Herz und Niere. Dr. med. Bernhard P. Lorenz Internist Kardiologie Nephrologie Ärztliches Qualitätsmanagement

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Transkript:

Herz und Niere Dr. med. Bernhard P. Lorenz Internist Kardiologie Nephrologie Ärztliches Qualitätsmanagement Kardiologische- nephrologische Schwerpunktpraxis Bahnhofstr. 4 83043 Bad Aibling

Kardiorenales Syndrom Einteilung Typ 1: akute Herzinsuffizienz führt zu akuter Niereninsuffizienz Typ 2: chronische kardiale DysfunkTon führt zu chronischer Niereninsuffizienz

Kardiorenales Syndrom KasuisTk Pat. R.E. männl. 77 Jahre Beschwerdebild: LuXmangel bereits bei geringster Belastung, nächtliche Orthopnoe, Nyturie selten, zunehmende Beinödeme Untersuchungsbefund: 172cm, 91kg, RR 110/70 mmhg, tachycard, fein- und groblasige RG s bds. ausgeprägte Ödeme

Kardiorenales Syndrom KasuisTk EKG: abs. Arr. Bei Vorhofflimmern, HF 94/min Linkstyp, zögerliche R- Progression, diffuse RepolarisaTonsstörungen Echokardiongraphie: linker Ventrikel mit EDV 430ml dilatert deutlich eingeschränkte syst. PumpfunkTon EF 19% deutliche Trikuspidalinsuffizienz max. PAP 68 mmhg + ZVD

Kardiorenales Syndrom KasuisTk Röntgen Thorax: zunehmende Herzvergrößerung bei Zunahme der pulm. ven. Stauungszeichen im Sinne einer kardialen DekompensaTon keine relevanten Pleuraergüsse

Kardiorenales Syndrom KasuisTk Klinische Chemie: Natrium 136 mmol, Kalium 3,7 mmol/l Hb 13,8 g/l TropT neg., probnp 46150 pg/dl Krea 5,4 mgl/dl, HST- N 87 mg/dl GFR 10,3 ml/min

Kardiorenales Syndrom KasuisTk Diagnosen (1) Akut auf chronisches Nierenversagen bei dekompensierter Linksherzinsuffizienz bei dilatatver CMP nach MyokardiTs Z.n. rez. kardialen DekompensaTonen Z.n. ImplantaTon biventrikulärer ICD/CRT 10/06

Kardiorenales Syndrom KasuisTk Diagnosen (2): Z.n. MitralklappenrekonstrukTon mit ImplantaTon eines AnnuloplasTeringes 5/07 bei sek. Mitralklappeninsuffizienz bei DCM PostoperaTves Nierenversagen passage HämofiltraTon Ausschluss interventonspflichtge KHK HK 4/07

Kardiorenales Syndrom KasuisTk Therapie: Monitoring auf der ÜberwachungsstaTon max. medikamentöse Therapie inkl. Dobutamin, Betablocker, AT1- Blocker, SchleifendiureTka Beginn der Hämodialysebehandlung nach Shaldonkatheteranlage

Kardiorenales Syndrom KasuisTk Zusammenfassung: Progrediente Niereninsuffizienz bei Schwerer Linksherzinsuffizienz bei DCM Ausschluss relevante koronare Makroangiopathie ohne Hypertonusanamnese ohne diabetsche Stoffwechsellage ohne renale Grunderkrankung

Kardiorenales Syndrom Einteilung Typ 3: akute NierenfunkTonsverschlechterung führt zu kardialer DysfunkTon Typ 4: chronische Niereninsuffizienz führt zu kardialer DysfunkTon, Herzinsuffizienz, KHK, Rhythmusstörungen

Kardiorenales Syndrom Einteilung Typ 5: akute und chronische systemische Erkrankungen z.b. VaskuliTden, Diabetes mell. führen zu kardialer und renaler DysfunkTon

Kardiorenales Syndrom Prognose Chronische Niereninsuffizienz (GFR vermindert) häufiger Befund bei chronischer Herzinsuffizienz ca. 30-60 % der Pat. sind betroffen assoziiert mit erhöhter Mortalität pro 10 ml/min GFR Abnahme steigt die Mortalität um ca. 15% (Review von 16 Studien mit über 80.000 Pat.)

Kardiorenales Syndrom Prognose Chronische Niereninsuffizienz Erhöhte Morbidität und Mortalität für kardio- vask. Erkrankungen Risiko für KHK/ Herzinsuffizienz im Vergleich zur Dialyse erhöht Langzeitstudie mit ca. 30.000 Pat. über 5 Jahre (GFR < 30ml/min) Dialyse 19,9 % Tod 45,7 % Unabhängiger Risikofaktor für KHK bei Vorliegen der klassischen RF ausgeprägtere KHK

Arterielle Hypertonie Zielwerte Zielvorgaben nach Prof. Mann: RR <140/<90 mmhg RR <150/<90 mmhg RR <130/<80 mmhg generell, auch bei D.m. bei älteren PaTenten bei Niereninsuffizienz Meinung epidemiolog Studien

Arterielle Hypertonie Therapieresistenz Therapieresistenz bei RR > 140/90 mmhg trotz anthypertensiver 3- fach Therapie inkl. DiureTkum ausreichender Dosierung guter Compliance Comorbidität beachten (Schlaf- Apnoe- Syndrom, Adipositas) ComedikaTon beachten (wie KontrazepTva, NSAR, Sympatho- mimetka, Epo, CyA)

Arterielle Hypertonie Therapieresistenz Ausschluss sekundäre art. Hypertonie (ca. 10%) ca. 5% renal- vaskulär, renal- parenchymatös ca. 5% endokrin u.a. primärer Hyperaldosteronismus Hypokaliämie < 3,7 mmol/l cave: Spätsymptom metabolische Alkalose DiagnosTk: Aldosteron/ Renin QuoTent AQR falsch positv: Betablocker, zentrale alpha Agonisten falsch negatv: ACE- /AT1- Blocker, Spironolacton

Arterielle Hypertonie Therapieresistenz Ausschluss sekundäre art. Hypertonie (2) Phäochromozytom 0,2-0,4 % aller Hypertoniker Dauerhypertonus / intermix. Hochdruckkrisen Kopfschmerzen, Schwitzen, PalpitaTonen adrenal ca. 90 %, extraadrenal ca. 10% DiagnosTk: Metanephrine im Plasma Bildgebung: CT, MR ergänzende Bildgebung: MIBG- SzinT, Dopa- PET

Arterielle Hypertonie Therapieresistenz Ausschluss sekundäre art. Hypertonie (3) Cushing- Syndrom / HyperkorTsolismus 0,2-0,4 % aller Hypertoniker ca. 70% ACTH- abhängig, ca. 30 % ACTH- unabhängig Blickdiagnose: cushingoider Habitus DiagnosTk: CorTsoltagesprofil im Speichel freies CorTsol im 24h- Urin niedrig dos. Dexamethason- Hemmtest

Arterielle Hypertonie Therapieresistenz TherapieopTonen: adäquate Dosierung, sinnvolle KombinaTonen Aldosteronantagonisten unter Kalium- und Kreakontrolle 2. Wahl Präparate wie Clonidin, Dihydralazin, Minoxidil Perkutane renale SympathikusdenervaTon

Herz und Niere Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Literaturempfehlung: Bosbach, G; Korff, J.J.: Lügen mit Zahlen, Heyne- Verlag Wie wir mit StaTsTken manipuliert werden