Wer macht Freiwilligenmanagement?

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1 Wer macht Freiwilligenmanagement? Ehrenamtskongreß Nürnberg 2016 Dudo von Eckardstein 1. Ausgangsthese Überblick 2. Funktionsbilder von Freiwilligenmanagerinnen und organisatorische Verankerung 3. Freiwilligenmanagerinnen als Führungskräfte? 4. Ansatzpunkte zur Stärkung der Wirkungsmöglichkeiten 2 1

2 1. Ausgangsthese Professionalisierungsdiskussion: (Über)Betonung der Funktionen von Freiwilligenmanagement versus Vernachlässigung der Akteure Ohne handlungsfähige Akteure kein erfolgreiches Freiwilligenmanagement 3 1. Bisheriger Professionalisierungserfolg Verständigung auf einen konzeptionellen Rahmen des Freiwilligenmanagements Konsens über Funktionenkatalog für das Freiwilligenmanagement 4 2

3 1. und weiße Flecken Handlungsfähigkeit der Akteure ofteingeschränkt Unterschiedlichkeit der Funktionsbilder und deren Konfliktpotenziale ausgeblendet Bedeutung der Rekrutierungswege unterschätzt Führungskulturen und kompetenzen wenig beachtet Verfügbare Zeit oft unzureichend 5 2. Funktionsbilder und organisatorische Verankerung A. Alleinzuständigkeit für Freiwillige 1. Funktionsbild: Leitung einer Organisation/ eines Organisationsbereichs/Projekts und Betreuung der Freiwilligen in einer Hand Beispiele: Kommandant einer Freiwilligen Feuerwehr (ca. 90 Freiwillige) Leiterin der Altenbetreuung einer Kirchengemeinde (ca. 25 Freiwillige) 6 3

4 2. Funktionsbilder Alleinzuständigkeit Organigramm des 1. Funktionsbilds Leiter (Feuerwehrkommandant) EA 1 EA 2 EA 3 EA 4 EA n Abb. 1: Ein Linien Modell der Aufbauorganisation 7 2. Funktionsbilder Alleinzuständigkeit 2. Funktionsbild: Leitung einer Organisation/ eines Organisationsbereichs/Projekts und Betreuung der Freiwilligen in der Hand eines eines Teams Beispiel: Kleines Team eines Wohlfahrtsverbands (2 Personen) betreut pflegende Angehörige (ca. 20 Freiwillige) 8 4

5 2. Funktionsbilder Alleinzuständigkeit Organigramm des 2. Funktionsbilds Leitungsteam Koordinatorin 1 Koordinatorin 2 EA 1 EA 2 EA 3 EA 4 EA 5 EA Funktionsbilder Alleinzuständigkeit 3. Funktionsbild: Faktische Leitung eines Organisationsbereichs durch eine Art Vorarbeiterin mit faktischer Zuständigkeit für Freiwillige Beispiel: Lokale Abteilung einer Großorganisation der Patientenbetreuung (ca. 30 Freiwillige einschließlich der Vorarbeiterin ) 10 5

6 2. Funktionsbilder Alleinzuständigkeit Organigramm des 3. Funktionsbilds EA 3 EA 4 EA 5 EA 2 Leitung der Organisation EA 9 Lockerer lokaler Verbund von Freiwilligen Vorarbeiterin EA 8 (EA 1) EA 7 EA Funktionsbilder Geteilte Zuständigkeit B. Geteilte Zuständigkeit für Freiwillige in einer Organisation 4. Funktionsbild: Freiwilligenkoordinatorin, zuständig für Gewinnung, Auswahl, Fortbildung von Freiwilligen Einrichtungsleiter: Überwachung des Einsatzes Beispiel: Koordinatorin einer Behinderten Einrichtung mit mehreren Einsatzorten und leitern (ca. 100 Freiwillige) 12 6

7 Funktionsbilder Geteilte Zuständigkeit Organigramm des 4. Funktionsbilds Leitung Koordinatorin Abteilung I Abteilung II EA 1 EA 2 EA 3 EA 4 EA Funktionsbilder Geteilte Zuständigkeit Geteilte Zuständigkeit für Freiwillige in einer Organisation 5. Funktionsbild: Beauftragter für Grundsatzfragen des Freiwilligeneinsatzes, ohne unmittelbaren Kontakt mit Freiwilligen Beispiel: Freiwilligenbeauftragter in einem großen Wohlfahrtsverband 14 7

8 2. Funktionsbilder Geteilte Zuständigkeit Geteilte Zuständigkeit für Freiwillige in einer Organisation 6. Funktionsbild: Administratorin von Freiwilligen Belangen (z.b. Ehrungen, Lehrgänge), nur punktueller Kontakt mit Freiwilligen Beispiel: Großorganisation der Wohlfahrtspflege 15 Funktionsbilder Geteilte Zuständigkeit Organigramm des 5. und 6. Funktionsbilds Leitung Beauftragter/ Administratorin Abteilung I Abteilung II EA 1 EA 2 EA 3 EA 4 EA

9 2. Funktionsbilder Geteilte Zuständigkeit Geteilte Zuständigkeit für Freiwillige zwischen zwei Organisationen 7. Funktionsbild: Koordinatorin: Bereitstellung, Fortbildung und Vermittlung von Freiwilligen an andere Organisation Beispiel: Freiwilligenagentur entsendet Lesepaten in öffentliche Schulen zur Nachhilfe (400 Freiwillige) Funktionsbilder Geteilte Zuständigkeit Organigramm des 7. Funktionsbilds Leitung Org. A Leitung Org. B Koordinatorin Lehrerin Lehrer Schülerin 1 Schülerin 2 EA 1 EA

10 2. (Un)Klarheit organisatorischer Regelungen Keine oder überholte Aufgabenbeschreibung Ungeklärte Kompetenzen Ergebnis: Verhaltensautonomie und/oder Verhaltensunsicherheit Formale und gelebte Organisationsstruktur Koordinatorinnen fühlen sich teils von Leitung vernachlässigt beklagen Hineinreden der Leitung verlieren Kontakt zu vermittelten Freiwilligen vermissen Kommunikation mit Einsatzleitungen loben teils gute Zusammenarbeit und Unterstützung 20 10

11 3. Freiwilligenkoordinatorinnen als Führungskräfte Wie wurde man Freiwilligenkoordinatorin? in manchen Organisationen als engagierte Freiwillige aufgefallen aufgrund andernorts bewiesenen Engagements Fachkompetenz nicht entscheidend in anderen Organisationen: langer organisationsinterner Fortbildungs und Entwicklungsweg Freiwilligenkoordinatorinnen als Führungskräfte Erwerb von Fachkompetenz Learning by doing externe Seminare und Ausbildungsgänge Erfahrungsaustausch in Netzwerken interne Lehrgänge in Großorganisationen 22 11

12 3. Freiwilligenkoordinatorinnen als Führungskräfte Selbstverständnis als Führungskraft? bin nicht Führungskraft irgendwie bin ich schon Führungskraft selbstverständlich bin ich Führungskraft Freiwilligenkoordinatorinnen als Führungskräfte Führen als Unwort in manchen Organisationen Hemmung, die Führungsrolle voll anzunehmen 24 12

13 3. Freiwilligenkoordinatorinnen als Führungskräfte Merkmale gehemmter Führung : kein Mut, Freiwilligen etwas abzuverlangen Zurückhaltung in Führungsgesprächen Freiwilligenkoordinatorinnen als Führungskräfte Vermeintliche Stärken der Wirtschaftsphäre (Bindung durch Arbeitsvertrag und Geldanreiz) gegen vermeintliche Schwächen der Freiwilligenarbeit ( bekomme kein Geld, kann gehen, wann ich will ) These: Problematisches Bild von Freiwilligen: ihre intrinsische Motivation teils geringgeschätzt 26 13

14 3. Freiwilligenkoordinatorinnen als Führungskräfte Enges Zeitbudget erschwert Führung Herumgereichte Kennzahlen (z.b. 60 Freiwillige pro Vollzeitkraft) sind willkürlich bei geteilter Zuständigkeit: pro bezahlte Wochenstunde zwischen 2 und 35 Freiwillige Freiwilligenkoordinatorinnen als Führungskräfte Teilzeitkoordinatorinnen: oft zusätzliche unbezahlte Freiwilligenarbeit wegen zu geringem bezahlten Zeitbudget angestrebter mentaler Identifikation mit zu führenden Freiwilligen 28 14

15 4. Ansatzpunkte zur Stärkung der Akteure Generell: Handlungsfähigkeit der Akteure bestimmt den Erfolg des Freiwilligenmanagements in der Professionalisierungsdiskussion den Akteuren und ihrer Handlungssituation einen erhöhten Stellenwert einräumen Adressaten und Ansatzpunkte Konkreter: Freiwilligenkoordinatorinnen selbst: Analyse und Bewertung der eigenen Handlungssituation Forschung: Rolle der Koordinatorinnen in ihrer Organisation 30 15

16 4. Adressaten und Ansatzpunkte Fortbildungscurricula: Organisation der Freiwilligenkoordination Instrumente der Selbstanalyse Führung Coaching/Supervision: Koordination ist faktisch Führung Adressaten und Ansatzpunkte Leitung gemeinnütziger Organisationen: Freiwilligenmanagement erfordert Professionalität Verbandliche Selbstorganisation: Erfolgreiches Engagement Freiwilliger braucht ausgebaute Infrastruktur 32 16