Der Mensch ist, was er isst. * Zur sozialen Bedeutung des Essens
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- Arwed Schmidt
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1 Der Mensch ist, was er isst. * Zur sozialen Bedeutung des Essens * Ludwig Feuerbach, 1850 Prof. Dr. Jana Rückert-John Bildung geht durch den Magen. am 6. April 2018 in Waldkirchen
2 Die gemeinsame Mahlzeit und die soziale Funktion des Essens 2
3 Die soziale Funktion der Mahlzeit Die Mahlzeit (Simmel 1910): Jenseits des Sattwerdens als Ort und Zeit des menschlichen Miteinanders, der Gemeinschaft Tischgemeinschaft Wir-Identität und Zugehörigkeit Abgrenzung, die Anderen als Ort der Sozialisation Ess-/Speisetabus Esspraktiken ( Werkzeuge ) Rollenerwartungen und -zuständigkeiten Symbolische Bedeutungen Ich-Identität: Wer bin ich? 3
4 Die soziale Funktion der Mahlzeit Mahlzeit als Regelsystem Mahlzeitenordnung/-muster Tischordnung und -sitten Ordnung auf dem Teller Regeln für Mahlzeiten (Douglas 1975, Lévi-Strauss 1965) Mahlzeit als gesellschaftliche Institution Strukturen und Ordnung Veränderung und Wandel 4
5 Gegenwartsgesellschaft als Überflussgesellschaft Vom Mangel zum Ernährungswohlstand Nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln räumlich und zeitlich Von der Nahrungsmittelsicherung zur -sicherheit Überfluss und Überangebot, Lebensmittelverschwendung Historisch einmalige Situation seit wenigen Jahrzehnten in Deutschland Sinkende Lebensmittelausgaben von Privathaushalten als Wohlstandsindikator: 2015: 13,6%; 1950: 44%; 1850: 61% 5
6 Hunger in der Überflussgesellschaft Mangel trotz Wohlstand: 1,5 Millionen Bedürftige an den Tafeln 6
7 Probleme des westlichen Ernährungsstils Herausforderung unserer Zeit: Überleben im Überfluss Gesundheitliche Folgen: Umgang mit Nahrungswohlstand und Fehlernährung: Adipositas als Epidemie (WHO 2011) Ökologische Folgewirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Nahrungsmitteln 7
8 Folgen der Folgewirkungen Mediale und Politische Resonanzen 8
9 Ernährungspraktiken im Wandel Zunahme von Komplexität, Uneindeutigkeit und Unsicherheit in einer globalisierten Welt Störung und Irritation der Routinen als Normalabläufe, des Immer-So-Weiter Reflexion: Was können wir (noch) essen? 9
10 Krise als Chance Reflexion: Was können wir (noch) essen? Chance: Alternative Ernährungspraktiken Hemmnis: (Weitere) Verunsicherung Wandel von Ernährungsmustern 10
11 Wandel von Ernährungspraktiken: Ernährungstrends Komplexitätsreduktion und Sicherheitssuggestion 11
12 Wer ernährt sich vegetarisch/vegan? 1 Prozent Veganer und 9 Prozent Vegetarier (VEBU) Soziodemografie 13 Prozent Frauen, 3 Prozent Männer (der Bevölkerung) 80 Prozent aller Veganer sind weiblich Tendenziell Jüngere - durchschnittlich 31 Jahre Mit höherer Bildung nimmt der Fleischkonsum ab zwei Drittel (ca. 64 %) ernähren sich seit mindestens einem Jahr vegan Hintergründe: Fleisch ist männlich konnotiert; Gemüse/Obst ist eher weiblich besetzt. Männer eher gesundheitliche Motive Frauen eher ethische Motive (bezogen auf Tiere und Umwelt) Universität Hamburg hat 2013 eine sozialwissenschaftliche Studie zu veganer Ernährung durchgeführt und dazu 852 Personen online befragt (Dr. Pamela Kerschke-Risch).
13 Soziale Funktion des Veganismus/Vegetarismus Zwischen Selbstbezüglichkeit und gesellschaftlicher Verantwortung Essen als Identitätsprojekt: Wer bin ich? Essen schafft Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen: Gemeinschaftlichkeit Selbstbeschreibungen des ICH oder des WIR finden immer in Unterscheidung und Abgrenzung statt: die Anderen ( Fleischesser )
14 Soziale Funktion des Veganismus/Vegetarismus Zwischen Selbstbezüglichkeit und gesellschaftlicher Verantwortung Tipps und Strategien für den Umgang mit Fleischessern (Vebu, Tamara Pfeiler) Angriffe von Fleischessern nicht persönlich nehmen Wahrnehmung von Fleischessern als verhinderte bzw. blockierte Vegetarier/Veganer Sich an die Zeit vor der Umstellung auf eine vegan-vegetarische Lebensweise erinnern
15 Ernährungswandel zwischen Identitätsprojekte und gesellschaftlicher Verantwortung Zwischen Selbstbezüglichkeit und gesellschaftlicher Verantwortung Gesellschaftlicher Strukturwandel des Ernährungssystems Gemeinwohl-Orientierung Zukunftsorientierung 15
16 Wandel von Ernährungspraktiken: Lokale und urbane Ansätze 16
17 (Ernährungs-)Bildung Ernährung ist schon längst keine private Angelegenheit mehr, sondern eine politische. Mit einer nachhaltigen Ernährung wird gesellschaftliche Verantwortung übernommen. Stärkung von Kompetenzen eines mündigen und verantwortungsbewussten Verbrauchers bzw. Essers Spaß, Wohlbefinden und Genuss 17
18 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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