Hannover Hofschläger / pixelio. Prof. Dr. Petra Kolip, Universität Bielefeld

Ähnliche Dokumente
Gender Mainstreaming in der Gesundheitsförderung

Qualitätssystem quint-essenz Qualitätssicherung und -entwicklung in Projekten und Programmen der Gesundheitsförderung und Prävention

Vielfalt als Herausforderung Voraussetzungen

Einführung ins Projektplanungstool quint-essenz

Qualitätskriterien für Projekte

Leitlinien für ein Gender Friendly Hospital

Fakultät für Gesundheitswissenschaften AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung

Gesundheitspotenziale von Frauen

PartizipativeAnsätze und Methoden in der Gesundheitsförderung

Die 10 Gütekriterien Gesundheitsfördernder Hochschulen als inhaltlicher Hintergrund für eine Zertifizierung.

Herzlich Willkommen! Steirisches Netzwerk Gesundheitsförderung. 3. Netzwerktreffen :00-16:00 Uhr

Gender in der Suchtberatung


Gesundheits- und Risikoverhalten von Berliner Kindern und Jugendlichen

Praxis und erfolgreiche Strategien der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten

Wieviel Gesundheitsförderung macht das Präventionsgesetz möglich?

Highlights aus der Arbeitsgruppe Gesundheitsförderung und Prävention mit Fokus auf Personen mit Migrationshintergrund - überarbeitet nach Protokoll

Partizipative Qualitätsentwicklung

Evaluation Hinweise zur Praxis für die Gesundheitsförderung Bielefeld,

Armut und Gesundheit Was tut sich in Deutschland? Prof. Dr. Rolf Rosenbrock. Tagung Gesundheit und Armut Fachhochschule Bern 09.

Frauengesundheit: ein Blick durch die Genderbrille

Grundprinzipien zur Entwicklung und Gütekriterien von Lebenskompetenzangeboten

Gesundheitsförderung von Familien in defizitären Wohnverhältnissen

Qualitätsmanagement in der Gesundheitsförderung

Evaluation in der Gesundheitsförderung

Qualitätskriterien der Gesundheitsförderung und Prävention

Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen

Präventive Sucht- und Drogenpolitik

DER ÖGD ALS KOORDINIERENDER AKTEUR? Möglichkeiten und Grenzen bei der Gestaltung kommunaler (Inklusions-) Strategien

des Aufgaben Vortragesund Handlungsfelder der gesetzlichen Krankenkassen Fachkonferenz Werner Mall UB-Leiter Prävention

Prävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Was ist der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)? Was ist Gesundheitsförderung? Warum eine Kooperation zwischen Jugendhilfe und Gesundheitsförderung?

Qualitätssicherung im Kontext gute gesunde Schule Konzepte, Umsetzung an Schulen und Herausforderungen für die Forschung und Beratung

Gender Mainstreaming und Gender Budgeting - Einführung

Tabakkonsum von Jugendlichen: Zur Bedeutung der sozialen Herkunft und der Schulbildung

Handlungsempfehlungen zur Prävention von Kinderübergewicht

TK-Förderung für Projekte im Setting Schule

Gesundheitsförderung und Primärprävention Erfahrungen aus Deutschland

Zielgruppenorientierung in der Betrieblichen Gesundheitsförderung

Erreichbarkeit von Zielgruppen in der Gesundheitsförderung

Depressive Kinder und Jugendliche

Leitlinie Gesundheit

Fachplanung Gesundheit in Baden-Württemberg Erste Ergebnisse eines Pilotvorhabens

Soziale Lage und Gesundheit im Alter

Vielfalt nutzen Der Zusammenhang von Chancengleichheit und individueller Bildungsplanung

Gesundheitsförderung im Setting eine Aufgabe für die ganze Kommune!

OÖ Gesundheitsziel 7 Tabakprävention in OÖ

Komplexe Interventionsansätze für Gesundheitsförderung und Prävention im sozialen Raum

Gesundheitsförderung in Lebenswelten die Perspektive der Krankenkassen

Impuls: Ungleiche Gesundheits- und Lebenschancen Was sind die Ursachen und wie könnten Lösungen aussehen?

GESUNDHEITSZIELE FÜR KÄRNTEN

Auswahlverfahren für den Steirischen Qualitätspreis Gesundheit SALUS

Gesundheitsförderung im Setting Schule gesund leben lernen

Gesundheitsförderung im Setting Schule Ing. Petra Gajar

Workshop: Selbstevaluation Schritt für Schritt Landeszentrum für Gesundheit NRW

Gesunde Schule Tirol

Wie gelingt gute Gesundheitsförderung?

Gender Medizin Chancengleichheit in der Gesundheit.

Das Präventionsgesetz. Kritik des Referentenentwurfs

Das Präventionsgesetz 2015 Wege zur Umsetzung

Kleine HeldInnen in Not

Ansätze für eine zukunftsorientierte Kinder- und Jugendgesundheitsversorgung in Österreich

Wozu brauchen wir ein Präventionsgesetz? Prof. Dr. Rolf Rosenbrock Sachverständigenrat Gesundheit

Bisher umgesetzte und kün1ige Massnahmen

Checkliste Assessment

Aktivitäten der GKV zur Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Berlin, Kai Kolpatzik, MPH, AOK-Bundesverband

Ernährungsbildung als Teil einer modernen Gesundheitsförderung

Impuls Forum 4: Partnerschaften für Gesundheit im Quartier aus Sicht des ÖGD Ulrike Horacek, Gesundheitsamt Kreis Recklinghausen

Gesundheitssystem: Patienten, Ärzte, Kassen, Interessenkonflikte Das unausgeschöpfte Potenzial von Prävention und Gesundheitsförderung

Sport bewegt NRW und Düsseldorf

Kooperationstag Sucht und Drogen 2011

Theoretische Rahmenkonzepte

Gewalt und Gewaltprävention

Präventionsaktivitäten der Techniker Krankenkasse in Schulen und Kitas: lebensweltorientierte Gesundheitsförderung

Das Präventionsgesetz 2015: Alte Defizite Neue Chancen. Prof. Dr. Rolf Rosenbrock. Universität Bielefeld Forum Offene Wissenschaft 21.

Projektskizze: Trinkwasser an Schulen

Nutzung von Gesundheitsberichterstattung zur Bedarfsermittlung und Evaluation im Bereich kommunaler Gesundheitsförderung

Inhalt. Aufgaben der Gesundheitsberichterstattung (GB) Inhalt. Gesundheitspolitischer Regelkreis. Empfehlungen des GÖG/ÖBIG I (2007)

GESUND LEBEN LERNEN. Jan Kreie

Depressive Kinder und Jugendliche

Der Regionalplan zur Prävention («Schéma Régional de Prévention» (SRP) Qualitätsprozess. Trinationales Seminar - Oberrheinkonferenz- 18.

Qualitätssicherung und Zielorientierung der Beitrag der BZgA

voja Projekt ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung

quint essenz Einführung quint-essenz Was ist quint-essenz? Zielsetzung quint-essenz Grundlagen des Qualitätssystems

1. Grundlagen des ReSuDi-Programms Ressourcen- und Stressmanagement in der Arbeitswelt (Nicole Deci)... 12

Gender Mainstreaming. Europa * Grundgesetz * Veränderungsprozess * Gute Beispiele * Chancengleichheit * Bürgerschaftsnähe

Arbeitsweltbezogene Gesundheitsdaten in Österreich

Alkoholmissbrauch im Jugendalter - Strategien zur Prävention und Intervention in Städten und Gemeinden -

Schule, Gesundheit, Bildung Neue Perspektiven und Herausforderungen für die schulische Gesundheitsförderung

Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen

Früherkennung und -intervention eine Aufgabe der Schulen zwischen Gesundheits-förderung/Prävention und Behandlung

Schulgesundheit heute: Neue strukturelle Ansätze durch Schulgesundheitsfachkräfte (Schulkrankenschwestern)

Die Ausbildung zum sozial verantwortlichen Arzt - die Bedeutung sozialer Faktoren. Olaf von dem Knesebeck

...und was Sie schon immer über Gender sagen wollten

Gesundheitsförderung und Prävention in Baden-Württemberg. Großer Präventionspreis Ausschreibung -

Transkript:

Gender als Qualitätskriterium in Gesundheitsförderung und Prävention Nicht das Falsche fordern. Gesundheits- und Bildungschancen von Jungen fördern. Tagung der 8.12.2009 Hannover Hofschläger / pixelio 1 Prof. Dr. Petra Kolip, Universität Bielefeld

Gesundheit von Jungen Qualität in Prävention und Gesundheitsförderung Geschlecht als Qualitätskriterium in Prävention und Gesundheitsförderung 2

Gesundheit von Jungen Epidemiologische Befunde Höhere Sterblichkeit männlicher Säuglinge Höheres Unfallrisiko männlicher Kinder und Jugendlicher ( Morbidität und Mortalität) KiGGS: Gesundheitszustand von Mädchen wird bis zum Alter von 13 Jahren als besser eingeschätzt Mädchen sind häufiger erkältet, Jungen haben häufiger akute und obstruktive Bronchitis sowie Allergien Mädchen leiden häufiger unter Schmerzzuständen 3

Gesundheit von Jungen Epidemiologische Befunde KiGGS: Jungen sind häufiger von AD(H)S betroffen Jungen konsumieren im Jugendalter mehr und regelmäßiger Alkohol und präferieren andere Getränke Jungen konsumieren häufiger Marihuana Ernährung: Jungen essen häufiger Wurst, Fleisch, Milch und Milchprodukte Jungen treiben häufiger Sport 4

Gesundheit von Jungen Zwischenfazit Es zeigen sich klare Geschlechtsunterschiede, die auf eine gesundheitliche Benachteiligung von Jungen hinweisen. Aber weitere Differenzierungen sind notwendig, um Zielgruppen für Interventionen definieren zu können (Schulform, Migrationshintergrund, ) Foto Klaus-Uwe Gerhardt / www.pixelio.de 5

Quelle: RKI / KiGGS

Verkehrsunfälle nach Sozialstatus Quelle: RKI / KiGGS

Risikofaktoren Biologische Risiken Psychosoziale Risiken Soziale Ressourcen Personale Ressourcen K G 8

Gesundheit von Jungen Rahmenbedingungen für Gesundheit Schlechtere Bildungsabschlüsse Orientierung an traditionellen Geschlechterrollen Häufiger Opfer von Gewalt mehr personale Ressourcen (z.b. Optimismus in Bezug auf die eigene Zukunft, SOC; KiGGS) weniger soziale Ressourcen (z.b. erhaltene soziale Unterstützung; KiGGS) 9

Gesundheit von Jungen Qualität in Prävention und Gesundheitsförderung Geschlecht als Qualitätskriterium in Prävention und Gesundheitsförderung 10

Public Health Action Cycle Bewertung/ Evaluation Implementation/ Umsetzung Problemdefinition Strategieformulierung 11

Public Health Action Cycle Grundfragen für Interventionen Orientierung an den Risiken oder an den Ressourcen? Prävention vs. Gesundheitsförderung Orientierung am Individuum oder am Umfeld? Verhaltens- vs. verhältnisbezogene Intervention Orientierung an der Gesamtbevölkerung oder an Hochrisikogruppen? universeller, selektiver oder indizierter Ansatz 12

Qualitätskriterien beziehen sich auf die Fragen... Ist der Problembereich richtig beschrieben? Ist die Strategie richtig gewählt? (Verhalten vs. Verhältnisse, Setting, universeller, selektiver vs. indizierter Ansatz) Ist die Zielgruppe adäquat ausgewählt? Kenne ich den Bedarf und die Bedürfnisse der Zielgruppe? Habe ich die geeigneten Methoden und Zugangswege gewählt? Wird die Maßnahme wie geplant umgesetzt? Sind die Evaluationsmethoden geeignet? 13

Gesundheit von Jungen Qualität in Prävention und Gesundheitsförderung Geschlecht als Qualitätskriterium in Prävention und Gesundheitsförderung 14

Gender Mainstreaming Gender: soziales Geschlecht Mainstream: etwas, das bislang am Rande betrachtet wurde, soll in den Hauptstrom ( Mainstream ) einfließen 15

Gender Mainstreaming in Gesundheitsförderung und Prävention Ziel: Unterstützung von Mädchen und Jungen in der Ausschöpfung ihres Gesundheitspotenzials Identifizierung des geschlechtsspezifischen Präventionsbedarfs Wahl geschlechteradäquater Zugänge und Methoden Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Rahmenbedingungen für Interventionen 16

Gender Mainstreaming in Gesundheitsförderung und Prävention Zwei Strategien: Entwicklung und Implementation von jungenspezifischen Angeboten dort, wo Jungen benachteiligt oder in besonderem Maße betroffen sind Analyse aller Angebote daraufhin, ob beide Geschlechter erreicht werden und die Rahmenbedingungen für beide Geschlechter angemessen berücksichtigt wurden 17

Gender als Qualitätskriterium Gender-Checkliste als Sensibilisierungsinstrument Integration der Geschlechtersensibilität in Qualitätsinstrumente 18 Foto: Uta Thien-Seitz / pixelio

Qualitätskriterien der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz 19

Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz Checkliste zur Gender-Perspektive mit 13 Prüffragen, z.b. 20 www.quint-essenz.ch

Qualitätskriterien der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz Gesundheitsförderung Projektbegründung Projektplanung Projektorganisation Wirkungen jeweils hinterlegt mit 3 5 Kriterien 21

Qualitätskriterien der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz Gesundheitsförderung Projektbegründung Projektplanung Projektorganisation Wirkungen Bedarf Bedürfnisse Einbettung Rahmenbedingungen Lernen 22

Qualitätskriterien der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz Gesundheitsförderung Projektbegründung Projektplanung Projektorganisation Wirkungen Chancengleichheit Empowerment Settingansatz Partizipation 23

Qualitätskriterien der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz 24 www.quint-essenz.ch

Fazit Qualitätsentwicklung ist für die weitere Entwicklung von Prävention und Gesundheitsförderung zentral Die Berücksichtigung der Geschlechterkategorie verbessert die Qualität von Interventionen, weil sie für soziale Vielfalt die Augen öffnet hilft, die zentralen Zielgruppen zu identifizieren hilft, angemessene Methoden und Zugangswege zu spezifizieren 25