hen werden, beschreibt Akzeptanz eine Haltung, die allmählich wächst, die begleitet und verändert. Woran denken Sie, wenn Sie die Begriffe»Achtsamkeit«und»Akzeptanz«hören? Manche Menschen halten diese Methoden für banal und bei ernst zu nehmenden Problemen für nicht ausreichend. Sie verbuchen Achtsamkeit und Akzeptanz unter der»new Age«/»Nichts für mich«-kategorie. Ich bitte Sie, alle Urteile, denen Sie begegnen ob positiv, negativ oder unentschieden zur Kenntnis zu nehmen und zu respektieren, sich aber auf nichts festzulegen (und nichts abzulehnen), bevor Sie Achtsamkeit und Akzeptanz nicht selbst ausprobiert haben. $$ $$ Die Methoden dieses Buchs Eine Reihe der Techniken, denen wir in diesem Buch begegnen, haben ihren Ursprung in wissenschaftlich anerkannten Therapieverfahren. Ich werde dies später noch genauer ausführen. Ich will Sie an dieser Stelle nicht mit Akronymen (oder mit Buchstabensuppe) verwirren, ich möchte Ihnen nur vermitteln, dass die in diesem Buch vorgestellten Methoden nicht irgendwelchen Launen oder meiner Fantasie entspringen. Vielmehr entsprechen sie den neusten Erkenntnissen der kognitiv-behavioralen Therapie und haben sich anhand randomisierter und kontrollierter Studien als hilfreich für ein breites Spektrum von Problemen erwiesen. Ich werde in diesem Buch die Leitbilder und Herangehensweisen von drei in der Praxis bevorzugten Methoden vorstellen.
$$$ Die Dialektisch-Behaviorale Therapie Marsha Linehan, Professorin an der Universität Washington, entwickelte die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), um ihre Patienten beim Umgang mit übermächtigen Gefühlen zu unterstützen. Sie hat herausgefunden, dass es wenig zielführend ist, Menschen zu einer Veränderung zu drängen. Stattdessen bringt sie ihren Patienten bei, wie man etwas akzeptiert und gleichzeitig verändert. Dazu kombinierte sie Elemente aus ihren Erfahrungen als Verhaltenstherapeutin und als Zen-Schülerin. Es gibt Menschen, die Gefühle stärker empfinden als andere. Andere nehmen Gefühle stärker wahr, weil sie nicht gelernt haben, sie zu akzeptieren oder sich auf sie einzulassen. Durch DBT haben Tausende von Menschen auf der ganzen Welt erfahren, dass sich Gefühle steuern lassen, indem man sie akzeptiert. Sollten Sie feststellen, dass Ihre Gefühle wie bei einem Kippschalter entweder auf»an«oder auf»aus«stehen, wird DBT Ihnen helfen, Ihre Gefühle zu regulieren, wie bei einem Dimmer, mit dem man die Beleuchtung eines Zimmers sehr viel feiner regeln kann. Kurz: DBT wird Ihnen praktisch anwendbare Fertigkeiten vermitteln. Dazu zählen nach Linehan (1996a, 1996 b): Achtsamkeit Y Ein»Herzstück«der DBT-Fertigkeiten. Achtsamkeit heißt, ganz im gegenwärtigen Moment zu leben, alles vorurteilsfrei zu betrachten und ohne Vorbehalte am Leben teilzunehmen. Gefühlssteuerung Y Wenn Sie die Bedeutung von Gefühlen erkennen, können Sie diese nicht nur besser beschreiben, Sie können sie auch verändern und konstruktiv mit ihnen umgehen, anstatt sich von ihnen beherrschen zu lassen.
Stresstoleranz Y Gemeint ist die Fähigkeit, mit Krisen umzugehen, ohne die Probleme größer zu machen. Soziale Kompetenzen Y DBT kann Ihnen helfen, Ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, auszudrücken und die Beziehungen zu Ihren Mitmenschen zu verbessern. Ursprünglich wurde DBT entwickelt, um Patienten mit selbstverletzendem Verhalten und Suizidgedanken zu behandeln. Mittlerweile wird es viel breiter eingesetzt. Studien, in denen DBT mit anderen anerkannten Therapieverfahren verglichen wurde, haben gezeigt, dass DBT bei der Behandlung von Patienten mit schwierigen Gefühlslagen, bei Selbstverletzung, Essanfällen, Bulimie und Depression erfolgreich ist (vgl. hierzu z. B. Linehan 1996a; Telch, Agras und Linehan 2001; Wisniewski, Safer und Chen 2007; Lynch, Mendelson und Robins 2003). DBT ist auch in der Paartherapie eingesetzt worden (Fruzzetti 2006). In meiner Praxis wende ich Elemente aus DBT sogar bei den Patienten an, die keine signifikanten Probleme mit ihren Gefühlen haben, sondern»nur«in einer Sinnkrise sind. Auch diese Klienten bestätigen durchgehend, wie hilfreich sie die DBT-Fertigkeiten finden. $$$ Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) ACT ist ein Behandlungsverfahren, das von Steven Hayes zusammen mit seinen Kollegen Kirk Strosahl und Kelly Wilson (1999) an der University of Nevada in Reno entwickelt wurde. ACT hilft Menschen, sich von starren Mustern zu lösen und nach eigenen Vorstellungen zu leben, anstatt ein Dasein zu führen, das auf der Bekämpfung oder Vermeidung von Gefühlen beruht. Bei ACT geht es darum, das Auftauchen negativer Ge-
fühle zuzulassen und gleichzeitig die Dinge zu verfolgen, die einem selbst wichtig sind. Viele unangenehme Erfahrungen, dazu zählen auch Gedanken und Gefühle, sind nicht kontrollierbar. Man kann sich aber auf Verhaltensweisen stützen, die im Einklang mit den eigenen Werten sind. Ebenso wie DBT ist auch ACT intensiv erforscht worden und seine Wirkung bei der Behandlung vielfältiger psychologischer Probleme erwiesen. ACT wird auch in der Behandlung von Körperschemastörungen und Essstörungen eingesetzt (Forman u. a. 2009; Pearson, Heffner und Follette 2010; Sandoz, Wilson und DuFrene 2011). $$$ Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (MBCT) MBCT ist ein Verfahren, das von Zindel Segal und seinen Kollegen Mark Williams und John Teasdale (2008) an der University of Toronto entwickelt wurde und deutlich von Jon Kabat-Zinns achtsamkeitsbasierter Stressbehandlung beeinflusst ist. Mithilfe achtsamkeitsbasierter Techniken lernen Menschen, sich von ihren wiederkehrenden und belastenden Gedankenschleifen zu befreien, die insbesondere bei depressiven Patienten häufig anzutreffen sind. MBCT senkt das Wiedererkrankungsrisiko deutlich (Segal, Williams und Teasdale, 2008). Tatsächlich hat sich MBCT in der Rückfallprophylaxe sogar als ebenso effektiv erwiesen wie die Einnahme von Antidepressiva (Segal u. a. 2010). Man könnte also sagen: Achtsamkeit ist ein Medikament, das man durch geistige Übung erlangen kann. Menschen, die Probleme mit ihren Gefühlen und ihrem Essverhalten haben, neigen häufig dazu, sich in wiederkehrenden, als schmerzhaft empfundenen Gedankenschleifen zu ver-
stricken. Das ruft Stressgefühle hervor und verschärft sie. Wer ständig über Essen nachdenkt, ist oft hin- und hergerissen zwischen Heißhunger, Figurkomplexen und achtloser Nahrungsaufnahme. Da mit einer achtsamen Haltung Gefühle leichter erträglich sind und so der Teufelskreis aus Stress und verzerrtem Denken durchbrochen werden kann, hat sich MBCT als hilfreiches Instrument in der Behandlung von emotionalen Problemen und Essstörungen herausgestellt (Baer, Fischer und Huss 2005). In diesem Buch möchte ich das philosophische Gedankengerüst dieser drei Behandlungsmethoden mit praktischen Übungen verbinden, das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Werte schärfen und so emotionales Essverhalten überwinden helfen. $$ $$ Was Sie vielleicht über mich wissen wollen Ich stamme aus Los Angeles und lebe seit vielen Jahren in New York. Schon in meiner Kindheit habe ich die andauernde Beschäftigung mit dem Gewicht und der Figur in unserer Kultur beobachten können. Die Bedeutung des Körpers war allgegenwärtig. Bereits während der dritten Grundschulklasse experimentierten einige meiner Mitschülerinnen mit der Kohlsuppen- Diät. Gleichzeitig habe ich immer wieder zu hören bekommen, wie wichtig es ist, schlechte Gefühle zu unterdrücken und pausenlos glücklich zu sein. Wir leben in einer»friede, Freude, Eierkuchen«-Gesellschaft dabei haben wir alle unsere Gedanken und Gefühle und sind verletzlich. Wie viele andere Menschen auch, weiß ich, wie es ist, nicht perfekt zu sein, Fehler zu haben. Und ebenso bin ich mit der Erfahrung vertraut, dieses Gefühl