Für den Anbau und die Produktion unserer Lebensmittel benötigen wir viel Fläche auch außerhalb der österreichischen Landesgrenzen. Wie groß unser Hunger auf Land tatsächlich ist, und was eine gesunde Ernährung bewirken könnte, zeigt eine neue Studie des WWF. rund Fleisch verbraucht der Österreicher pro Jahr. Hintergrund Die erste WWF Österreich Studie zum Thema Ernährung ( Achtung! Heiss und fettig: Klima und Ernährung in Österreich, 2015) untersuchte die Auswirkungen unserer Ernährung auf das Klima. Die Studie zeigte, dass in Österreich besonders viele tierische Produkte gegessen werden in 2011 hatte Österreich gar den höchsten Fleischverbrauch der EU. Insbesondere dieser Überkonsum von tierischen Produkten schlägt sich im Klima- Fußabdruck nieder und macht 67 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgase aus. Insgesamt verursacht in Österreich der Nahrungsmittelkonsum pro Person und Jahr mehr als 2.500 kg CO2-Äquivalente als direkte Emissionen. Das entspricht einer Autofahrt von Wien nach Peking und zurück! Die gute Nachricht ist: Alleine eine gesündere Ernährung nach den Empfehlungen des Bundesministerium für Gesundheit bewirkt eine Reduktion von 22 Prozent der Treibhausgase. Die zweite Studie, Hunger auf Land: Flächenverbrauch der österreichischen Ernährung im In- und Ausland, untersucht nun die Auswirkungen unserer Ernährung auf den Landverbrauch im In- und Ausland. Zusätzlich wird erneut ein Szenario berechnet, welche Auswirkungen eine gesündere Ernährung auf den ernährungsbedingten Flächenverbrauch Österreichs hätte.
Land-Fußabdruck (m2/kg Produkt) Ausgangslage In Österreich wird gerne und zu viel gegessen. Und am liebsten Fleisch und Milchprodukte. Diese machen ganze 27 Prozent unserer Ernährung aus. Das wirkt sich nicht nur schlecht auf unsere Gesundheit aus, sondern ist auch im wahrsten Sinn des Wortes schwere Kost für Mutter Erde. Wir essen 29 Prozent mehr Fleischprodukte, 80 Prozent mehr tierische Fette, 27 Prozent mehr Zucker und nehmen 43 Prozent mehr alkoholische Getränke Wir essen tierische Fette als der europäische Durschnitt zu uns als der europäische Durchschnitt. Bis zu Futtermittel werden für 1kg Fleisch benötigt Zusammenhang zwischen Ernährung und Landverbrauch Die Produktion jedes Lebensmittels benötigt Fläche, aber nicht jedes Lebensmittel gleich viel. Gerade tierische Produkte wie Fleisch, Milch oder Käse verbrauchen besonders viel Fläche, da ihre Herstellung Weideflächen und auch die Produktion der Futtermittel besonders viel Land in Anspruch nehmen. Um ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen, werden je nach Tierart und Haltungsform bis zu 16 Kilogramm Futtermittel benötigt. 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0
Weltweit nimmt die Landwirtschaft bereits fünf Milliarden Hektar in Anspruch. Das entspricht etwa einem Drittel der vorhandenen globalen Landfläche und übersteigt bereits die Gesamtfläche Asiens (4,5 Milliarden Hektar). Der steigende Flächenverbrauch durch die Landwirtschaft setzt einmalige Lebensräume und Arten immer weiter und stärker unter Druck. Fläche verbraucht unsere Ernährung Der österreichische Flächenverbrauch der Ernährung In Österreich verursacht alleine der Nahrungsmittelkonsum einen Flächenverbrauch von 3,1 Millionen Hektar im In- und Ausland. Das entspricht mehr als einem Drittel der Gesamtfläche Österreichs oder etwa der Fläche Belgiens. Unser Appetit auf tierische Produkte macht dabei den Großteil, nämlich 75 Prozent, unseres ernährungsbedingten Flächenverbrauchs aus. Wobei Fleisch und Milchprodukte etwa gleich viel zu diesem Anteil besteuern. Noch deutlicher wird der enorme Flächen-Fußabdruck einer fleischbetonten Ernährung bei einer Betrachtung des pflanzlichen Anteils: der Verzehr von Getreide, Gemüse, Obst macht nur 18 Prozent aus. des österreichischen Land-Fußabdrucks liegen im Ausland Landverbrauch im In- und Ausland Unser Landverbrauch beschränkt sich nicht auf österreichische Flächen. Mittlerweile hinterlässt unser Ernährungsstil Spuren auf der ganzen Welt. Etwa 40 Prozent des österreichischen Land- Fußabdrucks liegen im Ausland. Außerhalb Europas brauchen wir insbesondere Flächen für pflanzliche Lebensmittel, wie etwa Kaffee, Früchte oder pflanzliche Öle. Unser Verzehr an Fleischund Milchprodukten nimmt direkt oder indirekt (über den Import von Futtermitteln) Flächen vor allem innerhalb Europas, aber auch in Brasilien, Australien und Neuseeland in Anspruch. Insgesamt importieren wir mit Abstand die meiste Fläche aus Europa, gefolgt von wesentlichen Flächen in Südamerika, Südostasien, Westasien und Subsahara-Afrika. Mit unseren Essgewohnheiten haben wir also direkten Einfluss auf die landwirtschaftlichen Flächen in aller Welt.
Szenario: gesündere Ernährung Analog zur ersten Studie (WWF Ernährungsstudie, 2015) wurde berechnet welche Auswirkungen eine gesündere Ernährung auf den Flächenverbrauch hat. Für dieses Szenario wurden die Ernährungsempfehlungen des Bundesministerium für Gesundheit herangezogen: eine gesündere Ernährung bedeutet für den durchschnittlichen Österreicher einen geringeren Konsum an Fleisch- und Milchprodukte Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte Fleisch- und Milchprodukten, sowie einen höheren Verzehr von Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchten. Legt man dieses Szenario nun auf den Flächenverbrauch um, bedeutet dies eine Verringerung des Land-Fußabdrucks um 28 Prozent. Weitere zusätzliche Potenziale wie beispielsweise ein Konsum in Richtung saisonal-regional-bio-fairtrade oder eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung entlang der Wertschöpfungskette sind noch nicht miteingerechnet. Eine gesunde Ernährung verbraucht weniger Fläche Empfehlungen & Forderungen des WWF: Ziel des WWF ist es, den ökologischen Fußabdruck der Ernährung signifikant zu verringern. Vor dem Hintergrund eines großen
Klima- und Land-Fußabdrucks der österreichischen Ernährung, fordert und empfiehlt der WWF Österreich: DER POLITIK 1) Strategie Ernährung beeinflusst Umwelt, Klima und Gesundheit. Die Bundesregierung ist aufgerufen, eine langfristige Strategie zum Thema nachhaltige Ernährung in Österreich zu verankern. 2) Information Das Wissen um nachhaltige Ernährung ist Voraussetzung für das Tun. Daher fordert der WWF eine Informationskampagne zu Lebensmittelverschwendung, Lebensmittelwertigkeit und gesunder, nachhaltiger Ernährung. 3) Die öffentliche Hand als Vorbild Die öffentliche Beschaffung sowie Kantinen können als Vorzeigbeispiele für eine nachhaltige Beschaffung und Ernährung dienen. Die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette sollte im Fokus sein - vom Ursprung der Produkte über die Verarbeitung und das Angebot bis hin zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen. 4) Biovorreiterrolle Österreichs stärken Österreich hat im Vergleich bereits einen relativ hohen Anteil an Bio-Anbau. Diese Vorreiterrolle sollte durch Förderprogramme weiter verstärkt und ausgebaut werden. DEN UNTERNEHMEN 1) Reduktion der Lebensmittelverschwendung Der WWF empfiehlt, Portionsgrößen zu überdenken, bei der Lockerung von Handelsklassen und Normen mitzuwirken, Übriggebliebenes an karitative Organisationen weiterzugeben oder sich gemeinsam mit der Branche gegen Food Waste einzusetzen. 2) Beschaffung & Angebot nachhaltiger gestalten Unternehmen sollen ihren ökologischen Fußabdruck mithilfe von Wesentlichkeitsanalysen reduzieren. Maßnahmen sind etwa Zertifizierungen, die Erhöhung des Anteils an Bioprodukten, die Arbeit an der Lieferkette und einem Angebot Richtung nachhaltige Ernährung. 3) Information und Bewusstseinsbildung Unternehmen sind aufgerufen, ihre eigenen Kommunikationskanäle zu nutzen, um KonsumentInnen über Themen wie Lebensmittelverschwendung und -wertigkeit sowie eine gesunde, nachhaltige Ernährung zu informieren.
DEN KONSUMENTINNEN 1) Lebensmittel gehören nicht in den Müll Man schätzt, dass etwa 1/3 aller Lebensmittel in noch genießbarem Zustand entsorgt werden. Daher: Gehen Sie vorausschauend einkaufen, achten Sie auf eine gute Lagerung und schmeißen Sie nicht gleich alles weg wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Viele Lebensmittel sind noch weit darüber hinaus genießbar. Bei heiklen und leicht verderblichen Lebensmitteln wie Fleisch und Fisch sollten Sie sich allerdings an das Ablaufdatum halten. 2) Das Gute liegt so nah. Bevorzugen Sie saisonale und regionale Produkte Für ihre Herstellung bedarf es kurzer Transportwege, man spart Energie und Treibhausgasemissionen. Und bitte bedenken: Regionalität muss nicht an der Staatsgrenze enden. Der Apfel aus dem Nachbarland liegt oft näher als man denkt. 3) Gemüse in Massen, Fleisch in Maßen zurück zum Sonntagsschnitzerl! Wir sollten Gemüse, Getreide und Obst den Vortritt lassen! Nach den Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit essen wir fast 2/3 mehr Fleisch als gesund eingestuft wird. Gleichzeitig verursachen Fleisch- und Milchprodukte etwa 2/3 der direkten Treibhausgasemissionen. Mag. Friederike Klein WWF Österreich friederike.klein@wwf.at Weitere Informationen: www.wwf.at/ ernaehrung 4) Bitte nur Bio! Der Ökologische Landbau ist im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft ressourcenschonender und umweltverträglicher und weist auch ein größeres Naturschutzpotential auf! Es werden weniger Pestizide eingesetzt, weniger mineralische Dünger verwendet und auch die Fläche wird weniger bearbeitet - und das tut auch dem Boden gut! Aber aufgepasst: Nur wo ein Bio-Siegel drauf ist, ist auch Bio drin. Kaufen Sie heimischen Bio-Fisch oder Fischprodukte mit den Siegeln von MSC und ASC. Dasselbe gilt für palmölhaltige Produkte, bevorzugen Sie solche, die zertifiziertes nachhaltigeres Palmöl (erkennbar am RSPO-Siegel) und Bio-Palmöl enthalten. Achten Sie auch beim Kauf von Sojaprodukten auf Bio und die Herkunft. 5) Last Mile beachten Einen oft unterschätzten Anteil am Fußabdruck von Lebensmitteln hat auch der Transport der Produkte vom Verkaufsort bis nach Hause in die eigene Küche. Besonders, wenn für wenige Kilogramm Lebensmittel 1500 Kilogramm Auto mitbewegt werden müssen. WWF Österreich Ottakringer Straße 114-116 1160 Wien Österreich 1986 Panda Symbol WWF - World Wide Fund For Nature (also known as World Wildlife Fund) WWF is a WWF Registered Trademark Tel.: +43 1 488 17-0 Fax: +43 1 488 17-44 wwf@wwf.at www.wwf.at www.facebook.com/wwfoesterreich
Österreich Europa Westasien Russland Nordamerika Zentralamerika Südamerika Nordafrika Subsahara-Afrika Südasien Südostasien Zentral- & Ostasien Australien & Ozeanien Österreichs Land-Fußabdruck pro Produkt nach Herkunftsland in 1,000ha, 2010 Weizen 79,4 50,1 0,3 4 0,8 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,2 0,1 Reis 0,0 3,4 0,0 0 0,5 0,0 0,5 0,0 0,0 1,0 3,3 0,0 0,0 Mais 7,8 4,8 0,0 0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 Andere Getreide 24,1 7,0 0,0 0,1 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,2 Wurzelgemüse & Hülsenfrüchte 13,3 2,2 0,2 0,4 0,2 0,0 0,1 0,0 0,2 0,0 0,2 0,3 0,0 Zucker & Süßstoffe 20,8 8,6 0,1 0 0,0 0,3 1,7 0,0 0,5 0,0 0,1 0,0 0,0 Ölsaaten (primär) 6,5 5,1 0,7 0,8 1,4 0,2 3,7 0,0 1,1 3,9 1,1 0,8 0,0 Pflanzliche Öle 51,8 87,4 0,3 4,3 1,3 0,0 1,9 1,7 1,8 2,3 10,1 0,2 0,2 Früchte, Gemüse, Gewürze 37,5 62,8 24,7 0,2 4,3 2,2 9,0 2,1 4,7 4,1 4,6 4,5 0,4 Stimulantien (Kakao, Kaffee, Tee) 0,0 0,0 0,0 0 1,9 9,7 29,5 0,0 34,5 4,7 19,7 0,5 0,0 Alkohol 75,2 20,4 0,1 0,2 0,4 0,0 0,3 0,0 0,2 0,0 0,0 0,0 0,4 Gesamter Land-Fußabdruck von Nahrungspflanzen inkl. Getränken zum menschlichen Verzehr 316,4 251,8 26,4 10,0 10,8 12,4 46,7 3,8 43,0 16,0 39,1 6,5 1,3 Gesamter Land-Fußabdruck von Futtermittelpflanzen 634,8 483,8 0,5 0,6 1,9 0,0 5,2 0,4 0,2 0,0 0,6 0,1 1,2 Gesamter Land-Fußabdruck von Weidefläche 871,0 252,3 0,0 0,0 0,3 0,0 9,6 0,0 2,7 0,0 0,0 0,0 1,8 Gesamter Land-Fußabdruck 1,000 HA 1822,2 987,9 26,9 10,6 13,0 12,4 61,5 4,2 45,9 16,0 39,7 6,6 4,3 % von Gesamtfläche 59,7 32,4 0,9 0,2 0,4 0,4 2,0 0,1 1,5 0,5 1,3 0,2 0,1