Strategie nach 2015 aus der Sicht eines Praktikers

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Transkript:

Strategie nach 2015 aus der Sicht eines Praktikers Mittwoch 21. November 2012 Herrsching Wilhelm Neu Milcherzeuger aus Hamminkeln-Brünen 1

Gliederung Vorstellung des eigenen Betriebes Vorstellung der Milchliefergemeinschaft Bocholt Hamminkeln Kerninhalte eines Milchliefervertrages Beleuchtung des deutschen und internationalen Milchmarktes Blick über die Grenzen wie gehen Frankreich und Neuseeland mit der Zukunft um Öffentlichkeitsarbeit wird immer wichtiger Strategie für unseren Betrieb nach 2015 2

Vorstellung des eigenen Betriebes 1981 2 Betriebe schließen sich zusammen Gründung der Neu-Telinde GbR Aufgebaut im Verhältnis 1:1 Kühe u. Maschinen jedes Gesellschafters werden bewertet u. verrechnet Flächen werden von der GbR von jedem Gesellschafter zu ortsüblichen Pachtpreisen angepachtet 130 ha Betriebsfläche: 70 ha Ackerland - 50 ha Silomais,20 ha Getreide u. 60 ha Grünland 3

Vorstellung des eigenen Betriebes 1981 Boxenlaufstall für 150 Kühe 2010 Neubau des nächsten Boxenlaufstalles für 200 Kühe 2010 Neubau eines Güllebehälters für 4000 m³ Zielsetzung für die Zukunft ca. 300 350 Kühe Soziale Vorteile nutzen Wochenenddienst, Urlaub, Arbeitsteilung 4

Vorstellung der Milchliefergemeinschaft Bocholt - Hamminkeln Gegründet 1997 duch unzufriedene Mitglieder der Genossenschaft Kutel 30 Millionen kg Milch Von 1997 bis 2007 Milchanlieferung an die Privatmolkerei Wiegert in Velen Von 2007 bis 2012 Milchanlieferung an die Molkerei Fude und Serrahn in Gransee bei Berlin Seit 2012 bis mindestens 2016 Milchanlieferung an die Molkerei Dr. Oetker in Moers am Niederrhein 5

Kerninhalte eines Milchliefervertrages 2-maliges Auszahlen von Milchgeld im Monat Klare Koordinaten zur Berechnung des Milchpreises Absicherung des Milchgeldes durch erstrangige Bankbürgschaft Keine Mengenbegrenzung im laufenden Vertrag keine A und B Preise Milchproduzent muss frei über seine Zukunft entscheiden können 6

Beleuchtung des deutschen und internationalen Milchmarktes Preistransparenz muss eingefordert werden Wandlung der Märkte am Beispiel der MUH Über Jahre höchster Auszahlungspreis in Deutschland 2004 MUH 6,5 Cent mehr als die Nordmilch Auszahlungspreis auf 26 Cent abgefallen Heute Fusion mit Arla MUH war dem LEH ausgeliefert, daher austauschbar Beispiel Ammerland 1,2 Mrd. kg Milch 40% Export, kein Lebensmitteleinzelhändler bekommt mehr als 10% des Umsatzes, daher nicht erpressbar 7

Beleuchtung des deutschen und internationalen Milchmarktes Nirgendwo in Europa sind die Lebensmittelpreise so günstig wie in Deutschland Der Kampf des LEH s untereinander ist gnadenlos Die Wertschöpfung aus 1 kg Milch schwankt bei den Molkereien zwischen 0,40 und 1,60 Über Käseproduktion werden 50% des Milchpreises erzielt Warenterminmärkte : Chance für die Zukunft? 8

Beleuchtung des deutschen und internationalen Milchmarktes Bevölkerung in Deutschland nimmt bis 2050 auf ca. 65 Mill. ab Bevölkerung wird immer älter Weltbevölkerung wächst im gleichen Zeitraum auf 9 Mrd. Menschen Hauptzuwachs in Asien und Nordafrika Es gibt keine Mauern um Deutschland und Europa Weltmarkt muss man lernen und erkämpfen Beispiel Autoindustrie und Maschinenbau Made in Germany 9

Blick nach Frankreich und Neuseeland Angst geht um in Frankreich Viele Milcherzeuger haben nach 2015 noch keine Verträge Bei Stallneubauten muss die Molkerei ihre Einverständniserklärung abgeben Molkereistruktur veraltet und nicht für den Weltmarkt aufgestellt Gegenteil Neuseeland 16 Mill. t Milch werden produziert Davon werden 95% exportiert, Wachstum der Milchproduktion begrenzt Jeder Genosse bei Fonterra hat im Durchschnitt umgerechnet 300 000 Genossenschaftsanteile gezeichnet, Verzinsung mindestens 10 % 10

Blick nach Frankreich und Neuseeland Mit diesem Geld werden weltweit 3000er Milchfarmen gebaut China, Südamerika etc. Expandierung jetzt auch nach Europa Neuer Geschäftsführer bei Fonterra Neue Käserei wird in den Niederlanden gebaut 11

Forderungen an die Politik COPA / Cogeca verschiedenste Interessen unter einen Hut bringen Keine Abweichung in Brüssel von beschlossenen Fakten Nationale Politik Leitlinie für hygienische Anforderungen an das Halten von Widerkäuern Novelle des Tierschutzgesetzes Diskussion um Tierwohl 12

Forderungen an die Politik Auf Länderebene zusätzliche Aktivitäten z.b. NRW Verbandsklagerecht für Tierschutzvereine z. B. BW Tierschutzbeauftragte besuchen Milchviehhalter Politik muss gegenüber den Produzenten verlässlich bleiben 13

Öffentlichkeitsarbeit wird immer wichtiger Auf die Milchviehhalter kommen in den Fokus der Verbraucher Nach dem Verbot der CMA keine Finanzierungsmöglichkeit für Öffentlichkeitsarbeit Wir können nur noch reagieren und nicht mehr agieren Beispiel Neuseeland und Frankreich Wir können nur mit bescheidenen Mitteln Öffentlichkeitsarbeit betreiben Tage des Offenen Hofes Kindergärten und Schulen auf die Betriebe einladen Lehrerfortbildungen zu Veranstaltungen usw. Bürgerfunk 14

Strategie für meinen Betrieb nach 2015 Abschluss einer Ertragsschadensversicherung Beispiel Erkrankung Blauzunge Schadenssumme ca. 60.000 Kosten ca. 10 je Kuh und Jahr Die Molkerei muss krisenfest sein Entweder wegen der Qualität seiner Produkte nicht austauschbar oder im Weltmarkt unterwegs und darum nicht erpressbar vom Lebensmitteleinzelhandel Eigenen Betrieb fit machen Buchführung studieren, Beratung in Anspruch nehmen Schwachstellen ausmerzen 15

Strategie für meinen Betrieb nach 2015 Zielvorstellung 2015 300 Kühe inklusive Nachzucht Flächenzupacht äußerst schwierig Pachtpreise haben sich in den letzten drei Jahren verdoppelt Von 500 auf 1.000 je Hektar Flächenzupacht durch zusätzliche Anstellung des Verpächters Erweiterung der GbR Automatisierung des Melkens Bau eines Jungviehstalles 16

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit! 17