Asylbewerber_innen in Berlin und Brandenburg Informa6onen und Hintergründe über das Asylverfahren in Berlin / Brandenburg

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Transkript:

Asylbewerber_innen in Berlin und Brandenburg Informa6onen und Hintergründe über das Asylverfahren in Berlin / Brandenburg

Das Asylverfahren in Berlin/ Brandenburg! Wer kommt nach Berlin und wie werden die AsylbewerberInnen verteilt?! Was sind die Fluchthintergründe und Fluchtwege?! Was ist die Dublin III Verordnung und welche Konsequenzen hat sie?! Was ändert sich mit Asylpaket I und II (und III)?

Quelle: BAMF, Verteilung der AsylbewerberInnen in D 2014

Die Dublin III - Verordnung Jede/r Asylsuchende muss in dem europäischen Staat einen Asylantrag stellen und das Asylverfahren durchlaufen, den er/sie als erstes betri@.

Dublin III - Fristen

Anerkannten-Problematik Besitzt ein/e in Deutschland Asylsuchende/r bereits einen Aufenthaltsstatus in einem anderen EU-/Schengenstaat, so wird er /sie zunächst al Dublin-Fall geführt. Wir jedoch nach Anfrage im anderen Staat klar, dass ein Aufenthaltstitel vorliegt, gelten die Dublin-Fristen nicht mehr. Es ist nur sehr schwer möglich, einen Aufenthaltstitel in Deutschland zu erlangen und es kann jederzeit in den anderen EU-/Schengenstaat abgeschoben werden.

Abgelehnten-Problematik Wurde ein/e in Deutschland Asylsuchende in einem anderen EU- oder Schengen-Staat bereits abgelehnt (häufig wissen die Betroffenen nicht einmal, dass sie einen Asylantrag gestellt haben, gilt der Asylantrag in Deutschland als Folgeantrag. In diesem Fall findet keine mündliche Anhörung mehr statt, es müssen schriftlich NEUE Fluchtgründe benannt werden, die sich SEIT DER ABLEHNUNG im anderen Staat ergeben haben müssen.

Griechenland = Inhaftierung / Misshandlung / Push Backs Haftlager in Griechenland (Quelle: PRO ASYL)

Italien = Obdachlosigkeit / Perspektivlosigkeit / Arbeitslosigkeit Unterbringung in Italien (Quelle: PRO ASYL)

Bulgarien = Inhaftierung / Folter / Vergewaltigung

Das Interview (Kernstück des Asylverfahrens)! Ca. 3-8 Monate nach Asylantrag! Einzige Chance, Asylgründe darzulegen! Dauer: 2-6 Stunden Probleme: Nervosität, schlechte/r Dolmetscher_in, genervte/r Entscheider_in, fehlende Beweisdokumente! 1 Entscheider_in, 1 Protokollant_in, 1 Dolmetscher_in

Unterbringung in Berlin/Brandenburg Notunterkünfte/ Turnhallen Erstaufnahmen Übergangswohnheime Wohnungen Hostels! Keine Standards, nur Absichtserklärungen! Standards werden i.d.r. nicht eingehalten, da Überfüllung! Standards werden i.d.r. nicht eingehalten, da Überfüllung! Problem: günstiger Wohnraum in Berlin! Keine Standards, keine SozialarbeiterInnen, keine Küchen

Asylpaket I, II (und III) was ändert sich?

Gesetze! Asylverfahrensgesetz, NEU: Asylgesetz! Asylbewerberleistungsgesetz! Aufenthaltsgesetz! EU-Richtlinien! Dublin III-Verordnung

Asylpaket I! Am 23. Oktober 2015 ist das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz in Kraft getreten! Das vollständige Gesetz findet sich auf der Seite des Bundesgesetzblatts, Nr. 40 vom 23.10.2015

Arbeit 3 Monate Arbeitsverbot (neu: 6 Monate), komplettes Arbeitsverbot für Menschen aus sicheren Herkunftsstaaten ( 60a Abs. 6 Nr. 3 Aufenthaltsgesetz) Danach: nachrangiger Arbeitsmarktzugang Neu: sofortige Förderung Integration Arbeitsmarkt: berufsbezogene D-Kurse, NEU: Afghanistan ausgeschlossen Nach 15 Monaten AG oder Duldung (mit Ausnahmen)-Vorrangsprüfung entfällt, aber Erlaubnis ABH

Sichere Herkunftsländer neu Drei weitere Balkanstaaten werden als sicher eingestuft: Albanien, Kosovo und Montenegro damit können Flüchtlinge aus diesen Ländern schneller abgeschoben werden. Beschäftigungsverbot Asylbewerber aus sicheren Herkunftsländern, die nach dem 1. September 2015 einen Asylantrag gestellt haben, haben ein Beschäftigungsverbot. Es gilt während des Verfahrens und bei Ablehnung des Antrags.

Sozialleistungen In Erstaufnahmeeinrichtungen sollen künftig wieder vorrangig Sachleistungen statt Bargeld ausgegeben werden. Auch in anderen Gemeinschaftsunterkünften soll das möglich werden. Erstmals sollen Leistungskürzungen festgeschrieben werden, wenn zur Ausreise aufgeforderte Ausländer bleiben. Neu ist auch, dass das soziokulturelle Existenzminimum in Sachleistungen ausgegeben kann

Leistungskürzungen neue Möglichkeiten zur Leistungskürzung des soziokulturellen Existenzminimums und weiterer Leistungen nach 1a Asylbewerberleistungsgesetz. Neu sind Leistungseinschränkungen für Personen, für die einen Ausreisetermin oder eine Ausreisemöglichkeit nicht wahrnehmen. Die Leistungen können einen Tag nach dem Ausreisetermin gekürzt werden. für diejenigen, bei denen eine Abschiebung aus von ihnen selbst zu vertretenden Gründen nicht durchgeführt werden konnte, bspw. weil ihnen vorgeworfen wird, keine Identitätsdokumente vorgelegt zu haben. Für Menschen im Dublin-Verfahren è nicht mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Juli 2012 vereinbar

Wartezentren Der Bund übernimmt die Verteilung der Flüchtlinge und Asylbewerber auf die Länder und richtet Wartezentren für Neuankömmlinge ein. Erstaufnahmezentren Bund und Länder haben sich darauf verständigt, 150.000 Erstaufnahmeplätze zu schaffen

Verlängerung der Erstaufnahme von drei auf sechs Monate/Residenzpflicht/Arbeitsverbot Ziel von Bund und Ländern ist es, Asylverfahren bereits während des Aufenthalts in der Erstaufnahmeeinrichtung zu beenden. Abgelehnte Asylbewerber sollen bereits von dort abgeschoben werden ( 47 Asylgesetz). Gesundheitskarte Sie soll Flüchtlingen einen Arztbesuch ohne vorherige Bürokratie ermöglichen. Die Einführung bleibt den einzelnen Ländern überlassen. Sie dürfen Krankenkassen verpflichten, die Krankenbehandlungen zu übernehmen. Dabei haben Flüchtlinge nur Anspruch auf Behandlung akuter Krankheiten und Schmerzen.

Öffnung der Integrationskurse Der Bund will die Integrationskurse für Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive öffnen. Auch die berufsbezogenen Deutschkurse sollen ausgeweitet werden ( 44 Aufenthaltsgesetz). Laut Bundesagentur für Arbeit umfasst dies aber nur Personen aus Syrien, Irak, Iran und Eritrea. Zuwanderung zu Arbeitszwecken Staatsangehörige aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien können von 2016 bis 2020 Zustimmungen zur Ausübung jeder Beschäftigung erteilt werden. Einreisen darf, wer einen Arbeits- oder Ausbildungsvertrag zu geltenden tarifvertraglichen Bedingungen hat. Sie müssen den Antrag auf Zustimmung zur Beschäftigung in der deutschen Auslandsvertretung in ihrem Herkunftsstaat stellen ( 26 Beschäftigungsverordnung). Bedingung ist, dass in den zwei Jahren vor Einreise keine Leistungen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten haben. Einen Wechsel vom Asyl zur Arbeitszuwanderung soll es nicht geben.

Verteilung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Ebenfalls beschlossen ist die Verteilung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF). Mussten sie zuvor durch das Jugendamt am Ort ihrer Einreise in Obhut genommen werden, können sie jetzt bundesweit auf andere Kommunen verteilt werden.

Asylpaket II! Beschlossen am 25.2.16 im Bundestag, am 26.2.16 durch den Bundesrat, fehlt noch Unterschrift Bundespräsident! Damit soll der Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5. November 2015 umgesetzt werden. Den Beschluss findet ihr unter: Beschluss GroKo 05-11-2015 im Netz und auf der Seite von Pro Asyl! der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Christoph Strasser ist zurückgetreten aus Protest gegen das Asylpaket II.! Referentenentwurf BMI - beschleunigte Asylverfahren im Netz und auf der Website von Pro Asyl

Beschleunigte Asylverfahren ( 30a AsylG-Entwurf) Dieses Sonderverfahren soll nun in einer ganzen Reihe von Anwendungsfällen durchgeführt werden beispielsweise, wenn der Asylsuchende - nur Umstände vorgebracht hat, die für den Asylantrag nicht von Belang sind, - er aus einem sicheren Herkunftsstaat kommt, - seine Reisedokumente beseitigt hat oder dies auch nur vermutet wird, - unrechtmäßig eingereist ist und es versäumt hat, sich frühestmöglich bei den Behörden zu melden. ( 30a AsylG-Entwurf) Die geplante Regelung ermöglicht es, das beschleunigte Asylverfahren zum Standardverfahren zu machen.

Einrichtung besonderer Erstaufnahmeeinrichtungen ( 5 Abs. 5 AsylG Entwurf) In die neu geschaffenen besonderen Aufnahmezentren (BAE) sollen Asylsuchende aus sicheren Herkunftsstaaten, FolgeantragstellerInnen und Asylsuchende ohne Identitätsdokumente verbracht werden, bei denen die Behörden eine Vernichtung der Dokumente vermuten. Gerade die zuletzt genannte Personengruppe kann in der Praxis uferlos ausgeweitet werden, denn schon jetzt unterstellen viele Ausländerbehörden Schutzsuchenden eine vorsätzliche Vernichtung der Papiere. In den Zentren sollen beschleunigte Verfahren stattfinden.

Ausschluss vom Asylverfahren bei verspäteter Ankunft in der Erstaufnahmeeinrichtung ( 20 Abs. 1 AsylG Entwurf) Nach bisherigem Recht ist ein Asylsuchender verpflichtet, sich unverzüglich in die Erstaufnahme einrichtung zu begeben, die ihm zugewiesen wird. Kommt er dieser Pflicht vorsätzlich oder grob fahrlässig nicht nach, wird sein Asylantrag als Folgeantrag gewertet ( 20 Abs. 2 AsylG). Folge ist, dass dieser nur dann Chancen auf Erfolg hat, wenn neue Gründe oder Beweise für die Begründung des Asylbegehrens vorliegen. Das ist regelmäßig nicht der Fall, da sich im Vergleich zum Zeitpunkt der Einreise regelmäßig weder neue Gründe noch neue Beweise ergeben.

Nichtbetreiben des Verfahrens ( 33 AsylG-Entwurf) Einen völligen Ausschluss vom Asylverfahren sieht der Gesetzentwurf vor, wenn dem Asylsuchenden unterstellt werden kann, er würde sein Asylverfahren nicht betreiben. Dann gilt der Asylantrag als zurückgenommen. Dies wird schon dann angenommen, wenn der Asylsuchende gegen die Residenzpflicht also das Verbot, den ihm zugewiesenen Wohnort zu verlassen verstoßen hat.

Aussetzung des Familiennachzugs zu subsidiär Geschützten ( 104 Abs. 13 AufenthG Entwurf) Es wird eine generelle Wartefrist von zwei Jahren eingeführt, bevor ein Familiennachzug stattfinden kann, Dies ist mit dem Grundrecht auf Schutz der Familie (Art. 6 GG) nicht zu vereinbaren. Die erst am 1. August 2015 eingeführte Gleichstellung beim Familiennachzug von subsidiär Geschützten mit anerkannten Flüchtlingen soll wieder rückgängig gemacht werden. Das heißt, dass künftig kein Familiennachzug erlaubt werden kann, wenn der Betroffene eine zu kleine Wohnung hat und noch nicht so viel Geld verdient, dass dies für die nachziehenden Familien sofort ausreichen würde. è Überlegungen der Regierungsparteien, SyrerInnen nur noch subsidiären Schutz zu gewähren

Abschiebungen bei Posttraumatischen Belastungsstörungen ( 60 Abs. 7 AufenthG Entwurf)! Diese geplante Regelung wird zu einer Ausweitung der Abschiebung von Kranken führen. Laut Begründung des Gesetzentwurfs seien Posttraumatische Belastungsstörungen keine schwerwiegende Erkrankung, wenn z.b. eine medikamentöse Behandlung möglich ist.

Gesetzlich vermutete Gesundheit: Abschiebung von Kranken ( 60a Abs. 2c AufenthG) Nur noch lebensbedrohliche Erkrankungen sollen ein Abschiebehindernis darstellen, die Bundesregierung verweist Betroffene auf sog. inländische Gesundheitsalternativen, die in den Herkunftsländern bestehen würden.

Leistungskürzungen ( 3 AsylbLG) Die vorgesehene Neufassung von 3 Abs. 1 S. 8 AsylbLG stellt eine Kürzung der dort geregelten Geldleistungen für den notwendigen persönlichen Bedarf dar. Im Vergleich zum geltenden Recht sollen Alleinstehende zehn Euro weniger erhalten. Die Leistungskürzung wird so gerechtfertigt, dass bei Asylsuchenden in den ersten 15 Monaten eine mangelhafte Aufenthaltsverfestigung vorliegt. Nach 15 Monaten erhalten Asylsuchende nicht mehr die Leistungen nach dem AsylbLG, sondern nach SGB VII analog (=Sozialhilfe).

Was ist noch geplant? Weitere sichere Herkunftsstaaten : Marokko, Algerien, Tunesien und TÜRKEI = sicherer Drittstaat Wohnsitzauflage für anerkannte Flüchtlinge ( Artikel 26 der Genfer Flüchtlingskonventionen garantiert anerkannten Flüchtlingen Bewegungsfreiheit) NATO mit Beteiligung der Bundeswehr und der EU- Grenzschutzbehörden Frontex im Ägäischen Meer zwischen Türkei und Griechenland patrouillieren, um Flüchtlingsboote ausmachen und der türkischen Küstenwache zu melden, Ziel: EU-Abriegelung

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit brezger@fluechtlingsrat- berlin.de