Junghennen Arbeitszeitvergleich praxisüblicher Haltungsverfahren
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- Martin Berger
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1 Junghennen Arbeitszeitvergleich praxisüblicher Haltungsverfahren Der Arbeitszeitbedarf in der Junghennenhaltung hängt wesentlich vom gewählten Haltungsverfahren und der Größe der Haltungseinheit ab. Zwischen Boden- und Volierenhaltung sind bei gleicher Bestandsgröße % Unterschied möglich, wie eine Studie ergab, die vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.v. (KTBL) in Auftrag gegeben und von der Universität Kassel/Witzenhausen durchgeführt wurde. Ziel der Studie war es, Arbeitszeitwerte in Abhängigkeit vom Haltungsverfahren, der Bestandsgröße und der Vermarktungsform für konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebe in der Praxis zu erfassen und daraus Arbeitszeitbedarfswerte aufgrund von Modellrechnungen abzuleiten. In die Untersuchung sind die Ergebnisse von 32 Ställen aus insgesamt 26 Betrieben eingeflossen, deren Daten in acht Modellrechnungen zu den Haltungsverfahren Boden- und Volierenhaltung in konventioneller und ökologischer Wirtschaftsweise in jeweils zwei Stallgrößen eingeflossen sind. Bodenhaltung ist arbeitssparend Nach den Modellrechnungen beträgt der Gesamtarbeitszeitbedarf bis zur 18. Lebenswoche zwischen 2,48 und 7,45 AKh je 100 erzeugter Junghennen (Tab. 1). Tab. 1: Gesamtübersicht der Arbeitszeitbedarfswerte nach den Modellrechnungen in Abhängigkeit von Haltungsverfahren, Bestandsgröße und Vermarktungsform in AKh je 100 erzeugter Junghennen (Modellrechnung) Bodenhaltung Volierenhaltung konventionell ökologisch konventionell ökologisch Vermarktung Bestandsgröße [Tiere] AKh/100 Tiere Bei Eigenaufzucht 5,30 2,49 5,35 3,22 3,31 2,94 7,03 3,86 Bei Lohnaufzucht 5,29 2,48 5,33 3,21 3,30 2,93 7,02 3,84 Bei Vermarktung 5,71 2,91 5,76 3,64 3,73 3,36 7,45 4,27 Im Vergleich zu früheren Erhebungen (KTBL 1998) liegt der Arbeitszeitbedarf deutlich geringer. Für Bestände von bis Stallplätzen werden dort ohne Angabe der Haltungsverfahren noch 11,67 bzw. 4,8 AKh je 100 erzeugter Junghennen ausgewiesen. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass der Arbeitszeitbedarf in hohem Maße von individuellen Betriebsentscheidungen, wie z. B. der Anzahl der durchgeführten Nadelimpfungen, beeinflusst wird. Abb. 1: Verteilung der Arbeitsspitzen bei einem Durchgang am Beispiel eines Bestandes mit Junghennen in konventioneller Volierenhaltung mit Vermarktung und zwei Nadelimpfungen (Modellrechnung) Arbeitszeitaufriss Die Aufzucht von Junghennen ist durch extreme Arbeitsspitzen gekennzeichnet (Abb. 1). Insbesondere der Zeitraum von der Ausstallung bis zur dritten Lebenswoche Seite 1 von 5
2 ist durch hohen Arbeitszeitbedarf gekennzeichnet. Knapp ein Drittel aller Arbeiten fallen in der ersten und letzten Lebenswoche an, ein weiteres Drittel in der Serviceperiode. Zur Bewältigung der anfallenden Arbeiten ist der Einsatz von mehreren Arbeitskräften notwendig. In kleineren Betrieben sind hierfür häufig zusätzliche Arbeitskräfte nötig. In großen Betrieben werden auch spezialisierte Dienstleister, z. B. für die Nadelimpfung, das Schnabelkupieren, das Ausstallen oder die Reinigung, eingesetzt. Insbesondere Nadelimpfungen sind sehr arbeitsaufwändig und im Kurvenverlauf deutlich erkennbar. Einfluss der Bestandsgröße Innerhalb der Haltungsverfahren ist mit wachsenden Bestandszahlen eine deutliche Abnahme des Arbeitszeitbedarfes je Tier ersichtlich, z. B. haben Bodenhaltungen mit Tieren einen mehr als doppelt so hohen Arbeitszeitbedarf als Bodenhaltungen mit Tieren (Tab. 1). Dies ist vor allem auf den geringeren Aufwand bei den täglichen Kontrollgängen und der Reinigung des Stalles zurückzuführen. Abb. 2: Anteil der einzelnen Arbeitsvorgänge am Gesamtarbeitszeitbedarf von konventioneller Boden- und Volierenhaltung mit Tieren im Vergleich in AKh je 100 erzeugter Junghennen bei normaler Vermarktung (Modellrechnung) Einfluss des Haltungsverfahrens Der Arbeitszeitbedarf liegt in der Volierenhaltung höher als in der Bodenhaltung. Bei Beständen von z. B Tieren ist in Volierenhaltung mit ca. 33 % mehr Arbeit als in Bodenhaltung zu rechnen (Abb. 2). Abb. 3: Anteil der einzelnen Arbeitsvorgänge am Gesamtarbeitszeitbedarf von konventioneller bzw. ökologischer Bodenhaltung mit bzw Tieren bei normaler Vermarktung (Modellrechnung) Einfluss der Wirtschaftsweise Der Einfluss der Wirtschaftsweise auf den Arbeitszeitbedarf ist bei gleicher Stallgröße nur marginal. So liegen die Bedarfswerte der konventionellen Bodenhaltung auf einem ähnlichen Niveau wie die Werte der ökologischen Bodenhaltung. Durch den Wegfall des Schnabelkupierens werden in der ökologischen Bodenhaltung eventuelle Mehraufwendungen, z. B. für den Auf- und Abbau von Sitzstangen, ausgeglichen (Abb. 3). Andererseits wird bei ökologischer Bewirtschaftung durch die Begrenzung auf Einheiten von Tieren in der Aufzucht und Tieren in der Legehennenhaltung sowie üblicherweise kleineren betrieblichen Strukturen der Arbeitaufwand pro Tier in der Regel höher sein als in konventioneller Haltung. Seite 2 von 5
3 Die für das Management aufgewendete Zeit ist hauptsächlich von der Vermarktung der Junghennen beeinflusst. Betriebe, die für den Eigenbedarf oder im Lohn aufziehen, haben im Gegensatz zu Betrieben, die sich selbst um die Vermarktung der Junghennen kümmern müssen, einen erheblich geringeren Aufwand für das Management. Bei der Eigenaufzucht und der Aufzucht in Lohn liegt der Gesamtarbeitszeitbedarf um ca. 10 % unter dem Vergleichswert bei normaler Vermarktung (Tab. 1). Tägliche Arbeitsvorgänge Die Haltungsverfahren weisen hinsichtlich der Arbeitszeitwerte für die tägliche Stallkontrolle große Übereinstimmungen auf. So dauert ein Kontrollgang ( Lebenswoche) bei den Modellställen mit und Tierplätzen zwischen 0,40 und 0,45 AKmin je100 Tiere. Wie zu erwarten, erfordern die Kontrollgänge in den größeren Stalleinheiten weniger Zeit je Tier. Die Dauer beträgt bei den Modellställen mit und Tierplätzen zwischen 0,16 und 0,22 AKmin je 100 aufgezogenen Junghennen. Dies bedeutet, dass die Kontrollgänge in den größeren Einheiten nur geringfügig länger dauern und sich der Arbeitszeitbedarf für die Kontrolle von der dreifachen Tierzahl mehr als halbiert. Die täglichen Arbeitsvorgänge schwanken von ca. 25 % des Gesamtarbeitszeitbedarfs bei großen Beständen in der konventionellen Volierenhaltung bis über 50 % in der ökologischen Volierenhaltung (Tab. 2). Tab. 2: Anteil der täglichen, einmaligen und sporadischen Arbeitsvorgänge am Gesamtarbeitszeitbedarf ohne Management in Abhängigkeit von Haltungsverfahren und Bestandsgröße in Prozent (Modellrechnung) Bodenhaltung Volierenhaltung konventionell ökologisch konventionell ökologisch Arbeitsvorgänge Bestandsgröße [Tiere] % Tägliche Arbeitsvorgänge 48,3 30,3 47,2 21,7 35,7 24,1 51,8 25,2 Einmalige Arbeitsvorgänge 30,7 35,1 31,8 37,0 38,3 47,2 29,4 40,2 Sporadische Arbeitsvorgänge 21,0 34,5 21,0 41,3 25,9 28,7 18,7 34,6 Der gesamte Arbeitszeitbedarf für die täglich anfallenden Arbeiten, insbesondere bei der Bodenhaltung gleicher Größenordnung, ist für die beiden Wirtschaftsweisen sehr ähnlich. Das ist zunächst erstaunlich, da auf den ökologisch wirtschaftenden Betrieben zusätzliche Arbeitsvorgänge wie Körner füttern, Auslaufklappen öffnen und schließen oder Tiere eintreiben erforderlich sind. Offensichtlich werden diese zusätzlichen Arbeitsvorgänge aber gleichzeitig als Kontrollgänge genutzt, sodass in der Summe ein ähnlicher täglicher Arbeitszeitbedarf entsteht wie auf einem konventionellen Betrieb. Zusätzliche Angebote, die den Tieren ein breiteres natürliches Verhalten ermöglichen, führen nicht notwendigerweise zu höheren täglichen Arbeitszeiten. Einmalige und sporadische Arbeitsvorgänge Bei den sporadisch oder einmalig auftretenden Arbeiten sind u. a. folgende Arbeiten besonders hervorzuheben, da sie einen hohen Anteil an der Gesamtarbeit ausmachen: Ausstallen Reinigung und Desinfektion Stall einrichten und einstreuen Schnabelkupieren Nadelimpfung Seite 3 von 5
4 Die Dauer für die Arbeitsvorgänge Reinigung und Desinfektion, Stall einrichten und einstreuen, sowie Reparaturen sind sehr heterogen. Die Unterschiede zwischen den Ställen je Haltungsverfahren sind zum Teil größer als die Unterschiede zwischen den Haltungsverfahren. Aufgrund der großen Unterschiede in den Systemen und Stallgebäuden innerhalb eines Haltungsverfahrens ist dies nicht verwunderlich. Insbesondere bei der ökologischen Aufzucht kann eine Bodenhaltung sehr einfach gestaltet oder sich mit Kotgitter, Sitzstangen und zusätzlichen Gitterebenen nur geringfügig von einer Volierenhaltung unterscheiden. Der Arbeitsvorgang Stall einrichten und einstreuen bei den großen Ställen in der konventionellen Bodenhaltung ist dagegen als einzige Ausnahme relativ homogen. Bei diesen Ställen ist es möglich, die Futter- und Wassereinrichtungen bei der Reinigung an die Decke zu ziehen und darüber hinaus sind keine Einrichtungsgegenstände vorhanden. Dieses Haltungsverfahren ist gut mit den Angaben der Hähnchenmast (Joos et al. 2001) vergleichbar. Reinigung und Desinfektion erfordert dort in einem Modellstall mit Masttieren 7,70 AKmin/100 Tiere. Dies liegt in der gleichen Größenordnung wie bei dem Modell mit Junghennen mit 8,7 AKmin/100 Tiere. Für Stall vorbereiten werden für die Hähnchenmast 1,2 AKmin/100 Tiere, für Einstreuen 1,63 AKmin/100 Tiere, also insgesamt 2,83 AKmin/100 Tiere angegeben. Bei den Junghennen ist für Stall einrichten und einstreuen ein Wert von 2,73 AKmin/100 Tiere ausgewiesen. Für Schnabelkupieren, Nadelimpfung und Ausstallen der Tiere sind die von den Betrieben angegebenen Werte ebenfalls sehr heterogen. Das Haltungsverfahren oder die Wirtschaftsweise haben zudem wahrscheinlich nur einen geringen Einfluss. Bei diesen Arbeitsgängen müssen die Tiere einzeln gegriffen werden und gegebenenfalls, z. B. zur Stalltür, transportiert werden. Daher haben das Stallsystem, die Stallgröße und die Anordnung der Stalltüren hier einen großen Einfluss. In Tabelle 3 sind die Mittelwerte mit Standardabweichungen und die minimal und maximal auftretenden Werte aller Betriebe aufgeführt. Bei diesen Arbeiten werden häufig Lohnarbeitsfirmen oder zusätzliche Fremdarbeitskräfte eingesetzt. Vergleichsdaten lagen hierfür nicht vor. Tab. 3: Arbeitszeitbedarf bei einmaligen oder sporadischen Arbeitsvorgängen Arbeitsvorgang AKmin/100 Tiere, Mittelwert ± Standardabweichung Minimum Maximum Schnabel kupieren 8,63 ± 3,72 (n = 14) 3,36 16,62 Nadelimpfung 28,78 ± 8,06 (n = 21) 17,64 40,4 Ausstallen 24,16 ± 11,34 (n = 26) 3,99 55,38 Bei den Reparaturen wurden ebenfalls sehr unterschiedliche Arbeitzeiten von unter einer Stunde bis zu fast 30 Stunden für einen Durchgang angegeben. Hier besteht möglicherweise eine Abhängigkeit vom Alter der Anlage und vom technischen Aufwand des Systems. Auch hier sind keine entsprechenden Vergleichsdaten bekannt. Die für die Reparaturen im vergleichbar großen Hähnchenmaststall (15 000) angegebene Zeit von 0,27 AKmin/100 Tiere (Joos et al. 2001) liegt weit unterhalb des Mittels aus den Angaben für die konventionellen Bodenhaltungen von 4,32 AKmin/100 Tiere. Dieses Haltungsverfahren hatte allerdings den geringsten Zeitaufwand für Reparaturen. Uhlmann und Klemm (1999) weisen für Kleinreparaturen in Legehennenhaltung vergleichsweise 4,25 AKmin für Bodenhaltungen und 5,25 AKmin/100 Tiere in Volierenhaltungen aus. Generell besteht besonders bei den Arbeitsvorgängen, bei denen sehr heterogene Arbeitszeitwerte erhoben wurden, bedeutendes Einsparpotenzial durch Optimierung. Eine weitere Einsparmöglichkeit besteht in der Kombination verschiedener Arbeitsgänge, wie z. B. Ausstallen und Nadelimpfung. Seite 4 von 5
5 Fazit Auch wenn der Anteil der Arbeitskosten in alternativen Haltungsverfahren mit ca. 10 % an den Gesamtkosten überschaubar ist, gilt es Reserven zu nutzen und Arbeitsfallen zu umgehen. Der Gesamtarbeitszeitbedarf hängt von der Bestandsgröße, dem Haltungsverfahren, der Vermarktung und der Wirtschaftsweise ab und ist durch deutliche Arbeitsspitzen in der Serviceperiode und den ersten drei Lebenswochen gekennzeichnet. In der konventionellen Junghennenaufzucht liegt der Arbeitszeitbedarf bei Beständen von bis Junghennen zwischen 5,71 und 2,48 AKh/100 Tieren. In der ökologischen Junghennenaufzucht ist zwischen 7,45 und 3,21 AKh/100 Tieren zur rechnen (Bestände zwischen und Tieren). In der Bodenhaltung ist bei gleichen Bestandsgrößen mit geringeren Arbeitszeitbedarfswerten zu kalkulieren als in der Volierenhaltung. Bei Beständen von Tieren beträgt die Mehrarbeit für Volierenhaltungen 20 bis 30 %. Der Vergleich ökologischer und konventioneller Haltungsverfahren zeigt bei gleichen Bestandsgrößen hingegen kaum Unterschiede. Literatur Joos, B.; Beck, J. und T. Jungbluth (2001): Arbeitszeitbedarf in der Junggeflügelmast. KTBL-Arbeitspapier 278, KTBL, Darmstadt KTBL (1998): Taschenbuch Landwirtschaft 1998/ Auflage. Münster-Hiltrup. S. 238 Uhlmann, S. und R. Klemm (1999): Arbeitszeitrichtwerte für Legehennen in Boden- und Freilandhaltung. Abschlussbericht an das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.v., Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Dresden Autoren Christiane Keppler, Viktoria Weigand, Marion Staack und Ute Knierim, Universität Kassel, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, Fachgebiet Nutztierethologie und Tierhaltung Werner Achilles, Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.v., Darmstadt Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL) Bartningstraße Darmstadt Telefon: Fax: ktbl@ktbl.de Eingetragen im Vereinsregister beim Amtsgericht Darmstadt, Aktenzeichen 8 VR 1351 Vereinspräsident: Prof. Dr. Thomas Jungbluth Geschäftsführer: Dr. Heinrich de Baey-Ernsten Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Dr. Heinrich de Baey-Ernsten Diese Information wurde vom KTBL und den Autoren nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Das KTBL und die Autoren übernehmen keine Gewähr für Aktualität, Vollständigkeit und Fehlerfreiheit der bereitgestellten Inhalte. Herausgegeben mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. Nachdruck nur mit Quellenangabe. Seite 5 von 5
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