Persönliche PDF-Datei für B. Seekatz, G. Haug, G. Mosler, B. Schwaab, R. Altstidl, U. Worringen, H. Faller, K. Meng

Ähnliche Dokumente
Weiterentwicklung des Curriculum Rückenschule aus dem Gesundheitstrainingsprogramms der Deutschen Rentenversicherung Bund

Workshop Kardiologie. Konzept, Durchführungspraxis und Evaluation des Curriculum Koronare Herzkrankheit. Gesundheitstraining Curriculum KHK

Lebensstiländerung was kann die Rehabilitation erreichen (und wie)?

Die Wirksamkeit einer Intervention zur Förderung der Gesundheitskompetenz bei Patienten mit chronischen muskuloskelettalen Erkrankungen

Prädiktoren der Medikamenten-Adhärenz bei Patienten mit depressiven Störungen

Führt eine bedarfsgerechte Patienteninformation zu einer verbesserten patientenseitigen Informationsbewertung?

Förderung der Selbstregulation bei PatientInnen mit chronischen Krankheiten

Entwicklung und Evaluation einer Patientenschulung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen PACED

Selbstmanagementförderung durch Handlungs und Bewältigungspläne in den Würzburger Projekten

Onkologische Schulung

Publikationen Dr. Christina Reese

Strategien der Verhaltensänderung aus gesundheitspsychologischer Perspektive

Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma Langfassung (2. Auflage)

Lebensstil. Effektivität. Interventionen. Schulungsprogramme als zentraler Präventionsansatz in der Rehabilitation. und Krankheitsrisiko.

Die Gesundheitspsychologie erforscht den Zusammenhang von Verhalten und Erleben mit Gesundheit, Krankheit und Genesung.

Was wird aus Versicherten mit abgelehntem Reha-Antrag?

Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der Rehabilitation von PatientInnen mit chronischen Rückenschmerzen

Verhaltensbezogene Bewegungstherapie in der verhaltensmedizinisch-orthopädischen Rehabilitation (VMO)*

Impulse für die Leitlinienentwicklung aus der Genderperspektive am Beispiel von internationalen Leitlinien zur Depression

Was ist kardiale Rehabilitation?

Stadien-Erfassung. Nein, aber ich habe die feste Absicht dazu.

Rehabilitationsbezogene Behandlungskonzepte von Patienten mit chronischem Rückenschmerz und Depression

Ergebnisse der 2014 neu durchgeführten Behandlungen im Psychotherapieteam

DEGEMED Exzellente Patientenschulung 5. Juni 2012 Anforderungen der DRV Bund an Patientenschulungen

Das Reha-Leitlinienprogramm der BfA

Die Bedeutung von interprofessioneller Teamarbeit für die Patientenzufriedenheit in der Behandlung chronischer Erkrankungen

Wie wirkt Laufen gegen Depression? Prof. Dr. Gerhard Huber Institut für Sport und Sportwissenschaft Universität Heidelberg

TOP III Kommunikative Kompetenz im ärztlichen Alltag Verstehen und Verständigen

Eine Klinik der LVA Rheinprovinz

Gesundheitsbezogene Lebensqualität, körperliche Beschwerden, psychische Komorbidität und Interventionen bei Dyspepsie

ACS Versorgungssituation in Deutschland

Entwicklung und Evaluation eines Trainingsmoduls zur partizipativen Vereinbarung von Zielen in der stationären medizinischen Rehabilitation (PARZIVAR)

Die Entwicklung eines Arbeitsbuches zur Zielvereinbarung in der medizinischen Rehabilitation

Verhaltensbezogene Bewegungstherapie in der verhaltensmedizinisch-orthopädischen Rehabilitation (VMO)*

Klinische Psychologie: Körperliche Erkrankungen kompakt

Wirksamkeit von medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation (MBOR) in der klinischen Praxis F. Zinram, A. Kobelt & M.

Die Geschlechterperspektive in der kardiologischen Rehabilitation

Forschungsgruppe THICS Entwicklung und Evaluation des Therapieprogramms für Kinder und Jugendlichen mit Tic-Störungen

Die Rehabilitation. möglicher Arbeitsplatz für Gesundheitspädagogen und Gesundheitsförderer? Dr. Christiane Korsukéwitz

Prof. Dr. Dr. Martin HärterH

soziales Netzwerk nahestehende Person Und dann? Einleitung Studiendesign und Methode Hintergrund Teilnehmerzahlen

FiRe-NET Netzwerk Rehabilitation bei Fibromyalgie

Qualität t und Evidenz in der Ernährungsmedizin Sind Leitlinien eine Hilfe?

Projekt. Effektivität des Gesundheitstrainingsprogramms der Deutschen Rentenversicherung Bund - Curriculum Rückenschule.

Interventionsstudien

Unverändert höheres Risikoprofil von Frauen in der Sekundärprävention der KHK Sechs-Jahres-Verlauf an Patienten

Effektivität einer Intervention zur bedarfsgerechten Patienteninformation bei Patienten mit Depression - wer profitiert?

Psychometrische Kriterien der deutschsprachigen Version des Cardiff Wound Impact Schedule / CWIS

Zusammenfassung. 5 Zusammenfassung

Informations- und Wissensstand der Mütter von Kindern mit angeborenem Herzfehler

Wirksamkeit pneumologischer und dermatologischer Rehabilitation - Ergebnisse ein Jahr nach Entlassung

Gesundheitsbezogene Lebensqualität 5 bis 10 Jahre nach einer Darmkrebsdiagnose

TeNoR: Telefonische Nachsorge in der orthopädischen Rehabilitation. Entwicklung und Evaluation eines Nachsorge-Konzepts für MBOR-Rehabilitanden

Poststationäre Maßnahme: Wer nimmt teil? Daniela Huber (1)

Psychologische Interventionen bei koronarer Herzkrankheit, Rückenschmerz, Diabetes mellitus Typ 2 und in der Onkologie

Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl

Gesundheitskompetenz bezüglich edukativer Interventionen bei Patienten mit chronischen muskuloskelettalen Erkrankungen

Lebensqualität bei chronischer Herzinsuffizienz

WAS IST LEBENSQUALITÄT? DIPL. PGW R. BECKER

Psychologie des Gesundheitsverhaltens

VON DER MOTIVATION ZUR VOLITION. MoVo-LISA MoVo-LIFE. Wiebke Göhner

Telehealth Lösungen - Unterstützung des Selbstmanagements chronisch Kranker

Einführung in die Gesundheitspsychologie

KHK mit Angina pectoris: Ivabradin reduziert kardiale Ereignisse

Aussagekraft von Anamnese, körperlicher Untersuchung und EKG in der Diagnostik der KHK. Eine systematische Übersichtsarbeit.

Intervention zur Förderung der Selbstregulation: Hemmende und förderliche Faktoren der Implementation

Klinik für Anaesthesiologie Prof. Dr. U. Kreimeier. Postresuscitation Care

Knospe-ABA GmbH. Die Bedeutung des Eltern-Trainings in ABA

Modul 1: Grundlagen kennen lernen: Entstehung, Ursachen, Symptome, Risiko- und Schutzfaktoren

Kurzpräsentation: Patientenschulungen Modul: Forschungsfragen und Ethik Dozent: Prof. Dr. Andreas Zieger Referentin: Laura Totzek

Psychologische Faktoren im Krankheitsverlauf. Myelomtage Heidelberg Patiententag

Evidenzbasierte Physiotherapie aktueller Stand und Perspektiven

Psychosoziale Beratung in der Suchttherapie Welche Zukunft hat die Soziale Arbeit?

Projekt: Rückenschule ( Erfahrungsbericht)

DEPRENA: Reha-Nachsorge für depressive Patienten mit einer Smartphone-App

Gütekriterien für evaluative Messinstrumente in der Rehabilitation

BOMeN ein Schulungsprogramm aus der Neurologie. Menzel-Begemann, A.

Herzinsuffizienz wie kann das Pumpversagen vermieden (und behandelt) werden?

Rehabilitationspflege findet überall statt

How does the Institute for quality and efficiency in health care work?

Entwicklung und Evaluation eines Konzepts zur patientenorientierten Teamentwicklung in Rehabilitationskliniken (PATENT)

Ergebnisse früherer Studien

Brauchen wir eine Evidenz-basierte Telemedizin?

Nierentransplantation und Rehabilitation

3. Diskussion 3.1. Lebensqualität

Fahreignung nach neurologischen Erkrankungen

Rauchen kein Lifestyle, sondern Tabakabhängigkeit: Wunsch und Wirklichkeit des Rauchstopps bei älteren Rauchern

Evidenzreport Jugendlichen-Untersuchung NEU

Evidenz-basierte Therapie: Der Feind therapeutischer Intuition? Dr. O. Wegwarth Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

SF-36 Fragebogen zum Gesundheitszustand. Seminar: Testen und Entscheiden Dozentin: Susanne Jäger Referentin: Julia Plato Datum:

Update Antihypertensiva

Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik WIE ENTSTEHT WISSEN? EVIDENZBASIERTE MEDIZIN

Entwicklung und Evaluation eines auf den Nachsorgebedarf abgestimmten differenziellen Nachsorgekonzeptes für die psychosomatische Rehabilitation

Abschlussbericht D06-01H Version 1.0 PET und PET/CT bei Ösophaguskarzinom

Leben nach Krebs. Joachim B. Weis. Belastung und Krankheitsverarbeitung im Verlauf einer Krebserkrankung

Diabetes mellitus und kardiovaskuläres Risiko: Welches ist die optimale Therapie?

Pflegebezogene Kompetenzen und Gesundheitsbezogene Lebensqualität von Dualstudierenden eines grundständigen Pflegestudienganges

Transkript:

Persönliche PDF-Datei für B. Seekatz, G. Haug, G. Mosler, B. Schwaab, R. Altstidl, U. Worringen, H. Faller, K. Meng www.thieme.de Mit den besten Grüßen vom Georg Thieme Verlag Entwicklung und kurzfristige Effektivität eines standardisierten Schulungsprogramms für die Rehabilitation bei koronarer Herzkrankheit DOI 10.1055/s-0032-1327727 Rehabilitation 2013; 52: 344 351 Nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Keine kommerzielle Nutzung, keine Einstellung in Repositorien. Verlag und Copyright: 2013 by Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstraße 14 70469 Stuttgart ISSN 0034-3536 Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags

344 Originalarbeit Entwicklung und kurzfristige Effektivität eines standardisierten Schulungsprogramms für die Rehabilitation bei koronarer Herzkrankheit Development and Short-Term Effects of a Standardized Patient Education Program for In-Patient Cardiologic Rehabilitation Autoren B. Seekatz 1, G. Haug 2, G. Mosler 3, B. Schwaab 4, R. Altstidl 2, U. Worringen 5, H. Faller 1, K. Meng 1 Institute 1 Abteilung für Medizinische Psychologie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Universität Würzburg 2 Reha-Zentrum Bayerisch Gmain Klinik Hochstaufen der Deutschen Rentenversicherung Bund, Bayerisch Gmain 3 Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd Klinik Höhenried, Bernried 4 Curschmann Klinik der Klinikgruppe Dr. Guth, Timmendorfer Strand 5 Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin Schlüsselwörter Patientenschulung Koronare Herzkrankheit Evaluation Key words patient education coronary heart disease evaluation Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0032-1327727 Online-Publikation: 7.6.2013 Rehabilitation 2013; 52: 344 351 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart New York ISSN 0034-3536 Korrespondenzadresse Bettina Seekatz Universität Würzburg Abteilung für Medizinische Psychologie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften Klinikstraße 3 97070 Würzburg b.seekatz@uni-wuerzburg.de Abstract Background: Patient education is an essential part in the treatment of coronary heart disease in medical rehabilitation. In the German-speaking area, no standardized and evaluated patient education program for coronary heart disease is available so far. In this paper, we demonstrate the development of a quality assured patient education program based on a health-education program of the German statutory pension insurance scheme. Methods: In a multi-level approach, an existing program was modified concerning treatment evidence, practical guidelines, theories of health and illness behavior and quality criteria for patient education as well as clinical experience and thereafter manualized. In a formative evaluation, feasibility and patient acceptance of this modified program were assessed using evaluation questionnaires of patients and trainers. Afterwards, effects of the patient education program as compared to a traditional education program were assessed on a short-term (at discharge), medium-term (6-month follow-up) and longterm (12-month follow-up) basis in a multicenter quasi-experimental control group study of patients with coronary heart disease (n = 434). Results: Results of the formative evaluation demonstrate an overall good acceptance and a good feasibility of the manualized program. Shortterm results show a significant small treatment effect in the primary outcome variable patients knowledge (p = 0.001, η 2 = 0.028). Furthermore, small effects were also observed among some secondary outcomes, such as attitude towards medication, planning of physical activity, psychological quality of life and satisfaction with the education program. Conclusion: A standardized education program for patients with coronary heart disease has been developed in a systematic process based on esta- Zusammenfassung Hintergrund und Zielsetzung: Patientenschulungen sind ein wesentliches Element in der Behandlung koronarer Herzkrankheiten (KHK). Für den deutschsprachigen Raum liegt bislang kein standardisiertes und evaluiertes Schulungsprogramm für die kardiologische Rehabilitation vor. Die vorliegende Studie hat das Ziel der systematischen Entwicklung und Evaluation einer qualitätsgesicherten Patientenschulung auf Grundlage des Curriculums Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus dem Gesundheitstrainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund. Methodik: In einem mehrstufigen Prozess wurde das Curriculum mit Bezug auf Evidenz, Leitlinien, Theorien des Gesundheitsverhaltens und Schulungskriterien sowie klinischer Expertise überarbeitet und als Curriculum Koronare Herzkrankheit manualisiert. In einer formativen Evaluation wurden die Durchführbarkeit und Akzeptanz des modifizierten Curriculums mittels schriftlicher Patienten- und Dozentenbefragungen sowie strukturierten Beobachtungen geprüft. Anschließend wurde in einer multizentrischen quasi-experimentellen Kontrollgruppenstudie mit 4 Messzeitpunkten (Reha-Beginn, Reha-Ende, 6- und 12-Monats-Katamnese) die Wirksamkeit der Schulung bei Rehabilitanden mit koronarer Herzkrankheit (n = 434) im Vergleich zur traditionellen Schulung geprüft. Ergebnisse: Die Ergebnisse der formativen Evaluation zeigen eine gute Akzeptanz des Programms und bestätigen die praktische Durchführbarkeit des manualisierten Curriculums. Ergebnisse zur kurzfristigen Wirksamkeit zu Reha- Ende zeigen einen signifikanten, kleinen Gruppenunterschied im primären Zielkriterium Krankheits- und Behandlungswissen zugunsten des neuen Curriculums (p = 0,001, η 2 = 0,028). Weitere signifikante, kleine Gruppenunterschiede bestehen in einigen sekundären Outcome-

Originalarbeit 345 parametern, wie Einstellungen zur Medikamenteneinnahme, Handlungsplanung zu körperlicher Aktivität, psychische Lebensqualität und Schulungszufriedenheit. Schlussfolgerung: In einer systematischen Entwicklungsarbeit konnte ein standardisiertes Schulungsprogramm bei KHK nach den bestehenden Qualitätsstandards erarbeitet werden. Nach Abschluss der Evaluation kann das Curriculum bei mittelund langfristiger Wirksamkeit disseminiert werden. Mit der Manualisierung ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Transfer der Schulungsergebnisse gegeben. Inhaltliche und formale Überarbeitung Aus den aktuellen Leitlinien für Patienten mit Herz-Kreislauf- Erkrankungen wurden wesentliche Inhalte definiert [2, 3 ]. Insbesondere die Krankheitsinformation (Grundlagen, Diagnostik, Behandlung) war schon im bestehenden Curriculum umgesetzt; als zusätzliche Inhalte wurden die Erkennung und Behandlung akuter Komplikationen (z. B. Verhalten bei Verdacht auf Herzinfarkt), der Umgang mit Risikofaktoren/-erkrankungen sowie die Themen Angst und Depression im Rahmen der kardialen Erkrankung bei der Überarbeitung integriert. Die Vielzahl zu vermittelnder Inhalte bei begrenzter Schulungsdauer macht eine Selektion erforderlich. Daher wurde eine Eingrenzung auf die KHK vorgenommen. Leitlinien ermöglichen zudem die inhaltliche Festlegung von Zielkriterien für die Bereiche körperliche Aktivität, Ernährung und Rauchen [2, 12, 13 ]. Da körperliche Aktivität und Ernährung für die gesamte Zielpopulation relevant sind, wurde hier der Fokus des neuen Programms mit motivationalen und volitionalen Inhalten gesetzt (s. Kap. Theoretische Fundierung). Hinsichtlich Rauchen und Stress bestehen spezifischere Zielpopulationen, sodass weiterhin nur der motivationale Bereich angesprochen und auf weitere Klinikangebote verwiesen wird. Bei der Umsetzung des Curriculums ist daher eine Abstimmung mit ergänzenden Therapiemodulen wie z. B. Patientenschulungen für definierte Zielgruppen, Ernährungsschulung und Tabakentwöhnung erforderlich. Reviews legen Defizite bei der Medikamentenadhärenz offen [14, 15 ]. Interventionen zu deren Verbesserung sind erfolgreiblished quality standards. Depending on the outstanding medium and long-term effects, the program may be recommended for general use in medical rehabilitation. The manual provides the prerequisites allowing for a successful transfer into clinical practice. Hintergrund und Zielsetzung Für die Behandlung koronarer Herzkrankheiten (KHK) stellen Schulungen ein wesentliches Element des Risikofaktorenmanagements dar und sind fester Bestandteil der Rehabilitation, was sich auch in den aktuellen Behandlungsempfehlungen widerspiegelt [1 4 ]. International liegt eine Reihe von Programmen für den ambulanten und stationären Bereich vor. Metaanalysen und Cochrane-Reviews bestätigen die Effektivität von sekundärpräventiven Maßnahmen, psychologischen Interventionen und psychoedukativen Schulungsprogrammen für Patienten mit KHK für die kardialen Risikofaktoren und den Funktionsstatus, während für die kardiale Mortalität, Reinfarktrate und Lebensqualität eine heterogene Evidenz vorliegt [5 8 ]. Insgesamt besteht eine starke Heterogenität der Programme, was die Vergleichbarkeit erschwert. Zudem ist die Übertragbarkeit der Befunde auf das deutsche Gesundheitssystem durch die strukturellen Unterschiede in der Rehabilitation eingeschränkt. In Deutschland liegen bislang 3 strukturierte bzw. standardisierte publizierte Schulungsprogramme für Patienten mit KHK vor. Das Curriculum Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus dem Gesundheitstrainingsprogramm [9 ] und das Schulungsprogramm Koronare Herzerkrankung [ 10 ] wurden für die stationäre Rehabilitation erarbeitet, während das strukturierte Schulungsprogramm für Patienten mit KHK [ 11 ] für die ambulante Versorgung konzipiert wurde. Deren zeitlicher Umfang variiert zwischen 5 Modulen à 60 min [ 9 ] und 9 Modulen mit insgesamt 960 min [10 ]. Gemeinsame Inhalte sind die Wissensvermittlung zu Erkrankung, Behandlung, Risikofaktoren und Lebensstiländerung sowie die Krankheitsbewältigung; Unterschiede zeigen sich in der Auswahl und Gewichtung der Inhalte und im Grad der Ausarbeitung (z. B. Methoden, Material). Bislang liegen keine Ergebnisse zur Effektivität vor. Ziel einer Studie ist daher 1. die systematische Weiterentwicklung des Curriculums Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus dem Gesundheitstrainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund mit formativer Evaluation sowie 2. die Überprüfung der kurz-, mittel- und langfristigen Effektivität in einer summativen Evaluation. Entwicklungsbedarf besteht dabei in einer Aktualisierung der Inhalte und Methoden sowie in der Integration aktueller Ansätze zur Lebensstiländerung. Der vorliegende Beitrag berichtet Ergebnisse zur Programmentwicklung und zur kurzfristigen Wirksamkeit aus der summativen Evaluation. Systematische Weiterentwicklung des Curriculums Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ausgangspunkt für die konzeptuelle Überarbeitung des Curriculums war eine umfassende Literaturrecherche in Bezug auf Schulungsprogramme für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leitlinien, Qualitätskriterien für Schulungen, Evidenz von gruppenbezogenen Interventionen bei KHK für die zentralen Bereiche Wissensvermittlung, Lebensstiländerung, Medikamentenadhärenz und genderspezifische Aspekte sowie Ansätze zur theoretischen Fundierung. Aus deren Resultaten wurden inhaltliche und formale Entwicklungsansätze abgeleitet und in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe von Klinikern und Wissenschaftlern1 diskutiert. In einem mehrstufigen Prozess wurde ein Entwurf formuliert, von der Arbeitsgruppe auf Inhalt, Umsetzbarkeit und zeitliche Gewichtung hin kommentiert und überarbeitet. Nach abschließender Definition des Curriculums wurde zusätzlich ein Schulungsmanual mit Materialien zur Umsetzung erstellt und wiederum von der Arbeitsgruppe kommentiert und überarbeitet. Im dargelegten Prozess wurde ein standardisiertes Schulungsprogramm (s. Tab. 1 ) entwickelt. Überarbeitungsaspekte werden im Folgenden dargestellt. 1 Projektmitarbeiter des Arbeitsbereichs Rehabilitationswissenschaften, Universität Würzburg (Prof. Dr. Dr. Faller), Mitarbeiter der Kliniken Hochstaufen (Ärztlicher Direktor: Dr. Haug) und Höhenried (ehemaliger Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Schwaab).

346 Originalarbeit Tab. 1 Curriculum Koronare Herzkrankheit (Projektversion, 2011). Einheiten 5 (M1 M5) Dauer (min) 225 (5 45) Module: Inhalte (Methoden) M1 Funktionsweise des Herzens, Ursachen und Symptome der koronaren Herzkrankheit, begleitende Krankheitsbilder, Information über Schutz- und Risikofaktoren, Änderungsbedarfe bzgl. beeinflussbarer Risikofaktoren (Vortrag, Diskussion, Einzelarbeit: Erstellung eines persönlichen Risikoprofils mit Änderungsbedarfen) M2 Interventionelle, operative und medikamentöse Behandlungsansätze bei koronarer Herzkrankheit und Begleiterkrankungen, Medikamenteneinnahmeverhalten: Ursachen für Noncompliance, Strategien für therapiekonforme Einnahme (Vortrag, Diskussion, Einzelarbeit: Erstellung einer individuellen Medikamentenübersicht) M3 Umgang krankheitsbedingten Veränderungen im Alltag: akute Krankheitssymptome und geeignete Maßnahmen, Auswirkungen der Erkrankung auf Funktionsfähigkeit und emotionales Befinden: Symptome, Strategien, Unterstützungsangebote (Vortrag, Diskussion, Arbeit mit Fallvignetten, Einzelarbeit: Reflexion von Einschränkungen im Alltag durch die Herzerkrankung) M4 Verhaltensempfehlungen, Reflexion von Lebensstil- und Verhaltensänderungen mit Bezug zu bestehenden Risikofaktoren (Vortrag, Diskussion, Einzelarbeit: Auswahl von Zielbereichen für Lebensstiländerung) M5 Umsetzung von Lebensstil- und Verhaltensänderungen: Planung, Barrieren/Gegenstrategien und Unterstützungsangebote, Handlungskontrolle: Selbstbeobachtung und Adaptation von Plänen (Vortrag, Diskussion, Einzelarbeit: Erstellung eines eigenen Handlungs- und Bewältigungsplans) Dozenten (Module) Materialien Arzt (M1 3) Arzt/Psychologe/Bewegungstherapeut (M4 5) Curriculum Manual, inkl. Schulungsmaterialien (Folien, Patienteninformation mit Arbeitsblättern) cher, wenn sowohl die nicht-intentionale (Barrieren wie Erinnerungs- oder Verständnisprobleme) als auch die intentionale Nonadhärenz (Patient beschließt die Anordnung nicht umzusetzen) berücksichtigt werden. Subjektive Überzeugungen, d. h. die Bewertung des individuellen Behandlungsbedarfs [16, 17 ] in Relation zu den Befürchtungen über Nebenwirkungen, sollen angesprochen werden. Im Curriculum werden daher neben der bisherigen Informationsvermittlung zur Medikation sowohl motivationale Faktoren als auch Strategien der Einnahme im Zusammenhang mit Barrieren thematisiert. Genderspezifische Aspekte sind von hoher Relevanz bei der Behandlung der KHK [ 18 ]. Es bestehen Unterschiede im Erkrankungsalter, in der Symptomatik und bei den Behandlungsbedürfnissen. Zudem scheinen Frauen nicht in gleichem Maß von der Rehabilitation bzw. den psychosozialen Interventionen zu profitieren wie Männer [ 7, 19 21 ]. Im Curriculum werden genderspezifische Inhalte jetzt explizit aufgegriffen (z. B. Symptomatik bei Herzinfarkt, Barrieren für körperliche Aktivität). Angenommen wird, dass durch die Methodenvielfalt und patientenorientierte Didaktik dem Interventionsbedürfnis beider Geschlechter besser entsprochen werden kann. Bei der formalen und didaktischen Weiterentwicklung des Curriculums wurden Qualitätsmerkmale für standardisierte Schulungen [22, 23 ] berücksichtigt. Aufbauend auf der Struktur des Gesundheitstrainings [ 9, 24 ] wurde eine Manualisierung vorgenommen. Der methodische Ablauf zur Umsetzung der Inhalte wurde beschrieben und Schulungsmaterialien ausgearbeitet. In allen Modulen werden neben der Informationsvermittlung durch interaktiven Vortrag stets aktivierende Methoden und Elemente zum Alltagstransfer eingesetzt. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 15 begrenzt; das neue Programm primär zur Durchführung in geschlossenen Gruppen konzipiert. Theoretische Fundierung Theoriegeleitete Interventionen sind tendenziell in ihrer Wirksamkeit überlegen [25 ]. Das überarbeitete Curriculum arbeitet mit Interventionstechniken, die auf Erkenntnissen des Self Regulatory Model (SRM, [ 26 ] ) und des sozial-kognitiven Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (HAPA, [27 ] ) basieren. Nach dem SRM bestimmen subjektive Krankheitsannahmen der Patienten maßgeblich den Umgang mit der Krankheit und die Adhärenz [ 28 ]. Das Curriculum verfolgt daher das Ziel, ungünstige subjektive Krankheitsannahmen so zu modifizieren, dass sie förderlichen Lebensstiländerungen nicht entgegenstehen. Dazu bedarf es sowohl der gezielten Information (Krankheits-/Behandlungswissen), als auch konkreter verhaltensbezogener Unterstützung [29 ]. Durch patientenorientiertes Vorgehen, d. h. Auswahl der Inhalte nach Relevanz für die Gruppe, wird die Bedeutsamkeit der Themen für jeden Patienten umgesetzt und in der individualisierten Schwerpunktsetzung der Patienten bezüglich der Lebensstiländerung fortgeführt. Nach dem HAPA-Modell sind in der motivationalen Phase die Risikowahrnehmung, Handlungsergebniserwartung sowie Selbstwirksamkeitserwartung entscheidend für die Bildung einer Verhaltensintention. In der folgenden volitionalen Phase sind Planungsprozesse sowie Selbstwirksamkeitserwartungen bezüglich Aufrechterhaltung und Erholung von Rückschlägen bedeutsam [ 30 ]. Den HAPA-Determinanten wurden Interventionstechniken [31 ] zugeordnet und in die Module integriert. Zur Förderung motivationaler Determinanten werden als Techniken u. a. Informationsvermittlung zu Verhaltenskonsequenzen sowie Vorteile/Nutzen einer Verhaltensänderung durchgeführt. Zur Förderung volitionaler Determinanten werden Zielsetzung, Handlungs- und Bewältigungsplanung sowie Anleitung zur Selbstbeobachtung verwandt. Formative Evaluation Methodik Die Implementierung des Curriculums in 2 kardiologische Rehabilitationskliniken wurde mit einer formativen Evaluation begleitet. Ziel war es, die Akzeptanz des Programms sowie dessen manualisierte Durchführbarkeit zu überprüfen. Die Datenerhebung erfolgte im Mai 2011 durch Patienten- und Dozentenbefragungen mittels Fragebogen im Anschluss an die Schulungseinheiten sowie durch strukturierte Beobachtungen der 5 Schulungsmodule. Die formative Evaluation wurde in Anlehnung an die Arbeiten zur Evaluation des Gesundheitstrainingsprogramms am Beispiel des Curriculums Rückenschule [ 32 ] vorgenommen. Komponenten der Schulungsbewertung waren die inhaltliche Konzeption und Umsetzung, die Dozentenkompetenz sowie Gruppenparameter.

Originalarbeit 347 Im Schulungsbewertungsbogen für Patienten werden mit 8 Items Auswahl, Verständlichkeit und subjektiver Nutzen der Inhalte, die Vortragsweise des Dozenten, die Foliengestaltung und die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme sowie die Gruppenatmosphäre bewertet. Die Beurteilung erfolgt auf einer 6-stufigen Skala (Schulnotenskala; 1 = sehr gut, 6 = ungenügend). Die Gruppengröße kann mittels dreier Kategorien ( zu groß, zu klein, genau richtig ) bewertet werden. Des Weiteren sind Rückmeldungen über 2 offene Fragen möglich ( Was hat Ihnen besonders gut gefallen? ; Was hat Ihnen überhaupt nicht gefallen? ). Der Schulungsbewertungsbogen für Dozenten beinhaltet 8 Items zum Teilnehmerinteresse und -verständnis der Inhalte, zur Teilnehmerbeteiligung und Gruppenatmosphäre sowie zur Umsetzung der Ziele und zur eigenen Informationsvermittlung (Vortragsweise, Moderation der Diskussion, Einsatz von Materialien). Des Weiteren wird die Umsetzung der einzelnen Lernziele (Antwortmöglichkeiten: ja/teilweise/nein) eingeschätzt und es können offene Anmerkungen vorgenommen werden. Mit den Beobachterprotokollbogen kann für jedes Modul die manualbezogene Durchführung in Bezug auf die Lernziele, d. h. deren Inhalte, Vermittlung und Durchführungszeit, beurteilt werden. In jeder Klinik wurden 2 Schulungsgruppen von insgesamt 6 Dozenten (3 Ärzte, 2 Psychologen, 1 Bewegungstherapeut) und jeweils zwischen 12 und 15 teilnehmenden Patienten bewertet. Strukturierte Beobachtungen durch die Projektmitarbeiter wurden für 7 Module durchgeführt. Jedes Modul wurde mindestens einmal visitiert. Ergebnisse Die befragten Patienten (n = 54 Patienten) bewerteten die Schulung in den einzelnen Beurteilungskriterien als gut bis sehr gut. Am besten wurde die Verständlichkeit der Inhalte bewertet (M = 1,71, Standardabweichung SD = 0,37), am kritischsten die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch (M = 2,02, SD = 0,47). Die durchschnittliche Gesamtbewertung der einzelnen Module ist ebenfalls im guten Bereich (1,74 M 2,08). Die Gruppengröße wurde von einem Großteil der Patienten als passend bewertet (92 100 % pro Modul). Bei den offenen Fragen liegen insgesamt 83 Anmerkungen 66 positive und 17 negative zu den Modulen vor. Kategorisiert beinhalten die Nennungen (n) zu besonders positiven Aspekten die patientenorientierte Informationsvermittlung durch den Dozenten (37), die patientenorientierte Didaktik (11), die Inhalte (6), die Gruppenatmosphäre (2) sowie 9 global gute und eine nicht zuordenbare Anmerkung. Die Nennungen zu besonders negativen Aspekten beziehen sich nur zum Teil auf die Schulungsmodule, d. h. Informationsvermittlung (2), Didaktik (2), Gruppenatmosphäre (1) und Folienmaterial (2); etwas mehr als die Hälfte der Nennungen beziehen sich auf das Raumklima (6) oder geringe Zeitkontingente für die Inhalte (4). In der Dozentenbewertung (n = 20 Modulbewertungen) ergibt sich ebenfalls ein positives Resultat. Die durchschnittliche Schulungsbewertung hinsichtlich der Beurteilungskriterien lag zwischen 1,75 (SD = 0,25; Teilnehmerbeteiligung) und 2,21 (SD = 0,33; Einsatz von Materialien). Die durchschnittliche Gesamtbewertung der Module befindet sich wiederum im guten Bereich (1,73 M 2,19). Hinsichtlich der Umsetzung der Lernziele wurden nach Angabe der Dozenten 9 der insgesamt 17 Lernziele immer vollständig umgesetzt. Die weiteren 8 Lernziele konnten nur teilweise umgesetzt werden, wobei dies bei 2 Lernzielen bei allen Durchführungen der Fall war. Dabei handelt es sich um Lernziele zu einer risikofaktorenbezogenen Lebensstiländerung (individuelle Zielsetzung, Handlungsplanung). Hier wurden z. T. motivationale Probleme der Teilnehmer genannt. Gründe lagen aber auch in organisatorischen Aspekten, wie fehlenden Patientenheften (d. h. auch Arbeitsblättern), technischen Problemen oder einem verspäteten Beginn der Einheit. Auch zeigten sich Unsicherheiten der Dozenten bei der Vermittlung von Inhalten, die primär einer anderen Berufsgruppe zugeordnet werden (z. B. Umgang mit emotionaler Bewältigung durch den Arzt vermittelt; Ernährungsempfehlungen durch den Psychologen gesammelt). Die Ergebnisse der strukturierten Beobachtungen (n = 7) zeigen, dass die Durchführung nach Manual möglich ist. Dabei bestand allerdings eine Heterogenität zwischen den beiden Kliniken im Umsetzungsgrad der patientenorientierten Methoden sowie logistischer Probleme (Einbettung in Therapieplan, technische Präsentation, Organisation der Patientenhefte). Die Beobachtungen durch die wissenschaftlichen Mitarbeiter wurden genutzt, um den Dozenten strukturierte Rückmeldung zur Umsetzung zu geben. Es wurden letzte Anpassungen am Manual (z. B. fakultative Folien, zusätzliche Durchführungshinweise) vorgenommen. Summative Evaluation Methodik Studiendesign Die Wirksamkeitsprüfung des Curriculums Koronare Herzkrankheit erfolgt in einer multizentrischen, quasi-experimentellen Kontrollgruppenstudie mit 4 Messzeitpunkten. Patientendaten zu den Zielkriterien werden zu Reha-Beginn und Reha- Ende sowie in einer 6- und 12-Monats-Katamnese mittels schriftlicher Fragebogenerhebung erfasst. Rehabilitanden mit der Hauptdiagnose KHK (ICD-10-GM: I20-25, Z95.1, Z95.5) wurden unter Berücksichtigung spezifischer Ausschlusskriterien (Lebensalter unter 18 oder über 70 Jahre, unzureichende Deutschkenntnisse, nicht korrigierte schwerwiegende Beeinträchtigung des Seh- bzw. Hörvermögens, schwerwiegende psychiatrische Zusatzdiagnosen, kognitive Beeinträchtigung, Rentenantrag, Antragstellung nach 51 SGB V) rekrutiert und konsekutiv zunächst der Kontrollbedingung (KG) zugewiesen. Als Kontrollbedingung wurden die Standardschulungsprogramme der Kliniken (usual care) definiert. Diese bestand in einer Klinik aus 2 Vorträgen zum Thema KHK durch einen Arzt mit einer Gesamtdauer von 180 min, in der anderen Klinik aus 3 indikationsspezifischen Abendvorträgen durch einen Arzt sowie 1 2 ärztlichen Einheiten zur Gesundheitsinformation bei KHK als Kleingruppe mit einer Dauer von jeweils 60 min. Im Anschluss wurde das Curriculum KHK in den Kliniken implementiert, formativ evaluiert und die Daten wurden unter der Interventionsbedingung (IG) erhoben. Die Poweranalyse für die primäre Zielgröße ergibt, dass bei der konventionellen Festlegung des Alpha-Niveaus von 0,05, einer Teststärke 1-β = 0,8 und einem erwarteten Effekt von d = 0,3 ein Stichprobenumfang von 352 Personen erforderlich ist. Bei einem angenommenen Drop-out im Studienverlauf von maximal 30 % wurde eine Ausgangsstichprobe von 500 Probanden für den ersten Messzeitpunkt angestrebt. Aufgrund der eingeschränkten Power im Nachweis kleiner Interventionseffekte in den sekundären Zielparametern erfolgt die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse nach Effektgrößen. Zielkriterien und Messinstrumente Primäres Zielkriterium ist das Krankheits- und Behandlungswissen. Sekundäre Zielkriterien sind subjektive Krankheitseinstel-

348 Originalarbeit Tab. 2 Zielparameter und Erhebungsinstrumente. Zielparameter Instrumente Krankheits-/Behandlungswissen Eigenkonstruktion subjektive Krankheitseinstellungen IPQ-R Illness Perception Questionnaire (Kurzversion [ 33 ]) Umgang mit der Krankheit HeiQ Health Education Impact Questionnaire [ 34 ], Skalen Selbstüberwachung und Krankheitsverständnis, Erwerb von Fertigkeiten und Handlungsstrategien Medikation BMQ-D Beliefs about Medicines Questionnaire [ 35 ] Einstellung/Compliance MARS-D Medication Adherence Report Scale [ 36 ] Verhaltensdeterminanten (Motivation, Volition) körperliche Aktivität Selbstwirksamkeit, Handlungsergebniserwartung, Verhaltensintention (mod. nach [ 30, 37 ] Handlungsplanung/Bewältigungsplanung, Handlungskontrolle [38 ] Ernährung Verhaltensintention (mod. nach [ 30, 37 ] ) Handlungsplanung/Bewältigungsplanung, Handlungskontrolle (mod. nach [38 ] ) gesundheitsbezogenes Verhalten körperliche Aktivität (mod. nach [ 39 ] ) LML Lebensmittel-Liste (abwechslungsreiche, fettarme Ernährung [ 40 ] ) Rauchen (www.gbe-bund.de) subjektive Gesundheit Fragebogen zum Gesundheitszustand [41 ] Schulungszufriedenheit Schulungsbewertungsbogen für Patienten [ 32 ] lungen, Umgang mit der Krankheit, Einstellung/Compliance bezüglich Medikation, Motivation/Volition zu Verhaltensänderung und gesundheitsbezogenes Verhalten für körperliche Aktivität, Ernährung und Rauchen, subjektiver Gesundheitsstatus und Schulungszufriedenheit. Zur Operationalisierung der Zielparameter wurden überwiegend standardisierte Fragebogeninstrumente eingesetzt ( Tab. 2 ). Der Fragebogen zur Schulungszufriedenheit wurde in einem Vorgängerprojekt entwickelt [ 32 ]. Eine Eigenentwicklung ist der Wissensfragebogen mit 34 Items zu wesentlichen Schulungsinhalten. Aussagen zu Grundlagenwissen zu Herz-Kreislauferkrankungen (15 Items), Medikation (7 Items) sowie Verhaltensempfehlungen (12 Items) sind jeweils dichotom (richtig/falsch) zu bewerten. Es wird ein Wissensscore durch Summation der richtigen Antworten gebildet; fehlende Angaben werden als falsche Antwort gewertet. Statistische Analyse Alle statistischen Analysen wurden mit dem Statistikprogramm SPSS 18.0 durchgeführt. Der Anteil fehlender Daten bei den Einzelitems war gering (< 5 %; Wissensfragebogen 10 %). Fehlende Werte wurden durch multiple Imputation ersetzt. Die Hypothesenprüfung erfolgte durch den Intergruppenvergleich (IG vs. KG) zu den Post-Messzeitpunkten mittels t-test bzw. Kovarianzanalyse (ANCOVA) unter Kontrolle der Ausgangswerte [ 42 ]. Die Auswertung erfolgt nach dem Intention-to-treat-Prinzip. Zur Bewertung der Gruppenunterschiede werden die statistische Signifikanz und das Effektgrößenmaß Eta 2 ( η 2 ; klein: η 2 = 0,0099, mittel: η 2 = 0,0588, groß: η 2 = 0,1379) berichtet [43 ]. Zusätzlich wurden zur Analyse der Veränderungen innerhalb der Behandlungsgruppen die standardisierten Effektgrößen (SES, [44 ] ) und 95 %-Konfidenzintervalle (KI) der Innergruppeneffekte berechnet. Positive Werte entsprechen einer Verbesserung, negative einer Verschlechterung. Stichprobe Die Rekrutierung der Studienstichprobe erfolgte für die KG im Zeitraum Mai September 2010 und für die IG von Mai September 2011. Im Rahmen des Aufnahmegesprächs zu Reha-Beginn wurden 679 Rehabilitanden um Teilnahme an der Studie gebeten; 471 (69 %) haben der Teilnahme mittels der schriftlichen Einverständniserklärung zugestimmt. 20 Personen mussten ausgeschlossen werden, da keine Daten zum ersten Messzeitpunkt vorlagen oder die Studienteilnahme abgebrochen wurde (4 Personen haben explizit abgebrochen, 6 Personen haben den Fragebogen zum ersten Messzeitpunkt nicht abgegeben, von weiteren 10 Personen war der Fragebogen leer bzw. unzureichend ausgefüllt). Des Weiteren wurden die weiblichen Studienteilnehmer der KG einer Klinik ausgeschlossen, da hier in der IG aufgrund von strukturellen Veränderungen keine Frauen rekrutiert werden konnten und die Studienpopulation vergleichbar sein sollte (n = 17). Zum Messzeitpunkt Reha-Ende liegt der Fragebogenrücklauf bei 93 % (n = 404). Die Stichprobe besteht aus 434 Rehabilitanden mit KHK, die sich in etwa gleich auf die beiden Studienbedingungen verteilen (s. Tab. 3 ). Der Männeranteil liegt bei 94 %. Das durchschnittliche Alter beträgt 54 Jahre (SD = 6,6). Es handelt sich überwiegend um deutsche Staatsbürger (96 %); 83 % leben in einer Partnerschaft. Etwa die Hälfte sind Angestellte und 35 % Arbeiter. Erwerbstätig sind 82 % der Teilnehmer und zum Aufnahmezeitpunkt sind 61 % krankgeschrieben. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitsdauer der Patienten in den letzten 12 Monaten beträgt 27 Tage (SD = 57,1, Median = 8, Range: 0 365). Es liegen keine Unterschiede zwischen IG und KG in den soziodemografischen und (sozial-)medizinischen Daten vor. Ergebnisse zur kurzfristigen Effektivität Die Ergebnisse zur Wirksamkeit zum Zeitpunkt der Entlassung aus der Rehabilitation sind in Tab. 4 dargestellt. Aus den Prä- Post-Effektgrößen (SES; Innergruppeneffekte) ist ersichtlich, dass sich die Patienten in beiden Behandlungsgruppen im Verlauf ihrer Rehabilitation in den meisten Ergebnisparametern signifikant verbessern. Es liegen kleine bis mittlere signifikante Effektstärken mit einer Spannweite von 0,15 bis 0,71 vor. Für das primäre Zielkriterium Krankheits-/Behandlungswissen zeigt sich eine kleine (KG) bis mittlere (IG) Zunahme. Die subjektiven Krankheitseinstellungen (IPQ-R) ändern sich in Richtung höherer Chronizität (nur IG), geringerer Konsequenzen (nur KG), höherer Kontrolle (nur KG), höherer Kohärenz und geringerem zyklischen Auftreten (nur KG). Es besteht eine Zunahme an Selbstmanagementkompetenz (HeiQ-Skalen) in beiden Gruppen. Für die Einstellungen zu Medikamenten (BMQ-D) verringern sich die Befürchtungen zur Medikamenteneinnahme (nur IG), für die volitionalen Variablen (HAPA-Determinanten) für körperliche Aktivität erhöhen sich Intention, Handlungs- und Bewältigungs-

Originalarbeit 349 Tab. 3 Soziodemografische und sozialmedizinische Beschreibung der Stichprobe (n = 434). Diskussion In einem mehrstufigen Prozess wurde die standardisierte Schulung für Patienten mit KHK unter Rückgriff auf aktuelle Behandlungsevidenz, Behandlungsempfehlungen und Leitlinien, Theorien des Gesundheits-/Krankheitsverhaltens, Schulungskriterien sowie klinische Expertise systematisch entwickelt. Insbesondere wurden dabei eine patientenorientierte Schulungsgestaltung sowie Ansätze zur nachhaltigen Veränderung des Gesundheitsverhaltens berücksichtigt, da hier noch Potenziale zur längerfristigen Aufrechterhaltung von Schulungsergebnissen bestehen [45 ]. In einer formativen Evaluation konnte die manualisierte Durchführbarkeit des Programms gezeigt werden. Inhalte und Didaktik sind nach Manual umsetzbar und werden von Patienten und Dozenten positiv bewertet. Es zeigte sich aber auch, dass aufgrund der Verdichtung der Inhalte in dem als Basisprogramm entwickelten Curriculum einerseits eine patientenorientierte Gewichtung der Inhalte, andererseits die gezielte Verknüpfung der Schulung mit anderen Therapiebausteinen (wie Ernährungsberatung, Stressbewältigungsgruppe, Nichtrauchertraining) zentral ist. Die Schulungseinbettung in das weitere Therapiekonzept stellt eine erhebliche organisatorische Anforderung dar und konnte im Rahmen der Studie nur in Ansätzen gewährleistet werden. Mit dem dargestellten Vorgehen konnte die Phase der qualitätsgesicherten Schulungsentwicklung positiv abgeschlossen werden. In der summativen Evaluation wurde die Überlegenheit des Curriculums KHK in Bezug auf den primären Zielparameter Krankheits- und Behandlungswissen belegt. Bei sekundären Zielkriterien konnten einzelne Interventionseffekte zugunsten des neuen Programms nachgewiesen werden. Dies waren subjektive Krankheitsannahmen (Zeitverlauf), Befürchtungen bezüglich der Medikamenteneinnahme, volitionale Verhaltensdeterminanten (Handlungsplanung) und Schulungszufriedenheit als schulungsnahe Ziele sowie die psychische Gesundheit als schulungsfernes Ziel. Keine kurzfristigen Effekte bestehen für weitere Bereiche der Krankheitsannahmen, für allgemeine Fertigkeiten im Umgang mit der Krankheit sowie für volitionale Determinanten im Bereich Ernährung. Die Größe der Intergruppeneffekte ist mit kleinen Effekten erwartungskonform. Da es sich einerseits um den Vergleich mit einem anderen Schulungsprogramm handelt und andererseits im Untersuchungssetting eine Konfundierung mit der weiteren umfangreichen Rehabilitationsbehandlung besteht, sind nur kleine darüber hinausgehende Effekte zu erwarten [46, 47 ]. Als Wirkmodell wird angenommen, dass durch die Schulung ein direkter Einfluss auf Verhaltensdeterminanten (schulungsnah, z. B. Wissen, Krankheitstheorie, medikamentenbezogene Einstellungen) erfolgt, der sich mittel- bis langfristig günstig auf schulungsferne verhaltens- oder gesundheitsbezogene Ziele (z. B. Selbstmanagement, Gesundheitsverhalten, Lebensqualität) auswirkt [48, 49 ]. Dabei ist zu berücksichtigen, dass schulungsferne Zielparameter meistens durch eine Vielzahl von Moderatoren beeinflusst werden und deshalb häufig geringer ausfallen. Inwieweit sich der Effekt hinsichtlich einer höheren Annahme der Chronizität der Erkrankung der Patienten der IG auf schulungsferne Ziele auswirkt, werden die mittel- und langfristigen Ergebnisse zeigen. Gleiches gilt für den Intergruppeneffekt bezüglich der Einstellungen zur Medikamenteneinnahme. Es wird angenommen, dass dies zu einer höheren Medikamentencompliance und lang- Kontroll - gruppe (n = 214) Interventionsgruppe (n = 220) Geschlecht Männer n ( %) 200 (93,5) 205 (93,2) Lebensalter (Jahre) M (SD) 53,1 (6,6) 53,9 (6,5) a Familienstand n ( %) ledig 20 (9,4) 27 (12,4) verheiratet/in Partnerschaft 160 (75,1) 159 (72,9) geschieden/getrennt 31 (14,6) 30 (13,8) verwitwet 2 (0,9) 2 (0,9) a Schulabschluss n ( %) Volks-/Hauptschule 116 (54,5) 116 (53,2) Realschule 45 (21,1) 49 (22,5) Polytechnische Oberschule 13 (6,1) 4 (1,8) Fachhochschulreife 13 (6,1) 18 (8,3) Abitur 17 (8,0) 23 (10,6) anderer/keiner 9 (4,2) 8 (3,7) Beruf n ( %) b Arbeiter 78 (37,0) 72 (33,0) Angestellter 101 (47,9) 110 (50,5) Beamter 7 (3,3) 6 (2,8) Selbstständiger 24 (11,4) 27 (12,4) sonstiges 1 (0,5) 3 (1,4) Erwerbsstatus n ( %) c erwerbstätig 169 (79,7) 184 (83,6) nicht erwerbstätig/arbeitslos 18 (8,5) 15 (6,8) Rente 8 (3,8) 11 (5,0) sonstiges 17 (8,0) 10 (4,6) Schwerbehindertenausweis n (%) b ja 30 (14,2) 37 (17,1) beantragt 19 (9,0) 10 (4,6) aktuell AU n ( %) c 128 (60,7) 134 (60,9) AU-Tage (letztes Jahr) M (SD) d 25,4 (50,0) 27,9 (63,4) Anschlussrehabilitation n ( %) 144 (67,3) 136 (61,8) a Missing Data (MD) = 3; b MD = 5; c MD = 2; d MD = 11 planung und für die Ernährung steigen Handlungs- und Bewältigungsplanung ebenfalls an. Auch die Lebensqualität (körperlich/ psychisch, SF-12) verbessert sich in beiden Gruppen. Hinsichtlich der Interventionseffekte (Intergruppeneffekte) zeigt sich im primären Zielkriterium ein signifikanter, kleiner Gruppenunterschied. Rehabilitanden der IG weisen ein höheres Krankheits- und Behandlungswissen auf als Teilnehmer der KG. Des Weiteren bestehen signifikante, kleine Gruppenunterschiede in einigen sekundären, proximalen Zielparametern. Für die subjektiven Krankheitseinstellungen (IPQ-R) liegt in der IG bezüglich der Annahmen über den Zeitverlauf der Krankheit ein höheres Bewusstsein über die Chronizität der Erkrankung vor. Bei der Einstellung zur Medikamenteneinnahme (BMQ-D) weisen die Patienten der IG geringere Befürchtungen bezüglich der Medikamenteneinnahme auf. Im Differenzial aus Notwendigkeitsannahmen und Befürchtungen zur Medikation gibt es ebenfalls einen kleinen Intergruppenunterschied zugunsten der IG (p = 0,038, η 2 = 0,011). Hinsichtlich der volitionalen Determinanten zu körperlicher Aktivität (HAPA-Determinanten) liegt in der IG eine höhere Handlungsplanung für körperliche Aktivität vor. Für die Schulungszufriedenheit bestehen kleine Effekte zugunsten der IG in Bezug auf die vermittelten Inhalte (t [402] = 2,71, p = 0,007; d = 0,27, 95 %-KI: 0,07 0,47), Gruppen- und Interaktionsaspekte (t [402] = 2,50, p = 0,013; d = 0,25, 95 %-KI: 0,05 0,45) und die Schulungsmaterialien (t [402] = 3,02, p = 0,003; d = 0,30, 95 %-KI: 0,10 0,50). In den distalen Zielparametern zeigt sich für die psychische Lebensqualität (SF-12) ein kleiner Effekt zugunsten der IG, für die körperliche Lebensqualität gibt es keine Unterschiede.

350 Originalarbeit Tab. 4 Inner- und Intergruppeneffekte in den Ergebnisparametern zu Rehabilitationsende. Reha-Beginn t1 Reha-Ende t2 t1 t2 ANCOVA Zielparameter M (SD) M (SD) SES (95 %-KI) p η 2 Krankheits- und Behandlungswissen 0,001 0,028 KG 21,02 (5,03) 22,05 (4,46) 0,20 (0,08 0,33) IG 21,26 (5,23) 23,32 (3,82) 0,40 (0,26 0,54) IPQ-R Zeitverlauf chronisch 0,015 0,015 KG 3,87 (0,87) 3,95 (0,88) 0,09 ( 0,03 0,20) IG 3,95 (0,90) 4,16 (0,88) 0,25 (0,12 0,38) IPQ-R Konsequenzen 0,643 0,001 KG 3,03 (0,84) 2,90 (0,81) 0,16 ( 0,28 0,03) IG 2,98 (0,84) 2,90 (0,83) 0,10 ( 0,22 0,03) IPQ-R persönliche Kontrolle 0,063 0,009 KG 3,98 (0,68) 4,11 (0,66) 0,16 (0,02 0,31) IG 3,95 (0,73) 3,98 (0,69) 0,04 ( 0,11 0,18) IPQ-R Kohärenz 0,384 0,002 KG 3,50 (0,89) 3,72 (0,84) 0,25 (0,13 0,37) IG 3,56 (0,87) 3,69 (0,76) 0,16 (0,03 0,28) IPQ-R zyklisches Auftreten 0,920 < 0,001 KG 2,83 (0,81) 2,70 (0,82) 0,15 ( 0,29 0,02) IG 2,79 (0,81) 2,69 (0,79) 0,13 ( 0,25 0,00) IPQ-R emotionale Repräsentation 0,468 0,001 KG 3,07 (1,02) 2,88 (1,03) 0,19 ( 0,31 0,08) IG 2,99 (0,97) 2,77 (0,97) 0,22 ( 0,33 0,11) heiq Selbstüberwachung und Krankheitsverständnis 0,157 0,005 KG 3,11 (0,46) 3,33 (0,41) 0,46 (0,31 0,60) IG 3,08 (0,51) 3,36 (0,41) 0,59 (0,46 0,72) heiq Fertigkeiten und Handlungsstrategien 0,357 0,002 KG 2,74 (0,54) 3,08 (0,49) 0,61 (0,46 0,76) IG 2,71 (0,58) 3,11 (0,47) 0,71 (0,56 0,85) BMQ-D Notwendigkeit Medikamenteneinnahme 0,528 0,001 KG 20,52 (3,67) 20,51 (3,42) 0,00 ( 0,12 0,12) IG 20,88 (3,58) 20,87 (3,27) 0,00 ( 0,14 0,14) BMQ-D Befürchtungen Medikamenteneinnahme 0,032 0,011 KG 14,44 (4,18) 14,47 (4,27) 0,01 ( 0,14 0,12) IG 14,36 (4,45) 13,70 (4,29) 0,15 (0,04 0,26) HAPA Intention Körperliche Aktivität 0,680 < 0,001 KG 3,46 (0,76) 3,71 (0,72) 0,32 (0,17 0,47) IG 3,43 (0,78) 3,72 (0,68) 0,38 (0,23 0,53) HAPA Handlungsplanung Körperliche Aktivität 0,042 0,010 KG 2,92 (0,73) 3,18 (0,58) 0,33 (0,19 0,47) IG 2,79 (0,88) 3,24 (0,64) 0,55 (0,40 0,69) HAPA Bewältigungsplanung Körperliche Aktivität 0,453 0,001 KG 2,80 (0,74) 3,02 (0,59) 0,29 (0,14 0,44) IG 2,74 (0,75) 3,04 (0,64) 0,40 (0,24 0,56) HAPA Intention Ernährung 0,741 < 0,001 KG 3,40 (0,54) 3,42 (0,53) 0,05 ( 0,10 0,20) IG 3,35 (0,54) 3,42 (0,52) 0,13 ( 0,01 0,27) HAPA Handlungsplanung Ernährung 0,956 < 0,001 KG 2,76 (0,71) 3,02 (0,57) 0,35 (0,21 0,49) IG 2,68 (0,79) 2,99 (0,63) 0,41 (0,28 0,54) HAPA Bewältigungsplanung Ernährung 0,972 < 0,001 KG 2,71 (0,73) 2,99 (0,63) 0,36 (0,22 0,50) IG 2,60 (0,81) 2,94 (0,72) 0,44 (0,30 0,58) SF 12: körperliche Summenskala 0,123 0,006 KG 40,32 (9,70) 41,88 (10,08) 0,16 (0,04 0,28) IG 41,14 (10,01) 43,55 (9,48) 0,25 (0,14 0,36) SF 12: psychische Summenskala 0,013 0,015 KG 43,52 (13,01) 49,80 (11,01) 0,50 (0,37 0,63) IG 45,96 (11,82) 53,08 (9,55) 0,57 (0,43 0,71) ANCOVA = Kovarianzanalyse (Intergruppeneffekte); SD = Standardabweichung; SES = Standardisierte Effektstärke (standardized effekt size; Mittelwertsdifferenz Prä- und Post-Messung/gepoolte Prä-Streuung); 95 %-KI = 95 %-Konfidenzintervall; Effektgrößenmaß η 2 (klein: η 2 = 0,0099, mittel: η 2 = 0,0588, groß: η 2 = 0,1379); KG = Kontrollgruppe; IG = Interventionsgruppe; IPQ-R = Illness Perception Questionnaire (Kurzform); heiq = Health Education Impact Questionnaire; BMQ-D = Beliefs about Medicines Questionnaire; HAPA = Sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns; SF-12 = Fragebogen zum Gesundheitszustand; KG: n = 200; IG: n = 204; Fett gekennzeichnet: SES der KG liegt nicht im 95 %-KI der SES der IG; Signifikante Intergruppeneffekte (ANCOVA; p < 0,05)

Originalarbeit 351 fristig zu einem günstigeren Krankheitsverlauf beiträgt [ 16 ]. Positive Effekte von Interventionen zur Förderung volitionaler Verhaltensdeterminanten auf die spätere körperliche Aktivität von Rehabilitanden wurden bereits in mehreren Studien nachgewiesen [27, 32, 50 ]. Metaanalysen verweisen darauf, dass Interventionen erfolgreicher sind, wenn sie nur diesen Verhaltensbereich einbeziehen [51, 52 ]. Im Curriculum wird ein multipler Ansatz ( global health/behavioral category approach ; vgl. [53 ] ) umgesetzt. Inwieweit dies in Zusammenhang mit den geringen Effekten auf die Planungskomponenten in 2 Verhaltensbereichen (körperliche Aktivität, Ernährung) steht, ist im Längsschnitt zu prüfen. Die Ergebnisse zur Schulungszufriedenheit sind mit weiteren Studien konform, die zeigen, dass interaktive Kleingruppenschulungen mit einer höheren Patientenzufriedenheit einhergehen [32, 54 ]. Einige methodische Einschränkungen sind zu berücksichtigen. Die Studie wurde in einem quasi-experimentellen Kontrollgruppendesign umgesetzt. Aus strukturellen Gründen (personelle Ressourcen, Zahl eligibler Patienten) war eine randomisierte Studie nicht möglich. Nachteile des Studiendesigns wie personenbezogene Zeiteffekte aufgrund der sukzessiven Erhebung der Interventionsbedingungen können insofern ausgeschlossen werden, dass eine weitestgehende Äquivalenz der Vergleichsgruppen vorliegt. Des Weiteren sind bei der Generalisierbarkeit der Effekte auf andere Settings und Stichproben Einschränkungen zu beachten. In der vorliegenden Stichprobe besteht ein sehr hoher Anteil an Männern, da in einer der beiden Projektkliniken nur Männer rekrutiert werden konnten. Mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren und dem hohen Anteil an Erwerbstätigen ist die Studienpopulation repräsentativ für Rehabilitanden mit KHK der Rentenversicherungsträger [55 ]. Die Ergebnisse können daher nicht auf Gruppen mit überwiegend bzw. ausschließlich weiblichen Teilnehmern [ 18 ] oder auf ältere, multimorbide Patienten übertragen werden. Wegen des geringen Frauenanteils können zudem keine genderspezifischen Analysen vorgenommen werden; weitere Studien sind hierzu nötig. Die abschließende Bewertung des Curriculums wird auf Grundlage der Evaluation der mittel- und langfristigen Wirksamkeit erfolgen. Bei positivem Ergebnis ist eine Dissemination des Curriculums auf weitere Rehabilitationskliniken wünschenswert. Mit dem Manual liegen Materialen zur Umsetzung sowie zur Qualitätssicherung in der Routine vor. Herausforderungen in der Umsetzung stellen sich besonders hinsichtlich der personellen Ressourcen, patientenorientierten Methoden und Einbettung in das Klinikgesamtkonzept. Zur Förderung einer erfolgreichen Dissemination wäre das Angebot eines Train-the-Trainer-Seminars von Vorteil. Kernbotschaft In einem mehrstufigen Prozess wurde ein standardisiertes Curriculum Koronare Herzkrankheit für das Gesundheitstrainingsprogramm der DRV Bund erarbeitet. Dieses umfasst 5 Module à 45 min für Ärzte, Psychologen und Bewegungstherapeuten und legt einen Schwerpunkt auf patientenorientierte Schulungsmethoden. Die Schulung weist eine hohe Patientenakzeptanz auf und ist nach Manual umsetzbar. Die Analysen zur kurzfristigen Wirksamkeit ergeben eine Überlegenheit des Curriculums gegenüber einer nicht-standardisierten Schulung hinsichtlich des Krankheits-/Behandlungswissens, einiger schulungsnaher Zielparameter sowie der psychischen Gesundheit. Die Ergebnisse zur mittel- und langfristigen Wirksamkeit stehen noch aus. Das Schulungsprogramm wurde für die praktische Anwendung bereitgestellt (verfügbar unter: http://www.psychotherapie.uni-wuerz burg.de/forschung/projekte-koop_18.html). Danksagung Die Autoren danken den therapeutischen Teams des Reha-Zentrums Bayerisch Gmain, Klinik Hochstaufen der DRV Bund und der Klinik Höhenried der DRV Bayern Süd für die engagierte Mitarbeit bei der Studie, des Weiteren den Studienteilnehmern für die Bearbeitung der Fragebogen. Förderung Das Projekt wurde von der Deutschen Rentenversicherung Bund gefördert. Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Literatur Die Literatur zu diesem Beitrag finden Sie online unter www. thieme-connect.de/ejournals/toc/rehabilitation

Originalarbeit Ergänzendes Material Literatur 1 Balady G J, Williams MA, Ades PA et al. Core components of cardiac rehabilitation/secondary prevention programs: 2007 update. Circulation 2007 ; 115 : 2675 2682 2 Bjarnason-Wehrens B, Held K, Hoberg E et al. Deutsche Leitlinie zur Rehabilitation von Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen (DLL-Kard Reha). Clinical Research in Cardiology Supplements 2007 ; 2 : 1 54 3 Deutsche Rentenversicherung Bund, Hrsg. Reha-Therapiestandards Koronare Herzkrankheit Leitlinie für die medizinische Rehabilitation der Rentenversicherung. Berlin : DRV Bund ; 2009 4 Dietz R, Rauch B. Leitlinie zur Diagnose und Behandlung der chronischen koronaren Herzerkrankung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie Herz- und Kreislaufforschung (DGK). Zeitschrift für Kardiologie 2003 ; 92 : 501 521 5 Brown JP R, Clark AM, Dalal H et al. Patient education in the management of coronary heart disease. Cochrane Database of Systematic Reviews 2011 ; CD008895 6 Clark A M, Hartling L, Vandermeer B et al. Meta-analysis: secondary prevention programs for patients with coronary artery disease. Annals of Internal Medicine 2005 ; 143 : 659 672 7 Linden W, Phillips MJ, Leclerc J. Psychological treatment of cardiac patients: a meta-analysis. Eur Heart J 2007 ; 28 : 2972 2984 8 Whalley B, Rees K, Davies P et al. Psychological interventions for coronary heart disease. Cochrane Database of Systematic Reviews 2011 ; CD002902 9 Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Hrsg. Gesundheitstraining. Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Berlin : BfA ; 2005 10 Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen. Curriculum Koronare Herzerkrankung Basisschulungsprogramm für Patienten in der kardiologischen Rehabilitation. Todtmoos : DGPR ; 2004 11 Didjurgeit U. Strukturiertes Schulungsprogramm bei Patienten mit Koronarer Herzerkrankung (KHK). Verfügbar unter: www.ulrike didjurgeit.de/schulung_koronare_herzerkrankung.html (aufgerufen 15.5.2012) 12 Bjarnason-Wehrens B, Schulz O, Gielen S et al. Leitlinie körperliche Aktivität zur Sekundärprävention und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen. Clinical Research in Cardiology Supplements 2009 ; 4 : 1 44 13 Lichtenstein A H, Appel LJ, Brands M et al. Diet and lifestyle recommendations revision 2006: a scientific statement from the American Heart Association Nutrition Committee. Circulation 2006 ; 114 : 82 96 14 DiMatteo M R, Giordani PJ, Lepper HS et al. Patient adherence and medical treatment outcomes: a meta-analysis. Med Care 2002 ; 40 : 794 811 15 DiMatteo M R. Variations in patients adherence to medical recommendations: a quantitative review of 50 years of research. Medical Care 2004 ; 42 : 200 209 16 Byrne M, Walsh J, Murphy A W. Secondary prevention of coronary heart disease: patient beliefs and health-related behaviour. Journal of Psychosomatic Research 2005 ; 58 : 403 415 17 Horne R. Adherence to treatment. In: Ayers S, Baum A, McManus C et al., Hrsg. Cambridge Handbook of Psychology, Health and Medicine. 2. Aufl. Cambridge : University Press ; 2007 : 417 420 18 Bjarnason-Wehrens B, Grande G, Loewel H et al. Gender-specific issues in cardiac rehabilitation: do women with ischaemic heart disease need specially tailored programmes? European Journal of Cardiovascular Prevention & Rehabilitation 2007 ; 14 : 163 171 19 Mittag O, China C, Hoberg E et al. Outcomes of cardiac rehabilitation with versus without a follow-up intervention rendered by telephone (Lübeck follow-up trial): overall and gender-specific effects. International Journal of Rehabilitation Research 2006 ; 29 : 295 302 20 Frasure-Smith N, Lesperance F, Prince RH et al. Randomised trial of home-based psychosocial nursing intervention for patients recovering from myocardial infarction. Lancet 1997 ; 350 : 473 479 21 Härtel U, Gehring J, Schraudolph M et al. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Rehabilitation nach erstem Myokardinfarkt. Herzmedizin 2005 ; 22 : 1 10 22 Deutsche Rentenversicherung Bund, Hrsg. Klassifikation therapeutischer Leistungen in der medizinischen Rehabilitation. Berlin : DRV Bund ; 2007 23 Ströbl V, Friedl-Huber A, Küffner R et al. Beschreibungs- und Bewertungskriterien für Patientenschulungen. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 2007 ; 75 : 11 14 24 Deutsche Rentenversicherung Bund, Hrsg. Gesundheitstraining in der medizinischen Rehabilitation Einführung in die indikationsspezifischen Curricula. Berlin : DRV Bund ; 2010 25 Michie S, Abraham C, Whittington C et al. Effective techniques in healthy eating and physical activity interventions: A meta-regression. Health Psychology 2009 ; 28 : 690 701 26 Leventhal H, Meyer D, Nerenz D. The Common Sense Representation of Illness Danger. In: Rachman S, Hrsg. Medical Psychology. Band 2. New York : Pergamon ; 1980 : 7 30 27 Schwarzer R. Modeling health behavior change: How to predict and modify the adoption and maintenance of health behaviors. Applied Psychology 2008 ; 57 : 1 29 28 Hagger M S, Orbell S. A meta-analytic review of the common-sense model of illness representations. Psychology and Health 2003 ; 18 : 141 184 29 Leventhal H, Weinman J, Leventhal EA et al. Health psychology: the search for pathways between behavior and health. Annual Review of Psychology 2008 ; 59 : 477 505 30 Schwarzer R, Schüz B, Ziegelmann JP et al. Adoption and maintenance of four health behaviors: theory-guided longitudinal studies on dental flossing, seat belt use, dietary behavior, and physical activity. Annals of behavioral medicine 2007 ; 33 : 156 166 31 Michie S, Ashford S, Sniehotta FF et al. A re fined taxomomy of behaviour change techniques to help people change their physical activity and health eating behaviours: The CALO-RE taxonomy. Psychology and Health 2011 ; 26 : 1479 1498 32 Meng K, Seekatz B, Roßband H et al. Entwicklung eines standardisierten Rückenschulungsprogramms für die orthopädische Rehabilitation. Rehabilitation 2009 ; 48 : 335 344 33 Moss-Morris R, Weinman J, Petrie KJ et al. The Revised Illness Perception Questionnaire (IPQ-R). Psychology and Health 2002 ; 17 : 1 16 34 Schuler M, Musekamp G, Faller H et al. Assessment of proximal outcomes of self-management programs Translation and psychometric evaluation of a German version of the Health Education Impact Questionnaire (heiqtm). Qual Life Res 2012, doi:10.1007/s11136-012-0268-6 35 Horne R, Weinman J. Patients beliefs about prescribed medicines and their role in adherence to treatment in chronic physical illness. Journal of Psychosomatic Research 1999 ; 47 : 555 567 36 Mahler C, Hermann K, Horne R et al. Assessing reported adherence to pharmacological treatment recommendations. Translation and evaluation of the Medication Adherence Report Scale (MARS) in Germany. Journal of Evaluation in Clinical Practice 2010 ; 16 : 574 579 37 Schwarzer R. The Health Action Process Approach (HAPA). Assessment Tool 2007, verfügbar unter: http://userpage.fu-berlin.de/health/hapa. htm (aufgerufen 9.5.2012) 38 Sniehotta F, Schwarzer R, Scholz U et al. Action Planning and Coping Planning for Long-Term Lifestyle Change: Theory and Assessment. European Journal of Social Psychology 2005 ; 35 : 565 576 39 Godin G, Shephard RJ. A simple method to assess exercise behavior in the community. Can J Appl Sport Sci 1985 ; 10 : 141 146 40 Keller S. Zur Validität des Transtheoretischen Modells Eine Untersuchung zur Veränderung des Ernährungsverhaltens. Dissertation. Marburg : Philipps-Universität Marburg ; 1998, verfügbar unter: http:// archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z1998/0303/html/frame.htm (aufgerufen 15.05.2012) 41 Bullinger M, Kirchberger I. SF-36 Fragebogen zum Gesundheitszustand. Göttingen : Hogrefe ; 1998 42 Vickers A J. Analysis of variance is easily misapplied in the analysis of randomized trials: a critique and discussion of alternative statistical approaches. Psychosomatic Medicine 2005 ; 67 : 652 655 43 Cohen J. Statistical Power Analysis for the Behavioral Science. 2. Aufl. Hillsdale : Lawrence Erlbaum Associates ; 1988 44 Leonhart R. Effektgrößenberechnung bei Interventionsstudien. Rehabilitation 2004 ; 43 : 241 246 45 Faller H, Reusch A, Ströbl V et al. Patientenschulung als Element der Patientenorientierung in der Rehabilitation. Rehabilitation 2008 ; 47 : 77 83 46 Faller H, Reusch A, Vogel H et al. Patientenschulung. Rehabilitation 2005 ; 44 : e21 e31 47 Warsi A, Wang PS, LaValley MP et al. Self-management education programs in chronic disease: a systematic review and methodological critique of the literature. Archives of Internal Medicine 2004 ; 164 : 1641 1649 48 Faller H, Reusch A, Meng K. DGRW-Update: Patientenschulung. Rehabilitation 2011 ; 50 : 284 291 49 Hardeman W, Sutton S, Griffin S et al. A causal modelling approach to the development of theory-based behaviour change programmes for trial evaluation. Health Education Research 2005 ; 20 : 676 687 Seekatz B et al. Entwicklung und kurzfristige Effektivität Rehabilitation