PFLEGEDIENSTE ALS SONSTIGE LEISTUNGSANBIETER. Ralf Kaminski, LL.M. Rechtsanwalt Fachanwalt für Arbeitsrecht

Ähnliche Dokumente
Zusätzliche Betreuungsleistungen 45b SGB XI

Abrechnungsmöglichkeiten des 45 SGB XI. Ehrenamtlicher Seniorenbegleitservice der Stadt Dortmund. Sabine Dahlmann, Koordinatorin

Informationsblatt zur Beihilfefähigkeit von Aufwendungen bei dauernder Pflegebedürftigkeit

45b Zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen, Verordnungsermächtigungleistungen

AOK Rheinland Die Gesundheitskasse Leben mit Demenz. Leistungen der Pflegekasse AOK Rheinland/Hamburg. Karl-Martin Bach.

Die Pflegereform 2015 Eine Übersicht

zusätzliche Betreuungs- und Informationsveranstaltung

Vortrag. Niedrigschwellige Betreuungsangebote für den gerontopsychiatrischen Bereich und für geistig behinderte ältere Menschen

Beihilfe Beihilfefähigkeit von Aufwendungen für häusliche und teilstationäre Pflege

PFLEGEGELD FÜR HÄUSLICHE PFLEGE

Demenz und Migration. Workshop am in Kiel Uhr. Fachstelle für pflegende Angehörige Nürnberg

Inhaltsübersicht. Beratungseinsätze nach 37 SGB XI. Normen. 37 Abs. 3 bis 8 SGB XI. Kurzinfo

Versorgung im Pflegefall Das Pflegestärkungsgesetz II. AOK Die Gesundheitskasse für Niedersachsen

Das Pflegestärkungsgesetz II gesetzliche Änderungen ab

Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundesrates das folgende Gesetz beschlossen:

Andrea Spanuth. Pflegestärkungsgesetz I und PSG II Relevanz für die Eingliederungshilfe. Präsentationsvorlage

Kundeninformation. Dezember Sehr geehrte Kundinnen und Kunden, Sehr geehrte Betreuerinnen und Betreuer,

Wir informieren Sie schon jetzt. Fünf Pflegegrade - die neuen Pflegestufen und die Leistungen der Pflegekasse ab 2017

Nr. Aktuelle Gesetzesfassung Vorgesehene Änderung durch das 5. SGB XI-ÄndG Art. 1 8 Gemeinsame Verantwortung

Firma Sozialer Dienst Logo Kapitel 1 Allgemeine Angaben 45 a bis d SGB XI. 45a Berechtigter Personenkreis

Sozialgesetzbuch XI Soziale Pflegeversicherung 45 Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen

Rechtliche Grundlagen für Entlastungs-/Kurzzeitangebote Stand: Februar 2016

Was ändert sich für Pflegebedürftige

Welche Verbesserungen bringt das neue Pflegestärkungsgesetz?

Merkblatt Pflegeversicherung

Niedrigschwelliger Betreuungsangebote gem. 45 b Abs.1 S.6 Ziffer

Selbsthilfe im Pflegebereich und ihre Förderung über das Pflegeweiterentwicklungsgesetz

Leistungen der Pflegeversicherung Änderungen durch das Pflegestärkungsgesetz II. Pflegestützpunkt. Wir sind für Sie da

Ansatzpunkte zur Implementierung von SimA-Angeboten in Einrichtungen der ambulanten und stationären Altenhilfe. in der ambulanten Altenhilfe?

Sitzung des Hauptausschusses des Bayerischen Bezirketags am Reform der Pflegeversicherung: Pflegestärkungsgesetz II

Was bringt das PSG II?

Zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen in der ambulanten Pflege- Überlegungen für strategische Umsetzungen. Fachtag

Zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen Handreichung für Eltern, Angehörige und Betreuer (Stand: )

PFLEGE- LEISTUNGEN Ab 1. JANUAR 2017

Leistungsübersichten: Änderungen ab 2017

Begriff der Pflegebedürftigkeit 14 SGB XI:

Pflegestärkungsgesetz II Was ist Neu! Landkreis Osnabrück Fachdienst Soziales Senioren und Pflegestützpunkt Am Schölerberg Osnabrück

Niedrigschwellige Angebote

Pflegestützpunkt. Im Kreis Dithmarschen

Im gewohnten Zuhause leben

Mecklenburg-Vorpommern: Das Dienstleistungsportal

Die Änderungen rund um die Pflege zum 1. Januar 2017

Die Änderungen rund um die Pflege zum 1. Januar 2017

Die Entwicklung der Pflegeversicherung. Open Campus Universität Bremen. 11. Juli 2015

Pflegestärkungsgesetz I -

Pflegereform Leistungsausweitung für Pflegebedürftige - Fünftes SGB XI- Änderungsgesetz

LANDTAG DES SAARLANDES 15. Wahlperiode Drucksache 15/ GESETZENTWURF. der Regierung des Saarlandes

Wonach richten sich die Pflegestufen?

DAS PFLEGEVERSICHERUNGSGESETZ

Das Pflege Neuausrichtungs - Gesetz. Was ein FDP Minister bewegt! Hartmut Vöhringer

Pflege und Beruf- wie kann beides gelingen? Workshop 1 in der Bürgerbegegnungsstätte (Vortrag: Christian Hartmann, VdK)

Status Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz

Ratgeber Pflege Alles was Sie zur Pflege wissen müssen

Reform der Pflegeversicherung Was ändert sich 2015 und 2017?

Antragstellung. Voraussetzungen. Leistungen

Sätze laut Pflege-Stärkungsgesetz II in der Pflegeversicherung

Die neue Pflegegesetzgebung welche Rolle spielen hauswirtschaftliche Leistungen? Dr. Bernhard Opolony 23. November 2016

Beihilfenverordnung Rheinland-Pfalz (BVO); hier: Anwendung von Teil 3 der BVO

MINDESTLOHN IN DER PFLEGEBRANCHE Ralf Kaminski, LL.M. Rechtsanwalt Fachanwalt für Arbeitsrecht

NIEDRIGSCHWELLIGE ANGEBOTE IN HAMBURG

Fachtag Quo Vadis Altenpflege? Dernbach,

Pflegesachleistungen und Zuschüsse für Pflegehilfsmittel

Was wird für die Pflege ab 2015 gesetzlich ändern?

Willkommen zur unseren Informationen über das. Pflegestärkungsgesetz 2

Pflegereform Pflegestärkungsgesetz Leistungsausweitung für Pflegebedürftige - Fünftes SGB XI- Änderungsgesetz

Informationen für Pflegekunden Das Pflegestärkungsgesetz I

Merkblatt -Pflegeversicherung-

Zweites Pflegestärkungsgesetz (PSG II) Kurzübersicht über die Umwandlung von Pflegestufen in Pflegegrade sowie über ausgewählte Sachleistungsbeträge

SGB XI: Änderungen im Gesetz

Die Änderungen rund um die Pflege zum 1. Januar Quelle: bpa

Die Änderungen rund um die Pflege zum 1. Januar 2017

Steffi s Pflegeteam. Über uns. Spinnereiinsel Kolbermoor Mobil /

Pflegegeld. Pflegepersonen. Höhe des Pflegegeldes ( 37 SGB XI )

Leistungsansprüche der Versicherten im Jahr 2017 an die Pflegeversicherung im Überblick

Wenn Sie derzeit einen Pflegebedarf Ihrer Pflegekasse

Informationen über das

Angebote zur Unterstützung im Alltag und Entlastungsbetrag nach dem PSG II

Die Änderungen rund um die Pflege zum 1. Januar 2017

Ökumenische Sozialstation Prien Was bringt das neue Pflegestärkungsgesetz (PSG II)? Ökumenische Sozialstation Prien PSG II

Pflegekasse Pflegekasse. bei der. AOK Gesundheitskasse

Nachbarschaftshilfe / Land Sachsen. Pflegestammtisch Dresden, 08. Oktober 2014 Claudia Schöne, Fachbereichsleiterin Pflegeleistungen

Leistungen der Pflegekasse der pronova BKK. Ihre Pflegeversicherung

45 Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen

Die Geld- und Sachleistungen werden in der Regel um 4% erhöht.

Leistungen der Pflegeversicherung SGB XI nach Inkrafttreten des Zweiten Pflegestärkungsgesetzes

Als Betreuungskraft in der Altenpflege

Muster Vergütungsvereinbarung gemäß 89 SGB XI für ambulante Pflegedienste in Mecklenburg"Vorpommern. zwischen

Eltern für Eltern. Info Abend Franziskus-Schule Viersen 12.Juli 2011

Hilfen für Pflegebedürftige. Die neuen Pflegeleistungen Gabriele Knöpfle

Stationäre Kurzzeitunterbringung für Menschen mit Behinderung in den Rotenburger Werken der Inneren Mission

T Welche Hilfen gibt es für Betroffene und. Familien im Bereich Pflege?

Informationen zur Verhinderungspflege

Wir stärken die Pflege. Gemeinsam.

Beihilfen zu Aufwendungen bei dauernder Pflegebedürftigkeit. Stand: 06/2016

Pflege zu Hause organisieren

Die Kurzzeitpflege nach 42 SGB XI ab 2017

Niedrigschwellige Angebote Umsetzung der Anerkennung durch die Länderverordnungen. Umsetzung in Nordrhein-Westfalen

Empfehlungen der Spitzenverbände der Pflegekassen und. des Verbandes der privaten Krankenversicherung e. V.

Was bringt die Pflegereform für Menschen mit Behinderung und was bringt sie nicht? Claudia Zinke

Transkript:

1 PFLEGEDIENSTE ALS SONSTIGE LEISTUNGSANBIETER Ralf Kaminski, LL.M. Rechtsanwalt Fachanwalt für Arbeitsrecht

2 Kurze Vorstellung: Dr. Ulbrich & Kaminski Rechtsanwälte arbeiten bundesweit und vertreten Pflegeeinrichtungen. Wir sind in den Bereichen: Pflegerecht, Sozialrecht, Arbeitsrecht und Wirtschaftsrecht tätig. Weitere Infos finden Sie unter: www.ulbrich-kaminski.de

3 Kurze Vorstellung: Rechtsanwalt Kaminski ist wer? Jurastudium an der Ruhr-Universität Bochum Magister LL.M. im Steuer und Wirtschaftsrecht Repetitor Mehrjährige Tätigkeit in diversen Wirtschaftskanzleien Fachanwalt für Arbeitsrecht Autor zahlreicher Fachbeiträge zum Pflegerecht Dozent für juristische Fachvorträge

4 Hintergrund: Mit Beginn des Jahres 2015 ist das erste Pflegestärkungsgesetz in Kraft getreten. Die Leistungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen werden erweitert. Zahl der zusätzlichen Betreuungskräfte in stationären Pflegeeinrichtungen werden erhöht. Pflegevorsorgefond

5 Hintergrund: Beiträge für die Pflegeversicherung werden in zwei Schritten um insgesamt 0,5 Beitragssatzpunkte angehoben. Zusätzliche Einnahmen von 5 Milliarden Euro pro Jahr. Von dieser Summe sollen 1,2 Milliarden Euro in den neuen einen Pflegevorsorgefond fließen.

6 Thema: Die neuen Betreuungs- und Entlastungsangebote gemäß 45 b Absatz 3 SGB XI. Folgen: Auswirkungen auf meinen Pflegedienst (Sozial-, Arbeits- und Steuerrecht)

7 Thema: Die bisherigen 45 b SGB XI Betreuungsleistungen bleiben ohne Abstriche erhalten.

8 Thema: Zusätzliche Entlastungsleistungen gemäß 45 b SGB XI werden neu eingeführt!

9 Thema: Diese umfassen: 45 b Absatz 1 Satz 6 Nr. 3 SGB XI (neu) Leistungen der hauswirtschaftlichen Versorgung durch ambulante Pflegedienste

10 Thema: 45 b Absatz 1 Satz 6 Nr. 4 SGB XI (neu) Entlastungsleistungen durch Landesrecht anerkannte niedrigschwelligen Entlastungstangebote gemäß 45 c Absatz 3a SGB XI (neu)

11 Thema: Die neuen Leistungen nach 43 c Absatz 3a SGB XI (neu) sind: Unterstützungsleistungen: Hauswirtschaft, Alltag bewältigen, eigenverantwortliche Organisation individuell benötigter Hilfestellungen, Entlastung Angehöriger oder Pflegeperson

12 Thema: Was kann ein neuer sonstiger Leistungsanbieter abrechnen? Grundsätzlich: 38 SGB XI Pflegesachleistung hier: Anrechnung 45 b SGB XI (104 oder 208 EUR) 39 SGB XI Verhinderungspflege

13 Thema: Vorteile sonstige Leistungsanbieter im Vergleich zu normalen Pflegediensten: Keine Qualitätsprüfung Kein Pflegemindestlohn nur Mindestlohn nach dem MiLoG

14 Anspruchsinhaber: Wer erhält den ab dem 01.01.2015 die neuen Betreuungs- und Entlastungsangebote gemäß 45 b Absatz 3 SGB XI? Die Anspruchsinhaber nach 45 b, a SGB XI

15 Anspruchsinhaber: Wortlaut: 45 b Absatz 1 Satz 1 SGB XI: Versicherte, die die Voraussetzungen des 45a SGB XI erfüllen, können je nach Umfang des erheblichen allgemeinen Betreuungsbedarfs zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen in Anspruch nehmen.

16 Anspruchsinhaber: Wortlaut: 45 b Absatz 1 a SGB XI: Pflegebedürftige, die nicht die Voraussetzungen des 45a SGB XI erfüllen, können ebenfalls zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen in Anspruch nehmen. Die Kosten hierfür werden bis zu einem Betrag in Höhe von 104 Euro monatlich ersetzt.

17 Anspruchsinhaber: Das fängt ja schon mal gut an!

18 Anspruchsinhaber: Kennen Sie den Unterschied zwischen Versicherte und Pflegebedürftige? Nicht jeder Pflegebedürftige ist gleichzeitig in der Pflegeversicherung versichert!

19 Anspruchsinhaber: Fest steht! Der neue 45 b SGB XI ist weiter gefasst, da nicht nur Versicherte mit eingeschränkter Alltagskompetenz Leistungen erhalten.

20 Anspruchsinhaber: Pflegebedürftige in häuslicher Pflege, bei denen neben dem Hilfebedarf im Bereich der Grundpflege und der hauswirtschaftlichen Versorgung ( 14 und 15) ein erheblicher Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung gegeben ist.

21 Anspruchsinhaber: Dies sind 1. Pflegebedürftige der Pflegestufen I, II und III sowie 2. Personen, die einen Hilfebedarf im Bereich der Grundpflege und hauswirtschaftlichen Versorgung haben, der nicht das Ausmaß der Pflegestufe I erreicht, mit demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, bei denen der MDK oder die von der Pflegekasse beauftragten Gutachter im Rahmen der Begutachtung nach 18 SGB XI als Folge der Krankheit oder Behinderung Auswirkungen auf die Aktivitäten des täglichen Lebens festgestellt haben, die dauerhaft zu einer erheblichen Einschränkung der Alltagskompetenz geführt haben.

22 Anspruchsinhalt: Neu ist darüber hinaus, dass Pflegebedürftige, die nicht die Voraussetzungen des 45a erfüllen (also keine Einschränkung in der Alltagskompetenz haben), ebenfalls zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen in Anspruch nehmen können. Die Kosten hierfür werden bis zu einem Betrag in Höhe von 104 EUR monatlich ersetzt.

23 Anspruchsinhalt: 45 b SGB XI gewährt den Anspruchsinhabern folgende Leistungen: Zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen: Die Kosten hierfür werden ersetzt, höchstens jedoch EUR 104 monatlich (Grundbetrag) oder EUR 208 monatlich (erhöhter Betrag).

24 Anspruchsinhalt: Die Höhe des jeweiligen Anspruchs wird von der Pflegekasse auf Empfehlung des MDK im Einzelfall festgelegt und dem Versicherten mitgeteilt.

25 Anspruchsinhalt: Auf Bundesebene werden Richtlinien über einheitliche Maßstäbe zur Bewertung des Hilfebedarfs auf Grund der Schädigungen und Fähigkeitsstörungen in den in 45a Abs. 2 Nr. 1 bis 13 aufgeführten Bereichen für die Empfehlung des MDK zur Bemessung der jeweiligen Höhe des Betreuungs- und Entlastungsbetrages erlassen.

26 Anspruchsinhalt: Der Betrag ist zweckgebunden einzusetzen für qualitätsgesicherte Leistungen der Betreuung oder Entlastung.

27 Anspruchsinhalt: Er dient der Erstattung von Aufwendungen, die den Versicherten entstehen im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von Leistungen 1. der Tages- oder Nachtpflege, 2. der Kurzzeitpflege, 3. der zugelassenen Pflegedienste, sofern es sich um besondere Angebote der allgemeinen Anleitung und Betreuung oder Angebote der hauswirtschaftlichen Versorgung und nicht um Leistungen der Grundpflege handelt, oder 4. der nach Landesrecht anerkannten niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangebote, die nach 45c gefördert oder förderungsfähig sind.

28 Anspruchsinhalt: Die Erstattung der Aufwendungen erfolgt auch, wenn für die Finanzierung der in Satz 6 genannten Betreuungsund Entlastungsleistungen Mittel der Verhinderungspflege gemäß 39 SGB XI eingesetzt werden.

29 Anspruchsinhalt: Gemäß 45 b Abs. 2 Satz 1 SGB XI erhalten die Anspruchsberechtigten die zusätzlichen finanziellen Mittel auf Antrag von der PK dem privaten Versicherungsunternehmen sowie im Fall der Beihilfeberechtigung anteilig von der Beihilfefestsetzungsstelle gegen Vorlage entsprechender Belege über entstandene Eigenbelastungen.

30 Anspruchsinhalt: Gemäß 45 b Abs. 3 Satz 2 SGB XI können die finanziellen Mittel innerhalb des jeweiligen Kalenderjahres in Anspruch genommen werden; wird die Leistung in einem Kalenderjahr nicht ausgeschöpft, kann der nicht verbrauchte Betrag in das folgende Kalenderhalbjahr übertragen werden.

31 Anspruchsinhalt: 45 b Abs. 3 Satz 1 SGB XI: Soweit nach den 36 und 123 SGB XI in dem jeweiligen Kalendermonat keine ambulanten Pflegesachleistungen bezogen wurden, können die Versicherten unter Anrechnung auf ihren Anspruch auf ambulante Pflegesachleistungen Leistungen niedrigschwelliger Betreuungs- und Entlastungsangebote zusätzlich zu 45 b Abs. 1, 1a SGB XI in Anspruch nehmen.

32 Anspruchsinhalt: So entsteht eine neue Kombinationsleistung zwischen Pflegesachleistung nach 36, 123 SGB V und 45 b SGB XI! Stärkung der Flexibilität und Wahlmöglichkeit der Patienten.

33 Anspruchsinhalt: Seit 2015 können 40 % der nach 36 SGB XI bzw. 123 SGB XI zustehenden Sachleistungsbeträge auch als niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote in Anspruch genommen werden - und zwar zusätzlich zu den ohnehin bestehenden Ansprüche von 104 EUR bzw. 208 EUR.

34 Anspruchsinhalt: Die Vergütung für ambulante Pflegesachleistungen sind dabei vorrangig abzurechnen. Im Rahmen der Kombinationsleistung nach 38 SGB XI gilt die Erstattung der Aufwendungen als Inanspruchnahme der Sachleistung.

35 Anspruchsinhalt: Insofern werden Sachleistungen nach 36, 123 und die weitergehenden niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote nach dem neuen 45b Abs. 3 SGB XI bei der Kombinationsleistung gemeinsam dem Pflegegeld gegenübergestellt. Zu beachten ist, dass die niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsleistungen vorrangig aus dem Anspruch auf zusätzliche Betreuungsleistungen (104 / 208 EUR) finanziert werden.

36 Anspruchsinhalt: Wer niedrigschwellige Betreuungsund Entlastungsleistungen als neue Kombinationsleistung nutzt, hat die Pflicht, regelmäßig eine Beratung gemäß 37 Abs. 3, 8 genannten Beratungsstellen.

37 Anspruchsinhalt: Wird der Beratungseinsatz nicht abgerufen, erfolgt in entsprechender Anwendung des 37 Abs. 6 eine Kürzung oder im Wiederholungsfalle keine Kostenerstattung.

38 Leistungserbringer: 1. Fazit: Die bisherigen zusätzlichen Betreuungsleistungen gemäß 45b SGB XI bleiben erhalten.

39 Leistungserbringer: 2. Fazit: Daneben sollen zusätzliche Entlastungsleistungen gemäß 45b SGB XI neu eingeführt werden.

40 Leistungserbringer: 2. Fazit: Diese umfassen zum einen nach 45b Abs. 1 Satz 6 Nr. 3 SGB XI (neu) nunmehr auch Leistungen der hauswirtschaftlichen Versorgung durch ambulante Pflegedienste gemäß 45b SGB XI sowie zum anderen nach 45b Abs. 1 Satz 6 Nr. 4 SGB XI Entlastungsleistungen durch nach Landesrecht anerkannte niedrigschwellige Entlastungsangebote im Sinne von 45c Abs. 3a SGB XI.

41 Leistungserbringer: Was sollte den jetzt der Betreiber eines Pflegedienstes machen?

42 Leistungserbringer: Das neue Geschäftsmodell könnten daher gemäß 45 b Ansatz 1 Satz 6 Nr. 4 SGB XI die Gründung eines nach Landesrecht anerkannten Leistungserbringers von niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangeboten sein, der nach 45c SGB XI gefördert oder förderungsfähig sind.

43 Leistungserbringer: Ein ambulanter Pflegedienste kann auch zur Erweiterung des Spektrums des Leistungsangebots - ebenfalls mit niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangeboten, die eine Anerkennung nach Landesrecht erhalten haben, kooperieren.

44 Leistungserbringer: Kooperationen hätten den Vorteil, dass eine Beratung aus einer Hand" erfolgen könnte und die Anspruchsberechtigten so in Kooperation mit dem Pflegedienst sowie dem niedrigschwelligen Angebot einen individuellen Bezug verschiedener Leistung zusammenstellen könnten.

45 Förderung: Wie hoch ist die Förderung insgesamt? 45 c Abs. 1 SGB XI: 25 Millionen Euro je Kalenderjahr den Auf- und Ausbau von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten sowie Modellvorhaben zur Erprobung neuer Versorgungskonzepte und Versorgungsstrukturen insbesondere für demenzkranke Pflegebedürftige

46 Förderung: Ebenso gefördert werden können niedrigschwellige Entlastungsangebote für Pflegebedürftige mit mindestens Pflegestufe I sowie für Versicherte ohne Pflegestufe, die wegen erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz die Voraussetzungen des 45a erfüllen.

47 Förderung: Die Förderung tragen die sozialen und privaten Pflegeversicherung, das jeweilige Land oder die jeweilige kommunale Gebietskörperschaft.

48 Förderung: 43 c Abs. 3 SGB XI: Definition: NBL Pflegehelfer, die unter pflegefachl. Anleitung die Betreuung von Pflegebedürftigen (Pflegestufe I) sowie von Versicherten mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz in Gruppen oder im häuslichen Bereich übernehmen sowie pflegende Angehörige und vergleichbar nahestehende Pflegepersonen entlasten und unterstützen.

49 Förderung: Projektförderung mit dem Zweck: Aufwandsentschädigungen für ehrenamtlichen Betreuungspersonen Personal- und Sachkosten, die mit Koordination und Organisation der Hilfen und der fachlichen Anleitung und Schulung der Betreuenden durch Fachkräfte verbunden sind.

50 Förderung: Antrag muss gestellt werden: Dem Antrag auf Förderung ist ein Konzept zur Qualitätssicherung des Betreuungsangebotes beizufügen.

51 Förderung: Aus dem Konzept muss sich ergeben, dass eine angemessene Schulung und Fortbildung der Helfenden sowie eine kontinuierliche fachliche Begleitung und Unterstützung der ehrenamtlich Helfenden in ihrer Arbeit gesichert ist.

52 Förderung: Förderungsfähige NBL sind: Betreuungsgruppen für Demenzkranke / Helferinnenkreise zur stundenweisen Entlastung pflegender Angehöriger im häuslichen Bereich / Tagesbetreuung in Kleingruppen oder Einzelbetreuung durch anerkannte Helfer / Agenturen zur Vermittlung von Betreuungsleistungen für Pflegebedürftige / Familienentlastende Dienste.

53 Förderung: 43 c Abs. 3a SGB XI: Definition: NEA Angebote für Pflegebedürftige (mindestens Pflegestufe I) sowie für Versicherte mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz, die der Deckung des Bedarfs der Anspruchsberechtigten an Unterstützung im Haushalt individuell benötigter Hilfeleistungen dienen oder die dazu beitragen, Angehörige oder vergleichbar Nahestehende in ihrer Eigenschaft als Pflegende zu entlasten.

54 Förderung: NEA sollen vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten stärkende oder stabilisierende Alltagsbegleitung, organisatorische Hilfestellungen, Unterstützungsleistungen für Angehörige und vergleichbar Nahestehende in ihrer Eigenschaft als Pflegende zur Bewältigung des Pflegealltags oder andere geeignete Maßnahmen.

55 Förderung: Die Forderung bei den NEA erfolgt unter den gleichen Voraussetzungen wie bei den NBL

56 Förderung: Als förderungsfähige NEA kommen in Betracht: Serviceangebote für haushaltsnahe Dienstleistungen / Alltagsbegleiter sowie Pflegebegleiter

57 Förderung: Sowohl für NBA und NEA gilt: Pflegekassen beschließt mit dem Verband der PKV und den Verbänden auf Bundesebene Empfehlungen über die Voraussetzungen, Ziele, Dauer, Inhalte und Durchführung der Förderung sowie zu dem Verfahren zur Vergabe der Fördermittel für die niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangebote und die Modellprojekte.

58 Förderung: In den Empfehlungen wird festgelegt, dass jeweils im Einzelfall zu prüfen ist, ob im Rahmen der NB und EA Mittel und Möglichkeiten der Arbeitsförderung genutzt werden können. Empfehlungen bedürfen der Zustimmung des BMG der Länder.

59 Förderung: Die Landesregierungen werden ermächtigt, durch Rechtsverordnung das Nähere über die Umsetzung der Empfehlungen zu bestimmen.

60 Beratungstipps: 1. Tipp: Ambulanter Pflegedienst benötigt keine besondere Zulassung wie ein neuer Leistungserbringer NBL gemäß 45 b Absatz 1 Satz 6 Nr. 3 SGB XI

61 Beratungstipps: 2. Tipp: Da ambulante Pflegedienste durch Versorgungsvertrag NBL anbieten können, sollte man Terrain nicht neuer Konkurrenz überlassen!

62 Beratungstipps: 3. Tipp: Pflegeverträge prüfen, ob Hauswirtschaftliche Versorgung als Sachleitung gemäß 38 SGB XI in Anspruch genommen wird! So ist kann bis zur Grenze des 45 b SGB XI Leistungen abgerechnet werden!

63 Beratungstipps: 4. Tipp: Versicherte können über 45 b SGB XI hinaus keine Budgetanteile für weitere Leistungen des ambulanten Pflegedienstes in Anspruch nehmen. Daher kann es sinnvoll sein, zusätzlich Zulassung für NBL zu beantragen.

64 Unternehmensgründung: Bei der Gründung eines neuen Unternehmens für NBL oder NEA gilt: Wahl der richtigen Rechtsform Steuernummer beantragen Zulassung nach Landesrecht beantragen

65 Unternehmensgründung: Konzept gemäß 45 c Absatz 3, 3a SGB XI erstellen Anträge stellen Arbeitsrecht beachten

66 Unternehmensgründung: Bitte bedenken: Pflegedienst: 2. PflegeArbbV Sonstiger Leitungserbringer: MiLoG

67 Steuerecht: Sofern Sie als ambulanter Pflegedienst nach 45 b Absatz 1 Satz 6 Nummer 3 SGB XI NBL denken Sie an Ihre Umsatzsteuerbefreiung: 4 Nummer 16 UStG!

68 Steuerecht: Leistungen der Betreuung hilfebedürftiger Personen fällt unter 4 Nummer 16 UStG (Abschluss der Versorgungsverträge nach 72 ff. SGB XI und 132, 132 a Absatz 2 SGB V)

69 Steuerecht: Umsatzsteuer befreiten Einrichtungen hat der Gesetzgeber in 4 Nummer 16 Buchstaben a bis l UStG aufgezählt.

70 Steuerecht: Umsatzsteuerbefreiung nach 4 Nummer 16 Buchstabe c UStG: Diese Regelung umfasst Einrichtungen, die HKP erbringen, mit denen nach 132 a SGB V einen Vertrag geschlossen haben, ambulante Pflegeeinrichtungen, mit denen ein Versorgungsvertrag nach 72 SGB XI besteht, Einrichtungen, die Leistungen zur häuslichen Pflege und hauswirtschaftlichen Versorgung erbringen, mit denen die zuständige Pflegekasse einen Vertrag nach 77SGB XI geschlossen hat.

71 Steuerecht: 4 Nummer 16 Buchstabe d UStG umfasst Einrichtungen, die Leistungen der häuslichen Krankenpflege oder Haushaltshilfe erbringen und die hierzu nach 26 Absatz 5 i.v.m. 32, 42 SGB VII (Haushaltshilfe und Kinderbetreuung)

72 Steuerecht: Umsatzsteuerbefreiung nach 4 Nummer 16 Buchstabe l UStG: Auffangtatbestand für Einrichtungen dar, die nicht nach Sozialrecht anerkannt sind, bei denen im vorangegangenen Kalenderjahr die Betreuungs- oder Pflegekosten aber in mindestens 25 Prozent der Fälle von den gesetzlichen Trägern der Sozialversicherung oder der Sozialhilfe oder der für die Durchführung der Kriegsopferversorgung zuständigen Versorgungsverwaltung einschließlich der Träger der Kriegsopferfürsorge ganz oder zum überwiegenden Teil vergütet worden sind.

73 Steuerecht: Durch das Amtshilferichtlinie- Umsetzungsgesetz (AmtshilfeRLUmsG) vom 26.06.2013 (BGBl I 13, 1809) ist im Hinblick auf die weitere Verbreitung des Persönlichen Budgets gemäß 17 SGB IX die Sozialgrenze von zuvor 40 % auf 25 % herabgesetzt worden.

74 Kontaktdaten: Dr. Ulbrich & Kaminski Rechtsanwälte Hellweg 2 44787 Bochum Telefon +49 (0)234 579 521-0 Telefax +49 (0)234 579 521-21 E-Mail web kontakt@ulbrich-kaminski.de www.ulbrich-kaminski.de