Case Management was drin sein sollte, wenn es drauf steht

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Transkript:

Case Management was drin sein sollte, wenn es drauf steht Daniel Schaufelberger Projektleiter und Dozent Institut Sozialmanagement und Sozialpolitik T direkt +41 41 367 49 15 daniel.schaufelberger@hslu.ch Luzern 10. September 2010 Jahrestagung 2010 der Schweizerischen Gesellschaft für Sozialpsychiatrie Case Management eine praxisbezogene Begriffsklärung

Ausgangslage & Kontext - Komplexität und Differenziertheit der Problemsituationen - Spezialisierung und Ausdifferenzierung der Hilfe / Vielzahl von involvierten Leistungserbringer - Ökonomisierung des Sozialen / Gesundheit - Forderung nach Transparenz gegenüber Geldgebenden und Anspruchberechtigten Folie 2, 10. September 2010

Anliegen Case Management beabsichtigt. die Steuerung bei der Erbringung von personenbezogenen Leistungen in komplexen Fallsituationen dabei will Case Management die Überwindung von institutionellen Grenzen Kontinuität in der Unterstützung eine effiziente und effektive Hilfe/Versorgung leisten die Ressourcen von Betroffenen und dem Umfeld nutzen Folie 3, 10. September 2010

Umsetzung Case Management setzt dieses Anliegen um. durch einen Prozess der Zusammenarbeit, in dem geklärt, geplant, umgesetzt, koordiniert, überwacht und bewertet wird, was an Dienstleistungen zur individuellen Bedarfsdeckung notwendig und im Hinblick auf verfügbare Ressourcen qualitäts- und kostenbewusst erreichbar ist indem ein Akteur (der beteiligten Professionellen) die Rolle des Case Managers übernimmt. Der Case Manager steuert den Unterstützungsprozess und verbindet die beteiligten Personen und Organisationen Folie 4, 10. September 2010

Definition Es gibt kein einheitliche Definition von Case Management, aber Merkmale, welche in verschiedenen Definitionen vorkommen und Case Management charakterisieren: - Prozess entlang des Betreuungsverlaufs - Prozess quer zu den Grenzen von Personen, Stellen usw. - Klienten und Bedarfslage werden umfassend erfasst - Prozess ist auf Kooperation angelegt - Fachpersonen und Dienste werden verbunden - Das Vorgehen orientiert sich an Zielen - Überprüfbarkeit und Evaluierung der Arbeit und der Zufriedenheit der Beteiligten Kleve et al. (2006) Folie 5, 10. September 2010

Anwendungsfelder - Case Management bleibt gegenüber seinen Anwendungen neutral - Case Management kann grundsätzlich in allen humandienstlichen Bereichen umgesetzt werden - Anwendungsfelder: Sozialhilfe, Soziale Anlauf- und Beratungsstellen, berufliche Integration (von erkrankten, verunfallte oder arbeitslosen Menschen), Versicherungsbereich, Suchtbereich, medizinische Versorgung, psychiatrische Hilfe, Behindertenbereich, Altersarbeit,. Folie 6, 10. September 2010

Geschichte & Entwicklungslinien USA: GB: - Deinstitutionalisierung - Programme zur ambulanten Versorgung / Vernetzung - Forderung nach Effizienz und Effektivität durch Politik - National Health Service and Community Care Act D/CH: - Verwaltungsreformen (NPM) - Neue Steuerungsmodelle (Leistungsaufträge) - Projekte im Sozial- und Gesundheitswesen Folie 7, 10. September 2010

Entwicklung des Case Managements in der Schweiz Sozial- und Suchtbereich: Sozialhilfe Basel, Perspektive Solothurn usw. Versicherer: z.b. Suva, Swica, Winterthur usw. Freie Dienstleister: z.b. Rehafirst usw. Gründung Netzwerk Case Management Schweiz (2004) Gesundheitswesen: Spitäler, Spitex, Palliativ Care Folie 8, 10. September 2010

Zielsetzungen Zielsetzungen Handlungsplan Handlungsplan Kontrakt Kontrakt Planung (planning) Durchführung (intervention) Situationsanalyse Situationsanalyse Identifizierung und Zuordnung der Ressourcen Handlungs- und Reflexionskompetenz Formelle und informelle Vernetzung der Klient/innen Handlungsergebnis Handlungsergebnis Einschätzung Abklärung (assessment) Bewertung Auswertung (evaluation) Modifizierte Ausgangslage neue Einschätzung und Abklärung Ausgangslagergebnis Evaluations- Ausgangslagergebnis Evaluations- Intake/Clearing Zugang Abschluss Output Outcome Folie 9, 10. September 2010

Paradigma der Bedarfsorientierung Angebotsorientierung Welches Angebot passt? Bedarfsorientierung Was wird nachgefragt bzw. benötigt? Von der Angebotsorientierung zur Frage nach dem Bedarf Folie 10, 10. September 2010

Realisierungsebenen Case Management als Auftrag der Politik Case Management umgesetzt in der Organisation Case Management als Methode nach Wendt 2006 Folie 11, 10. September 2010

Fall- und Systemsteuerung Systemsteuerung bezieht sich auf die Ebene der Organisation und des Versorgungssystems. Wie wird das Vorgehen in und zwischen Organisationen resp. im Versorgungsgebiet am besten gemanagt? Fallsteuerung bezieht sich auf die personenbezogene Unterstützung. Wie wird der Prozess der Bewältigung bzw. der konkreten Fallbearbeitung gemanagt? Folie 12, 10. September 2010

Kritik an Case Management Case Management wird in der Praxis verbreitet auch kritisch und skeptisch gesehen. Häufige Einwände sind: - Case Management ist nichts Neues. - Case Management ist ein technisiertes Verfahren. Für die Arbeit mit Menschen und sozialen Systemen werden Werte benötigt. - Case Management gibt vor, Betroffenen ins Zentrum zu stellen. Real dient Case Management aber einzig und allein der Kostenoptimierung und einsparung Folie 13, 10. September 2010

Haltungen im Case Management Leitende Sichtweisen und Haltungen im Case Management: - Orientierung an Ressourcen von Betroffenen und dem Umfeld -> Selbstbefähigung - Nicht-Trivialität von Sozialen Systemen - Zusammenarbeit auf Basis von Kooperation (aushandeln statt beauftragen) Folie 14, 10. September 2010

Orientierungen im Case Management system-driven consumer-driven -Kontrolle der Ressourcen -Case Manager bestimmt Vorgehen -Rationalisierung und Kostenmanagement -Geteilte Loyalität -Klientenbedürfnisse im Zentrum -Vorgehen bestimmt durch Klient -Anwaltschaftliche Rolle -Loyalität gilt dem Klienten Moxley, 1997 Folie 15, 10. September 2010

Was drin sein sollte Folie 16, 10. September 2010