Soziale Arbeit in der Jugendhilfe mit einem Schwerpunkt: Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule Projektdokumentation Soziales Kompetenztraining durchgeführt an der Grundschule Lindenbaum in 56220 St. Sebastian Verantwortlich: Ivo Wimmelbücker (526331)
1. Projektbeschreibung Das Projekt Soziales Kompetenztraining fand im Rahmen der Projektwerkstatt Soziale Arbeit an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule unter Leitung von Prof. Dr. Jansen-Schulze in Kooperation mit der Grundschule Lindenbaum in St. Sebastian statt. Die Durchführung des Projektes erstreckte sich über das erste Schulhalbjahr 2016/2017, montags in den ersten zwei Schulstunden. In diesem Zeitraum absolvierten 14 Schüler_innen im Alter zwischen sieben und acht Jahren der zweiten Klasse das Training. Entwickelt und durchgeführt wurde das Projekt von dem Studierenden Ivo Wimmelbücker. Begleitet wurde es zum einen durch die Praxisanleiterin Sarah Baulig, welche als Schulsozialarbeiterin an der Grundschule tätig ist, und zum anderen durch die oben genannte Begleitveranstaltung der Hochschule Koblenz. 2. Projektidee Die Projektidee entstand durch Gespräche mit der zuständigen Schulsozialarbeiterin und dem Lehrerkollegium der Grundschule Lindenbaum. Des Weiteren wurde durch Experteninterviews und die bereits zuvor erstellte und vorgetragene Sozialraumanalyse die Notwendigkeit des Projektes Soziales Kompetenztraining sichtbar. Denn Soziale Kompetenzen sind notwendig, um angemessen mit der sozialen Mitwelt/ mit anderen Menschen umgehen zu können (Ripplinger 2016, S.2). Es sollten Aktivitäten angeboten werden, in denen die Schüler_innen ihre Fähigkeiten entfalten, Anerkennung erfahren und soziale Prozesse eigenständig gestalten können. Die Anforderungen einer individuellen Lebensführung, einer aktiven Gestaltung sozialer Beziehungen im Gemeinwesen, aber auch die veränderten Anforderungen in der Arbeitswelt machen heute in hohem Maße soziale Kompetenz notwendig (Ripplinger 2016, S. 2) und begründeten somit die Idee dieses Projektes. 3. Fachliche Grundlagen Empowerment galt hier als grundlegendes Arbeitsprinzip. Im Allgemeinen bedeutet Empowerment in der Sozialen Arbeit alles daran zu setzen, jemanden zu befähigen, dass er sich nach seinem Vermögen selbst organisieren und seinen Platz in 1
der Gesellschaft finden kann (Jaszus, Rainer u.a. 2008, S.611). Da sich das Projekt jedoch auf mehrere Schüler_innen einer Klasse bezog, wurde hier das Prinzip Empowerment auf der kollektiven Ebene angewandt. Denn Empowerment ist nicht allein nur das Ergebnis eines einzelfallbezogenen Settings von Beratung und Begleitung (Herriger 2010, S.130), sondern in vielen Fällen ist es das gemeinschaftliche Ergebnis, zum Beispiel einer Gruppe, die sich zusammengefunden hat und gemeinsam aus ihren problembehafteten Herausforderungen ihren Alltag und ihre Umwelt aktiv selbst zu gestalten (vgl. Herriger 2010, S.130). Die Kinder der Klasse sollten hierdurch befähigt werden, sich mit diversen Herausforderungen auseinanderzusetzen und gemeinschaftlich Strategien zur Beseitigung der Probleme zu entwickeln. Die Soziale Gruppenarbeit diente als Arbeitsmethode der Veranstaltungen. Die Soziale Gruppenarbeit zeichnet sich durch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und durch eine gemeinsame Zielorientierung aus. Die festgestellten Defizite oder subjektiven Unzulänglichkeiten, die der Alltagsbewältigung hinderlich sind, sollen durch das Angebot einer Gruppenarbeit kompensiert werden (Schmidt Grunert 2009, S.62). Das Ziel dieses Projektes war es, den Kindern innerhalb der Gruppe Hilfestellungen zu geben, durch die sie befähigt werden, alltägliche Situationen im Leben, innerhalb der Familie, Schule und später im Beruf zu meistern (vgl. Schmidt Grunert 2009, S.62). Die Gruppenleitung hatte lediglich eine unterstützende, beratende Funktion und somit keine dominante Stellung während des Vorhabens. 4. Zielgruppe Das Kooperationsprojekt Soziales Kompetenztraining wurde für die Schüler_innen der zweiten Klassen der Grundschule Lindenbaum konzipiert. Die Zahl der teilnehmenden Kinder belief sich auf 14 Schüler_innen. 5. Ziele Im Folgenden werden die Grob- und Feinziele sowie das Richtziel genannt. Um das Richtziel zu erreichen, mussten zunächst die beschriebenen Grob- und Feinziele erfolgreich abgeschlossen werden. Daher sollten diese möglichst einfach formuliert, konkret und überprüfbar sein. 2
Das Richtziel lautete: Die sozialen Fähigkeiten und Kompetenzen der Schüler_innen sind gestärkt und ausgebaut. Grobziel 1: Die Schüler_innen nehmen aktiv am Projekt teil Feinziel 1: Die Schüler_innen nehmen an den wöchentlichen Projektstunden teil Feinziel 2: Die Schüler_innen erscheinen pünktlich zu den Projektstunden Grobziel 2: Das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Klasse ist gestärkt Feinziel 1: Die Schüler_innen unterstützen sich gegenseitig im bei dem Projekt Feinziel 2: Die Schüler_innen nehmen untereinander Hilfestellungen an Feinziel 3: Die Schüler_innen verstehen sich als Teil einer Gruppe und diskutieren gemeinsame Entscheidungen Grobziel 3: Die Schüler_innen lernen mit Konflikten umzugehen Feinziel 1: Die Schüler_innen eignen sich Bewältigungsstrategien an um mit eventuell auftretenden Enttäuschungen umzugehen Feinziel 2: Die Schüler_innen finden teilweise angemessene Konfliktlösungen Feinziel 3: Die Schüler_innen erkennen Konfliktsituationen Grobziel 4: Die Schüler_innen gehen respektvoll miteinander um Feinziel 1: Die Schüler_innen akzeptieren andere Meinungen und Interessen Feinziel 2: Die Schüler_innen entwickeln Empathie den anderen gegenüber Feinziel 3: Die Schüler_innen kennen Regeln und Absprachen im Umgang 6. Durchführung Im ersten Schritt ging es darum, gemeinsam mit der Schulleitung, der Schulsozialarbeiterin und der Klassenlehrerin der Klasse 2a einen geeigneten Rahmen für das Projekt zu finden. In der Folge wurde montags in der Zeit von 08:00 Uhr bis 08:45 Uhr als Zeitfenster festgelegt. Die angesetzten Stunden fanden in der benachbarten Sport- und Turnhalle der Grundschule statt. Insgesamt umfasste das Projekt 15 Einheiten. 3
Zu Beginn der ersten Projektstunde wurde den teilnehmenden Schüler_innen das Vorhaben des Projektes erläutert und die Einstiegsgeschichte für die folgenden 15 Abenteuer erzählt. Jede einzelne Stunde beinhaltete eine neue Herausforderung bzw. ein Abenteuer, welches die Kinder in Sozialer Gruppenarbeit meistern mussten. Hierzu gab es am Anfang jeder Einheit eine kurze Erläuterung der Tagesaufgabe und eine kurze Sitzrunde, in der Ideen zur Lösung der Herausforderung unter den Teilnehmern besprochen wurden. Nach jeder Projekteinheit kamen alle nochmals in einem Kreis zusammen um gemeinsam die Stunde zu reflektieren. Hierbei wurde eruiert was besonders gut gelaufen ist und wo die Schüler_innen noch Schwierigkeiten im Umgang miteinander und der gemeinsamen erfolgreichen Bewältigung der Aufgaben sahen. 7. Erfahrungen Die Erfahrungen, die in diesem Projekt gemacht wurden, sind vielseitig ausgefallen. Da die Einheiten nur einmal in der Woche stattgefunden haben und dementsprechend immer sieben Tage zwischen ihnen lagen, war es teilweise für die Schüler_innen schwer, sich an die vorangegangene Projektstunde zu erinnern. Es empfiehlt sich in Zukunft die Stunden nicht auf einen Montagmorgen zu legen, da die Teilnehmer zeitweise den Eindruck erweckt haben, noch nicht ganz aus dem Wochenende in den Schulrhythmus gefunden zu haben und daher Schwierigkeiten mit der Konzentration und Auffassungsgabe hatten. Aufgrund des spielerischen Umgangs mit dem Thema Soziale Kompetenz waren aber alle Kinder während des Projektes motiviert und freuten sich, laut Aussagen 4
der Lehrerinnen, auf den nächsten Montag und die anstehenden Projektstunden. Sie waren dem Thema gegenüber aufgeschlossen und interessiert und konnten die Erfahrungen aus dem Sozialen Kompetenztraining in positiver Weise für das Miteinander im Klassenverband nutzen. Die Praxis hat gezeigt, dass es den teilnehmenden Schüler_innen teils schwerfiel, sich an die mündlichen Absprachen zu erinnern und diese umzusetzen. Es erscheint also sinnvoll, diverse Regeln und Vereinbarungen, die gemeinsam getroffen werden, in schriftlicher Form anzufertigen und aufzuhängen. 8. Fazit Als Fazit kann festhalten werden, dass die Hochschule Koblenz auch weiterhin mit der Grundschule Lindenbaum in St. Sebastian kooperieren sollte, da beide Einrichtungen davon profitieren können. Das gesamte Schulkollegium steht der Arbeit eines Schulsozialarbeiters sehr aufgeschlossen gegenüber und unterstützt tatkräftig bei der Umsetzung der einzelnen Einheiten. Aufgrund der positiven Rückmeldung und dem konkreten Nutzen für die soziale Interaktion der Schüler_innen wird dieses Projekt auch in Zukunft in den zweiten Klassen angeboten und umgesetzt. Durch das neu entworfene Konzept zum Thema Soziales Kompetenztraining gibt es nun auch eine schriftliche Ausfertigung, die die Planung und Umsetzung vereinfacht. 20.06.2017, Literatur Herriger, N. (2010): Empowerment in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. Stuttgart: W.Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG Jaszus, R./ Büchin-Wilhem, I./ Mäder-Berg, M./ Gutmann, W, (2008): Sozialpädagogische Lernfelder für Erzieherinnen. Stuttgart: Holland + Josenhans Verlag GmbH & Co. 5
Schmidt-Grunert, M. (2009): Soziale Arbeit mit Gruppen. Eine Einführung. Freiburg im Breisgau: Lambertus Verlag, 3. überarbeitete Auflage Ripplinger, J. (2016): Lernziel Sozialkompetenz. Wie Schulen Sozialkompetenz systematisch fördern können. [online] http://www.bildung-staerktmenschen.de/service/downloads/sonstiges/broschuere_mehrwert_lernziel%20so zialkompetenz.pdf [22.04.2017] 6
veröffentlicht in: Blick aktuell Die Heimatzeitung Verbandsgemeinde Weißenthurm Dienstag, 20.06.2017 Ausgabe 25/2017, S.11