Horst Hawemann TÜLLIKNÜLLI ÜLLI. Eine drei Schweinchen Geschichte nach einem alten englischen Märchen für Schauspieler, Puppen und Dinge

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Transkript:

Horst Hawemann TÜLLIKNÜLLI ÜLLI Eine drei Schweinchen Geschichte nach einem alten englischen Märchen für Schauspieler, Puppen und Dinge 1

henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2001 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße 28 10405 Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. F1 2

MITSPIELER / / Wolf Wölfchen Ameise 3

Drei Schweinchen,, und kommen gerannt. Sie quietschen. Sie werfen sich auf einen Haufen und bringen sich durcheinander. Das ist ein Spiel. Es ist zu Ende, weil es PLÖTZLICH DONNERT, BLITZT, HAGELT, SCHNEIT, STÜRMT UND REGNET! Die drei sind schutzlos ausgeliefert. Sie sehen jämmerlich aus und haben auch diese Laune. Sie teilen sich einen Satz, der einzeln gesprochen einen anderen Sinn ergibt als zusammen. So! Geht das nicht! Weiter! Ich habe die Schnauze voll! Nase sagt man! Und was ist das? (Zeigt seine Schnauze vor.) Deine Schnauze ist das! Nein, ein Schnäuzchen! Weil wir Schweinchen sind. Dann habe ich eben meine Nase, meine Schnauze und mein Schnäuzchen voll, weil ich ein Schweinchen bin. Ich bin naß! (Die anderen echoen: Ich auch! Ich auch!) Ich friere! (Ich auch! Ich auch!) Ich bin verblitzt, verdonnert und verhagelt! (Wir auch! Wir auch!) Dann müßt ihr auch die Schnauze voll haben. Schnäuzchen! Ich bin ein Mädchen! Wir brauchen was, wenn was von oben kommt. Fällt was runter stehn wir da drunter! Ganz einfach ein DACH! ACH! Und wenn der Wind kommt? Was hält den zurück? Wände vier Stück! Wir brauchen ein... Man sitzt in dem... 5

Geht raus aus dem... Wind und Regen machen nichts aus in dem... Man hat die Schnauze nie mehr voll. Ein HAUS wäre toll. Un...vor...stell...bar! (Eine kommt sehr langsam mit ihrem Haus. Drinnen ist was los. Party, Licht, Musik... klopft höflich an das Haus. Die zieht sich zurück. Party, Licht, Musik aus.) Die drei Wie geht es Ihnen? Draußen scheußlich drinnen häuslich. Wir haben nur eine Frage. Und warum fragt ihr dreimal? Weil die Frage so wichtig ist. Wir brauchen ein Haus! BESETZT! Aber wo finden wir ein Haus? Seid ihr dumm? Die drei WARUM? WARUM? W A R U M? (Sehr stolz, deshalb auch etwas sehr beleidigt.) Wir sind n o c h nicht dumm. Wir sind nur klein. Kleine Schweinchen. Wenn Sie alles von uns wissen wollen: Der, der und d i e. Wir suchen ein Haus. Schon gut. Aber ein Haus findet man nicht. Ein Haus wächst auf dem Rücken. Laßt wachsen, Schweinchen! Alles klar? Na dann los! (Die Party im Haus geht weiter. Die auch. Humoriert aber noch:) Die sind komisch, die Schweinchen! Na, wächst es schon? Das Haus! (Die drei stehen voller Erwartung da und warten, daß ihnen was auf dem Rücken wächst.) 6

Die drei (Improvisieren.) Siehst du was,? Es juckt! Nicht kratzen! Das ist das Haus! Wo? Bei mir ist nur Rücken. Das dauert aber. Die hat doch gesagt... Bist du eine?... usw. Sie hat uns belogen, weil wir noch so klein sind. FLIEGENDE HILFE Bevor die Traurigkeit noch trauriger wird, kommt ein geflogen und wird aufmunternd tätig, indem er sich abwechselnd auf die drei Schultern setzt. Ein! Aber kein Haus! Und immer noch belogen. (Sehr eifrig in der Ermunterung.) Aber nein, aber nicht doch, ganz und gar nicht... Was bei einer s o ist, ist bei Schweinchen nicht s o und bei Vögeln ganz anders. Unser Haus heißt Nest, und das muß man bauen. Ich fliege euch mal vor, wie ich baue. Ich hole dort ein Ästchen, da ein Strohhälmchen, Federchen, Federchen, etwas Spucke. (Improvisiert eifrig weiter. Verwirrt die drei.) Lieber, wir sind Schweinchen... Wir fliegen nicht... Un...vor...stell...bar... Man kann auch zu Fuß ein Haus bauen! Los! Fangen wir an! Los! Wie fangen wir an? Zuerst träumen wir von dem Haus. 7

DAS GETRÄUMTE LUFTHAUS Der wird holographisch tätig. Vielleicht schafft er es auch mit Schwarzem Theater oder beweglicher Projektion. Es sollten Linien entstehen, die ein Haus zeichnen, einen Traum skizzieren. Alle Ich träume das Dach. (Es entsteht und wackelt.) (Fliegt die entstehenden Umrisse des Daches mit.) Es stürzt ein!, du mußt Wände träumen! Mach ich! Mach ich! Träum schneller, Schweinchen! Mach ich doch! Mach ich doch! Geschafft! Das bin ich! Kaputtgeträumt! Jetzt ziehen wir ein! Un...vor...stell...bar...! (Sie stoßen gegen die Traumwände.) Aua! Wir kommen nicht rein! Das Haus hat kein Loch! Das Loch nennt man Tür. Ich träume die Tüüüüüüür! (Sie entsteht natürlich.) Und noch ein Fennnnster! Z w e i! D r e i! Und noch... (Sie dreht durch bei der Träumerei. Das kann improvisiert werden. Die anderen beteiligen sich, und der erfliegt das Raumbild.) Un...vor...stell...bar! (Natürlich müssen sie jetzt singen, wie sie das Traumhaus beziehen.) Kommt rein! Kommt rein! Wir ziehen ein. Setzt euch doch hin. Wir sind drin. Wir sind drin. Hast du es bequem? 8

Sehr angenehm. Sehr angenehm. Wir träumen ein Haus... Und der Traum ist aus! SCHWEINCHENSTOLZ Irgendwo lacht jemand. Ziemlich grunzig, sehr verächtlich und von oben herab, also besserwisserisch. (Laut gegen das Lachen.) Wer ist das? (Vom Lachen herumgewirbelt.) Das ist der große Auslacher, der euch auslacht, weil ihr nur ein Haus geträumt habt. Der soll damit aufhören! (Vielleicht erscheint hinten ein, vor Auslachen triefendes Gummiteil.) Reg dich nicht auf,! Er soll aber! Auslacher sind ein großer Mist! Ich will aber. Ich muß mich aufregen, weil der mich aufregt! (Dabei bläst er sich mächtig auf.) Der lacht gemein! Platzen soll er! Sich kaputtlachen soll er! Wir werden ein Haus bauen, und das soll er sehen! Laß die Luft raus,! (Sie hilft ihm dabei. Es kommt viel Wut aus, und das muß man hören.) (Sehr berührt.) Du bist ein echter Knüller,. Un...vor...stell...bar. Aber wahr! Du hast dich herrlich aufgeregt! (Der Auslacher hat sich grunzend verabschiedet, wohl auch überrascht.) (Begeistert.) Und ich zeige dem Auslacher jetzt einen! (Das tut der. Kleine Siege machen lustig, und das sind sie jetzt.) Und ich mein Hinternteil! 9