ST. GALLEN 2011 DATEN-FAKTEN: KONSEQUENZEN?



Ähnliche Dokumente
Prognostische und prädiktive Faktoren

Onkologie. Individualisierte Therapie Beispiel: Brustkrebs. K. Possinger

Pathologie und Prädiktion - neue Aspekte. Prof. Dr. med. C. Wickenhauser Institut für Pathologie

Leben mit Brustkrebs Was gibt es Neues? Was kann ich tun? Über- und Untertherapie vermeiden- Was leisten die sogenannten Gentests?

Molekulare Subtypen welche Bedeutung seit St. Gallen? Prof. Dr. Andreas Schneeweiss

OXFORD-DISKUSSION. Brauchen wir genomische Analysen? - PRO - Priv.-Doz. Dr. med. Cornelia Liedtke. Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

PROGNOSTISCHE UND PRÄDIKTIVE FAKTOREN

Auszug (Seite 16 bis 20)

Neues von den. intrinsischen Subtypen

Live -Statistiken zur Zertifizierung von Brustzentren welche Patientenauswahl ist für f welche Fragestellung korrekt?

Genetische Beratung bei hereditären Mammakarzinomen

Basal-like / tripelnegatives Mammakarzinom

Zielgerichtete personalisierte Tumortherapie was gibt es Neues in der Onkologie

Molekulares Profiling/Individualisierung - Konsequenzen für Standards, Studien und Therapien der Zukunft -

Was bedeutet die neue Gesetzgebung für mein Forschungsprojekt? Das neue Humanforschungsgesetz

Plausibilitätsrichtlinie zur Prüfung der Dokumentationsdaten des strukturierten Behandlungsprogramms. Brustkrebs

Was gibt es Neues? Was kann ich tun? Antihormontherapie, Chemotherapie,

Führt der molekulare Ansatz in der Pathologie zum Durchbruch in der personalisierten Onkologie?

MammaTYPER. Ki67 mrna Einzelgenmessung prädiziert Ansprechen auf Chemotherapie

Primärtherapie. Systemische. Mamma Ca. Mamma Ca Krebs in Deutschland. Neuerkrankungen. Sterblichkeit. 5-Jahres-Überlebensrate

BUNDESGESETZBLATT FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH

DIRK Herbstumfrage 2006

Datenqualität Kennzahlen

M. Stierer. Brustzentrum Hanuschkrankenhaus Wien

Schwangerschaft nach Mammakarzinom Update Dr. Teelke Beck Brust-Zentrum

Bienen- und Wespengiftallergie: ist es wirklich eine Doppelsensibilisierung? PD Dr. med. Johannes Huss-Marp Thermo Fisher Scientific

Brustkrebs aktuell - OSP am Was ist eigentlich die Aufgabe des Pathologen in Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms?

2. Psychologische Fragen. Nicht genannt.

Richtlinie zur Feststellung und Überwachung des PRRS-Status von Schweinebeständen (PRRS-Richtlinie) Rd. Erl. des MLU vom 27.

Auf dem Weg zur individualisierten Behandlung des Brustkrebses. Welche Möglichkeiten bieten Biomarker?

Interimsreglement für die Weiterbildung zum Zertifikat Notfallsonographie

Chemotherapie und Antikörpertherapie bei Brustkrebs. Onkologische Gemeinschaftspraxis Siegburg Dr. med. Franz-Josef Heidgen

Maßnahmen zur Verbesserung der Datenqualität

Die Methode des Robusten Trends und der CAC40 (Frankreich)

Qualitätssicherung Brustkrebs auf Grundlage des Datensatzes gemäß der DMP-Richtlinie, Teil B I. Ziffer 5

Flächendeckende Darstellung der Qualität der onkologischen Versorgung durch klinische Krebsregister im Sinne des Nationalen Krebsplanes

Ein Jahr EndoPredict in der Schweiz - Erfahrungen aus der Klinischen Praxis. Prof. Dr. Joachim Diebold

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

St. Gallen Panelfragen. StGallen2009#2

Der HIV-Antikörper-Schnelltest aus Sicht des Labormediziners. Dr. Thomas Berg, Berlin

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

LVR - Integrationsamt. Herzlich. Willkommen! Folie 1

Malignes Melanom. Aktuelles vom amerikanischen Krebskongress 2013

Gelingt die tumorbiologische Subtypisierung bei Patientinnen mit primärem Mammakarzinom in der klinischen Routine?

Vorlesung - Medizinische Biometrie

Moderne MRT-Bildauswertung mit appmri Hippocampus Volume Analyser.

B+S compact Reservierungsfunktionen

Zulassungserweiterung für den adjuvanten Einsatz von Trastuzumab

Primäre systemische Therapie PST

QQM-Methode (Quotes Quality Metrics)

Key Findings der Studie zur Nachfolgeregelung bei Schweizer Grossunternehmen

SGMO - Schweizerische Gesellschaft für medizinische Onkologie

1. Weniger Steuern zahlen

Prädiktive Pathologie Molekularpathologie Neue zielgerichtete Therapien

Doppelmarkierung im CISH Her2 und Topo2A

Produkthaftung des Handwerkers und Händlers

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

INDEX. Öffentliche Ordner erstellen Seite 2. Offline verfügbar einrichten Seite 3. Berechtigungen setzen Seite 7. Öffentliche Ordner Offline

Kanton Zürich Amt für Raumentwicklung Geoinformation Gebäudeadressen in der AV

Qualitätssicherung Brustkrebs auf Grundlage des Datensatzes gemäß Teil B Ziffer I. Nr. 5 DMP-RL

Berno Tanner. State of the Art Ovar

Hochschule Emden/ Leer

Statistik II. Statistik II, SS 2001, Seite 1 von 5

Tipps und Tricks zu Netop Vision und Vision Pro

Neues in der Lymphom-Behandlung. Prof. Thomas Pabst, Universitätsklinik für Medizinische Onkologie, Inselspital, Bern

Mathematik. UND/ODER Verknüpfung. Ungleichungen. Betrag. Intervall. Umgebung

Hämoglobinopathien - Wann soll was abgeklärt werden? Dr. phil. nat. et sc. med. S. Brunner-Agten SwissMed Lab Bern, Juni 2012

Corpus uteri. 3.4 Corpus uteri

Empfehlungen der Projektgruppe Mammakarzinom am Tumorzentrum Bonn

Agenda. INSIGHTS DEZEMBER Google: Klickraten von Suchergebnissen - Gender-Marketing im Einkaufsprozess

Intraoperative Strahlentherapie bei Brustkrebs

Zahlen gemeinsam zum Sprechen bringen: Qualitätsanalyse in Teamarbeit als Erfolgsfaktor für Qualitätsverbesserung

I. Prüfungsablauf mündlich-praktische Prüfung M 2 neu ( ) II. Verhinderung eines Prüfers

Social Media Einsatz in saarländischen Unternehmen. Ergebnisse einer Umfrage im Mai 2014

Niederlassung Coesfeld

MEP-Projekt für die Filmförderungsanstalt Studie zur Nutzung von Internetseiten mit Medieninhalten

Schilddrüsenkrebs (1)

Beispiel für eine innovative Versorgungsstruktur. Der Selektivvertrag mit dem Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs

INTERESSENSERMITTLUNGBEI KMUDER METROPOLREGION AN ANGEBOTEN DER OFFENEN HOCHSCHULE

Wann ist eine Software in Medizinprodukte- Aufbereitungsabteilungen ein Medizinprodukt?

Deskline 3.0. Vermieterinfo ChannelGateway

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Das System der gewerblichen Schutzrechte und der Grundzüge des Urheberrechts aus gründerspezifischer Sicht

Die Relevanz der klinischen & analytischen Validität von Biomarker- Tests in der Onkologie

Anleitung zum Computercheck Windows Firewall aktivieren oder eine kostenlose Firewall installieren

Untersuchung, Beratung und Vorsorge bei familiärem Brustkrebs

Fallstricke in der HIV-Diagnostik. Elisabeth Puchhammer-Stöckl Department für Virologie Medizinische Universität Wien

Antikörper in der Lymphomdiagnostik

W i l l k o m m e n. i m. I n s t i t u t f ü r. T i e r p a t h o l o g i e

Übertherapie vermeiden

Epstein-Barr-Virus-Infektion: Möglichkeiten und Grenzen der serologischen Diagnostik von Reaktivierungen und chronischen Verläufen

Brustzentrum Bodensee Studien

24-STUNDEN-SAMMELURIN

Anlage zur Deputationsvorlage L 30/17. Änderung der Verordnungen zur Umgestaltung des fünften Prüfungselements. Zeugnisordnung AP-V 2008

Gewerblicher Grundstückshandel

ASCO 2015 Neues zur Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms

Die beliebtesten Smartphones der CHECK24-Kunden. nach Hersteller, Geschlecht und Alter

Anleitung zum DKM-Computercheck Windows Defender aktivieren

Transkript:

ST. GALLEN 2011 DATEN-FAKTEN: KONSEQUENZEN? PATHOLOGIE Zsuzsanna Bagó-Horváth Klinisches Institut für Pathologie MUW

Molekulare Subtypen

Vom Subtyp zur Therapie Beim invasiv-duktalem Mammakarzinom! Genexpressionsanalysen Histologische und IHC Tumormarker

Empfehlungen 2009 Her2 negativ Hormonsensibel ER 1% Endokrine Therapie (± Chemotherapie) Nicht Hormonsensibel ER < 1% Chemotherapie Her2 positiv Chemotherapie + Trastuzumab + Endokrine Therapie Chemotherapie + Trastuzumab

Molekulare Subtypen Her2 negativ Her2 positiv Hormonsensibel Nicht ER 1% Hormonsensibel ER < 1% Luminal A und B Basal (G, Ki-67) Her2 amplifiziert

Pathologische Marker Histologischer Grad ER PgR Her2 (Ki67)

Kontroverse Her2 Testung FDA vs. ASCO/USCAP Richtlinien FDA: IHC 3+: 10%, ISH: Ratio 2.0 ASCO/USCAP: IHC 3+: 30%, ISH: Ratio 2.2 (1.8-2.2: weitere Untersuchungen) Polysomie Genetische Heterogenität Wolff JCO 2007, Bartlett SABCS 2010, Brunelli Am J Clin Path 2008

Kontroverse Ki-67 Große inter- und intraobserver Variabilität Fehlende Standardisierbarkeit: Blöcke vs. TMA, Färbeprotokolle, Bewertungsmodi Empfehlungen einer internationalen Ki-67 Arbeitsgruppe in Vorbereitung

Kontroverse Genexpressionsanalysen Eingeschränkte Aussagekraft bei Tumoren mit hohem Differenzierungsgrad, hoher ER+, niedrigem Proliferationsindex Wenig Zusatzinformation bei ER-, niedrig differenzierten Hochrisiko-Tumoren Hohe Reproduzierbarkeit (in einem zentralen Labor) Einsatz bei Tumoren mit intermediärem Rezidivrisiko Albain Lancet Oncol 2010, Glas BMC Genomics 2006

Soll die Bestimmung der Subtypen ausschliesslich auf bereits verfügbare und verlässliche pathologische Tumormarker beruhen? Differenzierungsgrad, ER, PgR, Her2, (Ki-67) (Immun)Morphologie vs. Genexpressionsanalysen Soll der molekulare Subtyp im pathologischen Befund angegeben werden?

Soll die Bestimmung der Subtypen ausschliesslich auf bereits verfügbare und verlässliche pathologische Tumormarker beruhen? 86,4 13,6 0,0

Sollte zusätzlich zur Bestimmung vom basalen Subtyp auch CK 5/6 und/oder EGFR Positivität herangezogen werden? Fehlende therapeutische Relevanz Wissenschaftliche Relevanz (Platin) Bewertung/Cutoff?

Sollte zusätzlich zur Bestimmung vom basalen Subtyp auch CK5/6 und/oder EGFR Positivität herangezogen werden? 7,3 80,5 12,2

Sollte zusätzlich die Definition vom luminal B Subtyp Tumore mit folgenden Merkmalen beinhalten: ER+/PgR-, Ki-67 hoch (>14%) und/oder G3 mit oder ohne Her2 Positivität? Im klinischen Alltag, ausserhalb von Studien

Sollte die Definition vom luminal B Subtyp zusätzlich Tumore mit folgenden Merkmalen beinhalten: ER+/PgR-, Ki-67 hoch (>14%) und/oder G3 mit oder ohne Her2 Positivität? 51,1 35,5 13,3

Die Definition vom luminal A Subtyp entspricht ausschliesslich Tumore: ER+ PR+ Her2 negativ Ki-67 14% 84,8 10,9 4,3

Soll Her-2 Positivität ausschliesslich durch die FDA- Richtlinien definiert werden? (IHC >10%, FISH 2.0) Ja 68,1 Nein 23,4 Enthalten 8,5

Ist die Therapiewahl von genetischer Bestimmung der molekularen Subtypen abhängig? 19,5 75,6 4,9

Kann aus Gründen der Praktikabilität der Tumorsubtyp auch mittels nichtgenetischen Tests für ER, PgR, Her2 und Ki-67 bestimmt werden? 82,9 12,2 4,9

Soll die Wahl der Chemotherapie durch den Tumorsubtyp beeinflusst werden? Art der zytotoxischen Substanzen Chemotherapie Ja oder Nein Relevanz für klinische Entscheidungen?

Soll die Wahl der Chemotherapie durch den Tumorsubtyp beeinflusst werden? 74,4 18,6 7,0

Soll Oncotype Dx zur Vorhersage vom Ansprechen auf Chemotherapie bei hormonsensiblen Tumoren angewendet werden? 84,4 11,1 4,4

Kann Oncotype Dx zur Vorhersage vom Ansprechen auf Chemotherapie bei hormonsensiblen Tumoren angewendet werden? 91,3 8,7 0,0

Soll Mammaprint zur Vorhersage vom Ansprechen auf Chemotherapie bei angewendet werden? 29,8 63,8 6,4

Zusammenfassung Subtypeneinteilung durch Grading IHC/ISH möglich Pathologische Marker sind prognostisch und prädiktiv Basis der Therapieentscheidung Genexpressionsanalysen bringen nur in ausgewählten Fällen zusätzliche Information

Empfehlungen 2011? Her2 negativ Hormonsensibel ER 1% Luminal A und B = Endokrine Therapie (± Chemotherapie) Nicht Hormonsensibel ER < 1% Basal = Chemotherapie Her2 positiv Her2 amplifiziert Chemotherapie Chemotherapie + Trastuzumab + Trastuzumab + ET

Danke für die Aufmerksamkeit!