Betriebliches Gesundheitsmanagement und BEM - zwischen Pflicht und Kür - Referent: Frank Fiedler, GF Motio GmbH Hamburg
Motio in Deutschland und Österreich Die Motio Verbund GmbH Gründung 1987 19 Standorte 230 Mitarbeiter/innen >300 Kunden in 2016 2
Ihr Motio-Referent Frank Fiedler 56 Jahre, Studium in Psychologie, Sportwissenschaften und Pädagogik, Geschäftsführer Motio GmbH Hamburg, Motio-GL Nord 27 Jahre Erfahrung in der BGM-Projektberatung, seit 21 Jahren Führungskraft von 7 festen und 25 freien Mitarbeitern Aus- und Fortbildungen: Systemische Organisationsentwicklung Präventionsreferent Führungskräfte-Coaching Transaktionsanalyse Themenzentrierte Interaktion NLP Multimodale Stressbewältigung Konfliktmediation Ergonomie-Fachkraft Wingwave-Consultant Mental-Health- / Work-Health-Consultant BEM-Berater DIN SPEC 91020 3
Motio - Kernkompetenzen Betriebliches Gesundheitsmanagement Personalentwicklung Organisationsentwicklung 4
Referenzen in Branchen zum Thema BEM Automobil Banken Chemische Industrie Dienstleistung Elektronik Krankenhäuser Krankenkassen Metallverarbeitung Nahrungsmittel Öffentliche Verwaltung Pflege Sozialversicherungen Versicherungen Werbung 5
Die Pflicht: Betriebliches Eingliederungsmanagement Betriebliches Eingliederungsmanagement ist eine Forderung des Gesetzgebers an Sie als Arbeitgeber ( 84 SGB IX). Die erkrankten Beschäftigten sollen aktiv durch den Betrieb angesprochen und unterstützt werden. Das Ziel ist, dass die betroffenen Beschäftigten wieder arbeiten können, ohne erneut krank zu werden. 6
Stand der Umsetzung von BEM in Deutschland BEM ist nur 1/3 der Befragten aus Klein- und Mittelunternehmen (KMU) bekannt. (Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation, iqpr, 2011) Eine Umsetzung erfolgte lediglich in jedem fünften Unternehmen (Zelfel et al., 2011). BEM ist nur bei knapp 30 Prozent der Kleinst- und Kleinunternehmen bekannt (KoRB Studie), die Umsetzungsquote liegt bei ca. 11 Prozent (Gebauer et al., 2007). Noch seltener kommt BEM in der regional angelegten Studie Regionale Initiative: Betriebliches Eingliederungsmanagement der Deutschen Rentenversicherung (2007) zur Anwendung: weniger als 10 Prozent der Befragten, vorwiegend Kleinst- und Kleinbetriebe, hatten BEM umgesetzt. 7
Ausgangssituation Das Betriebliche Eingliederungsmanagement ist wichtiger denn je, weil die Anforderungen an den Beruf in den letzten Jahrzehnten gestiegen sind und damit auch das Risiko für gesundheitliche Einschränkungen. es durch den demographischen Wandel noch mehr Krankheitsfälle in der Zukunft geben wird. in Zeiten der Rezession sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber Sicherheit brauchen. psychische Erkrankungen ansteigen. 8
Daten DAK 9
Krankenstand 2015 nach Alter und Geschlecht 10
Anteil der zehn wichtigsten Krankheitsarten Langzeiterkrankungen 11
AU-Tage und AU-Fälle pro 100 Versichertenjahre aufgrund psychischer Erkrankungen 12
AU-Tage pro 100 Versichertenjahre der Fälle bis 42 Tage und über 42 Tage Dauer nach Altersgruppen 13
Daten und Fakten Psychische Erkrankungen gewinnen rasant an Bedeutung Frühberentungen nehmen zu Anteil der Personen, die aufgrund seelischer Leiden frühzeitig in Rente gingen Ausfalltage steigen Anzahl der Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen in Deutschland 42,7 % 79 Mio. 15,4 % 33,5 Mio. Quellen: Deutsche Rentenversicherung Bund; DAK Gesundheitsreport 2013; BMAS/BAuA: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2013 14
Daten und Fakten Kosten für psychische Erkrankungen Kosten für die Behandlung psychischer Erkrankungen Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes Indirekte Kosten durch Krankschreibungen Aufgrund psychischer Erkrankungen 28,7 Mrd. 32 Mrd. 14,3 Mrd. 8,2 Mrd. Ausfall an Bruttowertschöpfung 2013 Produktionsausfallkosten 2013 Quellen: Statistisches Bundesamt; BMAS/BAuA: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2012 und 2013 15
Neuzugänge Erwerbsminderungsrente 16
Die Pflicht: Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen 17
Herausforderungen im BEM Unterschiedliche Herausforderungen im BEM, je nach Unternehmensgröße Informationsbedarf zu o dem richtigen Vorgehen o rechtlichen Aspekten o Erfassung der AU-Daten (Zyklen) o geeigneten Kooperationspartnern, Mitspielern im BEM o wer im Unternehmen die BEM-Gespräche durchführen soll / darf o gelungener Kommunikation o Umgang mit betroffenen Mitarbeitern o Umgang mit Mitarbeitern, die sich verweigern, trotz betrieblicher Ursachen o Nutzen für das Unternehmen und die Betroffenen o externem Case-Management 18
Stolpersteine im BEM Fehlende Informationen und Ressourcen Kein systemisches Konzept Halbherziges Handeln des Arbeitgebers Auswahl der BEM-Beauftragten Unzureichende Qualifizierung der BEM-Beauftragten Politisierung durch die Mitarbeitervertretung Schlechte Kommunikation Misstrauenskultur Fehlende Rückkehrkonzepte bei psychischen Erkrankungen Geringe Vernetzung der BEM-Beteiligten (im Unternehmen, regionale Netzwerke, ) 19
Mögliche Zusammensetzung des Integrationsteams Schwerbehindertenvertretung Personalvertretung Betriebsarzt Personalrefrenten Integrations- team/- beauftragter Sozial- Versicherungs- Träger (RV, BG, ALV) Disability Manager Krankenkassen Integrationsamt / Fachdienste Führungskraft 20
Rolle der Führungskraft 21
Kann Führung krank machen? 22
Was macht Mitarbeiter/innen krank? Schlechtes Arbeitsklima 25% Misstrauenskultur 29% Mangelndes Verständnis der Unternehmensziele 33% Unklare Persönliche Ziele 38% Fehlende Wertschätzung 43% Fehlende Identifkation Verhalten der direkten Führungskraft 43% 45% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 23
Führungsverhalten und Gesundheit Weiche Faktoren wirken gesundheitsentscheid Vorgesetzte nehmen den Krankenstand mit! Gute Mitarbeiter verlassen nicht das Unternehmen, sondern ihren direkten Vorgesetzten. Gutes Führungsverhalten und gute Arbeit von Vorgesetzten ist der einzige hoch signifikante Faktor, für den eine Verbesserung der Arbeitsfähigkeit zwischen dem 51. und 62. Lebensjahr. Unbefriedigende Anerkennung und Wertschätzung am Arbeitsplatz erhöhen Risiko der Arbeitsfähigkeitsverschlechterung auf das 2,4fache, in Gegenrichtung 3,6fach erhöhte Chance zur Verbesserung der Arbeitsfähigkeit. Mitarbeiter brauchen in Veränderungsprozessen Raum für Psychohygiene. Arbeitsstress ist bei 1/3 aller Betroffenen die Ursache für Herzinfarkt. Je stärker der eigene Freiraum kontrolliert werden kann, desto weniger Angst und Stress werden wahrgenommen. 24
Fast alle Führungskräfte führen nach bestem Wissen und Gewissen 25
unbekan nt Anderen bekannt Johari-Fenster bekannt Mir selbst unbekannt Öffentlicher Bereich Blinder Fleck Privater Bereich Das Unbewusste 26
Vom Prozess zur Struktur 27
Betriebliches Anwesenheitsmanagement BEM als Bestandteil des BGM: vom BEM zum BAM Anlass Anwesenheit/ Engagement Förderung der Gesundheit und Erhöhung der Anwesenheit Betriebsvereinbarung: BAM Rückkehr nach Abwesenheit Rechtlich relevante Abwesenheit Abwesenheit ab 2 Wochen Dauererkrankung BV: BEM Abwesenheit > 6 Wochen Intervention Zeitpunkt Anerkennungsgespräch Beispiel: LeBu- / Pers. Zulage- Gespräch/Portfolio Begrüßungsgespräch Nach Abwesenheit, zeitnah bei Rückkehr Orientierungsgespräch Individuell Langzeit-AU- Präventionskontakt Individuell BEM- Prozess Arbeitsunfähigkeit innerhalb v. 12 Monaten > 6 Wochen Beteiligte MA und FK im Dialog MA und FK im Dialog MA, FK, Personalmanagement MA, FK, Personalmanagement MA, FK, BEM- Koordinator, Werksarzt, Personalmanag. Kultur: Selbstverantwortung der Mitarbeiter zur eigenen Gesundheit und Entwicklung gesundheitsfördernde Führung Copyright Motio GmbH Hamburg, BAM und BEM, 2016
Die Kür Betriebliches Gesundheitsmanagement Effektivitätsstufen des BGM Stufe 3: Betriebliches Gesundheitsmanagement ist in das Managementsystem implementiert Stufe 2: Zusätzliche Gesundheitsmaßnahmen Stufe 1: Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften 29
Arbeitsund Gesundheits- Schutz (GB psychischer Belastungen, ArbSchG) Betriebliche Gesundheitsförderung (SGB V, 20) + ver- verhaltens- hältnisorien- orientierte tierte Maßnahmen Betriebliches Gesundheits- Management (BGM) kann in 4 Bereichen präventiv wirksam werden = Personal- Entwickung Personalentwickl. Personalführung Personaleinsatz Organisationsentwicklung Leitbild + Strategische Leitlinien Führungsgrundsätze Umweltmanagement Betriebliches Eingliederungsmanagement Wiedereingliederung im Sinne eines fallbezogenen Ausgliederungsverhinderungsmanage - BEM ments - (SGB bzw. IX, eines fallbezogenen 84, Abs.2) Reintegrationsmanagements Wiedereingliederung Ausgliederungsverhinderung 30
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 31