Artenschutzprogramm gefährdeter Ackerbegleitpflanzen

Ähnliche Dokumente
Verdichtungen oft Ursache für geringe Erträge

Projekt zur Sicherung des Erhalts von Veronica spicata (Ähren-Blauweiderich)

WARUM (NICHT) PFLÜGEN?

Das Wasserkreuzkraut (Senecio aquaticus Hill.) in ausgewählten landwirtschaftlichen Flächen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen 2015

Erfolgskontrolle Schmetterlinge. - Abschlussbericht mit Unterstützung des Finanzierungsinstruments LIFE der Europäischen Gemeinschaft

Gemeinde Wain, Neubaugebiet Brühl, 2. Bauabschnitt Artenschutz-Problematik

Arten- und Lebensraumschutz im Nationalpark Donau-Auen und Umland ZWERG-ROHRKOLBEN. (Typha minima)

Blühwiese im eigenen Garten

LEITBETRIEBE ÖKOLOGISCHER LANDBAU IN NORDRHEIN-WESTFALEN

Floristische Bestandserhebungen als Grundlage für die Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes im Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde

Eingriffs- / Ausgleichsbilanzierung Bewertungssystem und Ökokonto imbodenseekreis. Anlage 5

Workshop Biodiversität im Agrarraum

Die Gerste und ihre Geschichte

MEHRJÄHRIG VS. EINJÄHRIG

GEMEINDE HAAR. GRUNDSTÜCKSDATEN Gewerbefläche an der nördlichen Leibstraße

Flächenentwicklung in Nordrhein-Westfalen Berichtsjahr 2015

QII-Aufwertung: Der Weg zur artenreichen Wiese

Die Gutachterausschüsse für Immobilienwerte für den Bereich des Schwalm-Eder-Kreises haben die in der Anlage nachgewiesenen Bodenrichtwerte zum

Ferme R. R. et Fils inc., Eric Rémillard, Saint-Michel, Québec, Kanada 2010

Das Projekt 100 Äcker für die Vielfalt Artenschutz auf Ackerflächen

Exkursionen. Lebensräume. natur exkurs

Wie kann ich die Hangneigung meiner Grünland-, Acker-, Obst- und Weinbauflächen berechnen?

Praxisbericht zu Strategien der Bodenbearbeitung und Düngung

Erhaltungsprojekte von Dactylorhiza sambucina und Orchis morio im Osterzgebirge

Fenster auf! Für die Feldlerche.

Technik im Zwischenfruchtanbau

Ressourcenprojekt zur Erhaltung und Förderung der gefährdeten Schweizer Ackerbegleitflora. Fotodokumentation einiger Zielarten

Einige heimische Arten

I N F O R M A T I O N

Ein bemerkenswertes Vorkommen der Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale L.) im Klagenfurter Stadtgebiet nun endgültig erloschen!

Bericht über die Kartierungen im Naturschutzgebiet Arnegger Ried im Jahr 2011 und 2012 Gruppe Ulm / Neu-Ulm

Saatdichte-Versuch: Wintergerste Grangeneuve

Bekämpfungsmaßnahmen gg gegen Riesen Bärenklau in ausgewählten Sht Schutzgebieten bit Sachsen Anhalts

Grünflächenausstattung der Bezirke 21-23

Regulierung der Feldmausbestände durch mechanische Bodenbearbeitung

Bodenrichtwerte der Stadt Adelsheim zum

1. Grundlagen des Strip-Till

Blumenwiesen & Blumenrasen

Erfahrungen aus der Saatgutsammlung und Kultur von Mibora minima und Iris spuria

Agrarumweltmaßnahmen zur Biodiversitätsförderung auf dem Acker Perspektiven für die Umsetzung im künftigen ELER-Programm

Nutzen und Herausforderungen einer zukunftsfähigen Grünlandnutzung. aus Sicht des Artenschutzes - Biodiversitätsstrategien

Jan Juister Juister Pflanzenbauberatung

Bodenrichtwerte der Gemeinde Ummendorf Landkreis Biberach

Bodenrichtwerte der Stadt Adelsheim zum

Gutachterausschuss für Immobilienwerte für den Bereich der Stadt Oberursel (Ts) Neue Bodenrichtwerte

Das Kulturlandschaftsprogramm

Blatt 1 Dokumentation Gewässerbegehung

Planänderungsverfahren. ( Deckblattverfahren ) zum. Planfeststellungsverfahren. zum Bau und Betrieb der. Gashochdruckleitung Burghausen - Finsing

Nitratmessdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Teil 2 Nitratgehalte in der zweiten Messung gestiegen

Amtsblatt der Bezirksregierung Lüneburg Nr. 4 vom 15. Februar 1997,Seite 24. V e r o r d n u n g

Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen a.d.ilm Maßnahmenumsetzung in der Landwirtschaft und Fördermöglichkeiten durch das Kulap

Das Projekt. Ein Biodiversitätsprojekt zur Förderung der Wildbienen (Hautflügler) im LKR Passau

Ergänzungssatzung Sandackerstraße, Gemeinde Kusterdingen, Gemarkung Jettenburg

Kartierung von Bodenbrütern und weiteren Vogelarten

VERGLEICH VON 28- BZW. 29-JÄHRIGEM ROGGENNACHBAU MIT Z-SAATGUT

Definitionen zur Ausweisung von Landschaftselementen im Rahmen der Direktzahlungen und der flächenbezogenen ELER-Maßnahmen

Jahresbericht 2010 Über das im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg betreute. Naturschutzgebiet Ober Öschle Gemarkung Radolfzell Liggeringen

Grünordnungsplan zum Bebauungsplan GL 44 Im Holzmoor der Stadt Braunschweig

LAKO - Landwirtschaftliche Koordinationsstelle für Bildung und Forschung Versuchsberichte

LAKO - Landwirtschaftliche Koordinationsstelle für Bildung und Forschung Versuchsberichte

Ackern ohne wendende Bodenbearbeitung

Kennblatt Streifentyp Nr. 1: Getreide

Nitratmessdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Kaum veränderte Nitratgehalte in der zweiten Messung

Beispiele für Landwirte und Jagdrevierinhaber im Rahmen des Greenings

BS 1 einjährige Blühstreifen BS 1.1 Grundförderung

Verbund APG Salzburgleitung Teil 2Netzknoten St. Peter - Netzknoten Tauern Kartierung WaldflächenTeil 9

Katastrophe oder Chance für den Naturschutz?

Petition gegen Güllefluten aus der Massentierhaltung und Gärreste aus Biogasanlagen

Teilaufhebung Bebauungsplan Sanierung Stadtkern IV - Quartier an der Stadtmauer. Begründung. Stadt Künzelsau. Seite 1 von 6

Textgegenüberstellung

Neuer Nachweis von Triops cancriformis (Crustacea, Notostraca) in Mecklenburg-Vorpommern

Jakobskreuzkraut- Ausbreitung und Bekämpfung. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) EIFEL

Standort. Ansprechpartner. Wichtige Parameter. Objekt-Nr.: 4346

Änderung des Flächennutzungsplans für die Gebiete Kirschwiesen auf Gemarkung Kuchen und Wetterhecke auf Gemarkung Bad Überkingen-Unterböhringen

Zusammenfassung des Badegewässerprofils

Einheimische Wälder von großem biologischem Interesse

Konzeption zur ökologischen Sanierung des Tessiner Moores im Biosphärenreservat Schaalsee

Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.v.

Warum werden Möhren und Erbsen schon im März gesät, Bohnen und Gurken aber erst im Mai?

Amtliche Bekanntmachungen

Bekämpfung der Herkulesstaude im Rhein-Sieg-Kreis

FLÄCHENNUTZUNGSPLAN GVV WALDENBUCH- STEINENBRONN

ÖRTLICHES RAUMORDNUNGSKONZEPT KAUNS 1. Fortschreibung

Vereinfachte Aussaatverfahren in Deutschland etabliert

Anteil und Verteilung der ausländischen Wohnbevölkerung insgesamt. Auf die Gesamtstadt bezogen lag der Anteil

Methoden und Ergebnisse. bezüglich der IST-Zustandserhebungen der Fachbereiche. BODEN, LANDWIRTSCHAFT und FISCHEREI

Ergebnisse langjähriger Bodenbearbeitungsversuche im Geschäftsbereich Landwirtschaft der Südzucker S AG

Begründung zur 2. Änderung des Bebauungsplans Nr. 24 Fläche Behrens, Jorkerfelde

Entwicklung der Bodenrichtwerte im Bezirk Reinickendorf seit 2000

Sächsisches Altlastenkataster - Statistische Auswertung 2014

Anwendungsmöglichkeiten der Direktsaat am Beispiel des Marktfruchtbetriebes Thoma

Artenfinder unterwegs: Winter-Wasservogelbeobachtungen im NSG Kistnerweiher

Keimung und Sauerstoff (Artikelnr.: P )

Wiederansiedlung eine integrative Biodiversitätsstrategie Landesamt für Landwirtschaft Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein

Verbesserungsmaßnahmen für den Schierlings-Wasserfenchel (Oenanthe conioides) im Bereich der Freien und Hansestadt Hamburg 2. Bericht, Dezember 2014

Einheitswertbescheid zum Hauptfeststellung mit Wirksamkeit ab

Kartenatlas zur Landwirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein 2010 Endgültige Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010

WORAUF IST BEI DER SAATSTÄRKE ZU ACHTEN? 1 von 5

Teilprojekt 2: Pflanzenbauliche Strategien zur Minderung der Verunkrautung bei Mulchsaat von Ackerbohnen ( ) FKZ 11OE088

Transkript:

Artenschutzprogramm gefährdeter Ackerbegleitpflanzen Anlage einer Ackerfläche zum Erhalt akut vom Aussterben bedrohter Ackerbegleitpflanzen Ziel: Erhaltung eines der letzten Standorte und Überlebenssicherung der überregional stark vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten Arnoseris minima, Filago minima und Teesdalia nudicaulis. Grundbesitzer: Kloibhofer Helmut Untermaseldorf 5 4364 St. Thomas Lage und Standort: Die Fläche befindet sich im Gemeindegebiet von St. Thomas/Bl. im Bezirk Perg, OÖ. Seehöhe: 600 m Exposition: süd südost Geologie und Boden: Ausgangsgestein: Weinsberger Granit Rohboden: Am Rand des Feldgehölzes und Wegrand - sehr geringes Wasserhaltevermögen und geringer Nährstoffgehalt. Braunerde: Die hier vorkommenden Braunerdeböden auf Weinsberger Granit sind extrem flachgründig, nährtoffarm und haben nur geringes Wasserhaltevermögen. Ausgangssituation: Der Hof wurde ursprünglich als Grünland Ackerbaubetrieb mit Milchviehhaltung geführt. Vor einigen Jahren wurden die Ackerflächen aufgelassen und als Grünland weiterbewirtschaftet. Auch die Viehhaltung wurde aufgegeben. Inzwischen werden die gesamten landwirtschaftlichen Nutzflächen als extensive zweimähdige Wiesen weiterbewirtschaftet. Eine landwirtschaftliche Intensivierung hat auf diesem Betrieb nie stattgefunden und so konnte sich zumindest auf Teilflächen die ursprüngliche Vegetation halten. Da die oben angeführten Arten (Arnoseris, Filago, Teesdalia) auf magere offene Standorte angewiesen sind, wurden sie durch die dichte Grasnarbe immer mehr auf Randbereiche zurückgedrängt. Letzte Restvorkommen finden sich nur mehr entlang der nicht asphaltierten Zufahrtsstraße sowie an den grusigen Randbereichen eines kleinen Feldgehölzes. Kloibhofer - Artenschutzprogramm Ackerbegleitpflanzen 1

Aktivitäten und Maßnahmen: Begehung der Flächen und Kartierung der Vegetation Das Vorkommen von A. minima, T. nudicaulis und F. minima ist mir seit vielen Jahren bekannt. Durch die bereits erwähnten Veränderungen kam es zu einer stetigen Abnahme der Individuenzahl. Bestandesaufnahme 2010 Arnoseris minima: Heuer erstmals kein Nachweis mehr. Im Vorjahr konnte noch ein Individuum auf einem Feldweg nachgewiesen werden. Ursprünglich war die Art in den randlichen Bereichen der Ackerflächen und am Wegrand zu finden. Filago minima: Mehrere hundert Pflanzen vor allem auf dem kaum befahrenen Zufahrtsweg. Individuen meist sehr klein. Ehemalige Vorkommen auf Viehsteigen am Rande des Feldgehölzes sind erloschen. Teesdalia nudicaulis: In den vergangenen Jahren waren meist nur wenige Exemplare zu finden. Heuer blühte eine überdurchschnittlich große Anzahl von 40 bis 50 Pflanzen im sehr spärlich bewachsenen Randbereich des überwiegend von Birke, Stieleiche und Rotkiefer bestockten Feldgehölzes. Teesdalia befindet sich hier auf mehrere kleine Teilflächen verteilt, die meist nur eine Ausdehnung von einem Quadratmeter haben. Gespräche und Verhandlungen mit dem Grundbesitzer Kontaktaufnahme mit dem Grundbesitzer. Darstellung und Erläuterung der Besonderheiten der Grundstücksflächen mit dem Vorkommen vom Aussterben bedrohter Arten. Nach mehreren Gesprächen willigte der Grundbesitzer ein, dass ein kleiner Teil seiner Grundstücke als Versuchsflächen zur Erhaltung und Vermehrung von speziellen, stark in ihrem Bestand gefährdeter Ackerbegleitpflanzen zur Verfügung gestellt werden. Gemeinsame Begehung und Abgrenzung der Grundstücksflächen. Der Besitzer stellt die Flächen unentgeltlich für die Jahre 2010 und 2011 zur Verfügung. Eine langfristige Erhaltung dieser Standorte wurde nicht zugesichert und kann daher nicht garantiert werden. Der Besitzer wird von mir laufend über die durchgeführten Maßnahmen informiert. Bewirtschaftungsmaßnahmen: Umwandlung von Grünland in Ackerflächen. Diese Fläche war eine ehemalige Ackerfläche mit Vorkommen von Arnoseris minima und Filago minima. Dazu wurde mittels Kreiselegge eine etwa 1000 m² große Randzone der Wiese bearbeitet. Die Kreiselegge ermöglicht eine oberflächliche Zerstörung der Grasnarbe. Kloibhofer - Artenschutzprogramm Ackerbegleitpflanzen 2

Die Chance noch vorhandenen Samen in den oberen Bodenschichten zum Keimen zu bringen erscheint größer als eine Bearbeitung mit dem Pflug, da durch dessen wendende Wirkung diese möglicherweise zu tief in den Boden gelangen. Eine Keimung dieser schwachwüchsigen Pflanzen würde daher sehr erschwert. Ein Nachteil der Kreiselegge besteht allerdings darin, dass die vorhandene Pflanzendecke zum Teil wieder anwächst und konkurrenzschwache Keimlinge unterdrückt. Erster Bearbeitungszeitpunkt: 26.8.2010 Mehrmaliges Bearbeiten der Fläche um die Grasnarbe zu zerstören und eventuell noch vorhandenes Samenpotential zum Keimen zu bringen. Da in den vergangenen Jahren A. minima im Winterroggen nachgewiesen werden konnte, wurde der Bearbeitungszeitpunkt an diese Kulturpflanze angepasst. In Teilbereichen Ansaat von Filago minima und Teesdalia nudicaulis. Zweiter Bearbeitungszeitpunkt: 13.9.2010 Der Großteil der Fläche wurde ein zweites mal mit der Kreiselegge bearbeitet, da ein Teil der Rasensode wieder angewachsen war. Dieser zweite Bearbeitungsschritt dient auch dazu, eine zweite Versuchsvariante bezogen auf den Bearbeitungszeitpunkt auszuprobieren. Diese Fläche wurde mit einer geringen Saatstärke von Winterroggen bebaut. In Teilbereichen Ansaat von Filago minima und Teesdalia nudicaulis. Samenabnahme: Arnoseris minima: - Filago minima: 14.08.2010 Teesdalia nudicaulis: 14.08.2010 und 13.09.2010 Aussaat: Die Aussaat der abgenommenen Samen wurde im Zuge der Bodenbearbeitung am 26. 8.10 und 13.9.2010 durchgeführt. Gleichzeitig wurde in Teilflächen Roggen als Kulturpflanze ausgesät. Ob die durchgeführten Maßnahmen zum erwünschten Erfolg führen, kann erst im Laufe des Jahres 2011 festgestellt werden. Kloibhofer - Artenschutzprogramm Ackerbegleitpflanzen 3

Bilddokumentation: Abb.1 26.08.2010 Ausgangssituation, Zufahrtsweg mit Wiese Abb.2 26.08.2010 Bearbeitung mit Kreiselegge Abb.3 26.08.2010 Händische Nacharbeit und Roggenansaat Abb. 4 26.08.2010 Fertige Versuchsfläche im Vordergrund Abb.5 26.08.2010 Händische Bearbeitung der Randzonen des Feldgehölzes Abb.6 26.08.2010 Ehemaliger Standort von Filago minima Händisches Aufbrechen der Grasnarbe Abb.7 30.10.2010 Keimpflanze von Teesdalia nudicaulis Abb.8 30.10.2010 Keimpflanze von Filago minima Kloibhofer - Artenschutzprogramm Ackerbegleitpflanzen 4

Kartographische Darstellung Erklärung: Blau umrahmte Flächen wurden mittels Kreiselegge bzw. Handarbeit aufbereitet. Ried, 8.11.2010 Franz Kloibhofer Kloibhofer - Artenschutzprogramm Ackerbegleitpflanzen 5