Das kindliche Lexikon: Aufbau, Entwicklung und Störung 9.Sitzung: Entwicklung des kindlichen Lexikons III
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- Ingrid Dressler
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1 Das kindliche Lexikon: Aufbau, Entwicklung und Störung 9.Sitzung: Entwicklung des kindlichen Lexikons III Anja Müller Das kindliche Lexikon 1
2 9. Sitzung Die Entwicklung des kindlichen Lexikons III Spätere semantische Entwicklung und Satzsemantik Late Talker Entwicklungszusammenhänge im ungestörten SE Late talking children Das kindliche Lexikon 2
3 Semantische Ausdifferenzierung des Lexikons Inhalte der erste Wörter sind auf alles hörbare, sichtbare, greifbare und manipulierbare ausgerichtet Zunächst Begriffe der Basiskategorie Grüße und Floskeln, welche aus Interaktionen bekannt sind Ausbau semant. Felder; Erwerb von Oberbegriffen ca. 18 Mon.: Erwerb von innerpsychischen Bedeutungen ca Mon.: Ausdrücke für Gefühlsmäßige und körperlich wahrnehmbare Zustände Ausdrücke für Emotionen und physiologischen Zustände Mit 2;8 J. Referenzen auf mentale Zustände des Denkens, Wissens, Glaubens Das kindliche Lexikon 3
4 Spätere lexikalische Entwicklung Quantitative und qualitative Weiterentwicklung des Lexikons Ausbau morphologischer Fähigkeiten der Wortbildung Zunehmende Erweiterung und Verfeinerung des semantischen Systems; Erschließung neuer semant. Felder; Bildung von Taxonomien Das kindliche Lexikon 4
5 Spätere lexikalische Entwicklung Markierung von Perspektivenwechsel Gebrauch von Wörtern/Äußerungen mit metaphorischer Bedeutung Bedeutung abstrakter Begriffe Erwerb zieht sich bis ins Schulalter (und darüber hinaus) Das kindliche Lexikon 5
6 Lexikalische Entwicklung: Überblick Verstehen ca. 8 Mon. : Mama, Papa, eigener Name 12 bis 18 Mon: 50 bis 200 Wörter 6 Jahre: 9000 bis Wörter Produktion Erste Wörter um den 1. Geburtstag 16 bis 18 Mon: Wortschatzspurt 2 Jahre: 200 bis 300 Wörter 6 Jahre: 3000 bis 5000 Wörter Das kindliche Lexikon 6
7 Exkurs: Satzsemantik Wortbedeutung Was bedeutet ein einzelnes Wort wie Mond, Hund, kaputt (Kategorienbildung, Prototypen, semantische Merkmale, semantische Relationen)? Satzbedeutung Was bedeutet ein Satz, d.h. welchen Sachverhalt beschreibt ein Satz wie Der Bundeskanzler ist eine Frau oder Marie hat den Apfel aufgegessen? Der Erwerb der Satzsemantik zeichnet sich insgesamt durch einen schrittweisen Erwerbsprozess aus, der im Vorschulalter beginnt und mit Schuleintritt nicht abgeschlossen ist. (Schulz 2007) Das kindliche Lexikon 7
8 Korrekte Antworten in % Verstehen von einfachen w-fragen (Grimm&Schulz 2012; Schulz in Druck) Chronologisches Alter Das kindliche Lexikon 8
9 Korrekte Antworten in % Verstehen von einfachen w-fragen (Grimm&Schulz 2012; Schulz in Druck) age of onset 2;9 Chronologisches Alter Kontaktmonate Das kindliche Lexikon 9
10 Exkurs: Satzsemantik Komplexe Sätze: HS + NS; beide Teilsätze sind für Interpretation zu berücksichtigen Ich denke, dass A schläft. vs Ich bedaure, dass A schläft. Bis 4 J: Aussage des NS muss wahr sein Ab 4 J: Unterscheidung zwischen denken und bedauern Probleme bis Schuleintritt: Sätze mit falsche Präsupposition Das kindliche Lexikon 10
11 Das Phänomen der Late Talker LT: weniger als 50 Wörter (produktiv) und keine 2-Wort Äußerungen mit 2 Jahren Das kindliche Lexikon 11
12 Entwicklungszusammenhänge im ungestörten SE Zusammenhänge zwischen verschiedenen Aspekten der frühen und späteren Sprachentwicklung Zusammenhänge auf einer ling. Ebene (z.b. lexikalische Ebene) Zusammenhänge zwischen verschiedenen ling. Ebenen (lexikalisch-syntaktisch) Prognostische Hinweise auf problematische Entwicklungsverläufe Das kindliche Lexikon 12
13 Entwicklungszusammenhänge im ungestörten SE Innerhalb der lexikalischen Ebene Produktion erster Wörter korreliert mit dem Erreichen der 50 Wortgrenze (vgl. Kauschke, 2000) Erwerbszeitpunkt resultativer Verbpartikel ist ein signifikanter Prädiktor für den späteren Umfang des Gesamtwortschatzes (Schulz, in prep.) Das kindliche Lexikon 13
14 Entwicklungszusammenhänge im ungestörten SE Lexikon-Grammatik: Vokabulargröße und Äußerungslänge (MLU) (Bates et al., 1988) - Vokabular zw. 50 und 200 Wörter korreliert mit Produktion von Mehrwortäußerungen - Vokabulargröße mit 13 und 20 Mon korreliert mit MLU von 28 Mon Das kindliche Lexikon 14
15 Entwicklungszusammenhänge im ungestörten SE Lexikon-Phonetik/Phonologie - Produktion erster Wörter, Erreichen der 50 Wortgrenze, Komposition mit 16 Mon korreliert mit Fähigkeiten der Artikulation mit 29 und 35 Mon (Menyuk et al., 1995) - Kinder mit geringerem Lexikonumfang produzierten weniger unterschiedl. Konsonanten und weniger variierende Silbenstrukturen (Mirak & Rescorla, 1988) Das kindliche Lexikon 15
16 Late talking children (LT) LT: mit 2 J. keine 50 Wörter (produktiv) und keine 2-Wort Äußerungen 18% der Gesamtpopulation 2jähriger Kinder sind LT (Rescorla, 1991) LT: KEINE deutlichen kogn. Einschränkungen; keine manifesten Entwicklungsrückstände Mgl. aber nicht zwingend: Beeinträchtigung Wortverständnis, Verzögerung symbolischer Fähigkeiten (Spiel, Gesten), Defizite in Phonetik/Phonologie (geringes Phoneminventar, reduzierte Silbenstrukturen, eingeschränkte Verständlichkeit) (u.a.thal et al., 1995; Mirak & Rescorla, 1998) Das kindliche Lexikon 16
17 Late talking children (LT) Sprachentwicklung bei LT - Late Bloomer: holen auf, zeigen mit 3 J unauffällige SE, ca % - Kein Aufholen mit 3 J,Risiko für (S)SES, Schwierigkeiten in diversen Leistungsbereichen Das kindliche Lexikon 17
18 Late talking children (LT) (Überblick: Kauschke, 2000) Sprachentwicklung bei LT Kein Aufholen mit 3 Jahren - Einschränkung der weiteren Lexikonentwicklung - anhaltende phonolog. Auffälligkeiten und Artikulationsstörungen - syntaktische Defizite - eingeschränkte narrative Fähigkeiten - Einschränkungen im verbalen Kurzzeitgedächtnis und der auditiven Verarbeitung - Auffälligkeiten im Bereich des Sozialverhalten Das kindliche Lexikon 18
19 Late talking children (LT) (Überblick: Kauschke, 2000) Sprachentwicklung bei LT Kein Aufholen mit 3 Jahren - bis Schulbeginn Lexikonentwicklung oftmals altersentsprechend - Syntaktische und morphologische Defizite nicht altersgerecht (Umstritten) - erhöhtes Risiko für Lese- und Rechtschreibschwäche Das kindliche Lexikon 19
20 Lexikonentwicklung bei LT (Rescorla, Mirak & Singh, 2000) Langzeitstudie mit 28 LT von 2;0-3;0 J Aller 2 Monate Elternfragebogen Mit 3 J verschiedene Bennen- und Produktionsaufgaben Ergebnisse zeigten 2 verschiedene Entwicklungsprofile Das kindliche Lexikon 20
21 Lexikonentwicklung bei LT (Rescorla, Mirak & Singh, 2000) Ergebnisse Das kindliche Lexikon 21
22 Lexikonentwicklung bei LT (Rescorla, Mirak & Singh, 2000) Ergebnisse: Entwicklung des Wortschatzes (Grafik zeigt Ergebnisse für einen Teil der Kinder) Das kindliche Lexikon 22
23 Lexikonentwicklung bei LT (Rescorla, Mirak & Singh, 2000) Das kindliche Lexikon 23
24 Lexikonentwicklung bei LT (Rescorla, Mirak & Singh, 2000) LT-Gruppen unterschieden sich mit 3;0 in allen Benenn- und Produktionsaufgaben MLU: Gr 1= 3.08 vs. Gr 2= 2.06 Syntaktische und morphologische Leistungen mit 3;0 korrelierten mit der Größe des Lexikons im Alter von 2;2 und 2;4 Das kindliche Lexikon 24
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