Kurzfassung des Praktikumsberichts: Schulpsychologischer Dienst für Gymnasien und berufliche Schulen in Coburg. Anzahl der Wörter im Text: 1142

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1 Universität Ulm Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie Institut für Psychologie und Pädagogik Kurzfassung des Praktikumsberichts: Schulpsychologischer Dienst für Gymnasien und berufliche Schulen in Coburg Anzahl der Wörter im Text: 1142 Fertiggestellt am: Ingo Seifert Matrikelnummer: Studiengang Psychologie (Bachelor), 6. Semester

2 1. Kurzdarstellung der Einrichtung bzw. Institution 1.1. Beschreibung der Institution Kurzfassung Praktikumsbericht 2 Der schulpsychologische Dienst für die Gymnasien und berufliche Schulen in Coburg trägt neben den schulischen Beratungslehrern zur Realisation der Schulberatung bei. Die Schulberatung ist dabei auch ein Teil der schulischen Erziehungsaufgabe Art und Zahl der Mitarbeiter Die Mitarbeiter dieser Einrichtung sind zurzeit vier Schulpsychologinnen für die Gymnasien, sowie ein Schulpsychologe für die beruflichen Schulen in Coburg. Die Besonderheit der Schulpsychologie in Bayern ist, dass Schulpsychologen nicht nur einzig als Psychologen arbeiten, sondern auch Lehrfunktionen an der Schule übernehmen. Psychologie wird also in Kombination mit einem anderen Lehrfach etwa Mathematik oder Latein auf Staatsexamen studiert Aufgaben der Institution Im Detail können die Aufgaben der Schulberatung in folgende Bereiche eingeteilt werden: Zum einen dient sie der individuellen Beratung hinsichtlich der Wahl der Schullaufbahn und der allgemeinen Information über das schulische Bildungsangebot. Ebenso hilft sie bei der Feststellung von Begabungen des Schülers, der Berufs- und der Studienberatung. Darüber hinaus hilft sie bei der Bewältigung von Schulproblemen, wozu Lernschwierigkeiten, Auffälligkeiten im Verhalten und schulische Konflikte zählen. Auch werden durch die Beratung von Lehrkräften und Schule der Unterricht, die schulisch-pädagogische Wirksamkeit, die Weiterentwicklung der Schule und Verbesserung des Schulsystems vorangetrieben. Möglich ist auch, dass der Schulpsychologe die Schulleitung und den Elternbeirat beratend unterstützt. Zuletzt ist noch die bereits oben erwähnte Zusammenarbeit mit anderen (Beratungs-)Diensten zu nennen Klientel; Arbeitsauftrag; Zielsetzung Klientel des schulpsychologischen Dienstes sind verständlicherweise primär die Schüler. Allerdings stehen die Schulpsychologen mit ihrem Wissen all denjenigen zur Verfügung, die

3 Kurzfassung Praktikumsbericht 3 am Schulgeschehen teilnehmen. Dazu zählen neben den Schülern auch deren Eltern, Lehrer und die Schulverwaltung. Der Arbeitsauftrag und die Zielsetzung der Schulpsychologie ist die Realisation der Schulberatung. Allgemein gesprochen unterstützen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen das Zusammenleben und die Zusammenarbeit in der Schule durch psychologische Erkenntnisse und Methoden. Auf der Basis wissenschaftlicher Theorien und Modelle und bei gleichzeitiger Beachtung der Freiwilligkeit und Selbstbestimmung des Klienten soll Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden. Dabei gilt die Allparteilichkeit und Unvoreingenommenheit des beratenden Schulpsychologen Arbeitsweise der Institution Die Arbeitsweise des schulpsychologischen Dienstes in Coburg kann dadurch charakterisiert werden, dass die Beratung freiwillig ist. Der Zugang zu diesem Dienst ist dabei frei und direkt und bedarf nicht zwingend einer Weiterleitung durch eine Fachlehrkraft. Grundsätzlich sind die Leistungen des Schulpsychologen für die Ratsuchenden kostenfrei. Außerdem unterliegen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen der Schweigepflicht Arbeitskonzeption und Arbeitsschwerpunkte Die mehrfach genannte Realisation der Schulberatung durch die Schulpsychologie macht deutlich, dass Schulpsychologie sich selbst als Mitgestalterin des öffentlichen Bildungs- und Ausbildungssystems definiert ist. Konzeptionell und schwerpunktmäßig ist die Schulpsychologie im Bereich der Entwicklungspsychologie und der pädagogischen Psychologie anzusiedeln. Einen großen Teil der Arbeit nimmt auch die psychologische Diagnostik in Anspruch. Relevant sind außerdem Konzepte aus der klinischen Psychologie, der Organisationspsychologie und der Sozialpsychologie. 2. Kurze Darstellung des Tätigkeits-/Aufgabenfeldes 2.1. Konkrete Schilderung von spezifischen Tätigkeiten, die in der Institution vollzogen werden, Fallbeispiele etc.; wie war die Anleitung und ggf. Supervision gestaltet? Als Fallbeispiel ist hier der Junge F. zu nennen. Dieser befand sich in der letzten Klasse der Grundschule und hatte als Ziel, anschließend auf das Gymnasium anschließend zu wechseln, weil er später Physik studieren möchte. Die Noten waren für ihn kein Problem. Problematisch

4 Kurzfassung Praktikumsbericht 4 war jedoch, dass er von einer Gruppe seiner Mitschüler systematisch gemobbt wurde. Dies zeigte sich in wüsten Beschimpfungen in der Schule, öffentlichen Bloßstellungen im Bus und emotionalen Ausnutzungen, indem sie einerseits F. signalisierten, ihm freundschaftlich gegenüber zu stehen, andererseits aber diese Beteuerungen ausnutzten, um ihn in gewissen Situationen ( Ich bin nicht dein Freund ) emotional zu verletzen. Diese Erlebnisse führten bei dem Jungen F. zu einer Reihe von psychosomatischen Symptomen, die Kopfschmerzen, Schlafschwierigkeiten und Übelkeit umfassten. Besonders stark traten diese vor und nach der Schule auf. Außerdem entwickelte der Schüler eine starke Schulunlust und zeigte auch in nichtschulischen Situationen (Essengehen mit der Familie) auffälliges Verhalten, was auf seine Belastung zurückzuführen ist (Weinen und sich für die Situation verantwortlich fühlen, wenn kein Platz im Restaurant mehr frei war). In systemischer Betrachtungsweise zeigte sich auch, dass das Familiensystem des Schülers stark beeinträchtigt wurde, was sich im Burnout der Mutter und häufigen Streitigkeiten in der Familie zeigte. Dieser Schüler wurde mir vorgestellt und er erzählte mir in bei den ersten Treffen diese Geschichte. Anschließend bearbeitete ich mit ihm diverse Tests und Fragebögen (Intelligenztest, Rechtschreibtest, Angstfragebogen). Es ergab sich, dass F. Intelligenzwerte nahe der Hochbegabung aufwies, dem entsprechend eine sehr gute Rechtschreibleistung zeigte und wegen des Mobbings in der Schule hohe Angstwerte hatte. Diese Ergebnisse stellte ich ihm und seinen Eltern vor, um ihn in seiner schwierigen Situation zu stärken. Allerdings kamen die Eltern später erneut zu einem Beratungsgespräch, weil das Mobbing in der Schule zunahm und einer der mobbenden Schüler auf das gleiche Gymnasium wie F. wechseln wollte. Zusammen mit der Schulpsychologin beschlossen sie, dass F. das letzte Schulhalbjahr nicht mehr in die Schule gehen sollte (mit ärztlicher Befreiung), den Stoff mit seiner Mutter nachhole und mit seiner Mutter zusammen auf Reha fahre. Angeleitet wurde ich bei meinen Tätigkeiten anfangs sehr stark, was dann mit zunehmender Erfahrung abnahm, bis ich schließlich fast alleine die Tätigkeiten ausführte. Nach jedem Termin mit einem Schüler habe ich meine Erfahrungen mit der Schulpsychologin besprochen und diese gab mir Tipps und Rückmeldung über mein Verhalten. Ich arbeitete mit jedem Schulpsychologen zusammen, sodass ich mich mit Schülern aus allen Schulen und Jahrgangsstufen beschäftigte.

5 Kurzfassung Praktikumsbericht Darstellung der eigenen Tätigkeit Meine Tätigkeit umfasste vor allem diagnostische Tests mit Gymnasialkindern und die Besprechung der Ergebnisse mit den Eltern. Anliegen der Kinder waren häufig Probleme in der Lese- und Rechtschreibleistung, Schulangst und Lernschwierigkeiten. Neben der Testdurchführung und Auswertung lag ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit auf pädagogischpsychologischer Intervention, was Lerntrainings mit Schülern beinhaltete. Zudem nahm ich gelegentlich an Beratungsterminen mit Lehrern und Schulleitern teil Positive Aspekte, Konflikte und Probleme bei der Durchführung des Praktikums Schwierig an den Tätigkeiten war, dass ich so nicht auf diese in der Universität vorbereitet wurde. Zwar weiß ich, wie ein Test funktioniert, jedoch wie man diesen mit Schülern bearbeitet musste ich mir erst praktisch aneignen. Die an der Universität vermittelten Wissensinhalte haben außer im praktischen Bezug für das Praktikum völlig ausgereicht. Psychologisch war das Handeln so gut wie immer begründet: die standardisierte Testdurchführung, Auswertung und Interpretation beispielsweise als valide Methode zur Erfassung latenter Persönlichkeitskonstrukte. Positiv hervorzuheben ist, dass ich an mehreren Schulen und somit bei mehreren Betreuern gleichzeitig im Einsatz war, was mir die Vielfalt der schulpsychologischen Arbeitsweisen aufzeigte. 3. Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung 3.1. Voraussetzungen, die Praktikanten/innen mitbringen sollten; Lernmöglichkeiten; konstruktive Kritik (Verbesserungsvorschläge für Praktikumsgestaltung und -betreuung) Mitbringen sollte der Praktikant gute Fähigkeiten im Umgang mit Kindern, Ausdauer in Gesprächen mit mürrischen Eltern und ein gewisses Verständnis für die manchmal wenig psychologisch sinnvollen Ansichten der Lehrer. Dies lernt man jedoch auch im Praktikum. Insgesamt war das Praktikum sehr ereignisreich und steckte voller Möglichkeiten, eigene Fähigkeiten anzuwenden und zu erweitern. Manchmal hätte ich mir jedoch einen vermehrten Einblick in den Arbeitsbereich der Beratung von Lehrkräften und der Schulleitung gewünscht.