfängern 25 20 20,2 Prozent 15 10 7,8 9,2 13,9 5 0 1986 1992 1996 2003 Koordinationsstörungen im zeithistorischen Trend
Leistungssport 1. Verminderung des Leistungsvorsprungs trainierender und geförderterkinder von 10-13 Jahren. 2. Frühzeitig leistungsstärkere, erfolgreichere Sportler werden relativ häufig durch vormals unterlegene Sportler überholt. 3. Höhere sozioökonomische Schichten und höhere Bildungslaufbahnen sind im Nachwuchsleistungssport stark überrepräsentiert. 4. Emotional-affektive, motivationale und sozial-kommunikative Merkmalsbereiche werden unterschätzt. Empfehlungen: -Überdenken D-Kader (10-12 Jahre) -Verbesserung der Vereinsangebote -Vielseitige motorische Förderung
Handlungsempfehlungen - Flächendeckende Einrichtung von Bewegungskindergärten und Einführung des Pflichtfaches Bewegung in die Ausbildung von Erzieher/-innen - Flächendeckende Einrichtung der Bewegten Grundschule - Sportunterricht in der Grundschule nur durch Fachlehrkräfte - Abkehr von der frühen sportartspezifischen Spezialisierung - Entwicklung eines Basis-Lehrplans für alle Sportfachverbände im Sinne einer umfassenden motorischen Förderung von Kindern