Ausgewählte Rechtsfragen der Existenzgründung

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Textgegenüberstellung

Transkript:

VWI Hochschulgruppe Köln Vortrag Rechtsfragen der Existenzgründung, 04.12.2014 Ausgewählte Rechtsfragen der Existenzgründung Rechtsanwältin Alexandra Sofia Wrobel Fachanwältin für Steuerrecht WERNER Rechtsanwälte Informatiker, Oppenheimstr. 16, 50668 Köln, www.werner-ri.de Tel: + 49 (0) 22 1 / 97 31 430, E-Mail: info@werner-ri.de Inhalte Grundzüge des - Handels- und Gesellschaftsrecht - Steuerrecht - Ziel: Das Bewusstsein für mögliche Gefahren und Risiken wecken

Inhalte Handels- Gesellschaftsrecht - Kriterien für die Rechtsformwahl - Exemplarische Vorstellung der - GbR, 705 ff. BGB - GmbH, des GmbHG und des HGB - GmbH & Co. KG, 161 177a HGB Inhalte Grundzüge des Steuerrechts - Steuerliche Belastungen - Buchführungspflichten

Inhalte - Krisen frühzeitig erkennen! - Definitionen der (drohenden) Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung - Persönliche straf- und zivilrechtliche Haftung des GmbH- Geschäftsführers in der Krise Handels- und Gesellschaftsrecht Kriterien für die Rechtsformwahl Ziel: zivil- und handelsrechtlich die günstigste Handlungsform mit möglichst geringen steuerlichen Belastungen - Anzahl der Gesellschafter bei Gründung - Organisationsstruktur (Selbst-/Fremdorganschaft) - (Un)beschränkte Haftung - Gesetzliche Einschränkungen (Banken, Versicherungen, Freiberufler) - Finanzenbedarf und Finanzmöglichkeiten (Gründungsaufwand, Mindestkapital) - Steuerbelastung - Gewinnverwendung, Nutzung von Verlusten - Nachfolgeplanung

Handels- und Gesellschaftsrecht Personengesellschaften - Abhängigkeit vom kleinen, überschaubaren Kreis der Gesellschaftern - Gesellschafter führen die Geschäfte der Gesellschaft selbst (Selbstorganschaft) - Persönliche Haftung der Gesellschafter Kapitalgesellschaften - Juristische Person - Unabhängig vom Gesellschafterbestand, d.h. kapitalmäßige Beteiligung der Gesellschafter im Vordergrund, nicht deren Persönlichkeit (Fremdorganschaft) - Am Kapitalanteil des jeweiligen Gesellschaftes orientierte (quotale) Gewinnausschüttung - Keine unmittelbare Haftung der Gesellschafter Handels- und Gesellschaftsrecht Gesellschaft bürgerlichen Rechts GbR 705 BGB: Durch den Gesellschaftsvertrag verpflichten sich die Gesellschafter gegenseitig, die Erreichung eines gemeinsamen Zweckes in der durch den Vertrag bestimmten Weise zu fördern, insbesondere die vereinbarten Beiträge zu leisten. - Gesellschaftszweck: Jeder erlaubte Zweck (wirtschaftlich/ideell) - Gesellschaftsvertrag: grundsätzlich formfrei (Ausnahme: 311b BGB formbedürftiger Inhalt) - Haftung der Gesellschafter Neben der GbR und deren Gesellschaftsvermögen haften die Gesellschafter für Gesellschaftsschulden unmittelbar und unbeschränkt mit ihrem Vermögen - Befreiung von den Verbindlichkeiten durch die Gesellschaft, 713, 669 BGB

Handels- und Gesellschaftsrecht Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbH 1 GmbHG: Gesellschaften mit beschränkter Haftung können nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetzes zu jedem gesetzlich zulässigen Zweck durch eine oder mehrere Personen errichtet werden. Voraussetzungen: - Kann von einer Person gegründet werden - Bestellung mind. einer natürlichen Person als Geschäftsführer - Stammkapital: 25.000,-- als Sach-/Bareinlage (mind. 12.500,-- bei Eintragung ins Handelsregister) - Notarielle Beurkundung des Gesellschaftvertrages - GmbHG-Musterprotokoll für Gründung einer max. 3 Personen-GmbH Beachte: keine individuellen Vereinbarungen und Abweichungen möglich, daher insbesondere bei Gesellschafterstreitigkeiten problematisch - Gründungskosten: ca. 400,-- bis 800,--, zzgl. Rechtsanwaltskosten Handels- und Gesellschaftsrecht Alternative: Kleine GmbH : Unternehmergesellschaft (UG) - ab 1,-- Stammkapital - keine Sacheinlage möglich Beachte: Es soll nach und nach das Mindestkapital der normalen GmbH angespart werden, so dass die UG Gewinne nicht voll ausschütten, sondern so lange ein Viertel des jährlichen Jahresüberschusses in eine gesetzliche Rücklage einstellen muss, bis das gesetzliche Mindestkapital von 25.000,-- erreicht ist.

Handels- und Gesellschaftsrecht Kommanditgesellschaft mit einer GmbH als persönlich haftende Gesellschafterin GmbH & Co. KG - Personengesellschaft - Entstehung: Abschluss eines Gesellschaftsvertrages zwischen einer (Komplementär-)GmbH und den Kommanditisten - Keine persönliche Haftung der Kommanditisten - Geschäftsführung bei GmbH - Freie Gestaltung des Innenverhältnisses, insb. keine notarielle Beteiligung bei Änderung des Gesellschaftsvertrages Steuerrecht Steuerliche Belastungen - Einkommensteuer als Angestellter: Einkünfte aus nichtselbständiger Tätigkeit, 19 EStG als Selbständiger: Einkünfte aus selbständiger/freiberuflicher Tätigkeit gemäß 18 Abs.1 Nr. 1 EStG - Umsatzsteuer, 1 Abs. 1 Nr. 1 UStG steuerpflichtig sind Umsätze, die ein Unternehmer ( 2 UstG) im Inland gegen Entgelt im Rahmen seines Unternehmens ausführt - Körperschaftsteuer, 1 Abs. 1 KStG Nr. 1 Kapitalgesellschaften -> GmbH, UG - Gewerbesteuer, 2 GewStG Steuergegenstand ist der Gewerbebetrieb; (-), wenn freiberufliche Tätigkeit z.b. als Ingenieur; anders, wenn die Tätigkeit als GmbH ausgeübt wird, dann Körperschaftsteuer

Steuerrecht Buchführungspflichten - 238 Abs. 1 HGB: Jeder Kaufmann ist verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung ersichtlich zu machen. Die Buchführung muss so beschaffen sein, dass sie einem sachverständigen Dritten innerhalb angemessener Zeit einen Überblick über die Geschäftsvorfälle und über die Lage des Unternehmens vermitteln kann. Die Geschäftsvorfälle müssen sich in ihrer Entstehung und Abwicklung verfolgen lassen. - 264 HGB Kapitalgesellschaften - 264a HGB Personengesellschaften Steuerrecht Wichtigste Grundsätze der ordnungsgemäßen Buchführung - Klarheit und Übersichtlichkeit, 238 Abs. 1, 246 Abs. 2 HGB - Richtigkeit und Vollständigkeit, 239 Abs. 2 HGB - Willkürfrei Schätzungen müssen sachverhaltsgerecht erfolgen - Nachprüfbar durch sachverständigen Dritten, 238 Abs. 1 HGB - Bilanzidentität / Übereinstimmung mit Vorjahreswerten, 252 Abs. 1 Nr. 1 HGB - Vorsichtsprinzip, 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB - Bewertungsstetigkeit, 252 Abs. 1 Nr. 6 HGB - Generalnorm ist 264 Abs. 2 HGB: Beachtung der ordnungsgemäßen Buchführung

Krisen frühzeitig erkennen! - Untersuchungen ergeben, dass Unternehmensinsolvenzanträge regelmäßig zu spät gestellt werden, teilweise bis zu 1 ½ Jahre Rechtsfolge: Insolvenzverschleppung (Persönliche) Haftung Was ist eine Krise? Allgemeine Definition: eine Unternehmenssituation bzw. eine bedrohliche Unternehmensentwicklung, die Handlungsbedarf hervorruft. - Betriebswirtschaftliche Krise: die Existenzgefährdung des Unternehmens, also eine Entwicklung, die, wenn sie nicht unterbrochen wird, in die Insolvenz des Unternehmens führt. - Insolvenzrechtliche Krise: der Eintritt der Insolvenzantragsvoraussetzungen, also Zahlungsunfähigkeit, drohende Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung. - Strafrechtliche Krise: 283 Abs. 1 StGB Bankrott weitestgehend identisch mit insolvenzrechtlichem Begriff, nämlich drohende oder eingetretene Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung.

(Drohende) Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung - Zahlungsunfähigkeit, 17 Abs. 2 InsO Der Schuldner ist zahlungsunfähig, wenn er nicht in der Lage ist, die fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen. Zahlungsunfähigkeit ist in der Regel anzunehmen, wenn der Schuldner seine Zahlungen eingestellt hat. - Drohende Zahlungsunfähigkeit, 18 Abs. 2 InsO Der Schuldner droht zahlungsunfähig zu werden, wenn er voraussichtlich nicht in der Lage sein wird, die bestehenden Zahlungspflichten im Zeitpunkt der Fälligkeit zu erfüllen. - Überschuldung, 19 Abs. 2 InsO Überschuldung liegt vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt, es sei denn, die Fortführung des Unternehmens ist nach den Umständen überwiegend wahrscheinlich. Mögliche Anhaltspunkte in der Praxis: - Eigene Krise: nur durch ordnungsgemäße Buchführung und regelmäßige Überwachung der internen Abläufe und Organisation vorhersehbar Oft erstes und dramatisches Anzeichen: Kündigung der Kreditlinie durch die Hausbank - Krise von Kunden: verspätete Zahlungen, erhöhe Reklamationen, außergewöhnliche hohe Bestellungen, weniger Aufträge, ausbleibende Preisverhandlungen, Wechsel der Gesellschaftsform, Geschäftsführung, Bankverbindung oder Adresse Rechtsfolge: Insolvenzantragspflicht 15a Abs. 1 S. 1 InsO: Wird eine juristische Person zahlungsunfähig oder überschuldet, haben die Mitglieder des Vertretungsorgans oder die Abwickler ohne schuldhaftes Zögern, spätestens aber drei Wochen nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung, einen Eröffnungsantrag zu stellen.

Persönliche Haftung des GmbH-Geschäftsführers in der Krise - Zivilrechtliche Haftung - 64 GmbHG Haftung des Geschäftsführers für Zahlungen nach Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung - 823 Abs. 2 BGB i.v.m. 266a Abs. 1 StGB Nichtabführung von Arbeitnehmeranteilen zur Sozialversicherung / Bundesanstalt für Arbeit - 823 Abs. 2 BGB i.v.m. 15a Abs. 1 und 2 InsO Schadensersatz für Neugläubiger - 26 Abs. 3 und 4 InsO Haftung für Massekostenvorschuss Persönliche Haftung des GmbH-Geschäftsführers in der Krise - Steuerrechtliche Haftung - 380 AO Nichtabführen von Lohnsteuer trotz Auszahlung von Nettolöhnen (Ordnungswidrigkeit) - 69, 34, 44 AO sonstige steuerliche Haftung als Vertreter für vorsätzliche oder grob fahrlässige Verletzung der steuerlichen Pflichten - Strafrechtliche Haftung - 84 GmbHG Nichtanzeige des Verlustes i.h. der Hälfte des Stammkapitals - 15a Abs. 4 und 5 InsO Insolvenzverschleppung (nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung, ohne schuldhaftes Zögern, jedoch spätestens innerhalb von drei Wochen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen)

Persönliche Haftung des GmbH-Geschäftsführers in der Krise - Strafrechtliche Haftung - 263 StGB Betrug und 265b StGB Kreditbetrug zu Lasten Geschäftspartner durch Täuschung über wirtschaftliche Situation - 266a StGB Nichtabführung von Arbeitnehmeranteilen zur Sozialversicherung / Bundesanstalt für Arbeit - 283 StGB Bankrott - 283b StGB Verletzung der Buchführungspflichten - 283c StGB Gläubigerbegünstigung Daneben: Haftung der Gesellschafter - 15a Abs. 1, 3 und 4 InsO Insolvenzantragspflicht bei Führungslosigkeit der Gesellschaft, d.h. fehlende Vertretung (unwirksame Bestellung, Abberufung, Niederlegung, Tod, nicht jedoch bloße Unerreichbarkeit) - 26 Abs. 3 und 4 InsO Haftung für Massekostenvorschuss - 19, 30 und 31 GmbHG Haftung wegen fehlendem Stammkapital oder Kapitalrückzahlung - 171 und 172 HGB Haftung für nicht geleistete oder zurückbezahlte Kommanditeinlage - Unberechtigte Entnahmen der Gesellschafter müssen an Insolvenzverwalter erstattet werden

Beweislast: Grundsätzlich beim Anspruchsteller (Gläubiger, Insolvenzverwalter) Ausnahme: Bei nicht ordnungsgemäßer Führung und Aufbewahrung von Büchern und Belegen (Beweisvereitelung) Vermeidung der Haftung Bundesgerichtshof: Ein organschaftlicher Gesellschaftsvertreter verletzt seine Insolvenzantragspflicht nicht schuldhaft, wenn er bei fehlender eigener Sachkunde zur Klärung des Bestehens der Insolvenzreife der Gesellschaft den Rat eines unabhängigen, fachlich qualifizierten Berufsträgers einholt, diesen über sämtliche für die Beurteilung erheblichen Umstände informiert und nach eigener Plausibilitätskontrolle der ihm daraufhin erteilten Antwort dem Rat folgt und von der Stellung eines Insolvenzantrags absieht. Zusammenfassung Empfehlung: - Qualifizierte Einzelfallberatung im Vorfeld - Laufende Begleitung durch (zumindest) Steuerberater und Rechtsanwälte - Insbesondere rechtzeitige Hinzuziehung qualifizierter Dritter bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten Vorsicht: - Entsprechende Risiken und eine Haftung können sich auch bei Übertragung des Unternehmens zur Sanierung an Dritten oder aber bei der Übernahme eines laufenden Unternehmens ergeben.

Ihre Referentin: Alexandra Sofia Wrobel Rechtsanwältin Fachanwältin für Steuerrecht Oppenheimstraße 16, 50668 Köln Telefon 0 221 / 97 31 43-0 Telefax 0 221 / 97 31 43-99 alexandra.wrobel@werner-ri.de www.werner-ri.de